DONNERSTAG,
29. APRIL 2004 VOLKS! IIVII
A IMH STAGIAIRES ZU BESUCH BLATT I I IAa LH IM
U BOTSCHAFTER-INTERVIEW BESUCH IN VADUZ Stagiaires des diplomatischen Dienstes der Schweiz zu Gast VADUZ - Die Stagiaires des schweizeri schen diplomatischen Dienstes sind derzeit in Liechtenstein zu Gast. Damit wird die bisherige enge und erfolgrei che Zusammenarbeit der beiden Aussenministerien fortgesetzt. Die Schweiz nimmt die konsularische Inte ressenvertretung für Liechtenstein aufgrund einer
Vereinbarung aus dein Jahr 1919 über all dort wahr, wo die Schweiz selbst vertre ten ist und wo Liechtenstein keine eigene Vertretung unterhält. Konkret bedeutet dies die professionelle konsularische Unterstüt zung liechtensteinischer Bürgerinnen und Bürger im Ausland, wo immer notwendig. Der Besuch soll die dafür nötige Hinter- grundinformation geben und das Verständ nis für Liechtenstein vertiefen. Empfang auf Schloss Vaduz Die Gäste wurden nach ihrer Ankunft von Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechten stein auf Schloss Vaduz empfangen. Heute Donnerstag finden Informationsgespräche zu liechtensteinischen Themen statt. Ein Vortrag über die Wirtschaft Liechtensteins sowie ein Besuch der Firma UNAXIS AG in Balzers geben den Gästen konkreten Ein blick in den innovativen und diversifizierten Wirtschaftsstandort Liechtenstein. Nach ei nem gemeinsamen Mittagessen in Schellen berg findet ein offener Gedankenaustausch mit Regierungschef Otmar Hasler und dem Leiter des Amtes für Auswärtige Angelegen heiten, Roland Marxer, über die Beziehun gen Liechtensteins zur Schweiz und andere allgemeine Schwerpunkt-Themen der liech tensteinischen Politik statt. Eine Führung durch das Kunstmuseum Liechtenstein run det das Besuchsprogramm ab. In der liechtensteinischen Delegation be finden sich auch der Präsident des Schwei zer Vereins im Fürstentum Liechtenstein, Walter Herzog, und eine Reihe von Mitar beiterinnen und Mitarbeiter aus dem Amt für Auswärtige Angelegenheiten und aus der Landesverwaltung, die
mit Agenden betref fend die Beziehungen Liechtensteins zur Schweiz befasst sind. Der Zweck dieser Besuche besteht darin, angehenden Diplomatinnen und Diplomaten der Schweiz das Land Liechtenstein und sei ne Behörden in möglichst direktem Kontakt bekannt zu machen. Die meisten von ihnen werden früher oder später auf ihren diplo matischen und konsularischen Vertretungen im Ausland mit der Vertretung liechtenstei nischer Interessen befasst sein. Diese Inte ressenvertretung nimmt die Schweiz für Liechtenstein aufgrund einer Vereinbarung aus dem Jahr 1919 wahr, und zwar überall dort, wo die Schweiz selbst vertreten ist und wo Liechtenstein keine eigene Vertretung unterhält. Dies gilt heute insbesondere im konsularischen Bereich, während die Vertre tung im diplomatischen Bereich praktisch vollumfänglich von den liechtensteinischen aussenpolitischen Behörden selbst wahrge nommen wird. (pafl) AN/.i:iCii:
Vertreter liechtensteinischer Interessen von morgen Roland Marxer zum Besuch der Stagiaires des diplomatischen Dienstes VADUZ - Sie sind heute in Liech tenstein zu Gast und sind die Vertreter liechtensteinischer Interessen von morgen: Die Sta giaires des schweizerischen dip lomatischen Dienstes. Roland Marxer, Leiter des Amtes für Auswärtige Angelegenheiten, über die Hintergründe des Be suches. > Martin FrammBlt Volksblatt: Roland Marxer, seit wann gibt es die schweizerischen Stagiaire-Besuche in Liechten stein? Roland Marxer: Die Einladung zum Besuch der Stagiaires geht auf eine Initiative liechtensteinischer- seits vor mehr als 25 Jahren zurück. Der damalige Fremdenverkehrsdi rektor Berthold Konrad gehörte zu den Hauptinitianten, da er auf sei nen vielen Dienstreisen und im Kontakt mit schweizerischen Be hördenvertretern hier ein Zeichen für einen vermehrten Informations- fluss auch im touristischen Bereich setzen wollte. Die Stagiaire-Besu- che finden seit April 1977 alle zwei Jahre statt, seit 1987 jedes Jahr. Gibt es auch Besuche in die ande re Richtung, also liechtensteini sche Jungdiplomaten nach Bern? Da die Rekrutierung und Ausbil dung von diplomatischem Personal in Liechtenstein zahlenmässig weit bescheidener ausfällt und sich nicht praktisch jedes Jahr ein Lehrgang von mehreren Personen ergibt, be ruht dieses Besuchsmodell nicht auf eigentlicher Gegenseitigkeit. Hingegen haben liechtensteinische
Diplomaten-Nachwuchs auf Schloss Vaduz: Die Stagiaires des schweizerischen diplomatischen Dienstes wur den gestern von Landesfürst Hans-Adam II. empfangen. Kleines Bild: Aussenamtschef Roland Marxer. Diplomaten und Diplomatinnen re gelmässig die grosszügig von der Schweiz offerierte Möglichkeit, im Rahmen
von Ausbildungsprogram men der Schweizer Diplomatie an einzelnen Ausbildungsteilen teilzu nehmen.
Auch vom österreichi schen Aussenministerium gibt es in diesem Bereich grosszügige Ange bote. Wir nehmen diese gerne in Anspruch. Welches Bild sollen die Stagiaires
von ihrem Besuch mitnehmen? Wir wollen unseren Gästen ein möglichst umfassendes und objekti ves Bild von Liechtenstein, seinen Institutionen und seinen massgeben den Persönlichkeiten aus Regierung und Verwaltung vermitteln. Jeder der Gäste hat schon von Liechtenstein gehört, kann jetzt seine bisherigen Eindrücke und Kenntnisse zu Liech tenstein einer Überprüfung unterzie hen und Neues aus Liechtenstein nach Hause und in seinen beruflichen
Alltag mitnehmen. Es geht da bei keinesfalls darum, dass wir unse ren Gästen ein bestimmtes Liechten stein-Bild sozusagen verordnen wol len. Der Besuch soll dazu beitragen, dass die Gäste ein von ihnen persön lich erfahrenps Bild von Liechten stein in ihrer zukünftigen Arbeit für Liechtenstein einbringen und damit auch als Kommunikatoren und Mul tiplikatoren liechtensteinischer Inte ressen dienen können. Schweiz hilft Liechtensteinern im Ausland Botschafter Paul Seger zur Wahrung liechtensteinischer Interessen im Ausland VADUZ - In was für Fällen ver tritt eine Schweizer Dotschaft liechtensteinische Interessen im Ausland? Paul Seger, der in Bern als Schweizer Botschafter für Liechtenstein amtiert, gibt Auskunft. «Martin Frömmel t Volksblatt: Herr Botschafter, in wclchen Bereichen vertritt eine Schweizer Botschaft liechtenstei nische Interessen? Paul Seger: Aufgrund einer Ver einbarung von 1919 zwischen der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein sind die diplomati schen und konsularischen Vertre tungen der Schweiz (also nicht nur die Botschaften, sondern und v. a. die Generalkonsulate und Konsula te) auch mit der Wahrung der liech tensteinischen Interessen beauf tragt. Liechtensteinische Staatsan gehörige und Firmen können von diesen somit grundsätzlich in den gleichen Bereichen vertreten wer den wie schweizerische. Zu nennen sind die Gewährung, des diplomatischen und konsulari schen Schutzes, die Immatrikula tion der im Ausland lebenden liechtensteinischen Staatsangehöri gen,
die Ausstellung von Notpäs sen, die Entgegennahme und Weiterleitung von Anträgen auf Ausstellung von Reisepässen und Identitätskarten, die Erledigung zi- vilstandsrechtlicher Angelegenheiten
sowie die Unterstützung in Not geratener FL-Staatsangehöriger. Im Gegensatz zu den konsulari schen Angelegenheiten bedarf es für den diplomatischen Schutz (z. B. die Geltendmachung von Entschädigungsansprüchen infolge cntschädigungsloscr Enteignung liechtensteinischen Vermögens im Ausland) fallweise besonderer Er suchen der liechtensteinischen Re gierung. Solche Fälle sind selten. Gibt es jährlich viele konkrete Fülle, in denen eine Schweizer Botschaft Liechtenstein vertritt bzw. Liechtensteiner Staatsbür ger betreut? In der konsularischen Praxis am
häufigsten (bis zu einem Dutzend Fälle pro Woche) sind Zivilstands angelegenheiten (Geburten, Heira ten, Scheidungen, Todesfälle u. ä.). Während Liechtensteinerinnen ih ren Ehepartner oft in Nordafrika fin den, verheiraten sich Liechtenstei ner vielleicht noch öfter mit Asiatin nen. Als konkreter Fall, der Uber rein administrative konsularische Tätigkeit hinausging, können im letzten Jahr die während einigen Ta gen vermissten liechtensteinischen Taucher in Asien erwähnt werden, die dank intensiven Bemühungen auch der schweizerischen Vertre tung schliesslich wohlbehalten wie der gefunden werden konnten. Der Umfang der
Interessenwah- Paul Seger, Schweizer Botschafter in Liechtenstein, gestern zusammen mit Stagiaires auf Schloss Vaduz.
mng der schweizerischen Vertre tungen im Ausland hängt zumeinen von der Anzahl der liechtensteini schen Staatsangehörigen mit Wohnsitz in deren Gaststaaten, zum andern von der Anzahl der dorthin reisenden Touristen und Geschäfts leute aus dem Fürstentum ab. Die- Schweizer Behörden führen keine diesbezügliche Statistik. An Bedeu tung gewonnen im Bereich des amtlichen Verkehrs hat in den letz ten Jahren die Weiterleitung von Rechtshilfegesuchen oder die Ver-, miulung von Vertrauensanwälten. Was erwarten Sic von dem Be such in Liechtenstein für Ihre Jungdiplomaten? Der Liechtenstein-Tag der Jung diplomaten ist eine sehr schöne, von uns geschätzte und liebgewor dene Tradition.
Mein eigener Be such in Vaduz als frischgebackener Diplomat liegt zwar schon zwei Jahrzehnte zurück. Aber ich erinne re mich daran, wie wenn er gestern gewesen wäre. Ich hoffe, dass der Besuch meinen jungen Kolleginnen und Kollegen eine Gelegenheit bie tet, einen lebendigen und anschau lichen Eindruck Liechtensteins zu erhalten. Schliesslich handelt es sich um das Nachbarland, mit wel chem uns wohl die intensivsten Be ziehungen verbinden. Vergessen wir auch nicht, dass aus den jungen Besuchern von heute die Vertreter liechtensteinischer Interessen von morgen werden können. -ViiX. •