Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 16. AUGUST 2003 
VOLKS BLATT 
INLAND 125 JAHRE VOLKSBLATT 125 JAHRE VOLKSBLATT 16. Aiigust 1878: Pressefrei­ heit und «Pressefrechheit» SCHAAN - Das Volksblatt verstand sich VOQ 
Anfang an ausdrücklich als «Blatt des Volkes». Die Pressefreiheit, die gelegentlich : missbraucht worden sei, dürfe nicht in «Pres­ sefrechheit» ausarten,, hiess' es im ersten . Volksblätt-Leitartikel. vor genau 125 Jahren unter, anderem. Überrascht liest man: «Unser Volksblatt befasst sich grundsätzlich nicht mit Landespolitik, diese ist Sache der Regie­ rung und 
des Landtages»;So etwas klang im. Vergleich mit den couragierten Bekenntnis­ sen zur Bürgerfreiheit, wie wir sie aus den ersten beiden Zeitungen kannten, eher nach Rückschritt.'Kaplan Fetz war nicht nur ein gottesfUrchtiger Mann. Er schien ausserdem sehr obrigkeitsgläubig zu sein. 
* Die politische Stimmung da­ mals: «Wahrer Friedensfürst» Wie die politische Stimmung damals im Lande war, mögen diese abschliessenden Sätze aus dem als «Programm» überschrie- benen Leitartikel in der Null-Nummer des Volksblattes vom 16. August 1878 erhellen: «Unser Durchlauchtigster 'Landesfürst hat - als wahrer Friedensfürst - schon vor Jahren den kostspieligen Militär rAppaat 
zugunsten seiner Untertanen gründlich abgerüstet, welch ein Jubel scholl darüber durchs ganze Land! - Sollten nun nicht auch die Bürger ab­ rüsten? - D. h.- ihre allfälligen, einseitigen, eigennützigen Sonderideen und Ansichten zur Förderung der Eintracht, des Gedeihens und des Wohlstandes der ganzen Bevölke­ rung auf den Altar des Vaterlandes zum Opfer bringen?» Das wäre echte Bürgertugend!» . Redaktor als Sündenbock . Als sich das Volksblatt am 16. August 1878 seinen künftigen Lesern vorstellte,- erfuhr man niöht nur eine Zusammenfassung der bisherigen Pressegeschichte des Landes. Sie hatte ja nur 14 Jahre gedauert uhd dabei le­ diglich zwei Zeitungen hervorgebracht. Ka­ plan Fetz schrieb auch, warum die «Wochen- zeitung» eingegangen war. Er stellte fest, dass es nicht das mangelnde. Interesse der Abonnenten gewesen sei, das zu ihrem Ende geführt habe, sondern der Umstand, dass sich keiner mehr für das Amt des Redaktors hatte zur Verfügung stellen wollen. Wörtlich: «Nie­ mand hatte Lust und Mut als sogenannter «Sündenbock», wie man die Redakteure hin­ wieder zu titulieren pflegt, sich herzugeben.» Man wollte auch nicht mehr eine «kuriose Ausnahme» zu den Ländern ringsum sein" «Wo überall Zeitungen und Blättchen wie ägyptische Heuschrepkenschwärme herum­ fliegen», wie der engagierte .Kirchenmann l meinte und dabei ausdrücklich "nicht behaup­ ten wollte, «dass Zeitungen ein Land unbe 
: dingt glücklich machen». • P 125 VOLKSBLATT t. 
Ereignisse der letzten 125 Jahre ~ BEOBACHTUNG AM 15. AUGUST VADUZ, 17. August 1961 — Während in Va­ duz die Raketen in den Himmel stiegen und Tausende von Menschen dem" geburtstags- feiemden Fürstenpaare zujubelten, beobach­ tete man im Steg folgende Begebenheit: Ein 10-jähriger Bub hatte "ganz allein unter gros­ ser Anstrengung einen-Haufen Reisig gesam­ melt, den er unter der Mitteilung, auch er be­ gehe den Geburtstag unseres Landesfürsten, entzündete. Auf die Frage hin, ob. ihm das nicht zu anstrengend sei, antwortete er," dass er das für den Fürsten und für das Vaterland gerne 
machen würde. Als darin das einsame Feuer, nur das helle Gesicht des Buben be­ leuchtend, niederbrannte, hatte man das Ge­ fühl, dass dieser einsame Junge dem Gedan­ ken der Vaterlandsliebe und dem wahren Grund des Staatsfeiertages näher gekommen war, als viele andere. Ein Zuschauer I -Montag: Rohlinge am Werk 
Am Anfang war der Kaplan Heute vor genau 125 Jahren erschien das erste Volksblatt 1 
SCHAAN - Auf den Tag genau heute vor-125 Jahren Ist die erste Ausgabe des Liechtenstei­ ner 
Volksblattes erschienen. Grund genug, sich noch einmal der. ersten Macher unseres Blattes zu erinnern. . « Martin Frömmel t  " Zum grossen Jubiläum unserer"Zei­ tung haben wir bereits am 18. Juni . dieses Jahres eine •umfangreiche Broschüre über die Volksblatt-Ge-. schichte publiziert. Anlässlich des 125-jährigen Bestehens äussern sich heute, ausserdem im Rahmen eines Extra-Bundes 125 Jugendli­ che zu ihren Visionen und Wün-, sehen für Liechtenstein. Der Volksblatt-Gründervater. "Dass am 16. August 1878 erst­ mals das «Liechtensteiner-Volks- • blatt» erscheinen könnte, war das Verdienst des Vaduzer Hofkaplans Johannes Franz Fetz (geb. 21,.No-, vember 1809 in Domat/Ems/GR, • gestorben 18. Juni 1884 in Vaduz). Fetz, wurde 1834 zum Priester ge­ weiht. Nachdem er- fünf Jahre lang . als Hofkaplan in Ems gewirkt hatte, wechselte er 1849 als Hofkaplan nach Vaduz. Er wurde in Anerken­ nung seiner Verdienste als Ge-. schichtsschreiber über das Bistum Chur zum Kanonikus ernannt. Ei­ nen Namen machte er sich als Pu­ blizist und eben als Vplksblattr Gründer. «Unser Land ist dem Ver­ ewigten für seine Gründung und Pflege eines öffentlichen Presseor­ gans und die dadurch ermöglichte Besprechung verschiedener Lan­ desangelegenheiten zu hohem Dan­ ke verpflichtet», schrieb das Volks­ blatt zu seinem Ableben. Verleger-Rechte an Presseverein Damals ahnte noch keiner der Le­ ser, dass er das erste liechtensteini­ sche Presseorgan in Händen hielt, das die Jahrhundertschwelle • nicht nur erreichen,- sondern überschreiten und bis in unsere heutigen Tage die traditionsreichste. Zeitung Liechten-. steins bestehen bleiben sollte. Kaplan Fetz, der die Gründung des Volksblattes um sechs Jahre überlebte, wollte sich bei der Finan­ zierung der Zeitung nicht auf einen . Garantieverein abstützen, sondern nur auf die, Hilfe der Abonnenten und Leser. Dies blieb jedoch ein frommer Wunsch. Im ersten Teil un­ seres Jahrhunderts mussten die ver-, legerischen Rechte an einen Verein, - den heutigen «Presseverein Liech­ tensteiner Volksblatt» abgetreten 
Heute vor genau 125 Jahren konnte Hofkaplan Johannes Franz Feto, die erste Ausgabe des Liechtensteiner Volksblattes vorlegen. Hofkaplan Fetz amtierte bis zu seinem Ableben Im Jahre 1884 als erster Chefredaktor. werden, um die finanzielle Zukunft der Zeitung zu gewährleisten. Postmeister und Chefredaktor Nach dem Tode von Fet^-über­ nahm Theodor Rheinberger (geb. 8. November 1848, gestorben 
9. Mai 1906 in Vaduz) das Amt des Chef- redaktors. Von 1874 bis 1906 am­ tierte er beim Postamt Vaduz als k. k. Postmeister. Bemerkenswert al-, so, dass Rhfeinberger die Arbeit als Chefredaktor (1884-1897) quasi im Nebenjob. ausübte. . Politiker und Zeitungsmacher, Dritter. Vojksblatt-Chefredaktör 
war Meinrad Ospelt (geb. _10. De­ zember 1844 in Vaduz, gest. 17. Ju­ li 1934 in Vaduz). Meinrad war der Zweitälteste 
Sohn.der angesehenen Familie- des Vaduzer Baumeisters An(on Ospelt. Anfänglich war-er ebenfalls im Baugeschäft tätig, spä­ ter widmete 'er sich vor allem der Landwirtschaft und der Politik. Er war in zahlreichen Ämtern, Kom­ missionen und Vereinen tätig. Un : ter anderem amtierte er von 1892 bis 1918 als Landrat (Mitglied der Regierung)'sowie als Landtagsab- geordneter (1886-1894 und 1898- 1918). Ausserdem war er in Vaduz .Bürgermeister, Gemeinderat und 
Gemeindekasster. Um d^s öffentli­ che Leben unseres Landes hat er sich aber auch als.Volksblatt-Chef- redaktor (1897-1918) besondere Verdienste erworben. Er war 1918 auch Gründungsmitglied der FBP.' Bis 1914 die einzige Zeitung Während 36 Jahren blieb das Volksblatt die einzige Zeitung im Lande. Am 25. April 1914 erschien die erste Nummer der «Oberrheini­ schen Nachrichten», die zum Sprachrohr der Volkspartei (der späteren VU) wurde. Bemerkens­ wert: Beide Zeitungen sind älter als die Parteien (gegründet 1918). Theodor Rheinberger: Der zweite Volksblatt-Chefredaktor stand der Zel- Meinrad Ospelt: Der dritte Volksblatt-Chefredaktor leitete das Blatt von tung von 1884 bis 1897 vor. 1897 bis 1818. ~~~
	        

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