Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DONNERSTAG, 1. APRIL 2004 
VOLKS I BLATT I 
SPORT 
THOMAS GIRARDI IM GESPRACH ANDRE AGASSI VORZEITIG OUT 
25 TENNIS Andre Agassis Monolog beendet KEY BISCAYNE - Andre Agassis Key-Bis- cayne-Monolog ist beendet. Nach 20 Siegen in Folge an den Players Cham- pionships unterlag der als Nummer 4 gesetzte Amerikaner in den Achtelfinals dem Argentinier Agustin Calleri 2:6,6:7. Letztmals hatte Agassi (ATP 5) vor vier Jah­ ren auf der Insel vor Miami verloren. Damals musste sich der 33-jährige Amerikaner dem Brasilianer Gustavo Kuerten in den Halbfi- nals in zwei Sätzen geschlagen geben. Nun scheiterte Agassi überraschend wieder an ei­ nem Sandplatz-Spezialisten. Calleri (ATP 21), ein glühender Fan des Weltcupsiegers Boca Juniors, war bisher bei einem Grand- Slam- oder Masters-Series-Turnier outdoor und auf Hartplatz noch nie Uber die 3. Run­ de hinaus gekommen. Jetzt qualifizierte er sich auf Key Biscayne ohne Satzverlust fiir die Viertelfinals. Trotz des Tlirniersieges in Acapulco im Vorjahr sei dies sein bisher grösster Erfolg, sagte der Südamerikaner. . In nur 34 Minuten hatte Andre Agassi (Bild) den 1. Satz 2:6 verloren. Danach hatte er genügend Möglichkeiten, die Partie in ei­ nen dritten und entscheidenden Satz zu len­ ken. Aber der gute Return-Spieler Agassi nutzte die vielen Chanlen, die ihm Calliri mit dem schwachen zweiten Aufschlag offe­ rierte, erstaunlich selten. So vergab er beim Stand von 6:5 und Aufschlag Calleri vier Satzbälle. Acht Minuten später war die Niederlage nach dem 2:7 im Tiebreak per­ fekt und hatte Agassi erstmals seit Wimble­ don im vergangenen Juli die Viertelfinals in einem ATP-Turnier verpasst. Zum Abschluss produzierte er, symptomatisch für den feh­ lerhaften Auftritt, einen Doppelfehler. Immerhin bleibt den einheimischen Fans Andy Roddick erhalten. Der 21-Jährige be­ nötigte nur 62 Minuten, um den Argentinier Guillermo Canas (ATP 97) 6:3,6:3 zu schla­ gen. Mit der Qualifikation für die Viertelfi­ nals wird Roddick im ATP-Ranking den Spanier Juan Carlos Ferrero überholen und als Nummer 2 wieder erster Verfolger von Roger Federer sein. (si) 
Blumen statt Pokale Thomas Girardi über Schachteln voller Medaillen und eine Tüte Chips auf der Couch RESULTATÜBERSICHT Tennis: Piavera Champlonahlps In Key Bbcayne Key Blscayne/Mlaml, Florida. Player« Champlonshlps (6,5 Mio Dollar/Hart). Mfinner-Elnzel. Achtelfinals: Andy Rod- dick (USA/2) s. Guillermo Canas (Arg) 6:3,6:3. Agustin Cal­ leri (Arg/20) s. Andre Agassi (USA/4) 6:2, 7:6 (7:2). Carlos Moya (Sp/5) s. Tommy Robrcdo (Sp/19) 6:3,6:3. Vlncenl Spa- dca (USA) 
b. Pafidom Sricbaphan (Thai/9) 5:7,6:3, 6:2. Fer­ nando Gonzalez (Chile/21) s. Rafacl Nadal (Sp/32) 7:6 (7:1), 4:6,6:2. •. . ' ; Frauen-Einzel. Vlertelflnah: Elcni Daniilidou (Grie/25) s. Karolina Sprcm (Kro/29) 6:1,6:3. • ; Männer-Doppel. 
2. Runde: Bob Bryan/Mike Bryan (USA/1) s. Yves Allegro/Robbic Kocnig (Sz/SA) 6:2,6:2. Frauen-Doppcl. 2. Runde: Zi Yan/Jie Zhcng (China) s. Em- _manuelleGogliardi/PetraMandula(Sz/Un)6:2,6:2. , . Basketball: NBA National Basketball Association. Dienstag:. Philadelphia 76ers - Golden State Wamors 95:71. Milwaukee Bucks - Indi­ ana Pacers 95:86. Dallas: Mavcricks - Cleveland Cavalicrs 126:109. Denver Nuggels - Seattle SupcrSonics 124:119. Los Angeles Laken» - New Orleans Hornels 107:88. , Schwimmen: Nationale Australische Meisterschaft Sydney (Au). Nationale Meisterschaften (mit Olympia-Aus- scheidung). Flnals. Männer.' 100 m Crawl: 1. Ion Thorpe ' 48,83. 2. Ashley Callus 49,31. 200 m Brust: 1. Jim Piper 2:10,70.2. Regafl Harrisoh 2:13,47. ,- Frauen. 200 m Delfln: ' 1. Petria Thomas 2:06,79.2. Felicity Galvez 2:08,33, - Je zwei Erstklassicrtc für Athen 2004 qualifiziert. Halbflnals.Krauen.100  m Crawl: I. Libby Lenton 53,66 i (WR — bisher Inge de Bruljn/Ho mit 53,77 am 20. September 2000 In Sydney). :Eishockey:NHL ^ ' • National Hockey League. Dienstag: Carolina Hurncanes - i Boston Bruins 2:3. Washington Capitals» Pitüburgh hnguin» DViaiVHIOl Ulli» niuiiu^iuii - « hmvuim) » wijum« 4:2, New Jersey Devils - IVcw York Rangen 5:0. SL Louls . Blues - Edmonton Oilcra 1:0. Noshville ftedMon - Chicago , Blackhawks5:2. • '• ... , Eishockey: A-WM Frauen Halifax (Ka). A-WM. Frauen. Vorrunde. I. Spieltag. Grup­ pe A: Kanada-China 11:0.-Gruppe B: USA-Schweiz 9:1 (1:1,4:0,4:0).-Gruppe 
Ci Schweden ^ Japan 8:2. 
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SCHAAN - Wenn andere Biker ans Aufhören denken, will es Thomas Girardi noch einmal wissen. Nach seinen Seriensie­ gen in der Masterskategorie wechselt der 35-Jährige nun in die Elite. Und hofft, künftig kei­ ne Pokale mehr, dafür aber Blu- mensträusse gewinnen zu kön­ nen. «Cornelia Hote r Hat Thomas Girardi eigentlich noch Platz, für seine Medaillen und Pokale? Thomas Girardi: (Lacht) Erst kürzlich war das ein Thema, denn der Besitzer meines Velogeschäfts sagte mir, ich könne ihm ein paar Pokale für sein Schaufenster brin­ gen. Als ich dies dann meiner Frau erzählte, sagte sie, ich solle doch einmal in den Keller gehen, dort hätte es mindestens fünf Schach­ teln mit Medaillen und Pokalen zur Auswahl... 
Anfangs meiner Karrie­ re war der Gewinn einer Medaille oder gar eines 
Pokals natürlich et­ was ganz Spezielles und es ist auch heute nicht so, dass es etwas Selbstverständliches geworden wä­ re. Ich freue mich auch nach zehn Jahre noch genauso über einen Sieg wie am Anfang. Statt eines Pokals ziehe ich aber einen Blu- menstrauss vor, denn diesen kann ich meiner Frau schenken. Ohne sie wäre ich heute nämlich niemals dort, wo ich bin. Meine Karriere hat erst als 25-Jähriger begonnen Sie sind heute dort, wo andere Athleten ans Aufhören denken, Thomas Girardi es aber noch einmal wissen will. Ja, das stimmt. Mit 35 Jahren den­ ken viele an den Rücktritt, weil die meisten zu diesem Zeitpunkt 20 Jah­ re Rennen gefahren sind. Meine Karriere aber hat erst als 25-Jähriger begonnen und irgendwie lief es mir einfach von Jahr zu Jahr besser, so dass ich nach der vergangenen Sai­ son das Gefühl hatte, ich könnte noch einen Schritt weiter gehen und von der Kategorie Masters zur Elite wechseln. Ich habe 
mir für die nächs­ ten zwei Jahre ganz klare Ziele ge­ steckt und diese gegen aussen auch kommuniziert. So sind der Sieg am Bike-Masters und die Langstrecken^ serie XX-Marathon-Cup diese Sai- son<meine Ziele und als Höhepunkt und zugleich Abschluss meiner Kar­ riere strebe ich 2005 die Qualifika­ tion für das Nationalkader Marathon und somit die Teilnahme an den Weltmeisterschaften in Livigno an. Was motiviert Sie zu diesen ehr­ geizigen Zielen, beweisen muss Thomas Girardi schliesslich nie­ mandem mehr etwas? (Überlegt) Nein, beweisen will und muss ich niemandem etwas. Darum geht es auch überhaupt nicht und dafür wäre mir der Auf­ wand auch zu gross und die Zeit zu schade. Ja, dann würde ich lieber mehr Zeit mit meiner Familie ver­ bringen und mich auf meinen Beruf und meinen Job als LRV-Trainer konzentrieren. Die Motivation be­ steht vielmehr darin, dass ich über­ zeugt bin, dass ich das Potenzial habe, auch bei der Elite Akzente setzen zu können und wenn alles stimmt und alles passt, auch einmal vorne mitfahren kann. Ich habe zu­dem 
das Glück, dass ich ein ausge­ prägter Langstreckenathlet bin und dafür einiges 
in die Wiege gelegt erhielt. Ich brauche aber ein klar definiertes Ziel, um etwas daraus zu machen. Einfach so würde ich kaum aufs Bike steigen - dann würde ich vielmehr auf der Couch sitzen, ein Buch lesen oder einen Pack Chips essen und fernsehen ... (Lacht) Und so ist es für mich ganz einfach wichtig, diesen Schritt zu wagen und mich der Herausforde­ rung zu stellen. Wichtiger als das Resultat ist für mich denn auch die Tatsache, den Mut zu diesem Schritt gehabt zu haben und nie­ mals denken zu müssen, hätte ich nur oder was wäre wohl, wenn ... ... Thomas Girardi als 15-Jühri- ger sein erstes Rennen gefahren wäre? Natürlich geistert diese Frage ab und zu durch meinen Kopf, vor al­ lem auch deshalb, weil ich auch immer wieder darauf angesprochen werde. Irgendwie ist es aber auch müssig, sich darüber Gedanken zu machen, denn auch wenn mir im­ mer wieder Leute sagen, dass ich das Potenzial zu einer grossen Kar­ riere gehabt hätte, bin ich mir auch der Kehrseite der Medaille be- wusst. Vielleicht hätte ich dann mit 20 aufgehört oder wäre mit 25 total ausgebrannt gewesen und nie mehr aufs Bike gestiegen. Die Vorausset­ zungen für eine Sportkarriere wa­ ren mir als Kind nämlich überhaupt nicht gegeben. Im Gegenteil, ich war immer einer der letzten, der für ein Team ausgewählt wurde und mein Aussehen iJ/ar alles andere als sportlich. Pummelig würde da eher zutreffen. (Lacht) Erst als Jugend­ licher, als ich erstmals mit längeren Laufdistanzen in Kontakt gekom­ men bin, kam so etwas wie Freude und später auch Begeisterung auf. Haben Sie diese eigenen Kind­ heitserfahrungen motiviert, sich als Trainer beim liechtensteini­ schen Radverband zu engagie­ ren? Ich denke schon, aber eher unbe- wusst. Mein Ziel war näm lieh vielmehr, mit Ka­ derathleten zu arbeiten und diese weiter zu bringen. Schnell wurde mir dann aber klaf, dass die Liechtensteiner Bikeszene zu klein ist, als dass ich mich nur auf die bes­ ten Fahrer konzen­ trieren konnte. Diese Erkenntnis machte mir zugleich auch Kopf­ zerbrechen, denn ich konnte mir./ r 
Thomas Girardi: «Einfach so würde ich kaum aufs Bike sieigen - dann würde Ich vielmehr auf der Couch sitzen und fernsehen...» kaum vorstellen, wie ich die Inter­ essen der verschiedenen Biker, von den 
jungen Anfängern bis zu den ältesten Wettkampffahrern unter ei­ nen Hut bringen sollte. Da gab es hin und wieder auch Überlegungen, ob ich den Bettel nicht einfach hin- schmeissen und mich auf mein ei­ genes Training konzentrieren soll­ te. Heute bin ich aber sehr glück­ lich, durchgehalten zu haben, denn mein Einsatz hat sich mehr als ausbezahlt. Ich habe nämlich nicht nur einen Weg gefunden, um sämt­ liche verschiedene Interessen be­ friedigen zu können, sondern auch persönlich sehr viel gelernt. Plötz­ lich kam eine soziale Kom­ ponente zum Tragen, die ich beinahe vergessen hatte - wir alle konnten nämlich voneinander lernen und einander unterstützen. Der An­ fänger profitiert vom Besten und der Beste lernt vom Jüngsten. Mir wurde damit auch bewusst, was für ein Ein­ zelkämpfer ich geworden war und wie gut es mir tat, dass sich nun nicht mehr alles nur um meine eigene Person drehte. 
Sie 
selber haben nie einen Trai­ ner gehabt. Das stimmt, ich habe immer allei­ ne trainiert und dabei versucht, auf mich und meinen Körper zu hören. Vor allem am Anfang meiner Kar­ riere habe ich aber immer wieder das Gespräch mit Trainern und Fah­ rerkollegen gesucht. Die Trainings­ lehre ist denn auch ein Gebiet, das mich sehr interessiert und worüber ich sehr viel lese. Es hat auch einmal eine Saison gegeben, in der ich ei­ nen Trainingsplan hatte. Nach zwei, drei 
Wochen musste ich mir aber eingestehen, dass es unmöglich war, mich an die vorgegebenen Zeiten und Distanzen zu halten. Das Resul­ tat war vielmehr Frust, Demotiva- tion und ein anhaltendes schlechtes Gewissen. Dann besann ich mich auf die Saison, als unser erstes Kind zur Welt kam und ich viel weniger trainierte und dafür viel Zeit mit un­ serem Sohn verbrachte. Und so, wie ich damals überzeugt war, dass dies das Richtige war, vertraute ich auch danach 
wieder auf meine eigenen Erfahrungen. Das Vertrauen in die eigenen Per­ son ist die eine Seite, die andere ist die des Vertrauens in Ihr Um­ feld. Ja, und das ist für mich sehr, sehr wichtig und. wie anfangs bereits er­ wähnt: Grundstock für meinen Er­ folg sind das grenzenlose Vertrauen und die anhaltende Unterstützung meiner Frau und meines Umfelds. Es fiel mir denn auch keineswegs leicht, Veränderungen in meinem Umfeld vorzunehmen, die auf Grund meines Wechsels ins Elite­ lager nötig wurden. Einerseits bin ich eine Person, die sich mit Verän­ derungen grundsätzlich schwer tut. Und andererseits tut es weh, von langjährigen Wegbegleitern Ab­ schied zu nehmen, denn ich weiss, dass immer eine gewisse Enttäu­ schung zurückbleibt. Darüber ma­ che ich mir oft Gedanken und ich hoffe, dass ich ihren Einsatz" mit guten Resultaten in der Elite-Kate- gorie danken kann.
	        

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