Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DIENSTAG, 17. AUGUST 2004 
VOLKSI IIVII A IVin FRIEDLICHES FEST BLATTI IlVLMIMU PRESSESCHAU 
3 POLIZEI MELDUNG Uberweisungsbetrug im grossen Stil VADUZ - Die so genannte «Zaire-Connection» ist auch in Liechtenstein aktiv. Die Landespoli­ zei warnt Unternehmer und deren Mitarbeiter vor dubiosen Geldüberweisungen ab ihren Bankkonten und ersucht potentiell Geschädigte, sich umgehend bei der Landespolizei zu mel­ den. In der Schweiz und Deutschland versuchen Betrüger mit der «Zaire-Connection»-Masche seit Jahren, Unternehmen um hohe Beträge zu schädigen. Die Vorgangsweise variiert meist we­ nig und ist höchst professionell. In einem unbe­ obachteten Moment entwenden die Betrüger sehr schnell diverse Couveits aus Bankenbrief­ kästen oder öffentlichen Postbriefkästen. Die vorgefundenen Briefsendungen werden auf Zahlungsaufträge durchsucht. Diese werden wiederum manipuliert und es wird ein Zah­ lungsauftrag auf ein Bankkonto der Fälscher ab­ geschickt. Die Geschädigten erkennen den Ver­ lust bzw. die Fehlüberweisung meist zu spät und es entsteht eine hoher Vermögensverlust. Ge­ mäss bekannten Fällen aus der Schweiz und Deutschland, können die Schadenssummen sehr schnell Beträge von CHF 100 000 - und mehr erreichen. Damit die Betrüger unerkannt an das Geld kommen, wird im Vorfeld ein Bankkonto .mit gefälschtem Pass eröffnet. Die Behebung der eingetroffenen Gelder erfolgt mittels Bank­ karten und die wahre Identität der Betrüger ist nur schwer zu ermitteln. Die Landespolizei rät, Überweisungsaufträge direkt am Bank- oder Postschalter abzugeben, (Ipll) 
Viel los, wenige Probleme Landespolizei und Organisationskomitee ziehen positive Bilanz über Staatsfeiertag NACHRICHT Quotenfrauen? SCHAAN - 50 Prozent Quotenfrauen im Landtag? Diesen Wunsch hegt ein überparteili­ ches Gremium, welches einen Aufruf an alle Parteien, den Landtag und die Regierung ge­ startet hat. Ein Unterschriftentalon soll bis am 25. August von möglichst vielen Frauen und Männern unterzeichnet werden, die den Land­ tag zumindest hälftig mit Frauen besetzt haben wollen. Die überparteiliche Initiative «Pro Quo­ tenregelung» gibt sich in ihrer Werbeaktion kämpferisch: «20 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts wird es Zeit, dass der Frauenateil im Landtag massiv erhöht wird. Wir wissen aus Erfahrung, dass schöne Worte und Appelle nicht viel nützen, damit mehr Frauen in den Landlag gewählt werden. 20 Jahre sind ge­ nug. Wir wollen auch im Landtag paritätisch vertreten sein.» So fordert die Bewegung pau­ schal, eine öffentliche Diskussion über die Quo- tenreglung zu führen und - ohne die Resultate der Diskussion zu kennen - eine Änderung der Wahlgesetzgcbung herbeizuführen. Diese For­ derung habe noch vor den anstehenden Land­ tagswahlen zu geschehen. Helen Marxer, wel­ che dem überparteilichen Gremium angehört, bemerkte gegenüber dem Volksblatt, dass sie an die 300 Unterschriften auf den Talons erwarte. «Vielleicht sind es noch viel mehr.» Man .sehe in der Folge, ob der Vorstoss überhaupt eine Chance habe. Dies sei jedoch ungeachtet der Anzahl an Unterschriften zu betrachten, son­ dern hänge vom politischen Willen der Parteien ab. Ob auf dieser Grundlage der Forderung überhaupt eine kultivierte Diskussion herbeige­ führt werden kann, muss zum jetzigen Zeit­ punkt noch unbeantwortet bleiben. Helen Mar­ xer erklärte auf Volksblatt-Anfrage, dass vorerst keine weiteren Aktionen der Gruppierung zu er­ warten seien. Die Verantwortung liir eine Dis­ kussion und vor allem der Ball zur Lancierung einer Diskussion liege nun einzig bei den Par­ teien. Diese äusserten sich gestern zu dieser von der Gruppierung gestellten Forderung nicht. Beispielhaft Peter Kranz, VU-Generalse- kretär: «Kein Kommentar.» (pk) KURS Selbstverteidigung für Frauen GAMPRIN - Gewalt erkennen... verstehen ... verhindern! Der Kurs 214 unter der Lei­ tung von Adolf Schädler beginnt am Mon­ tag, den 23. August um 20 Uhr im Vereins­ haus in Ganiprin. Anmeldung und Auskunft bei der Erwachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan. (PD) 
VADUZ - Der Staatsfeiertag vom Sonntag ist ruhig abgelaufen und es hat keine grösseren Prob­ leme gegeben. «Es ist ein sehr friedliches und ruhiges Volks­ fest gewesen. Auch die Vereine zeigten sich mit ihren Umsätzen zufrieden», so Daniela Clavadet- scher, Vorsitzende vom OK. • Karin Hassler _________ Schätzungsweise rund 2000 Perso­ nen waren an der Feldmesse am Morgen auf der Schlosswicse da­ bei. Beim anschliessenden AptSro im Garten vom Schloss Vaduz wa­ ren es gar 4000 in- und ausländi­ sche Gäste. Gemäss Schätzungen des Organisationskomitees wurde jedoch am Abend im Städtle mit ei­ ner Besucherzahl von 35 000 ein Besucherrekord, ähnlich dem vor zwei Jahren erreicht. Wenige Auseinandersetzungen «Der Staatsfeiertag verlief im Grossen und Ganzen ruhig», so Pressesprecher Kaufmann von der Landespolizei. Nur einige wenige Auseinandersetzungen wurden von der Landespolizei gemeldet: Bei einer Schlägerei erlitt ein Be­ teiligter um ca. 0.30 Uhr mehrere Platzwunden und wurde ins Lan­ desspital Vaduz gebracht. Gegen 5 Uhr morgens attakierte eine alkoholisiserte Person verbal die anwesenden Beamten der Lan­ despolizei. Zudem trat er einen Be­ amten in den persönlichen Schutz­ bereich und musste folglich in Aus- nüchterungshaft genommen wer­ den. Eine weitere alkoholisierte Person fiel unbeabsichtigt in ein Schaufenster. Gegen 5.20 Uhr besprayten zwei Personen auf dem Vordach der Post Schaan die Hauswand und verur­ sachten einen Sachschaden in un­ bekannter Höhe (siehe Bild). Massives Verkehrsaufkommen Vor allem ain Abend, vor und 
Die Fassade des Postgebäudes von Schaan wurde in der Nacht von Sonntag auf Montag von zwei Personen mit dem Wort «Gangstaz» besprayt. Noch ist die Höhe des Sachschadens unbekannt. nach dem Feuerwerk war das Ver­ kehrsaufkommen rund um Vaduz massiv. «Wir waren  phasenwei.se schon einem Verkehrskollaps na­ he», so Pressesprecher Kaufmann. Dennoch ist er überzeugt, dass die Verkehrssituation aufgrund der um­ fassenden Informationen im Vor­ feld des Staatsfeiertages als befrie­ digend zu beurteilen ist. Erst beim Wegfahren nach dem Feuerwerk, sei es - vor allem auf dem Rhein­ damm - zu temporären Stauungen aufgrund von Auffahrunfällen ge­ kommen. Samariter auf ruhigem Posten Angelika Schwarz vom Samari­ terverein Vaduz zieht' eine positive Bilanz: «Wir haben keine Jugend­ lichen und keine Erwachsenen wegen übermässigem Alkoholkon­ sum zu betreuen gehabt.» Dies hän­ ge ganz bestimmt mit dem Aus- schankverbot von Atcopops zusam­ men. 70 Personen wurden von den Samaritern behandelt. Es habe sich dabei vorwiegend um Schnittver- letzungen, Insektenstiche und Bla­sen 
an den Füssen gehandelt. Fünf Personen mussten zur weiteren Be­ handlung ins Landesspital gebracht werden. Ebenfalls lobend erwähnte Frau Schwarz die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst. Alcopops und Jugendschutz Sowohl die Landespolizei als auch Thomas List, Beauftragter für Jugendschutz, begrüssen die Ent­ scheidung des Organisationskomi­ tees, keine Alcopops auszuschen­ ken. List war zusammen mit einem Beamten der Landespolizei am Staatsfeiertag unterwegs, um Auf­ klärungsarbeit zu leisten. So wur­ den mit den Personen an den Ge- triinkeständen Sensibilisierungsge- spräche bezüglich der geltenden Jugendschutzbestimmungen ge­ führt. «Dies hat guten Anklang ge­ funden und zum Teil waren die be­ treffenden Personen sogar dankbar für die Aufklärung», so List. Vereinzelt mussten Anbieter da­ rauf aufmerksam gemacht werden, dass sie keine Alcopops ausschen­ ken dürfen. «Es hat sich gezeigt, 
dass die Aufklärungsarbeit nötig war», so List. Die Tatsache, dass keine Alcopops ausgeschenkt wur­ den, erachtet sowohl List als auch die Landespolizei als sehr positiv, denn die Wirkungen von Alcopops seien ja bekannt und die Folgen des übermässigen Alcopopkonsums sind dieses Jahr ausgeblieben. Verbesserungsmöglichkeiten «Natürlich kann man bei so ei­ nem Fest immer etwas verbessern», so Daniela Clavadetscher. Es habe beispielsweise bezüglich der An­ zahl und der Qualität der Toiletten Reklamationen gegeben. «Dies werden wir natürlich für das nächs­ te Jahr im Auge behalten.» Man müsse jedoch wissen, dass diese Toilettenwagen einen Kanalisa- tionsanschluss brauchen und des­ halb nicht überall aufgestellt wer­ den können. Im Grossen und Gan­ zen betrachtet sie den Staatsfeier­ tag als gelungenes und friedliches Fest, welches aufgrund des Wetters und der Organisation als schöner Erfolg gewertet werden kann. «Jetzt regiert der Erbprinz im Ländle» Die Amtsübergabe 
an den Erbprinzen in den internationalen Medien VADUZ - Kaum ein Anlass hat so vjele internationale Medien nach Vaduz gelockt, wie die sonntäg­ liche Amtsübergabe an den Erb­ prinzen. Entsprechend gross war gestern die Resonanz in den Me­ dien. Wie die von uns zu­ sammengestellte Presseschau zeigt, fielen die Berichte mehr­ heitlich positiv aus. Allerdings wurde auch Kritik geäussert. * Martin Frömmelt Nüchtern korrekt berichtete die österreichische Nachrichtenagentur «Austria Presse Agentur» über die «Übergabe der Regierungsgeschäf- te». Ähnlich das «St. Galler Tag­ blatt»: «Stabübergabe im Fürsten­ tum: Erbprinz Alois mit Staatsauf­ gaben betraut». Keine Überraschungen Die «Neue Zürcher Zeitung» schrieb: «Eine in den letzten Jahren nicht mehr erreichte grosse Zahl von Menschen hatte sich zur Feld­ messe auf der Schlosswiese und zum anschliessenden Staatsakt ein­ gefunden», und bemerkte eher nüchtern: «Die mit Spannung er­ wartete erste Ansprache von Erb­ prinz Alois enthielt keinerlei pro­ grammatische Hinweise, die nicht vorher schon bekannt waren. Inten­siv 
hatte sich der Thronfolger in den letzten Jahren mit Zukunftsfra­ gen beschäftigt, die er in kurzer Aufzählung wiederholte.» «Jetzt regiert der Erbprinz im Ländle» titelte das Boulevardblatt Blick seinen Bericht, der mit einem Foto der strahlenden Familie des Erbprinzen garniert wurde. Kritiker würden behaupten «der Erbprinz funktioniere nur als Marionette», schreibt der Blick und hält dazu umgehend fest: «Erbprinz Alois ge- niesst aber Sympathien beim Volk.» «Wann sagt er, was er will?» Der «Tages-Anzciger» zeigte sich einmal mehr recht monarchie­ kritisch und titelte: «Wann sagt er denn, was er will?» Man wisse ein­ fach nicht, «was der Erbprinz meint, wenn er spricht», wird lau­ nisch moniert. Die allgemein ge­ haltenen Ausführungen des Erb­ prinzen, seien durchaus geeignet, gereizte Reaktionen hervorzurufen, schreibt derTagcs-Anzeiger und zi­ tiert Landtagsvizepräsident Peter Wolff, der sich zu der vom Erbprin­ zen gewünschten vermehrten finan­ ziellen Autonomie für die Gemein­ den wie folgt äusserte: «Noch mehr Geld für die Gemeinden? Die er­ trinken ja bald im Geld.» Schluss­ folgerung des Tagis: «Bei einer weiteren Verlagerung von Staats­aufgaben 
an die Gemeinden wür­ den die Kompetenzen von Regie­ rung und Landtag geschmälert, was dem Fürstenhaus angesichts frühe­ rer Auseinandersetzungen wohl nicht ungelegen käme.» «Fehlentwicklung» Die «Basler Zeitung» stellte die Thematik der Stellvertreter-Rege­ lung in den Mittelpunkt. Unter dem Titel «Der Fürst hat keine Angst vor <zwei Höfen>» heisst es: «Liechten­ steins renommiertester Verfas­ sungsrechtler, alt Regierungschef Gerard Batliner, bezeichnet diese Stellvertreterregelung als ^Fehlent­ wicklung der Monarchie). Für die Monarchie ist charakteristisch, dass sie grundsätzlich eine einzige Bezugsperson hat: rechtlich, poli­ tisch, emotional.» «Bald einmal könnte das Volk nicht mehr wissen, wer nun eigentlich der Fürst sei.» Effizienz statt Pomp Unter dem Titel «Funktionsüber­ gabe in Liechtenstein» schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ): «Während andere europäi­ sche Adelshäuser mit schmusigen Trauungen oder blaublütig-bürger- lichen Amouren die. Klatschprcsse füllen, funktioniert das Haus Liech­ tenstein weiterhin in vornehm-ge­ räuschloser Weise. Es liefert keine 
bunten Bildchen oder skandalösen Geschichtchen, weil alle ein grade- zu bürgerlich-unauffälliges Leben führen. (...) Auch beim jetzigen Wechsel gibt es nicht monarchi­ schen Pomp, sondern bürgerliche Effizienz. (.-«) Für den erstgebore­ nen Sohn wird es nicht einfach sein, aus dem Schatten des selbst- bewussten Vaters herauszutreten.» «Ein Provokateur» Die englische Agentur «Asso­ ciated Press» zitiert den früheren Regierungschef Mario Frick: «Hans-Adam war ein Provokateur. Ihm hat es gefallen, der Mittelpunkt einer Auseinandersetzung zu sein. Viele Leute hoffen, dass Erbprinz Alois die Dinge beruhigen wird.» Die Londoner Agentur «Reuters» titelte «Rebranded Liechtenstein welcomes fresh prince» und meinte damit, dass Liechtenstein einen gu­ ten Monat nach Einführung der Mar­ ke Liechtenstein jetzt auch einen neuen Machthaber bekommen hat. Ganzes Land bei Gartenparty In den USA wurde der Fokus vor allem auf die für amerikanische Verhältnisse unvorstellbare Klein­ heit unseres Landes gelegt. Die «Los Angeles Times» titelte: «Der Fürst lädt die ganze Nation zur Gartenparty.».
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.