Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 21. AUGUST 2004 VOLKSI 
IIV11 
AlVin BLICK IN DIE SZENE BLATTI I IM LMIM L/ IM NAMEN DES GESETZES KÜRZINTERVIEW Die Sicht der Gemeinde Vaduz Bürgermeister Karlheinz Ospelt beantwortet Fragen zum Thema Dezibelmessung . Was ist der Grund für die Rundgänge der Gemeindepolzci mit dem Dezibelmesser? Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, beginnt gemäss Regierungsverordnung um 23 Uhr die'Nachtruhe. Von dieser zu unterscheiden ist die Polizeistunde, welche gemäss glei­ cher Verordnung werktags um 24 Uhr und am Wochenende um l Uhr beginnt. Einhaltung der Verordnung Die Gastwirte sind verantwortlich für die Einhaltung dieser Verordnung, das heisst, sie müssen die Musik in den Gärten leise drehen oder abschalten und Gäste, welche • zu laut sind, zur Ruhe ermahnen. Leider klappt dies nicht immer bei allen. Wer hat die Gcmcindcpolizci für diese Rundgänge beauftragt? Die Gemeindepolizei ist zuständig für die Kontrolle. Wenn die Regierungsverordnung nicht eingehalten wird, muss sie einschrei­ ten. Meistens erfolgt dies auf Reklamation von Nachbarn, die im Schlafen gestört wer­ den. Wie hoch ist der zulässige Grenzwert der erlaubt ist? Die Grenzwerte sind abhängig vom Grundlärmpegel. Auf der Basis der Grund­ pegel werden die zulässigen dB-Werte er­ mittelt. Entlang der Landstrasse ist der Grundpegel natürlich viel höher als z.B. im Haberfeld. Was somit im Haberfeld bereits störender Lärm sein kann, wird aufgrund des hohen Grundlärmpegels entlang von Landstrassen von den Leuten noch gar nicht wahrgenommen. Was passiert, wenn dieser Grenzwert überschritten wird bzw. was unternimmt der diensthabende Gemeindepolizist in so einer Situation? Der Gemeindepolizist fordert den Gast­ wirt oder bei Privathäusern den Ruhestörer auf, dafür zu sorgen, dass die Nachtruhe ein­ gehalten wird und erstellt ein Lärmproto­ koll. Es gibt eine Nachkontrolle, falls es dann immer noch zu laut ist, muss die Mu­ sik bei Gastbetrieben abgestellt werden und es erfolgt eine Busse. Schliessung verfügen Bei Nichtbefolgen der Anweisungen kann der Gemeindepolizist, wenn er keine andere Möglichkeit sieht, auch die Schliessung der Terrasse 
oder des Lokals verfügen. Dazu wird er in der Regel die Liechtensteinische Landespolizei dazuziehen. Was erhofft/erwartet sich die Gemeinde von diesem Vorgehen? Dass die Einhaltung der Regierungsver­ ordnung und somit der Nachtruhe gewähr­ leistet ist. 
Illegalität ist der Kick Die beiden jugendlichen Sprayer über ihr Werk bei der Schaaner Post SCHAAN - «Sie lieben das Spiel des Sprayens so sehr, dass sie es gratis machen», so der Lied­ text eines bekannten Hip-Hop- Songs. Was die beiden jungen Männer über ihr Werk bei der Post Schaan und ihr spezielles Hobby zu sagen haben. • Karin Hassle r Wie lange sprayt ihr schon und wo habt ihr das gelernt? Ach, schon lange. Ich so seit neun Jahren. Mein Kollege seit un­ gefähr zwei Jahren. Im Land gibt es nicht so viele die sprayen. Man muss sich mehr oder weniger alles selbst beibringen. Aber Übung macht den Meister, (lacht) Wie lange habt ihr für das Graf- fito bei der Schaaner Post ge­ braucht? Ungefähr eine halbe Stunde. Lei­ der ist uns während der Arbeit die Farbe ausgegangen und wir sind nicht ganz zufrieden mit dem Er­ gebnis. Vielleicht werden wir es noch verbessern ... Was war der Grund/die Motiva­ tion für dieses Graffito? Wir hatten schon lange die Idee von einem kleinen Graffito bei der Schaaner Post. Dann haben wir ge­ sehen, dass sich ein Wort mit acht Buchstaben für diese Wand ideal eignen würde. Nach so einem ha­ ben wir dann gesucht. Warum auf dem Schaaner Post­ gebäude? Weil es dort viele Menschen se­ hen. Es ist eine gute Wand. Hier konnten wir die «Rooftop-Tech­ nik» anwenden. Das heisst, man steht auf einem Vordach beim sprayen. Dort beim Postgebäude ist das wirklich super gegangen. Warum das Wort «Gangstaz» — was hat dieses Wort für euch für eine Bedeutung? Mit dem Wort «Gangstaz» woll­ ten wir schon irgendwie provozic-Aber 
es ist einfach cool. Man ist sein eigener Chef man kann frei sprayen was, wann und wo man will. Das ist irgendwie geil. Hat die Polizei schon Kontakt zu euch oder tappen sie eurer An­ sicht nach im Dunkein? Also mit uns haben sie bis jetzt keinen Kontakt aufgenommen. Wir glauben, die haben keine Ahnung wer wir sind und das ist gut so. Könnt ihr euch vorstellen mit der Polizei zu kooperieren bzw. euch zu stellen oder wartet ihr bis euch die Polizei finden wird? Nein,- sicher nicht. Die werden uns nicht erwischen. Sie können uns ja auch nichts beweisen. Themenbild von zwei jugendlichen Graffltokünstlern: Sie sprayen gemäss eigener Aussage aus Ideologie - Jugendliche der Hip-Hop-Szene. 
Anmerkung der Redaktion Dieses Interview kam nur unter der Voraussetzung zustande, dass die beiden Sprayer anonym blei­ ben. Es wird deshalb ohne Nen­ nung der Namen veröffentlicht. UMFRAGE ren. Es gibt in der Hip-Hop-Szene auch eine Band die so heisst. Durch die sind wir auf dieses Wort ge­ kommen. Wir sehen uns selbst auch ein bisschen als Gangster. Wolltet ihr mit dem Graffito pro­ vozieren oder wolltet ihr eine Botschaft vermitteln? Eigentlich wollten wir einfach die Schaaner Post verschönern. Die leeren grossen Wände sind dafür ideal geeignet. Und natürlich geht es auch darum, der Polizei eins aus­ zuwischen. Die kümmern sich ja nur um Mopedfahrer und harmlose Kiffer. Wir wollten mal zeigen, was wir drauf haben. War diese Aktion spontan oder geplant? Eigentlich wollten wir schon ei­ nen Tag früher sprayen aber einer 
von uns durfte nicht lange genug von zuhause weg bleiben. Das Da­ tum war dann eher zufällig. Aber so im Nachhinein betrach­ tet war es sicher ein gutes Datum, weil fast alle «Bullen» in Vaduz im Einsatz waren. Welche anderen Gebäude im Land würden euch reizen ? Da gäbe es viele, wenn man mit offenen Augen durchs Land geht. Zum Beispiel gibt es eine lange, kahle Betonwand bei der Bushalte­ stelle Laurentiusbad in Schaan. Oder die Wände des Schaaner Boc- ciaclubs könnte man cool gestalten. Erachtct ihr eure Aktion als Bu­ benstreich oder als ernsthafte Straftat? Wir sind uns schon bewusst, dass wir eine Straftat begangen haben. 
Zwischenstand SCHAAN - Die vom Volksblatt initiierte Iriternetumfrage be­ züglich dem Graffito bei der Schaaner Post wird rege ge­ nutzt. Bis gestern Mittag haben bereits 119 Personen ihre Mein­ dung kundgetan. Hier der Zwischenstand Es soll bleiben 31,9 Prozent Weg damit 63,1 Prozent Ist mir egal 5 Prozent Stimmen Sie im Internet unter www.volksblatt.li ab und tun Sie Ihre Meinung kund. Der Vaduzer «Dezibulle» unterwegs Die Vaduzer Gemeindepolizei ist immer öfter mit dem Dezibelmesser unterwegs VADUZ- Haben Sie gewusst, . BELX* sagt einer. Es sei klar, dass die dass eine Tätigkeit der Vadu­ zer Gemeindepolizei darin be­ steht, abends den Lärmpegel im Vaduzer Städtie zu messen und fehlbare Wirte zu ermah­ nen? ' Karin Hassler Wir waren im Städtie von Vaduz unterwegs und haben einen der Ge­ meindepolizisten bei seiner Arbeit als «Dezibulle» beobachtet. Er geht mit seinem Messgerät durchs Städtie - bleibt immer wieder ste­ hen und liest die Daten von seinem Gerät ab. Meistens ist alles in Ord­ nung. Die Wirte wissen mittlerwei­ le was drin liegt und was nicht. Dennoch fühlt sich der eine oder andere schikaniert. Im «beat» kommt der Gemein­ depolizist gerade an einen Tisch, an welchem sich eine Gruppe Fussballer nach dem Training zum gemütlichen Beisammensein trifft. «Wenn ihr jetzt noch ein bisschen lauter redet - dann muss ich die Gartenbeiz sofort schlies- sen», sagt der Gemeindepolizist. Es ist noch nicht mal 22 Uhr und die Jungs scheinen ihren Ohren nicht zu trauen. Aber es ist 
keines-Dle 
Wirte der Gartenrestaurants Im Vaduzer Städtie haben oft einen schweren Stand. Vor allein dann, wenn der Gemeindepolizist abends mit dem Dezibelmesser unterwegs Ist. wegs ein schlechter Film - nein! Es ist Vaduzer Sommer-Realität. Dennoch erachtet Alex Bieder­ mann, Geschäftsführer vom «beat» die neue Regelung als Fortschritt. «Letztes Jahr waren wir der Will­ kür der Beamtem ausgesetzt. Jetzt gibt es klare Vorschriften, an die 
auch wir uns halten können.» Wichtig sei jetzt nur, dass für alle die gleichen Bedingungen gelten. Schikane für die Wirte Einige der Wirte im Stiidtle erach­ ten die Aktion als Schikane. «Es ist grundsätzlich 
einfach mühsam», 
  Nachtruhe eingehalten werden müs­ se. Aber wenn der Polizist mit dem Dezibelmesser direkt vor der offe­ nen Lokaltüre stehe, um seine Mes­ sung 
zu machen und dann verlange, dass die Türe geschlossen werde, so sei das schikanös. Vor allem, wenn man sehe, dass sich im Hof vor der Sommerbar an guten Abenden bis zu 500 Leute tummeln, ohne dass jemand was sage. Jeder Wirt hat schon seine Erfahrungen mit der Gemeindepolizei gemacht. Einige wollen sich zu diesem Thema über­ haupt nicht äussern, weil sie Angst vor allfälligen Repressionen haben. Tatsache ist, dass es Vorschriften gibt, die in den Augen der Wirte so gut wie möglich eingehalten werden müssen. Fragwürdig sei nur, dass nicht bei allen mit den gleich langen Ellen gemessen werde. Das Thema Lärm ist ein Dauerbrenner im Vadu­ zer Städtie. Vor allem im Sommer, wenn die Gartenrestaurants geöffnet haben und die Menschen die lauen Sommerabende im Freien geniessen möchten. Dass dies nicht lautlos ge­ schieht, ist klar. Vor allem stellt sich die Frage: «Wie viele Menschen wohnen eigentlich im Städtie von Vaduz, die sich durch allfälligen Lärm gestört fühlen könnten?» 
' • .!
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.