Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 10. JULI 2004 VOLKS! 
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INLAND IM GESPRACH MIT DANIEL REAL WAS JETZT BLÜHT Diese Woche: Skabiosen-Flockenblume 
KOPF DER WOCHE SCHAAN - Auf Trocken- und Halbtro­ ckenrasen, in mageren Wiesen sowie in Föh­ ren* und Eichenwäldern blühen vom Juni bis in den August die purpurroten Köpfe der Skabiosen-Flockenblume (Centaurea sca- biosa ssp. scabiosa). Selten sind Pflanzen mit rosaroten oder weissen Blüten. Die grosse und auffallige Korbblütlerart (Familie Astcraceae, Compositae) ist in un­ serer Region auf den Heidewiesen verbrei­ tet, von 500 bis 1500 m. Im Alpenraum und auch durch Rüfen herabgeschwemmt, z.B. in der Mühleholzrüfe, finden wir die Alpen­ flockenblume, eine etwas kleinere, wenig- köpfige Unterart. Die aufrechten Stiingel werden bis 120 cm hoch. Sie" sind kantig, oben meist verzweigt und mehrköpfig. Die ein- bis zweifach fie- derteiligen Blätter haben schmal-lanzettli­ che Abschnitte. Die unteren Blätter sind ge­ stielt, die oberen am Stängel sitzend. Die kugeligen Blütenköpfe an der Spitze der Zweige sind vor dem Aufblühen grau- .seluvarz. Die grünen, l bis 5 mm langen Hüllblätter haben schwarze, dreieckige An­ hängsel mit jeweils 5 bis 15 Fransen, die den grünen Teil der Hülle nur teilweise ver­ decken. Die Blüten zählen zum «Körbchenblu­ mentyp». Die Hülle der blühenden Köpfe ist eiförmig, 1,5 bis 3 cm lang und bis 2,5 cm dick. Die randständigen purpurroten Röh­ renblüten sind als Schaublüten vergrössert und steril. Die Staubfäden im Innern der Blüten sind wie bei allen Centaurea-Arten leicht reizbar und entleeren nach Berührung den Pollen. Die blütenbesuchenden Insekten überneh­ men so den Pollen zur Bestäubung einer an­ deren Blüte. Die 3 bis 5 mm langen Früchte werden durch Ameisen verbreitet, teilweise auch durch den Wind. Josef Biedermann Diese Volksblatt-Rubrik wird von Josef Biedermann im Namen der Botanisch- Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein- Sargans-Werdenberg (BZG) betreut. Kontakt:  josef.biedermann@LG-vaduz.li Kleistern mit Corina SCHAAN - Dekorations-Gegenstände und Spielzeug. Dieser Kurs richtet sich an alle Erwachsenen, die eine alte Technik aul eine neue Art kennen lernen möchten. Die Um­ setzung eigener 
Ideen und Pläne der 
reil­ nehmenden sollen im Vordergrund stehen. Ob Puppenhaus mit Möbeln, Kugelbahn, Rahmen und Herbst- oder bereits Weih­ nachtsdekorationen, fast alles ist möglich. Das Können 
der Teilnehmenden beginnt mit dem Eintauchen des Stolles -in den Kleister. Der Kurs 108 unter der Leitung von Corina Grob beginnt am Donnerstag, 19. August um 19 Uhr im Gcmeinjichaits- zentrum Resch in Schaan. Anmeldung und Auskunlt bei der Er­ wachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22 oder per E-Mail info@stein-egerta.li .  (Hing.) 
Der «Loki»-Mann kommt ' * Daniel Real lenkt seit Jahren den City-Train durchs Städtle 1/. 
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VADUZ - Er ist wahrscheinlich einer der einzigen Menschen, die im Ausland bekannter sind als in Liechtenstein. Täglich zeigt er mit dem blau-roten «Zügle» Touristen und Einheimi­ schen die schönsten Flecke der Residenz. * Tamara Frömmel t Um 8 Uhr trinkt Daniel Real seinen ersten Kaffee, um 8.30 startet er zur ersten Tour. Auf der letzten Fahrt am Donnerstagabend bin ich auch dabei. Der City-Train ist recht voll. Souverän hilft Real beim Einstei­ gen, sprich! mit der Reiseleiterin der italienischen Gruppe. Und los geht es. Die Fahrt beginnt mit einer Liechtensteiner Polka, die Mutter neben mir singt mit. Offensichtlich möchte sie ihrem Sohn Vaduz ein­ mal von einer anderen Seile zeigen. Später wird mir Real erklären, dass er vorne sein eigenes Radio hat: «Sonst würde ich ja mit der Zeit durchdrehen», lacht er. Der City- Train zuckelt langsam den Allen­ bach hinauf, die Stimme ab Band erklärt in drei Sprachen, was es mit dem Roten Haus auf sich hat. Dort macht Real einen «Foto-Stopp», greift zum Mikrofon und erzählt, zeigt Richtung Maienfeld, der «Heimat von Heidi». «Wer hilft'mir schieben?» scherzt er noch, und weiter geht's. Nein, Lokführer sei nicht sein Traumberuf, lächelt Re­ al. Der Vater habe ihm zwar einmal zu Weihnachten eine Modelleisen­ bahn geschenkt, aber diese habe er wohl eher für sich selbst gekauft. Verlorene Touristen Warum Daniel Real schliesslich doch auf den Zug kam, war, weil er viel reiste und eigentlich überall et­ was sah, das die Stadt zeigt, nur hier nicht. «Ich beobachtete die Touristen in Vaduz. Viele wussten nicht, was sie anfangen sollen, schauten nur verlegen zum Schloss. Manche merken auch heule erst beim Roten Haus, dass sie in einem anderen Land sind.» Die Idee mit' dem City-Train schaute er sich im Tessin ab. Bei einem Spaziergang mit seiner Frau, in Vaduz, sprach er wieder einmal davon, dass man «hier durchfahren sollte», wo eres heule auch tut. «Dann kauf jetzt einfach diesen Zug», sagte seine Frau. Das war vor rund fünf Jahren. Jetzt fährt Real bereits die sechste Saison. «Gesagt habe ich einmal, dass ich das zehn Jahre lang mache, aber jetzt schauen wir mal. Ich 
fah- Namc: Daniel Real Jahrgang: 1961 Wohnort: Vaduz Diese Fahrgäste würde er gerne einmal im City-Train begrüssen: Die Rolling Stones, aber dann mit anderer Musik. Ich würde meinen Ersatzfahrer mitnehmen und bei der Hofkellerei etwas länger als sonst verweilen. Das hört er in der Führerkabine: Wenn es heiss ist: Reggae. Ausser­ dem hört er gerne die Stones, Pink Floyd oder AC/DC. Fiir die Le­ bensfreude greift er zu karibischer Musik wie Salsa und Merengue. 
re so lange ich Spass daran habe, denn nur wenn es mir Spass macht, bin ich auch erfolgreich.» Der Mann arbeitet fast unermüdlich, je­ den Tag in der Woche. Nur zwi­ schen Mitte Oktober bis Ostern gönnt er sich eine Auszeit und fährt in die Toskana, «wo es gutes Essen gibt». Das ist ihm wichtig. Auch den Feierabend und das Wochenen­ de geniesst er gerne mit einem fei­ nem Essen und einem guten Wein unter Freunden. «Meine Frau ist ei­ ne sensationelle Köchin» schwärmt Real. Überraschende Probefahrt In seiner Freizeit be­ reiten ihm auch sei­ ne beiden Hunde, ein Boarder Collie und ein Mne Liiaries- Spaniel, viel 'p'M Freude. Das ^yt: A 
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; 14 Wochen al- . .•//? ter Kavalier KigCharl   1 Motorradfah ren hat er mitt- lerweile abge­ hakt. Dafür bleibt ihm keine Zeit. Auch für die Musik kann er heu­ te nicht m ehr einlach für ein 
lacht Real. Auf der ersten Fahrt mit Touristen regnete es. Real «butz- nervös», hat aber «jetzt alles auto­ matisiert». Die Sache mit der Sprache «Heute hatte ich eine interessan­ te Mischung» erzählt Real, der von seinen Freunden manchmal mit «dr Loki-Ma kunnt» gerufen wird. In­ der, Deutsche und Japaner fuhr er schon durch Vaduz und zum ersten Mal Aserbeidschaner. 24 Sprachen bietet er im City-Train an. Es ist schon vorgekommen, dass ihm eine finnische Reiseleiterin am Feier­ abend noch einen Text sprach, für die nordischen Besucher .-• i. am Tag darauf. «Es spiel die re Spra-chelnd. 
Einmal hat er nach Feier­ abend noch vier Chinesen im «Zügle» mitgenommen, aber nur bis zu seinem Haus. Dort hat er ih­ nen eine Flasche Wein geschenkt. «Sie hatten eine Riesenfreude, konnten es fast nicht glauben. So etwas passiert vielleicht zwei, drei Mal im Jahr.» Sehen und gesehen werden Was ihm auf­ fällt, ist, dass die 
Men­ schen je nördlicher desto 
ruhiger sind und das findet Wenn es in Vaduz hinter einem bimmelt, dann ist es sehr wahrscheinlich Daniel Real mit dem City-Train. Wochenende nach Amsterdam oder Barcelona fahren, wie er es früher tat. So fährt er halt in die Schweiz, um Phil Collins zu sehen. Der City-Train schaukelt auf sei­ ner Reise auch durchs Grüne, wo man sonst mit dem Auto nicht durchfahren darf. An die allererste Fahrt, eine Probefahrt nur mit der Lok, kann sich Real noch gut erin­ nern: «Es war etwa 21 Uhr, ich kehrte auf dem Parkplatz über dem Schloss. Ein Triesenberger. der mir auf dem Heimweg entgegenkam, fuhr fast in die Mauer. Es hatte ja noch niemand etwas vom City- Train gehört! Das muss schon ein seltsamer Anblick gewesen sein», 
immer in den Rückspiegel und freue mich, wenn die Fahrgäste aus allen Wolken fallen.» Real selbst versucht, sich in jeder Sprache ein paar Ausdrücke zu merken. Das Schönste an seiner Arbeit sei die Freude der Menschen: «Sie sind sehr dankbar und geben einem das auch zu verstehen. Viele kommen zu mir nach vorne, um mir die Hand zu geben. Die Inder kommen zum Beispiel immer.» Es habe so­ gar schon eine Gruppe gegeben, die ihm zum Dank Lieder sang. «Jede Nation muss man anders behan­ deln. Mit den Japanern muss man ein Foto machen, dann haben sie ei­ ne Riesengaudi», erzählt Real lä-schade. 
Die Lebensfreude vermisst er manchmal und verbringt deshalb seine Winterferien gerne in der Ka­ ribik, wo «zum morgendlichen Kaffee schon gesungen wird». Die Rückkehr zum Busbahnhof erfolgt viel zu schnell, trotz Ver­ kehr. Seit drei Wochen kann Real auch durch die neue Fussgängerzo­ ne fahren: «Das wertet meine Fahrt enorm auf. Die Leute winken ja im­ mer gern. Es ist .schön für sie, zu sehen, dass sie gesehen werden.» Kurz nach 17 Uhr ist Feierabend, die Leute steigen aus. «Das war ei­ ne schöne Fahrt, nicht?» sagen sie mit strahlenden Gesichtern. Ein gu­ ter Tag für Real. DANIEL REAL ÜBER DANIEL REAL Seine Visionen für die Zukunft: Ein kleines Gut mit drei, vier Zim­ mern, aber nicht hier, das ist sein Traum. «Und Träume muss man haben». Das ist ein Hobby: Fotografie­ ren. «Es bringt mir schöne Au­ genblicke alleine. Dann habe ich Ruhe und kann gut abschalten.» Aus dem Hobby entstand übri­ gens auch ein Ansichtskartenver­ lag. • Das bringt den City-Train voran: «Das Fahren ist ein Teil, der andere ist die Kommunika­ tion mit den Fahrgästen. Du be­ reitest Freude und das ist mein Motor.» V V •
	        

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