Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DONNERSTAG, 25. MÄRZ 2004 BLATT 
I WIRTSCHAFT LAFV-GASTBEITRAG 
18 KOMPAKT Widerstand der Regierung PARIS/ZÜRICH - Das Interesse von No­ vartis an der Konkurrentin Aventis ist inner­ halb der französischen Regierung auf Widerstand gestossen. Novartis sieht in ei­ ner Kombination beider Unternehmen weiterhin Vorteile und eine Wertvermeh­ rung. «Wir betrachten das Novartis-Ange- bot als feindlich», wird ein Regierungsver­ treter in verschiedenen französischen Ta­ geszeitungen vom Mittwoch zitiert. «Wir werden alles tun, was möglich ist, um es zu verhindern.» Frankreich sei ein souveränes Land und lasse sich von den Schweizern nichts wegschnappen, das jahrelang aufge­ baut worden sei, sagte der Regierungsver­ treter. «Wir haben dies dem Management von Novartis gesagt. Offensichtlich ist die Botschaft nicht angekommen.» Novartis wollte die Berichte am Mitt­ woch nicht kommentieren. Am Dienstag hatte der Basler Pharmakonzern unter zwei Bedingungen ein Angebot für die deutsch­ französische Aventis als machbar, angese­ hen. Zum einen will Novartis von Aventis zu einer Offerte eingeladen werden, zum andern soll sich die französische Regierung in dieser Sache neutral verhalten. Aventis sieht in Novartis den «weissen Ritter», der den Versuch einer feindlichen Übernahme durch den französischen Rivalen Sanofi- Synthelabo verhindern könnte. Die franzö­ sische Regierung hatte wiederum .ihre Zu­ stimmung zur Sanofi/Aventis-Fusion signa­ lisiert. . (sda) Erste Streikaktionen von Malern und Gipsern ZÜRICH - Maler und Gipser haben am Mittwochmorgen erste Kampfaktionen um die Einführung der Frühpensionierung durchgeführt. Acht Baustellen und Magazi­ ne der Deutschschweiz wurden vorüberge­ hend bestreikt, wie die GBl mitteilte. Kom­ menden Samstag ist eine Kundgebung in Zürich, am 26. April eine grössere Streik­ aktion geplant. Rund 60 Leute legten auf der Grossbaustelle «Sunrise Tower» in Zü- rich-Ocrlikon unter dem Motto «Die Pinsel bleiben heute liegen» für einen halben Tag die Arbeit nieder. Ähnliche Aktionen fan­ den praktisch zeitgleich in Wohlen, He- risau, Bern und Gümligen (BE) statt. Die Deutschschweizer Maler und Gipser stehen mit ihrem «^rbeitgeberverband SMGV im Konflikt üm die Einführung des Pensions­ alters 62. Die Gewerkschaft Bau und Indu­ strie (GBl) ging auf Konfliktkurs, indem sie, wie berichtet, an einer Delegiertenver­ sammlung beschloss, per 31. März den Ge­ samtarbeitsvertrag und die Friedenspflicht zu kündigen. Die Arbeitgeber brachen dar­ aufhin alle Verhandlungen ab. Nun wollen die GBl sowie die Maler und Gipser ihre Forderungen mit Kampfmassnahmen und Streiks durchsetzen, Dem Schweizerischen Maler- und Gipserverband (SMGV) wird Wortbruch vorgeworfen. Laut GBl war die Einführung des Rentenalters 62 per 1. Ja­ nuar 2004 gemäss dem bereits in der West­ schweiz festgelegten Modell .vereinbart. Auch hätten die Arbeitgeber die Vorfinan­ zierung nicht geleistet. Der SMGV wirft dem GBl vor, seine Forderungen zu Lasten der Arbeitnehmer geändert zu haben. Ange­ sichts der wirtschaftlichen Situation der Branche seien diese nicht erfüllbar. (AP) 
Die Post - sie bewegte «Erfreuliche Zahlen» für das vierte Jahr der Selbständigkeit VADUZ - Trotz eines wirt­ schaftlich schwierigen Um­ felds steigerte die Liechten­ steinische Post AG ihren Ge­ winn um 97 Prozent auf knapp 2 Millionen Franken. Mit neuen Dienstleistungen wollen die «Gelben» auch künftig für Wachstum sorgen. »Lucas Ebne r Fax, SMS und E-Mail hinterlassen deutliche Spuren: Zwar machen Briefpost und Post International mit 17,6 respektive 6,7 Millionen Franken noch immer den Löwenan­ teil am' 36,2-Millionen-Umsatz (plus 3 Prozent) aus, beide Sparten sind aber weiterhin rückläufig. Im Inland wurden 1 Prozent weniger Briefe, ins Ausland gar 7 Prozent weniger versandt. Zudem wird im Zuge der Post-Liberalisierung die Gewichtsgrenze für den Monopol­ bereich von heute 100 Gramm per 1. Januar 2006 in Europa auf 50 Gramm gesenkt werden. Rückgänge kompensieren «Wir dürfen nicht auf Aufträge warten, wir müssen uns aktiv be­ mühen und herausfinden, welche 
Von links: Herbert Rüdisser, Donat P. Marxer und Stefan Schwendimann. Nischen die Post noch ausfüllen könnte und mit welchen Produkten und Dienstleistungen wir noch wachsen könnten», erklärte Post- Verwaltungsratsprüsident Donat P. Marxer bei der gestrigen Presse­ konferenz in Vaduz. Er führte das «erfreuliche Ergebnis» auch auf die hohe Leistungsbereitschaft der 229 Mitarbeiter zurück. Die «anderen Dienstleistungen» (zum Beispiel Ticketverkauf) sind um 57 Prozent auf 3,9 Millionen Franken gestiegen. Auch die Berei­che 
Paketpost (plus 21 Prozent) und Expresspost (plus 5 Prozent) konn­ ten ausgebaut werden. Um das Be­ dürfnis und die Machbarkeit mög­ licher Zusatzdienstleistungen her­ auszufinden, betreibt die Post AG derzeit verschiedene Pilotprojekte. Es wäre künftig beispielsweise 
- denkbar, dass ein Mitarbeiter die Post einer grösseren Firma nicht nur an einem Ort (Hauptbriefkasten) zu­ stellt, sondern die Sendungen an die jeweiligen Bereiche der Finna (Ge­ schäftsleitung, Personalabteilung, 
Produktion etc.) direkt verteilt. Bei dieser Gelegenheit könnte er die Ausgangspost des Unternehmens gleich mitnehmen, welche dann von der Post AG frankiert und ent­ sprechend in Rechnung gestellt würde. Auch das Einrichten einer eigenen Poststelle in einem Betrieb wäre laut Herbert Rüdisser, dem Vorsitzenden der Post-Geschäfts­ leitung, denkbar - «falls dies vom Unternehmen gewünscht wird». Neues Logistikzentrum Mit der Eröffnung des Schaaner Logistikzentrums im kommenden Mai soll der Bereich Warenlogistik verstärkt werden. Dort können Pa­ kete über 30 Kilogramm oder palle- tierte Waren von Kunden gelagert und versendet werden. Um zu ei­ nem überregionalen Dienstleister zu avancieren, sucht die Post AG des­ halb nach entsprechenden Partliem. Finanz- und Personalleiter Stefan Schwendimann betonte, dass es wichtig sei, die Postmitarbeiter zu fördern. Deshalb wurden letztes Jahr erstmals neben den externen Schulungen auch interne Aus- und Weiterbildungswochen für das ge­ samte Zustell- und Schalterperso­ nal durchgeführt. LAFV-GASTBEITRAG «Life Settlements» ein alternatives Investment? Walter Schadenfroh, International Life Settlement Prosperity AGmvK! Seit ca. 1,5 Jahren gibt es verstärkt im deutschsprachigen Wirtschafts­ raum Investmentalternativen in so genannte «Life Settlements» («Ri­ siko-Lebensversicherungen») auf dem Sekundärmarkt für US-ameri­ kanische Lebensversicherungspoli­ cen. Auf diesem Markt bieten für • gewöhnlich ältere oder kranke Per­ sonen Käufern (Investoren) ihre Ri- siko-Lebensversicherungspolicen zu einem diskontierten Prozentsatz (ca. 50 % — 85 %) der Versiche­ rungssumme («Face Value») zum Kauf an. Die zwei Varianten sind «Senior Life Settlements» und «Viatical Settlements» («Viati- cals»). Bei der ersten Variante ist der Wegfall des Versicherungsgrun­ des (Hypothekenrückzahlung, Ab­ sicherung der Familie etc.) der Be­ weggrund, bei der zweiten das Auf­ treten einer schweren, tödlichen Krankheit und den damit meist ein­ hergehenden extrem teueren medi­ zinischen Behandlungen und deren Finanzierung. Entstanden ist dieser Markt durch die geradezu grotesk rigide Haltung der Versicherungen und Bank keinerlei Rückkaufspreise oder Kreditbeleihungen den Poli- ceinhabern/-Versicherten anzubie­ ten. Man spekuliert(e) schlicht auf den Ausfall der finanziellen Leis­ tungsfähigkeit des Versicherten und die nachfolgende Wertlosigkeit der Police (kein Rückkaufspreis, kein weiterer Versicherungsschutz). Speziell auf dem Sekundürmarkt für «Viaticals» sind zudem mittler­ weile Mindestpreise von ca. 50 % gesetzlich gewünscht um mög­ lichen sozialen Repressalien prohi- bitiv vorzubeugen. Der Sekuridärmarkt (getätigte Transaktionen, berechnet auf das Face-Value) betrug 2003 ca. 1,5 Milliarden USD (Quelle: The Wharton Financial Institutions Centre, THe^ Wharton Business Scholl, Univeirsity of Pennsylvania), im Vergleich dazu waren es 1990 erst 50 Millionen USD und 1997 bereits I Milliarde USD (Quelle: 
Carrie Coolidge, Death Wish Inves­ tors in Insurance Policics for the Terminally III are Watching Their Capital Get Annihilated, FORBES at 206, 19. März. 2001). Wer sind nun die Teilnehmer an der Settlement-Transaktion? 
meist konservative Schätzung des Physicians! Bei Einzelinvestments (Direkt­ kauf) der Police sind neben der feh­ lenden Diversifizierung («Lotterie­ effekt») oftmals die nur oberfläch­ lich abgeklärten juristischen Impli- Teilnehmer an der Settlement Transaktion Verkäufer {"Viator.) = Versicherungsnehmer, Versicherter Brokor = Vermittler der Police für Verkäufer Provider/ Orlginator = Organisator des Verkaufsprozesses Käufer = Investor. Kapitalanleger Treuhänder (Handelt für den Anleger beim Kauf) o 
Empfängt und leistet 
Zahlungen (Kaufpreis, Prämien, Honorare, Provisionen) o Kontrolliert 
Gültigkeit der Police und 
Übertragung der Rechte o 
Macht 
Rechte gegen Versicherungsgesellschaft 
geltend und zahlt Todesfall-Leistung an Anleger aus Oüfitlo; International lifo Settlements Prosperity Anlagego&efccfiaft mvK Das Zusammenspiel ist in fol­ gender Grafik beschrieben. 
kationen, wie z. B. wer ist der Be­ zugsberechtigte, ist die Police ord- US- Lobcnsvor»lcharung«gosoll8chaft LV- Vertrng 
Med. Irutltut Erstellt ärztliches Gutachten 
Ablauflolstung \ausdorPolico Gutachten Policen- Vorkiufor 4 
• Vertrag 
US- Provider Einkauf und Organisation Police 
Vertrag 
Policen- kfiufer Vortrag Investment Verwaltor US Treuhindor Verwaltung der Verwaltung des Police nach dem Inveslltionskapital» Kaul Der Kauf der Police wird haupt­ sächlich von der so genannten Mor­ talitätskurve («Restlebenszeit») und dem zugehörigen Diskontsatz («Abzinsungsfaktor») beschrieben. Der «Physician» (medizinischer Gutachter) schätzt die Restlebens- zeit heuristisch oder mit adäquaten Sterbetafeln. Dfcr Broker diskon­ tiert mit marktimmanenten Raten von 10 %-16 % p.a. den Kaufpreis ab. Wie kommen nun die oftmals (werbewirksamen) hohen «Rates of return» zustande? Der Versicherte stirbt (erheblich) früher als die 
nungsgemäss Ubertragen (?), von extremer Bedeutung. Bei geschlossenen Fonds (meist auf KG-Basis) handelt es sich um so genannte «Black-Boxes» die aufsichtsrechtlich nicht kontrolliert sind und um oftmals prognostizier­ te Renditen von 15 % p.a. auswei­ sen zu können, «Policen - Fällig­ keitsrenditen» von 25 %-30 % p.a. «erwirtschaften» müssen. Die Dif­ ferenz'sind «weiche Kosten» für den Vertrieb, Fondsmanagement, Beratung etc. Für die SICAV- oder AGmvK-Lösung 
gilt, über den ermittelten NAV (Net Asset Value) ist eine lau­ fende Erfolgskonirolle möglich, die aufsichtsrechtlichen Vorschriften (Standard des Prospektes etc.) geben mehr formaljuristische Sicherheit. Für alle Investitionsfragen ist je­ doch festzuhalten, dass die steuer- rechtlichen Implikationen sowohl . hinsichtlich der Wohnsitzsteuerbe­ hörde des Investors, wie auch quel- lensteuerrechtliche Vorschriften in den USA, weitere Investitionsim- pondcrabilicn enthalten können. Hier bedarf es fachkundiger Abklä­ rung. Resumd: Das Investment in «Life Settlements» setzt einen langfristi­ gen Anlagehorizont voraus (6-8 Jahre). Das Investmentvehikel soll­ te möglichst aufsichtsrechtlich re­ guliert sein. Der Investor klärt seine persönlichen Investitionsprämissen (Fondsgebundene LV, Steuerrecht) so weit als möglich ab. PS: Der Verfasser ist Geschäfts­ führer einer derartigen Anlagege­ sellschaft. Er hatte trotz sorgfältigs­ ter Vorbereitungen und Erteilung der ersten Konzession in FL (2004) für dieses Marktsegment in den letzten 3 Monaten eine sehr steile und kostspielige «Lernkurve». Die­ ses Marktsegment ist eine echte Anlagealternative - keine Frage! Aber: Satt zweistellige Renditever­ sprechen gewisser «Auguren / An­ bieter» wecken aber Begierden bei gewissen Anlegern, die zwangsläu­ fig nur mit «grauen Kapitalmarkt­ methoden befriedigt» werden kön­ nen. Das wird umfangreiche juristi­ sche Nachspiele haben. Dies ist im Übrigen auch unisono die Meinung der grössten US-Marktteilnehmer hinsichtlich des europäischen Marktes. Verfasser: Walter Schadenfroh, International Life Settlement Pro­ sperity AGmvK! Die alleinige inhaltliche Verant­ wortung für diesen Beitrag liegt beim Verfasser. "S
	        

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