Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 14. AUGUST 2004 VOLKSI ||V| | ADVin KOPF DER WOCHE BLATT | 
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JETZT BLÜHT KOPF DER WOCHE t Diese Woche: Dost - wilder Majoran VADUZ - Die aromatisch riechenden Pflan­ zen des Dost öder Wilden Majoran (Origa- num vulgare) sind in unserem Land bis in die Bergregion verbreitet. Wir finden sie auf Halbtrockenrasen und Heidewiesen, in trockenen Gebüschen, Waldrändern, Föh­ renwäldern, Naturgärten und besonders auf dem Rheindamm von Balzers bis Ruggell. Der wärmeliebende Dost gehört zur Fami­ lie der Lippenblütler (Lamiaceae, Labiatae), bevorzugt nährstoffreichen, kalkhaltigen Boden und blüht von Juli bis September. Die 20 bis 50 cm hohen, aufrechten Stiin- gel sind kantig, leicht behaart und oben ver­ zweigt. . Die ovalen Blätter werden bis 4 cm lang, sind kurz gestielt, ganzrandig oder gezähnt. Ihre Stellung am Stängel ist wie bei allen Lippenblütlern kreuzgegenständig. Die Blattunterseite ist durch kleine Ölbehälter drüsig punktiert. Die Blätter enthalten äthe­ rische öle und riechen deshalb stark aroma­ tisch, wenn wir sie zwischen den Fingern verreiben. Sie schmecken herb bitter. Die Blüten sind kurz gestielt und am En­ de der oben verzweigten Stängel in kugelig gedrängten Scheinrispen angeordnet. Die Blütenkronen sind hellrosa bis purpuirot, 4 bis 7 mm lang, mit flacher Oberlippe und dreiteiliger Unterlippe. Der wohlriechende Nektar ist sehr zuckerreich. Die Blüten wer­ den besonders gern von Honigbienen be­ sucht. ' Das Kraut der blühenden Pflanzen wird als Gewürz verwendet wie der nahe ver­ wandte echte Majoran. Als Heilpflanze wird der Dost in der Volksmedizin aufgrund des Gehalts an ätherischen Ölen, Bitter- und Gerbstoffen vielseitig angewandt. .'. Josef Biedermann Diese Volksblatt-Rubrik wird von josef Biedermann im Namen der Botanisch- Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-. Sargans-Werdenberg (BZG) betreut. Kontakt: josef.biedermann@LG-vaduz.li . KURS Didgeridoo für Anfänger SEVELEN - Didgeridoo, das Instrument aus dcrTraunizeit. Vermittlung der Grundla­ gen zum Spielen des Didgeridoos. An fünf Abenden lernen Sie die grundlegenden Ge­ setzmässigkeiten des Didgeridoo kennen. Die Spiel- und Atemtechniken haben er­ staunliche Wirkungen auf unsere körpereige­ nen Energien. Die Klangbilder, die durch das Blasen des Rohres entstehen, haben eine ar­ chaische Beziehung zu uns Menschen und helfen dem Körper durchlässig zu werden. Gelernt wird auf einem Karton-Didgeridoo, das 
Sie während des Kurses selber bemalen. Eine faszinierende Herausforderung, sich in neue Schwingungen zu versetzen. Der Kurs 201 unter der Leitung von Walter B. Probst beginnt am Montug, 23. August um 19 Uhr im Atelier Probst Art in Sevelen. Anmeldung und Auskunft bei der Erwachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22 oder per E-Mail  info@stein-egerta.li .  (PD) 
Lebendige Traditionen Christoph Frommelt oder wie aus Einzeiteilen ein ganzes Puzzlebild entsteht SCHAAN - Christoph Frommelt hält Traditionen am Leben. Aber nicht, weil er sie einfach fort­ setzt, sondern weil er ihnen Raum gibt, sich zu verändern und zu wachsen. Ein Puzzle­ spiel. «Cornelia Hote r «Ich war schon als kleiner Junge am Fürstenfest immer auf Tuass. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal im Städtle, weil die Krone nicht angezündet werden konnte. Ich freu mich, dass wir diesen spe­ ziellen Tag dieses Jahr wieder an diesem speziellen Ort feiern kön­ nen, denn für mich ist diese Tradi­ tion auch heute noch etwas Ausser- gewöhnliches.» Wenn Christoph Frommelt von 1200 Fackeln der Krone auf Tuass. den insgesamt 60 Höhenfeuern und vom Fackelzug durch den Fiirstensteig am Staats­ feiertag erzählt, macht er dies zwar mit 
ruhiger Stimme und ohne gros­ se Worte. Zu spüren ist sie aber, sei­ ne Begeisterung und seine Leiden­ schaft für Abenteuer, die er zusam­ men mit seinem Vater erlebt hat. <Er hat uns einfach immer mitge­ nommen und wir durften dann beim Anzünden der Krone helfen. Das war für uns natürlich ein spe­ zieller Moment, einmal pro Jahr so viel Feuer zu entzünden und dafür nicht getadelt zu werden.» Alte Wahrheiten und der Schalk in den Augen Jetzt lacht Christoph Frommelt und seine blauen Augen verraten den Schalk, der sich hinter seiner ruhigen, überlegten Art versteckt. Dann sagt er: «Für mich ist Tuass auch deshalb im­ mer wieder ein un- vergessliches Er­ lebnis, weil ich heute 
meine eigenen drei 
Bu­ ben mit­ nehmen k 
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und ihre leuchtenden Augen zu se­ hen. ist etwas ganz Spezielles.» Im­ mer wieder hält Christoph From­ melt inne. Es ist, als ob er seinen Worten Zeit und Raum geben wür­ de, sich setzen zu lassen. Die kurze Stille verleiht dem Gesagten Nach­ druck. Unterstreicht das eine. Hebt anderes hervor. Lässt unterschiedli­ che Sichtweisen zu. Und ist vor al­ lem ein Spiegelbild eines jungen Mannes, von dem als Ehemann, Va­ ter, Holzbau-Unternehmer und Bergrettungs-Präsident zwar täg­ lich Worte verlangt werden, diese aber nie als laute Reden verlauten lässt. Es ist denn vielmehr ein wei­ teres Teil des gesamten Puzzlebil­ des von Christoph Frommelt, wenn er sagt: «Das Schönste und Spe­ ziellste am morgigen Staatsfeiertag ist für mich, dass die Bevölkerung ge­ meinsam etwas macht und zu­ sammen einen Tag begeht. Denn, nur ge­ meinsam kön­ nen wir etwas erreichen und aufbauen. Al­ lein sind wir nichts!» Wie­ der zieht sich mein Gegenüber für einen ganz kur­ zen Augenblick zu­ rück. Seine Augen weichen mei­ nem Blick nicht aus und 
ich freue mich über sein Lächeln. Dann sagt er: «Das ist auch in un­ serem Betrieb so. Wir sind nur so gut wie unsere Mitarbeiter sind. Das ist eine alte Wahrheit, aber sie stimmt auch heute noch.» Und wie- i der sind wir bei einer Tradition an­ gelangt, die für Christoph From­ melt wichtig ist. «Holz hat mich schon immer fasziniert und als klei­ ner Junge bin ich oft meinem Vater im Betrieb hinterher marschiert und war überglücklich dabei.» ' Ein Glas Wasser und Familientraditionen Christoph Frommelt trinkt einen Schluck Wasser. Er stellt das Glas auf den Tisch. Dreht es vorher noch kurz in der Hand und sagt dann: «Mein Vater hat immer betont, dass wir das lernen sollten, was wir woll­ ten und uns gelallt. Es ging denn a u c h nicht da­ rum, die F a m i - ientradi- tion fortset­ zen zu müs­ sen. Viel wichtiger und viel schöner ist es, heute Neues er­ arbeiten und erschaf­ fen zu können und da­ mit jeden Tag einen Schritt vorwärts zu machen.» Erneut zeigt sich 
ein weiteres Teil des Puzzlebildes von Christoph Frommelt und zwar eines, das nur auf den ersten Blick überrascht, eigentlich aber ganz lo­ gisch ist für einen Menschen, dem die Familie über alles geht, immer aber auch wieder die Einsamkeit sucht und sagt: «Traditionen sind wichtig, denn sie erinnern uns dar­ an. woher wir kommen und wo un­ sere Wurzeln sind. Das ist schön, das gibt Halt und Kraft. Gleichzei­ tig macht das Festhalten an Tradi­ tionen aber auch träge und lässt keinen Raum für Neues zu. Das be­ deutet Stillstand und Stillstand führt unweigerlich zum Tod. Das ist auch bei der Tradition so. Sie wird nur dann weiterleben, wenn sie neues Leben erhält und auch Raum, um sich verändern und wachsen zu können.» Kein Mobiltelefon und Naturgewalten Dass Veränderungen und immer wieder auch das eigene Hinterfra­ gen zu Christoph Frommelts Per­ sönlichkeit gehören, wird im Ge­ spräch mit ihm deutlich sichtbar. Seine Ruhe ist nicht gespielt. Eine tiefe Zufriedenheit vielmehr Fun­ dament dafür. Und wenn er sagt: «Für mich ist es etwas vom Schöns­ ten, mit anderen Menschen etwas zu tun. Sei es, mit meiner Familie, im Betrieb oder mit der Bergret­ tung. Gleichzeitig wünsche ich mir aber auch, irgendeinmal alles und alle hinter mir zu lassen und für ein paar Wochen nur die Natur zu erle-. ben. Niemanden zu sehen. Kein Mobiltelefon zu hören. Und nur die rauhen Gewalten der Natur zu spü­ ren, denn die Natur ist es, die mir immer wieder Kraft gibt für meinen Weg», wird auch seine Verletzlich- keit spürbar. Damit ist das letzte Teil des Puzzlebildes von Christoph From­ melt gefunden. Und. die einzelnen Tei­ le zu einem ganzen Bild gewor­ den. Christoph Frommelt: «Traditionen sind 
wichtig, denn 
sie erinnern uns 
daran, woher wir kommen. Gleichzeitig macht das Festhalten an Traditionen aber auch träge und lässt keinen Raum für Neues zu. Traditionen können aber nur dann weiterleben, wenn sie neues Leben erhalten.» CHRISTOPH FROMMELT ÜBER CHRISTOPH FROMMELT Name: Christoph Frömmelt Wohnort: Schaan Alter: 40 Jahre Beruf: Zimmermann, Architekt Seine Kinder bedeuten für ihn: Verantwortung 
und Lebensfreude.- Seine Frau sagt über ihn: Er 
ist der ruhende Pol. 
Wasserski fahren: Auf einem 
ein Holzhaus bauen: Für einen gefrorenen Bergsee. , - Einsiedler. Das bringt ihn zum Lachen:! Ein Spitzbubenstreich unserer Kinder. Dann hat er IVänen in den Au­ gen: Beim Abschied von Perso­ nen, die ich schütze. Von dieser Bergspitze würde er ein Foto machen: K2 
Diese Blume freut ihn: Männer­ treu. Von 
diesem Ort träumt er: Von einer menschenleeren Bergland­ schaft ' In dieser Band würde er mit­ spielen: Bergrettungsguggamu- sik. Auf diesem Wasser würde er Dieser Person würde er gern Nach dem Wasalauf ist das sein 
nächstes Ziel: Ist noch im Ver­ borgenen. Ein Holzkopf ist er nicht, weil: Holz schwimmen kann. Diese Zeitungen liest er täglich: Volksblatt und Vaterland. Deshalb ist er Präsident der Bergrettung: Weil es schön ist, Menschen in der Not helfen zu können und weil ich es gut finde, sich für die Gesellschaft zu enga­ gieren. ' \ .' - '.w <  V 
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