Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MONTAG, 12. JANUAR 2004 volks i INTERNATIONAL 
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DES TAGES 
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i War wohl alles inszeniert Milosevic erhält keinen Sitz im serbischen Parlament BELGRAD - Der vor dem Haager Kriegs­ verbrechertribunal angeklagte frühere jugos­ lawische Präsident Slobodan Milosevic er­ hält vorerst keinen Sitz im serbischen Parla­ ment. Milosevic werde an der konstituieren­ den Sitzung nicht teilnehmen können, erklär­ te seine Partei am Sonntag zur Begründung. Die Sozialistische Partei des ehemaligen Staatschefs hatte mit ihm als Spitzenkandi­ daten bei der Parlamentswahl Ende Dezem­ ber 22 Sitze erzielt. Für Milosevic werde je­ doch ein Mandat freigemacht, sobald das Verfahren in Den Haag beendet sei, sagte Vi­ zeparteichef Ivica Dacic. Eine ähnliche Ent­ scheidung aus «praktischen Überlegungen» hatte in der vergangenen Woche bereits die Radikale Partei Serbiens getroffen. Ihr Spit­ zenkandidat, der Ultranationalist Vojislav Seselj, muss sich ebenfalls vor dem UN- Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien verantworten. Britin läuft in Rekordzeit von 42 Tagen zum Südpol LONDON - In der Rekordzeit von 42 Tagen ist die Britin Fiona Thornewill zum Südpol gelaufen. Damit hat die 37-jährige als erste Frau des Königreiches die etwa 1100 Kilo­ meter lange Strecke vom Rand der Antarktis bis zum Pol ohne fremde Hilfe zurückgelegt. Gleichzeitig unterbot sie nach britischen Medienangaben vom Sonntag auch den bis­ herigen Rekord von 44 Tagen um ganze zwei Tage. Den letzten Tag hätten ihr starke Win­ de und der holprige eisige Untergrund noch einmal besonders zu schaffen gemacht, sag­ te Thornewill. Doch dann «verzogen sich die Wolken und die Sonne kam heraus», be­ schrieb die Frau aus dem englischen South- well ihre Ankunft an der amerikanischen Po­ larstation. Die gleichzeitig mit Thornewill aufgebrochene Britin Rosie Stancer wird erst in einigen Tagen an der Polarstation erwar­ tet. Dort werden sich die Konkurrentinnen dann wiedertreffen - die neue Rekordhalterin wartet an der Station auf die Ankunft ihres Ehemannes Mike Thornewill, der ebenfalls zu Fuss zur Antarktis unterwegs ist. Vier Tote bei Familientragödie in Italien ROM - Bei einer Familientragödie sind am Sonntag in Italien vier Menschen gestorben. Der 55 Jahre alte Familienvater habe seine Frau und seine beiden Söhne erschossen und danach sich selbst gerichtet. Die Hintergrün­ de der Bluttat nahe der norditalienischen Stadt Lecco waren vorerst unklar, wie die Polizei berichtete. Sie war von Anwohnern alarmiert worden, die Schüsse aus der Woh­ nung gehört hatten. ANZEIGE Weitere Infos* www. Profitieren Sie als i. - Y-Abonnent von Vorzugspreisen 
Exminister Paul O'Neill berichtet von Vorbereitungen gleich nach Amtsantritt WASHINGTON/LONDON - Die Entscheidung zum Krieg gegen Irak soll US-Präsident George W. Bush nach Darstellung sei­ nes ehemaligen Hnanzministers schon zu Beginn seiner Amts­ zeit getroffen haben. Die Grundzüge für eine Invasion seien bereits wenige Tage nach dem Amtsantritt im Januar 2001 festgelegt worden, sagte Exniinis- ter Paul O'Neill am Wochenende dem Fernsehsender CBS: «Von An­ fang an herrschte die Überzeugung, dass Saddam Hussein eine schlim­ me Person ist und verschwinden muss.» ~ Nichts bestätigt Der Sprecher des Weissen Hau­ ses, Scott McClellan, wollte diese Angaben weder bestätigen noch de­ mentieren. Er sagte allerdings, der irakische Präsident Saddam Hus­ sein sei schon vor dem 11. Septem­ ber 2001 eine Bedrohung für den Frieden und dieStabilität gewesen und erstrecht danach. O'Neill wirbt zurzeit für ein neu­ es Buch über die erste Hälfte von Bushs Amtszeit. Dieses hat ein ehe­ maliger Journalist der Zeitung «Wall Street Journal», Ron' Sus­ kind, geschrieben unter dem Titel «The Price of Loyalty» (Der Preis der Loyalität). Hauptquelle für die Darstellungen des Buches ist O'Neill, der im Dezember 2002 
Was die Motive von Exminister Paul O'Neill sind, Präsident George W. Bush in den Rücken zu fallen, weiss wohl nur er selbst - als Werbung für sein Buch dient es ihm aber alleweil. von Bush entlassen wurde. Blair rechtfertigte Teilnahme In London rechtfertigte Premier­ minister Tony Blair seine Beteili­ gung am Krieg gegen Irak abermals' damit, dass er auf Grund von Ge­ heimdiensthinweisen auf irakische Massenvernichtungswaffen nicht 
anders habe entscheiden können. «Es wäre unverantwortlich gewe­ sen, wenn ich nicht darauf reagiert hätte», sagte Blair am Sonntag dem Rundfunksender BBC. «Man kann sich vorstellen, was passiert wäre, wenn ich die Gc- heimdiensterkenntnissc ignoriert hätte und dann irgendetwas 
Schreckliches geschehen wäre.» In der britischen "Öffentlichkeit ist der Regierung vorgeworfen wor­ den, die Informationen der Ge­ heimdienste über die Existenz ira­ kischer Massenvernichtungswaffen übertrieben zu haben, um so eine Stimmung für den Krieg zu erzeu­ gen. ' 21 gestorben - sieben vermisst Minister wirft Polizisten Zusammenarbeit mit Menschenschmugglern vor TIRANA - Nach dem Untergang eines albanischen Flüchtlings­ bootes mit mindestens 21 Toten haben Behörden die Suche nach Opfern am Sonntag fortgesetzt. Sieben Personen seien von Ver­ wandten als vermisst gemeldet worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Da sie weder unter den elf Überlebenden noch unter den toten Flüchtlingen ausgemacht werden konnten, fürchteten die Behörden, dass noch ein zweites Boot in der Adria gesunken sein könnte. Vier Schiffe und ein Hubschrauber suchten das Meer nach weiteren Opfern ab, nachdem die Suche am Samstagabend unterbrochen wor­ den war. Auch Italien beteiligte sich mit Schiffen und einem Flug-Zum 
Gedenken an die Verstorbenen - Frauen werfen Blumen ins Meer. 
zeug an der Aktion. Zwei der Über­ lebenden wurden von der albani­ schen Polizei festgenommen; sie sollen die Fahrt organisiert haben. Zudem wurden zwei ranghohe al­ banische Polizeibeamte, die mit ei­ nem der Verdächtigen verwandt sind, vom Dienst suspendiert. Die Polizei verhaftete ausserdem einen ranghohen Mitarbeiter des Hafens in Vlora. Nach den drei Eigentü­ mern des Bootes wurde gefahndet. «Der Vorfall zeigt, dass kriminelle Elemente in Zusammenarbeit mit einigen staatlichen Stellen den Menschenschmuggel neu organi­ sieren wollen», sagte Marco Bello, ein Minister ohne Geschäftsbe­ reich, dem Privatsender Top Chan­ nel. Eine Annäherung Türkei und Zypern suchen Lösung NIKOSIA - Vier Wachen nach der Parlamentswahl im tür­ kisch besetzten Nordzypern ha­ ben sich zwei politische Par­ teien auf die Bildung einer Re­ gierungskoalition geeinigt. Die Türkisch-Republikanische Par­ tei von Mehmet Ali Talat, die den UN-Fricdcnsplan und den EU-Bei­ tritt Zyperns unterstützt, und die Demokratische Partei von Serdar Denktasch, gaben ihre Überein­ kunft am Sonntag bekannt. Die Wahl am 14. Dezember hatte mit einem Patt zwischen den Befür­ wortern einer Wiedervereinigung und deren Gegnern geendet. Talat und Serdar Denktasch er­ klärten, erst nach Beratungen mit ihren Parteien werde die Regie­rungsbildung 
offiziell bekannt ge­ geben. Bis Anfang Mai solle im Rahmen des von UN-Generalse­ kretär Kofi Anhan vorgeschlagenen Friedensplanes eine Lösung für die Zukunft Zyperns gefunden wer­ den. Der türkische Ministerpräsident Erdogan wollte am Sonntag in Istanbul mit Denktasch zu Gesprä­ chen zusammentreffen. Denktasch fordert weiterhin zwei unabhängi­ ge Staaten auf Zypern. Der nördli­ che Teil der Insel wird internatio­ nal nur von der Türkei anerkannt, die 40 000 Soldaten dort stationiert hat. Falls es nicht zu einer Wieder­ vereinigung kommt, tritt im Mai nur der griechische Teil der Euro­ päischen Union bei. 
Karadzic flüchtig - Verdächtige verhaftet sie, einem früheren Mitglied der bosnisch-serbischen Sonderpolizei und Anhänger von Karadzic. Zur potenziellen Bedeutung seiner Festnahme erklärte NATO-Spre­ cher David Sullivan lediglich, jeder mögliche Hinweis auf den Aufent­ haltsort von Karadzic und seiner Gefolgsleute sei von grosser Wich­ tigkeit. Der zweite Festgenommene ist der ortsansässige Geschäftsmann Dragan Kremenovic. NATO-Spre- cher Matthew Brock teilte mit, die Soldaten hätten unter anderem nach Dokumenten gesucht, die wo­ möglich zur Ergreifung des Flüch­ tigen führen könnten. Ob solches Material sichergestellt werden konnte, wurde nicht bekannt. 
SARAJEVO - Soldaten der NAT0- Friedenstruppe in Bosnien- Herzegowina haben am Wochenende zweimal das Haus des früheren bosnisch-serbi­ schen Präsidenten Radovan Ka­ radzic durchsucht. Die am Samstagmorgen begonne­ ne Razzia in Pale östlich von Sara­ jevo ging nach NATO-Angaben auf einen Hinweis zurück, dass sich ein mutmasslicher Kriegsverbre­ cher in der Gegend aufhalte. Erst am Sonntag wurde bestätigt, dass die Suche Karadzic selbst sowie dessen einstigen Militärchef Ratko MIadic galt. Zwei 
 1 Verdächtige wurden festgenommen. Bei dem einen handelt es sich nach Anga­ ben von Augenzeugen um Bata Te-
	        

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