Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 19. JUNI 2004 BLATT 
KULTUR MUSIKALISCHE LESUNG 
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TAKINO «Kill BillH/Vochenende SCHAAN - Mit dem actiongeladenen Rache- Epos «Kill Bill Vol. 1» meldete sich der Pulp Fiction-Macher nach sechsjähriger Schaf­ fenspause furios auf der Leinwand zurück. Zweifel an seiner künstlerischen Integrität pulverisierte der 41-Jährige mit seinem op­ tisch visionären, ziemlich blutigen Todes­ ballett. Da die insgesamt 247 Minuten für einen Film in der Kinoauswertung zu viel gewesen wären, zerstückelte er «Kill Bill»" in zwei Teile. «Kill Bill Vol. 1» «Kill Bill Vol. 1» ist blutig, trashig und schnell - schon vom ersten Bild weg dazu bestimmt, ein kultfilm zu werden, Was we­ nig erstaunt angesichts der Tatsache, dass Quentin Tarantino, der böse Bube der Ame­ rican Independent Scene, mit «Jäckie Brown», «Pulp Fiction» und «Reservoir Dogs» bereits drei grandiose Kultfilme zu Stande brachte. In «Kill Bill Vol. 1» geht es knallhart zu: Uma Thurman - in «Pulp Fiction» noch als laszive Gangsterbraut anzutreffen - spielt nun den eiskalten und stahlblonden Rache- Engel. Fünf Jahre hat sie, von ihrem Ex­ Boss Bill über den Haufen geschossen, im Koma gelegen. Doch nun ist «the Bride», wie Thurman in «Kill Bill» heisst, wieder wach und schwört Rache. Action pur ver­ spricht das Szenario, gedreht hat Tarantino in Mexiko, den USA und Peking. «Kill Bill Vol. 2» Mit «Vol. 2» sprengt Tarantino wieder einmal die Erwartungshaltung des Publi­ kums. Die zweite Filmhälfte könnte im Ver­ gleich zur überragenden ersten unterschied­ licher kaum sein. Tarantino setzt völlig an­ dere Prioritäten: Weg von der überborden­ den, splatter- und comic-haften Gewaltdar­ stellung, hin zu mehr Realismus und Dialo­ gen, die dem Epos mehr Tiefe verleiht und sich enger an den bisherigen Werken des Amerikaners orientiert. Tarantino selber bezeichnet «Kill Bill» als grösste Herausforderung seiner Karriere. Was nicht verwundert, wenn man weiss, dass Tarantino «Kill Bill» in «the Chinese Way» drehte: Die Actionszenen wurden oh­ ne Computer, dafür mit echtem Filmblut und unzähligen grandios kämpfenden Stunt­ men gedreht. «Kill Bill Vol. 1» ist am Samstag um 20 Uhr nochmals im TaKino zu sehen. Im An- schluss, um 22.30 
Uhr, steht dann «Vol. 2» auf dem Programm. Wer sich niir Teil zwei zu Gemüte führen möchte, kann das auch noch am Sonntag und Montag um 20.30 Uhr machen - Das Ganze natürlich in Original­ version! Au sud de nuage Der 70-jährige Adrien ist König auf sei­ nem Land. Von seiner Alp aus, wo er allein mit seinen Kühen lebt, beherrscht er die Dörfer des Val d'Hdrens, belächelt das hek­ tische Treiben der Menschen und spricht zu den Sternen. Der starrköpfige, kompromiss­ lose Walliser, ein Rebell aus Prinzip, der sel­ ten, aber umso entschiedener spricht, wird im Tal gefürchtet und respektiert. Man nennt ihn «Gott», und es fehlt nicht viel und er würde daran glauben. Eine lange Reise bis nach China, viele Überraschungen, Begegnungen und sogar ein Schutzengel werden iiötig sein, damit er versteht, dass er nur König war, weil er al­ lein lebte, und damit er lernt - bevor es zu spät ist - zu seiner lange verdrängten Emp­ findlichkeit zu stehen. Die durchwegs exzellenten Schauspieler transportieren die Botschaft vom Wert schlichter Menschlichkeit mit schöner Leichtigkeit. Regisseur Amiguet erzählt sympathisch schnörkellos, die Story fesselt mit Spannung. «Au sud de nüage» ist am Samstag und Sonntag um 18.30 Uhr sowie am kommen­ den Dienstag um 20.30 Uhr im TaKino zu sehen. TaKino 
Der Inhalt ist die Malerei Gespräch mit dem Zürcher Maler Zaccheo Zilioli im Kunstraum Engländerbau VADUZ - Bis zur Vernissage am 22. Juni um 18 Uhr gestaltet der junge Maler Zaccheo Zilioli, der gerade in Zürich diplomiert, mit Schablonen, einem Projektor und viel Farbe die Wände des Kunstraums. «Es geht nur um die Oberfläche», lautet eine der Kernaussagen des Künstlers. Und doch setzt er Kontraste, die auch nachdenklich machen. • Arno lilfler  . Volksblatt: Worum geht es in die­ ser Ausstellung, welche Inhalte wollen Sie transportieren? Zaccheo Zilioli: Inhalte trans­ portieren will ich grundsätzlich nicht, ausser der Malerei. Die Aus­ stellung ist angelegt auf Pop. Ele­ mente, die man kennt, sind ge­ mischt mit Elementen, die ich sel­ ber gestalte. Und es ist eine Mischung vön allen meinen «Sprachen». Was ist Ihr «sprachlicher» Hin­ tergrund? Ich habe fünf Jahre an der Kunsti in Zürich studiert, Bereich Bilden­ de Kunst, vorher habe ich einen F + F-Vorkurs absolviert, und davor war ich an der Steiner-Schule. Vor zwei Jahren habe ich angefangen, auf den Raum zu malen, auf Wän­ de, Boden, Decke. Ein Projektions­ gerät erlaubt mir jetzt, vermehrt fi- gurativ zu arbeiten. Vorher habe ich nur mit Schablonen figurativ gear­ beitet, und ganz früher, vor fünf, sechs Jahren, habe ich mit dem Pin­ sel sehr abstrakte Bilder gemalt. Sic haben ein paar Elemente, die sich wiederholen... Ich möchte eine Welt generieren, wo man mit dem Auge durchwan­ deln kann, in der das Auge festge­ halten wird, aber dann immer wei­ ter kommt. Ich erhoffe mir ein biss­ chen Orientierungslosigkeit für den Betrachter. Das Auge soll in «Nest­ chen» stehen bleiben können, 
Kon-Zaccheo 
Zilioli vor seinem Kappa-Logo Im Kunstraum Engländerbau. zentrationspunkten, wo viel pas­ siert, und dann zum nächsten Nest­ chen weitergehen. Aber ich versu­ che das Ganze als ein Bild zu se­ hen, den ganzen Raum. Im Moment findet eine Warhol- Ausstellung statt in Vaduz. Sehen Sie eine Verbindung zwischen Ih­ nen und Warhol? Die Verbindung ist insofern da, als ich Pop-Elemente gebrauche, aber ich werde auch ihn als Pop- Element gebrauchen. Warhol ist Kommerz. Botticelli oder Michel­ angelo möchte ich auch integrieren. Die Freiheitsstatue, Warhol, das Kappa-Logo sind alles sehr univer­ sell kommunizierbare Sachen. Ich finde es lustig, Kommerz zu­ sammenzuwürfeln mit Elefäntchen, wobei 
unklar bleibt, was das mit­ einander zu tun hat. Die Vögel stammen auch von mir. Sind die Vögel auch Symbole? Ja. sie stehen für vorwärts gehen, ihnen wohnt Dynamik inne. Sie sind Kitsch und das Symbol für Freiheit und für Bewegung. 
Wie ist Ihr Verhältnis zum Kitsch? Er ist ein positives Stilmittel. Beim Eidgenössischen Stipendium in Basel habe ich etwas sehr Kit­ schiges gemacht: zwei Vögel und Palmen, farblich so ein bisschcn Achtzigerjahre. Das Yin/Yang ist auch an sich kitschig. Jetzt möchte ich noch das Heidi-Logo vom Migros auf die Venus projizieren, wodurch ein ironisierender Bruch entsteht. Ich werte alles gleich. Die graphische Form werte ich gleich wie ein bekanntes Logo. Steht Heidi jetzt für Sie mehr für ein Markenzeichen oder für Kitsch? Das beim Migros neu eingeführ­ te Markenzeichen spielt mit und auch das Schweizer Heidi. Die un­ logische Verbindung mit der Venus ist lustig. Mit dem Yin/Yang auf der Venus und mit dem Heidi und der Pistole möchte ich Fragezeichen auslösen. Das Heidi ist etwas Lie­ bes, und drum passt eine Pistole nicht dazu. Das finde ich spannend. Das Kappa-Logo steht wie das 
Yin/Yang für den universellen Wunsch nach Zweisamkeit und Fa­ milie. Das sind Assoziationen, die ich alle dazu haben möchte. Vernissage Zur Vernissage am kommenden Dienstag, den 22. Juni um 18 Uhr ist jedermann herzlich eingeladen. Nach den einführenden Worten von Nadia Schneider vom Kunsthaus Glarus soll sich das Gespräch untereinander und vor allem mit dem Zaccheo Zilioli ergeben. Die Öffnungszeiten im Kunstraum Engländerbau sind Dienstag und Donnerstag von 13 bis 20 Uhr, Mittwoch und Freitag 13 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 1 bis 17 Uhr. Die Ausstellung «Fanatic Dream» dauert bis zum 8. August. Infos im Internet unter www.kunstraum.li . "KUNSTRAUM" Engländerbau Das Gestrüpp in der Rückkoppelung Musikalische Lesung von Michael Donhausers Prosagedichten i 
VADUZ - «Je näher man ein Wort anschaut, desto ferner blickt es zurück.» Dieses Dik- tum von Karl Kraus fällt einem ein, wenn man die Texte Mi­ chael Donhausers aus seinem Gedichtband «Von den Dingen» hört. In der Landesbibliothek las Ingo Ospelt die zwei Prosa­ gedichte «Das Gestrüpp» und «Die Tomate», musikalisch be­ gleitet von Hieronymus Schädler. »Annette Unna Michael Donhauser, der aus Liech­ tenstein kommende, in Wien und neuerdings auch in Maienfeld woh­ nende Schriftsteller, erkundet Na­ turdinge mit der Sprache. Das Ge­ strüpp und die Tomate in ihrer sinn­ lichen Beschaffenheit werden von allen Seiten betrachtet und in jeder Erscheinungsform registriert. Ex­ zessiv kreist Donhauser um die Be­ griffe, kommt ihnen immer wieder von neuem nah, bohrt sich tiefer und tiefer in die Worte hinein, setzt immer noch eine Windung dazu. Er beschreibt die Materialität der Din­ ge bis in die feinsten Verästelun­ gen, als wolle er eine sprachliche Vergewisserung der Umgebung schaffen. Stockend, innehaltend scheint die Sprache, als brauche sie immer wieder einen Versuch, einen 
ist die Rückkoppelung der Worte durch ein Aufnahmegerät, das die exzessiven Repetitioncn auf noch eine Ebene transportiert und gleichsam als Verstärker des Textes fungiert. «Flüchtig und schon im Entstehen vergehend ist Musik», sagte Hieronymus Schädler, so wie die Natur in den Texten. ANZI-IGH ' «Also werde Ich mir die Tomate vornehmen.» (v. I.) Ingo Ospelt las, Hie­ ronymus Schädler vertonte und Michael Donhauser Ist der Autor. neuen Anlauf für die ausufernde, ja sich erschöpfenden Betrachtungen. Die poetische Annäherung an die Natur ist jedoch von einer Alltäg­ lichkeit und hat nichts vom Über­ schwang einer euphorischen Natur- Lyrik; im Gegenteil verbreitet sie durch die rhythmischen Wiederho­ lungen einen ganz eigenen Sprach­ witz. Besonders in der präzisen und ausdrucksstarken Intonation Ingo Ospelts, der den Texten einen 
Rhythmus zu geben vermag, entfal­ ten sie ihre Musikalität und eine manchmal schalkhafte Leichtig­ keit. Als verwoben mit dem Text, als assoziativ, verstand sich die Musik von Hieronymus Schädler (an der Flöte). Wie der Text kreist auch sife um ein Motiv und weist die gleiche Beharrlichkeit auf. Leicht träume­ risch verschwimmen die Töne in­ einander und horchen wie der Text in sich nach. Eine schöne Spielerei 
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24.6., 20 h, TaKino, Schaan Gold Mit Ingo Ospelt ü. a. Gub-Company, CH und Burkina Faso In Zusammenarbeit mit dem LED , Fr, 
25., Sa, 
26. 6.,  ca. 
2T.45 b,Vaduz, Platz am Kunstmuseum Liechtenstein ens 0 
Opern-Air II Neuauflage des Frelluft-OVD-VergnQgi Freitag: «Die Lustige Witwe» (Lehifr Samstag: «II Turco in Italia» (Rossini) In Zusammenarbeit • mit der Hlltl Foundation 5 und dem Opernhaus Zürich Mit freundlicher Unterstützung der 
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