Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 6. SEPTEMBER 2003 
VOLKS I IXI II TI I n RHEINBERGER-KLAVIERWERKE BLATT I l\UL I Un GLÜCKLICHE TAGE 
31 VERANSTALTUNGEN Familiensonntag im Kunstmuseum Liechtenstein VADUZ - Kunst gehört zu. den geistigen Grundnahrungsmitteln unserer Gesellschaft. Und dennoch besteht in der Kunst und insbe­ sondere der Kunst der Gegenwart eine Kluft zwischen dem Sinn- und Formanspruch des Kunstwerks und dem Besucher, der sich da­ vor allein gelassen fühlt. Eine Brücke zwi­ schen beiden zu bauen, ist Aufgabe der Kunstvermittlung. Ziel ist es, den Besuchern unterschiedliche Angebote zu machen, die zu einer vertiefenden Erfahrung der Kunstwer­ ke führen. Dabei ist es entscheidend, den Menschen in den Mittelpunkt aller Vermitt­ lungsaktivitäten zu stellen. Deshalb haben am Kunstmuseum Liechtenstein die Ge­ sprächsform, das Fragen und alle Formen von Eigenaktivität Vorrang bei der Vermitt­ lung von Kunst.' Nach dem Kunstsamstag vom letzten Wochenende findet morgen Sonntag, den 7. September von 14.30 bis 16 Uhr der so genannte Familiensonntag für El­ tern mit Kindern zwischen fünf und zehn Jahren statt. Unter der Anleirung von Barba­ ra Redmann sollen bei den Familiensonnta­ gen Kinder und Eltern die Kunstwerke ge­ meinsam erleben. Sie arbeiten dabei auch praktisch im hauseigenen Werkraum. Es wird um Anmeldung unter der Tel.-Nr. (+423) 235 03 00 ersucht. Der nächste Fami­ liensonntag findet dann am 5. Oktober statt. Kunstmuseum Liechtenstein Atem - Tonus -Ton «Der Erfahrbare Atem» VADUZ - Dieser Einführungskurs ist ge­ eignet für Menschen, die ihren Atemfluss verbessern mochtcn: für Sängerinnen, Musir kerinnen, die ein Blasinstrument spielen, so­ wie alle, die vor Publikum sprechen. Der Atem erfüllt eine lebenserhaltende Aufgabe, unabhängig von unserem Willen. Er reagiert äusserts sensibel auf äussere und innere Rei­ ze und Einflüsse. Wir wollen durch leichte Körperübungen die Atmung so anregen, dass Muskelverspannungen, Atcmblockaden und Fehlatmung angegangen werden können. Die Wahrnehmungsfähigkeit wir dadurch geschult. Durch den zusätzlichen Einsatz der Stimme (Tönen von Vokalen und Konsonan­ ten) können spielerisch neue Atem- und Re­ sonanzräume geschaffen werden. Der Kurs findet am Samstag, 20. September von 9 bis 17 im Peter-Kaiser-Saal, im Musikschulzen- trum Unterland in Eschen statt und wird von Hildegard Meier, Mauren geleitet. Anmel­ dungen bis spätesten 17. September an das Sekretariat der Liechtensteinischen Musik­ schule, Postfach 435, St. Florinsgasse 1, Va­ duz Tel. 235 03 30, Fax 235 03 31 oder per E-Mail: lms@!ms.llv.li zu richten. Liechtensteinische Musikschule Tanznachmittage für Seniorinnen und Senioren BUCHS - Am Mittwoch, den 3. September treffen sich tanzfreudige Männer und Frauen im Hotel Buchserhof in Buchs zu unterhalt­ samen Stunden. Für die musikalische Beglei­ tung sind beliebte Nostalgie-Duos besorgt. Die Tanznachmittage der Pro Senectute dauern von 14 bis 17 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das Hotel Buchserhof ist gut erreichbar (Bahnhof, Bushaltestelle). Parkplätze sind ebenfalls vorhanden. Es wird ein Unkostenbeitrag von Fr. 10.- pro Person erhoben. Weitere Informationen erhalten Sie bei Margrit Riccitelli-Hefti, Tel. 081/756 53 27. 
Atemberaubend schön Jürg Hanselmanns fünfte Folge der Rheinberger-Klavierwerke auf CD BALZERS - Der in Balzers leben­ de Pianist Jürg Hanselmann hat sich auf die Fahnen geschrie­ ben, alle Klavierwerke von lo­ set Gabriel Rheinberger auf CO einzuspielen. Sieben Folgen sind bereits erschienen, zwei weitere werden folgen. Wir wollen uns heute die Folge fünf anschauen. «Gero» Hause r Wenn Jürg Hanselmann am Dienstag, 23. September 2003 um 20 Uhr im Vaduzer Saal, zusammen mit dein Symphonischen Orchester Liechtenstein (unter der Leitung von Albert Frommelt), das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2. von Johannes Brahms spielen wird (Karten gibt es über das TaK), wer­ den wohl die sieben Rhcinberger- CD's aufliegen. Filigrane Fugenwerke Die CD zeigt zunächst dje «Sechs Tonstücke in figurierter Form op. 39». Die Nummer eins, eine Allegro marcato, zeigt modern anmutende Passagen, ähnlich die langsamere Nummer drei, mit von Jürg Hanselmann sehr einfühlsam gespielten Auflösungen ins Harmo­ nische. Besonders innig spielt der Pianist das Andante tencramentc, perfekt geboten wird das kunstvoll 
Jürg Hanselmann spielt am 23. 9. im Vaduzer Saal, zusammen mit dem Symphonischen Orchester Liechtenstein (Ltg. Albert Frommelt), das zwei­ te Klavierkonzert von Brahms. aufgebaute Fugenstück Nummer, fünf und bewundernswert schafft Hansclmann eine Durchsichtigkeit bei dem gewaltigen filigranen Fu­ genwerk, dem Allegro marcato. 
Drei Jahre später, 1873, entstanden die «Sechs Tonstücke in fugierter Form op.68». Man könnte anneh­ men, Rheinberger zeige hier «ge­ schliffenere» Werke. Tatsächlich 
aber bleiben sie, auch bezüglich 
; Hörgefälligkeit, hinter der ersten Folge zurück; vielleicht mit Aus­ nahme des Prestos," bei dem Han­ selmann das kunstvolle Geflecht der Fugenthemen atemberaubend virtuos und schön spielt. Die CD zeigt ausserdem das «Fafltasiestück op. 
23» und das «Capriccio gioco-. so op. 43». Bei der Fantasie gelingt es Jürg Hanselmann beeindruk- kend, die Wechsel zwischen medi­ tativ-ruhigen und erregten Passa­ gen herauszuarbeiten. Meisterfiafte Interpretationen Auch bei diesen Aufnahmen zeigt Jürg Hanselmann die ganze Breite seines Könnens, technisch wie musikalisch. Mit seiner gros­ sen Variationsbreite an Anschlags­ möglichkeiten und der Fertigkeit,, musikalische Zusammenhänge deutlich zu machen, schafft er meisterhaft farbige Interpretationen und Klarheiten,.die beeindrucken. Hanselmann studierte ab 1977 bei Schneeberger und Steinegger am Berner Konservatorium, wo er 1980 das Lehr- und Solistendiplom mit Auszeichnung erwarb. Studien führten ihn nach London zum un­ garischen Pianisten Louis Kentner, später zur russischen Pianistin Irina Edelstein nach Frankfurt am Main, zum Beaux Arts Trio und zu Miec- zieslaw Horszowski. Tragödie des Unvermeidlichen «Glückliche Tage» - fulminanter Auftakt der TaK-Spielzeit SCHAAN - Das Theater am Kirchplatz zeigt einen fulminan­ ten Saison-Auftakt mit Samuel Becketts «Glückliche Tage», ins­ zeniert von Peter Brook, ge­ spielt von Miriam Goldschmidt und Wolfgang Kroke. Wir konn­ ten mit Miriam Goldschmidt sprechen. • Gerolt Hauser Als «Glückliche Tage» 1961 her­ auskam, galt es als «absurdes Theater»: Ein älteres Paar, Winnie und Willie, vegetiert seinem Ende entgegen. Winnie steckt bis zur Brust in einem Erdhaufen, neben sich eine Handtasche, aus der sie immer wieder Gegenstände her­ vorholt, Brille, Kamm, Zahnbürs­ te, Pistole - Requisiten für kleine Verrichtungen, um durchzuhalten - eine Tragödie des Unvermeid­ lichen und nicht des kläglichen Versagens. Volksblatt: Sie haben zu­ sammengearbeitet mit Fritz Kortner, Peter Stein, Claus Pey- mann und natürlich mit Peter Brooks - wie kam das? Miriam Goldschmidt: Ober grösste Umwege bin ich nach Paris gekommen - weil mich die deutschsprachige Szene langweilte - und habe bei Jacques Lecoq eine Schauspielausbildung gemacht. Um das finanzieren zu können, ha­ be ich den Ring von meiner ver­ storbenen Stiefmutter versetzt. Mir ist dann das Buch von Peter Brook in die Hände gefallen; da wusste ich, da ist das, was in meinem In­ nersten herumschreit: Ja, das ist es - und es gab die Begegnung mit Brook. So kam ich in das neun Jah­ re lange Abenteuer mit ihm, eine unerhörte Schule, die mich durch die ganze Welt führte. Wir kamen rriit den verschiedensten Ethnien zusammen, den unterschiedlichs­ ten Sprachen, ob in der Wüste, in 
Das TaK zeigt einen fulminanten Saison-Auftakt mit Samuel Becketts «Glückliche Tage», inszeniert von Peter Brook, gespielt von Miriam Goldschmidt und Wolfgang Kroke. Kanada, in Irrenhäusern, mit Tau­ ben oder Blinden. Die grösste Schule war, auch oft zu scheitern, zu begreifen, da werden völlig neue Gesetze entwickelt, da wird nicht einfach etwas durch applau­ diert, nur weil man mit einem be­ rühmten Mann zusammen arbeitet. Das nahm das europäische Ego ein wenig weg. Peter Stein hat unsere Arbeit immer verfolgt. Und so kam ich an die Schaubühne in Berlin. Aber ich blieb wohl immer für alle eine zwar höchst geschätzte aber unbequeme, immer reinquasselnde Begabung (lacht schallend). Hängt das zusammen mit der Lust am experimentieren? Ich kann sowohl das Leben, als auch die so genannte Kunst, wie auch alle Mittel, die dazu führen, etwas zu sagen, etwas umzusetzen, auch das Unsichtbare möglicher­ weise hin und wieder sichtbar zu machen, nicht erreichen, wenn ich etwas ausschliesse. Ich habe auch 
gemalt, gezeiclyjet oder Bühnen­ bilder gemacht. Ich kann die ver­ schiedenen Sparten nicht vonein­ ander trennen. • Ist die Beckett-Produktion eine neue Zusammenarbeit mit Brook? Seit damals sind wir zwar in Kontakt, aber ich musste mich von ihm sozusagen «entnabeln». Ich habe dann sehr viel Regie gemacht. Jetzt ist es aber für mich das Wun­ derbarste, nach so vielen Jahren wieder zusammen zu kommen. Er ist wunderbar älter geworden, ich aber auch und bin jetzt erst fähig, ein solches Stück in dieser Unbe- weglichkeit - was es nicht ist, ich war noch sie so bewegt, eine inne­ re Bewegung natürlich - zu spie­ len. Es ist die grösste Herausforde­ rung meines Lebens. Ich habe sel­ ten ein solches Universum von Ge­ danklichkeit erlebt, von Norma­ lität, zwischen Hausfrau und hoch­ philosophischen Sterbe-Lebens-Hymne 
wie in diesem hochreifen Stück vön Beckett. Sie spielen die Winnie als kon­ krete und optimistische Figur? Soll ich das Unglück, das Versin­ ken in eine Unweit auch noch spie­ len? Es ist die vitalste Überlebens­ form, die man sich vorstellen kann. Ich kann nicht meine Trauer über das übrig bleibende, langsam ver­ sinkende Leben in die Welt schmeissen. Es gilt, angesichts des Wahnsinns und der Katastrophe ;zu lächeln, die Welt zu erfinden, sich trotzdem die Zähne zu putzen, so. lange es eben geht. Und wenn es* nicht mehr geht, sich dann wenigs­ tens noch vorzustellen, dass dahin­ ter doch noch ein Auge ist, das ei­ nen anschaut. TaK, 18. und 19. September, je­ weils 20.09 Uhr: Becketts «Glück­ liche Tage». Jeweils um 19 Uhr gibt es eine Einführung in das Stück. Vorverkauf Telefon: 00423 237 59 69.
	        

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