Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DONNERSTAG, 6. MAI 2004 S5SI 
SPORT 
PETER JEHLE IM INTERVIEW 2005 NEUES FORMEL-1-TEAM? 
25 SPORT IN KÜRZE Roger Federerin Rom an Sandhase Costa gescheitert TENNIS - Roger Federer ist bei seinem er­ sten Sandplatzturnier der Saison nicht weit gekommen. Beim Masters-Series in Rom unterlag er in der 2. Runde dem Spanier Al­ bert Costa in etwas mehr als zwei Stunden 6:3, 3:6, 2:6. Damit schmilzt Federers Vor­ sprung in der Weltrangliste weiter. Am kom­ menden Montag wird der Schweizer, der letztes Jahr in Rom erst im Final an Felix Mantilla (Sp) scheiterte, nur noch 350 Punk­ te vor dem bereits ausgeschiedenen Andy Roddick (USA) liegen. Roddick könnte in der kommenden Woche mit einem Turnier­ sieg am Masters-Series in Hamburg Federer vom Tennisthron stürzen. Allerdings müsste der Baselbieter auch dort früh ausscheiden. Costa, der seit den Australian Open nie mehr die 3. Runde eines ATP-Turniers er­ reicht hatte, gewann den ersten Sand-Ver­ gleich mit der Weltnummer I und glich im Head-to-Head zum 2:2 aus. (si) Tennis: Turniere Im Auslan d Rom. ATP-Mostcrs-Scrlcs <2»42 Mio. Dollar/Sand). Etnzcl. 2. Kunde: Albert Costa (Sp) s. Roger Fcdcrer (S//1) 3:6. 6:3, 6:2. Tommy Robrcdo (Sp) s. Mark Philippoussis (Au/9) 6:2, 4:6. 6:4. Luis Horn» (Peru).s. Martin Vcrkcrk (Ho/l4) 6:4, 3:6. 6:3. Lleyton !lewin (Au/IS) s. Andreas Seppi (It) 5:7, 7:5,6:3. Ilcrlln.  \VTA-Turnier  (13 Mio. Dollar/Sand). KInzcI. 2. Kunde: Kim ClijMcnt (Bc/I) s. Maria Marrero (Sp) 6:3, 2:6, 6:4. AmcMie Maurvsmn (Fr/2) t Gisela Dulko (Arg) 6:1, 6:2. Jclcna Dcmentjewa (Russ/7) s. Stephanie Cohen-Aloru (Fr) 6 4. Vft. 6 2 Svsellana Kusnetvown (Rus\/10) s. Jelena Bowina (RUNS) 
6:2. 6:0. Manu Schurapowa (Russ/16) s. Petra Mandula (l'ni 5 4. w o Miami Heat im Viertelfinale BASKETBALL - Der letzte Viertelfinulist in den NBA-Playoffs (best of 7) 
ist bekannt: Miami Heat setzte sich im siebten Spiel zu Hause gegen die New Orleans Hornets H5:77 
durch. In der Western Conference sorgten die Sacramcnto Kings für eine Überraschung: Die Kalifornier gewannen die erste Viertelfinal-Partie auswärts gegen Qualifikalionssieger Minnesota Timberwol- ves 104:98. (si) Haskcthall. National Basketball Association KaMcm Cunfcrencc. 
Pla)o!T-Achtelflrui! (best of 7): Miami lleai (4. in der Qualifikation) - New Orleans Hömels (.V) K5:77; Endstand 4:3. - Western Conference. I'layoff-Viertel» final (besl of 7): Minnesota Timbcrwolves (I.) - Saeramenlo Kings (4.) 98:1(M; Stand 0:1. Boxen: 
U.Nt-Knmpf WltA-WM-Kanipf Im Supcrmltti'lßcwlcht (76,203 kp>: Manny «The Man» Siaca (l*ucrto Rico) s. Anthony Mundine (Au/TV) nach Punkten (115:113, 115:113. 113:114). FORMEL 1 
Einmal Hölle und zurück » Peter Jehle über das einsame Gefühl unter der Dusche und fröhliche SMS FIA-Boss Mosley kündigte für WM 2005 neues Fl -Team an Anlässlich des Formel-1-Gipfeltreffens in Monaco hat FIA-Boss Max Mosley gestern ein neues Team für die WM 2005 angekün­ digt. «Wir könnten schon nächstes Jahr ein neues Team in der Formel 1 sehen», erklär­ te Mosley nach dem Meeting mit den Team- bossen und Fl-Zampano Bemie Ecclestone. «Jeder fühlt, dass die Formel 1 mit neuen Teams besser, stärker und aufregender wäre. Wir brauchen frisches Blut», so der Brite. Derzeit bestreiten zehn Teams die F-l- WM, der letzte Neuzugang war 2002 Toyo­ ta. Ein möglicher Kandidat ist das Team «Arden», der regierende Formel-3000- Champion hat bereits Interesse signalisiert. Mosley hatte gestern «Grünes Licht» für sein revolutionäres Emeuerungspaket erhal­ ten, 
demnach würden auch neue Teams um einiges kostengünstiger in die «Königsklas­ se» einsteigen können. Bisher hatten Neu­ einsteiger rund 50 Millionen Dollür (41,5 Millionen Euro) als «Sicherheit» hinterle­ gen mlissen. «Piraten-Serie» kein Thema mehr Mosley ist auch der Meinung, dass die von den in der GPWC vereinten Automobil-Her­ stellern geplante eigene Rennserie seit Dienstag kein Thema mehr ist. Die in der For­ mel 1 tätigen Firmen DaimlerChrysler, BMW,. Renault, Ford und 
Fiat hatten ja wiederholt mit einer Absplitterung im Jahr 2008 gedroht. «Ich glaube, dass die führenden Personen der GPWV mit den Ergebnissen unserer Sitzung sehr zufrieden sind», erklärte Mosley. Vor al­ lem die Ankündigung von Ecclestone, dass die Einnahmen neu verteilt werden, besänftig­ te die Aytomobil-Hersteller.  : 
(gek) 
SCHAAN - Junge 22 Jahre zählt Peter Jehle. Und doch kann der junge GC-Torhüter bereits sa­ gen: «Ich habe das höchste Hoch und das tiefste Tief er­ lebt.» Eine Begegnung mit dem Menschen Peter Jehle. »Cornelia Hafe r Volksblatt: Fast zwei Jahre lang mussten Sie auf einen Einsatz im GC-Tor warten. Was war der schlimmste Moment während dieser Zeit? Peter Jehle: Der schlimmste Moment war immer der, wenn der Schiedsrichter ein Spiel abpfiff. Bis zum Spiel, im täglichen Training und auch bei SpielanpfifT und wäh­ rend der Partie noch, hast du immer die Hoffnung, dass etwas passieren könnte und du dann plötzlich im Tor stehst. Nach 90 Spielminuten aber, wenn alles vorbei ist. dann kommt die grosse Leere und Ent­ täuschung. Dann wird dir endgültig bewusst, dass du es wieder nicht geschafft hast und wenn du dann unter der Dusche stehst, das Gefühl der körperlichen und geistigen 
Mü­ digkeit fehlt, dann fühlst du dich schon sehr einsam. Ich dachte nie, dass ich es nicht mehr schaffen würde Sie haben ein gutes Umfeld und trotzdem bleibt die Einsamkeit? Ja, ich habe wirklich ganz grosses Glück mit meiner ̂Freundin und meiner Familie, die immer an mich glaubt und ständig für mich da ist. In diesen vergangenen zwei Jahren haben mir aber auch der Goalietrai-; ner und einzelne Mitspieler immcr^ wieder Mut gemacht und überhaupt^ bin ich überrascht, wie viele Men­ schen zu mir gehalten und mich mit SMS, E-Mails oder Anrufen aufge­ muntert haben. Und doch bleibt na­ türlich immer ein Stück der Ein­ samkeit zurück, denn niemand sieht in dich hinein und niemand kann deine Gefühle genauso nachempfin­ den, wie du selber sie erlebst. Wie oft zweifelten Sic an sich und Ihrem Tun? Ich dachte nie, dass ich es nicht mehr schaffen würde. Ich habe im­ mer daran geglaubt, dass ich wieder ins GC-Tor zurückkehren würde. Ich vergleiche meine vergangene Si­ tuation immer damit, wie wenn man sich auf eine grosse, wichtige Prü­ fung vorbereitet. Man lernt und lernt und hat das Gefühl, alles zu wissen und alles zu können und dann kommt die Prüfung nicht! Dann lernt man noch mehr, bereitet sich noch intensiver darauf vor und wie­ der findet der Test ohne dich statt... ... und doch müssen Sie beim Lernen - oder besser im IVaining - jederzeit bereit sein, 100 Pro­ zent zu geben. Ja, genau dieses Umschalten von der Enttäuschung nach Spielabpfiff zum Training am nächsten Tag ist nicht einfach, denn die Spieler, die nicht gespielt haben, trainieren logi­ scherweise anders, als die, die im Einsatz waren. Dabei lauert natür­ lich die Gefahr, dass du auf frust­ rierte, unmotivierte Teamkollegen triffst, und darin ist es wichtig, dass du dich von diesen niclit Hinterzie­ hen lüsst. Das ist nicht immer ein­ fach, aber irgendwann habe ich da­ mit angefangen, mir künstliche Zie­ le zu setzen und vor allem musste 
Seit knapp drei Wochen fliegt Peter Jehle wieder als Einsergoalie durch den Strafraum bei Grasshoppers Zürich. ich lernen, jedes Training kritisch zu analysieren und mir ehrlich ein­ gestehen. ob ich voll bei der Sache gewesen war oder ob ich besser zu Hause im Bett geblieben wäre. Stichwort künstliche Ziele - wie wichtig waren in dieser Zeit die wirklichen Ziele mit der Natio­ nalmannschaft? Sehr wichtig! Vor allem die Vor­ bereitung auf das Länderspiel gegen England hat mir enorm geholfen. Zwei, drei Monate vor dieser Be­ gegnung war für mich jedes Trai­ ning wie ein Abschlusstraining für diese Partie. Immer wieder stellte ich mir einen Olympiateilnehmer vor, der sich auf diesen einen, ganz speziellen Wettkam^f -monfljelang vorbereitet und' alles däftir macht, am Tag X bereit zu sein. Und dabei wurde mir auch bewusst, dass es für uns Fussballer einfacher ist, denn wir erhalten viel, schneller wieder 'die Möglichkeit, uns zu beweisen. Und genau so eine Chance erhiel­ ten Sie am 18. April gegen Wil nach 861 spielfreien Tagen. Ja, und das war natürlich schon ein besonderer Moment. Irgendwie bahnte er sich schon einen Monat vorher an und ich spürte, dass ich jetzt unbedingt dranbleiben musste, weiterkämpfen und ja nicht aufge­ ben dürfte. Es war, als ob der Trai­ ner gegen Saisonschluss noch alle Spieler im Einsatz sehen wollte und genau zu jenem Zeitpunkt bekam ich Probleme mit der Patellasehne. Unser Physio riet mir, Therapie zu machen und eine Woche lang zu pausieren. Doch das wollte ich auf keinen Umständen, denn ich wollte beweisen, dass ich bereit war für ei­ nen Einsatz. .Und einen Tag vor dem Wil-Spiel teilte mir der Trainer mit, dass ich im Tor stehen würde. Wie gross war die Nervosität bei Peter Jehle? Nervös war ich nicht unbedingt, vielmehr setzte ich mich selber un­ ter einen enormen Druck. Obwohl ich mir während der gesamten War­ tezeit immer wieder eingeredet hat­ te, dass ich mir keinen Druck aufer­ legen würde, machte ich genau das! Als 
ich dann aber am Spieltag auf' dem Rasen stand, war alles weg. Ich denke, dieses Auferlegen des Drucks war eine ganz normale Reaktion von Körper und Geist, die so lange auf diesen Moment warten mussten. Ich freute mich ganz einfach über die Chance, zeigen zu können, wozu ich fähig bin und dass ich diesen Ein­ satz verdient hatte. Aus diesem einen Spiel sind zwischenzeitlich drei geworden 
und an den vergangenen zwei Wochenenden wurden Sie ins Team der Runde des «Bilick» ge­ wählt - wie geh.en Sic mit diesem Wechselbad der Gefühle um? In erster Linie habe ich die letz­ ten drei Spiele ganz einfach genos­ sen. Es ist schön, wieder körperlich müde 
und mental ausgepumpt un­ ter der Dusche zu stehen und die schmerzenden Knochen nach der Partie zu spüren. Als Fussballer bist du immer zufriedener, wenn du spielen kannst und wenn du ein Spiel auch noch gewinnst, ist es ein Erfolg und ein Erreichen eines Teil­ ziels. Und natürlich macht es jetzt wieder mehr Spass, nach dem Spiel mit der Freundin und den Mann- schaftskoUegen essen zu gehen und als Aktivposten Über die Partie philosophieren zu können. Oer Mensch Peter Jehie hat im Alltag aber das Lachen nicht verloren Sie sagten: «Als Fussballer bist du zufriedener, wenn du spielen kannst» - ist der Mensch Peter Jehle ein anderer als der Fussbal­ ler Peter Jehle? Ja, ich denke, es ist wichtig, zwi­ schen mir als Fussballer und mir als Mensch einen Unterschied zu ma­ chen. Als Fussballer durchlebte ich in den vergangenen zwei Jahren ei­ ne sehr schwierige Zeit, die ganz klar von Enttäuschungen und Hoffnungen geprägt war. Der Mensch Peter Jehle hat im Alltag aber das Lachen nicht verloren. Im Gegenteil, mir wurde während dieser Zeit erst recht bewusst, wie viele wertvolle Menschen ich um mich, herum habe, mir schöne Din­ ge leisten kann, das Dach über dem Kopf genauso wenig fehlt wie der volle Kühlschrank und ich mit et­ was Geld verdiene, das mir sehr viel bedeutet. 
Ja, das stimmt! Ich habe mit mei­ nen 22 Jahren schon alles erlebt, das höchste Hoch und das tiefste Tief! Deshalb kann ich meine mo­ mentane Situation ziemlich gut ein­ schätzen und lasse mich von den Schulterklopfern nicht blenden, denn der Wind bläst einem schnell wieder 
eiskalt ins Gesicht. Heute habe ich aber nicht mehr das Ge­ fühl, jetzt schon etwas erreicht zu haben. Noch wartet viel Arbeit auf mich und in jedem Spiel Hingst du wieder bei null an, ganz egal, ob du das letzte 6:0 gewonnen oder 0:1 verloren hast. Könnte, es sein, dass Peter Jehle diese Arbeit nächste Saison in ei­ nem 
anderen Dress verrichten wird? Mein Veitrag läuft aus und es ist klar, dass die Zukunft dann ein Thema ist. In den vergangenen drei Wochen habe ich das zwar ein biss­ chen verdrängt, denn wenn du spielst, ist es viel weniger Thema, als wenn du eben nicht spielst. Zum Glück habe ich aber gute Leute um mich 
herum, die mich immer wie­ der daran erinnern und mir helfen, die beste Lösung zu finden. Damit man aber seine Unterschrift unter einen Vertrag setzen kann, braucht es sehr viele Gespräche und Ver­ handlungen, und nicht selten kann sich in letzter Minute noch alles än­ dern. Ich kann derzeit einfach sa­ gen: Noch bin ich ziemlich weit davon ent­ fernt, irgend­ wo meinen Namen un­ ter einen Vertrag zu setzen. Und genau das hat Ihnen in Ihrer noch so jungen Karriere so­ wohl Himmel als auch Hölle gezeigt.
	        

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