Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MONTAG, 19. MAI 2003 BLATT 
I INLAND LESERMEINUNGEN 
5 Pfarrer-Wechsel: Keine neuen Erkenntnisse TRIESEN - Die Leitung des Erzbistums Vaduz hält taut Generalvikar Markus Walser ungeachtet des Protests der . Gemeinde Triesen am Wechsel des. Triesner Pfarrers Markus Kellenberger nach Vaduz fest. Derweil will Triesens Vorsteher Xaver Hoch weiterhin um den Verbleib Kellenbergers in Triesen kämp- . fen. Das wurde gestern in der Sendung Rampenlicht von Radio L zum Ausdruck gebracht. »Martin Frömmel t Gcncralvikar Markus Walser zeigte sich- nicht übcrrascht über die heftigen Reaktio­ nen, welche die am letzten Dienstag publik gemachte Versetzung ausgelöst hat. «Nicht erwartet haben wir aber, dass sich Gemein­ derat als politisches Organ derart in inner- kirchliche Angelegenheit einmischt», kriti­ sierte Walser die Triesner Gemeindcbehör- . de. Damals ähnliche Reaktionen Walser erinnerte daran, dass es damals an Kellenbergers seinerzeitigem Wirkungsort ' Schmitten ähnliche Reaktionen gegeben habe. «Damals hat niemand im Land Anstoss genommen, auch die Triesner hat es nicht gestört, dass die Schmittener unglück­ lich waren», so Walser. Wie der Gcncralvi­ kar ausführte, habe Triesen «sicher .ein Wahlrecht bei der Wahl der Pfarrer, aber das ' heisst nicht, dass wir die Zustimmung der Gemeinde brauchen bei einer Versetzung». Pfarrer will in Triesen bleiben Vorsteher ~ Xaver Hoch (Bild) kriti­ sierte gestern . erneut, dass die Gemeinde vor vollende­ te Tatsachen gestellt wurde V. und kündigte an, die Ge- - meinde werde alle mög­ lichen Schritte, die man noch unternehmen kann, machen, um ihren Pfarrer behalten zu ' können. Hoch sagte, Pfarrer Kcllenberger habe ihm in einem Gespräch gesagt, er wolle in Triesen bleiben, wenn man ihn aber vergewaltige, dann müsse er eben gehen. General vikar Walser widersprach dieser ; Aussage nicht. Unterschriften bringen nichts Neues Was die in Triesen gestartete Unterschrif­ tensammlung betrifft, so scheint sich das Erzbistum davon nicht beeindrucken zu las­ sen. Laut Generalvikar Walser bringt jede . einzelne Unterschrift in Triesen zum Aus­ druck, dass die Pfarrei Vaduz einen guten . Pfarrer bekommen werde. Es sei schien vor- her bekannt gewesen, dass Markus Kcllen­ berger ein beliebter Seelsorger ist. «Die Unterschriften bringen keinen neuen Erkenritnisstand», hielt der Generalvikar fest. - ... des anderen Freud • Seitens der begünstigen Gemeinde Vaduz machte Bürgermeister Karlheinz Ospelt keine Anstalten, angesichts des Protests in Triesen auf den neuen Pfarrherrn verzichten ^ zu wollen. Man hätte der Gemeinde Triesen V 
aber angeboten, Pfarrer kcllenberger im l- Sinne eines geordneten Übergangs zuerst . nur zu etwa 50 Prozent zu beanspnichen, ; ausserdem soll er in der Übergangszeit < weiterhin ausschliesslich in Triesen Reli­ gionsunterricht geben können. Auf eine entsprechende Frage, meinte Generalvikar Walser, dass es nie ernsthaft i zur Diskussion gestanden sei, dass er oder l der Erzbischof die Gemeinde Vaduz über- k nehmen würde. 
Konferenz für kluge Köpfe VADUZ - Das ENIC/NARIC-Netz will weltweit durchsetzen, dass ein «Master» aus Azerbaljan dieselben Standards hat wie ein «Master» aus den USA. In allen Mitglied­ staaten sollen die gleichen Hoch- schul-Standards gelten. 55 Länder gehören zu diesem Netzwerk der EU, des Europarates und der Unesco. Eine Etappe auf dem Weg zur Hochschulreform hat am Sonn­ tag in Vaduz begonnen. Über 80 Teilnehmer aus .44 Ländern trafen sich zur 10. ENIC/NARIC-Konfe- renz. «Ich will nicht, dass Peter geht» Zum Weggang unseres Diakons Peter Vogt aus der Pfarrei Vaduz Als uns Pfarrer Franz Näscher vor mit diesem Wunsch an ihn heran- anderen Wirkungskreis und eine bensschwund wohl ehef zu suchen einigen Wochen seinen Rücktritt traten. Vor allem Familien mit noch neue Herausforderung zu suchcn, als in der Arbeit von religiös enga­ per Ende Mai 2003 mitteilte, waren kleineren Kindern haben so einmal da dies in-der Pfarrei Vaduz nicht gierten Menschen. Wir von der wir recht betroffen, da uns diese • im Monat die Möglichkeit, kinder- mehr gegeben sei. - «Vorbereitüngsgruppe für den Kin- ' Nachricht plötzlich und unvorbc- gerecht vorbereitete Themen aus «Vön der Kanzel gepredigte dergottesdienst» hoffen, dass wir reitet traf. Gesundheitliche Gründe der Bibel oder aus dem religiösen Liebe» mag es auf dem Papier auf dem gelegten Grundstein wei- bewogen ihn zu dieser Entschci- Leben zu hören und mitzumachen, geben, aber im Leben geht es doch tef aufbauen können, und wün- dung, und wir wünschen unserem Jederzeit durften wir auf die Hilfe um die Liebe in unseren Herzen,, sehen uns mit Pfarrer Markus Kel- liebcn Pfarrer, dass er sich mög- und den Rat Peters zählen, wenn es und kaum ein anderer Mensch ver- lenbergef und Kaplan Markus liehst bald wieder erholt und noch darum ging, Themen, Lieder oder steht es so wie Peter Vogt, uns allen. Degen eine ebenso gute viele Jahre im Ruhestand gemessen kleine Gebete auszuwählen, nicht diese Liebe zu vermitteln. Ob beim Zusammenarbeit wie mit Peter* kann. • zu vergessen das jährliche Krip- -Kinder- oder Schülergottcsdienst, Vogt: ' _ _ Tief betroffen und vor den Kopf penspiel für unsere Kleinen am ob bei der Predigt im Familien- . Wir möchten es heute aber nicht gestossen waren wir aber kurz da- Heiligabend. Auch sein Einsatz in oder Sonntagsgottesdienst, immer unterlassen, dir lieber "Peter und rauf über die Nachricht, dass auch den Schulen und bei vielen karita-. nehmen wir etwas mit nach Hause, deiner.Familic von ganzem Herzen unser Diakon Peter Vogt in Kürze tiven Vereinen in Vaduz ist nicht wenn Peter zu uns spriqht. Mit ein- für eure Mithilfe bei all unserem die Pfarrei Vaduz mit seiner Fami- mehr.wegzudenken. • . fachen Worten vermag er uns zu Tun zu danken und euch die besten lie verlassen wird. Wir können es Unsere Kinder drücken sich klar fesseln, nachdenklich zu stimmen Wünsche für euren zukünftigen, fast nicht glauben, dass Peter nicht und einfach aus: «Ich will nicht, oder uns zu trösten, mit Herzlich— Neuanfang zu übermitteln. Unsere mehr da sein wird, denn in so Vie- dass Peter weggeht!» Wir Mütter, keit und Wärme zu erfreuen. Peter guten Gedanken werden bei euch les ist seine Arbeit, sein Beruf - die wir in der «Vorbereitüngsgrup- Vogt hat in der Pfarrei Vaduz vieleS sein, auch wenn ihr eine'rieseri- sprich - «seine Berufung» einge- pe für den Kindergottesdienst» bewirkt. Er hat" Menschen zucinan- grosse Lücke zuriJcklasst! flössen. Wie es in der Predigt vom mitarbeiten, können uns diesem, der gebracht «in der Gemeinschaft letzten Sonntag hiess, war er für Wunsch nur anschliessen und sind des Glaubens und der Kirche», und " Vorbereitungsgrüppe für den uns stets «der gute Hirte, der sich bei weitem nicht die einzigen. vor allem ist es grossteils sein Ver- -gemeinsamen Kindergottesdienst um jedes seiner Schafe kümmer- Selbstverständlich akzeptieret dienst, dass Kinder, Schüler, Fami- -derPfarrei St. Fibrin und der Evan- te». Nicht, weil es sein Beruf ist, und verstehen wir die Entschei- lien, Envachsene und alte Men- gelischen Kirche im Fürstentum sondern weil er es gerne tut.'Jeder dung.Peter Vogts, dass er unter den sehen gerne und freiwillig in die Liechtenstein / . einzelne Mensch ist für Peter wich- gegebenen Umständen in Vaduz Kirche gehen und sich hier wohl Herta Thöny, Yvonne Ospelt, tig und wertvoll genug, sich ihm nicht mehr arbeiten kann und will.-' fühlen. Die Zeiten, da die Kirchen Daniela Schreiber, Helen Nigg, zuzuwenden, ihn ernst zu nehmen. Das grosse Fragezeichen geht aber voll waren, weil man gezwungen Claudia Hasler, Andrea Buchmann So hat er z.B. auch mitgeholfen, an die katholische Kirche Liech- wurde in die Kirche zu gehen, sind . Kühnis, Esther Vogt, Schickler den «Kleinkindergottesdienst» zu tensteins,-wenn sie Menschen wie vorbei. Hier sind die Ursprünge Schmidt Susanne, Claudia Bar­ gründen, als vor ca. 8 Jahren Eltern Peter.Vogt empfiehlt, sich einen von Lauheit, Lethargie und Glau- getze * LESERMEINUNGEN Bestürzung und Trauer Offener Brief an Erzbischof Wolf­ gang Haas, und General vikar Mar­ cus Walser Sehr geehrter Erzbischof Wolfgang Haas Sehr geehrter Herr Generalvikar Walser Mit Bestürzung und Trauer muss der Pfarreirat der Gemeinde Trie­ sen Ihren Beschluss, Pfarrer Mar­ kus Kellenberger aus unserer Gemeinde in die Pfarrei nach Vaduz:zu versetzen, zur Kenntnis nehmen. Sie haben durch Ihre Vor­ gehensweise ebenso wie durch Ihre Entscheidung eine grosse Unruhe in unsere Dorfgemeinschaft und unser Land gebracht. Auch die Jüngsten in unserer Pfarrei, unsere Kinder, sind ratlos und enttäuscht. Innerhalb weniger Jahre -soll nun zum zweiten Mal der Pfarrer aus­ gewechselt werden. Einen kompe­ tenten Priester und lieb gewonne­ nen Menschen gegen seinen Willen aus unserer Pfarrei ziehen lassen zu müssen, bewegt uns, für ihn zu kämpfen. Wir wollen Pfarrer Mar­ kus Kellenberger in Triesen nicht "verlieren. 
. Wir haben Verständnis für Ihre schwierige Situation, für die Pfar­ rei Vaduz nach dem Rücktritt des Pfarrers Franz Näscher einen geeigneten Nachfolger zu finden; Ihre nun gewählte Vorgangsweise . aber, die tiefe Wunden geschlagen hat, können wir nicht akzeptieren. Die zwischenmenschliche Kom­ munikation fehlt, indem Sie Uber alle Köpfe und Gremien der Gemeinde hinweg unseren Pfarrer kommentarlos nach Vaduz verset­ zen. PfaiTer 
Markus Kellenberger wird in Triesen allseits geschätzt. In kurzer Zeit ist es ihm gelungen, sich in unsere Dorfgemeinschaft zu integrieren. In der Pfarrei hat er in freundschaftlicher Art eine intensi­ ve Aufbauarbeit geleistet. Kinder und Jugendliche schätzen ihn eben­ so wie die Erwachsenen. Die Kol­ legialität mit Kaplan Roland Casutt ist ebenfalls erwähnenswert. In loc­ kerer Atmosphäre arbeitet er mit den Lehrerinnen und Lehrern unse­ rer Schulen eng zusammen. Auch zu unseren Behörden pflegt er gute Kontakte. Pfarrer Markus' Kellen-, berger hat durch seine Arbeit in Triesen vieles bewegt und bewirkt. 
Er hat es geschafft, eine lebendige,. kirchliche Gemeinschaft aufzubau­ en. Die Kirchenbesuche zeigen dies deutlich.: Wir appellieren an Ihre Menschlichkeit und Nächsten- ' liebe und erwarten von Ihnen ein­ dringlich, Ihren Beschluss, uns Pfarrer Markus Kellenberger zu nehmen, rückgängig zu machen. Wir bitten Sie um eine christliche und für alle Beteiligten annehmba­ re Lösung besorgt zu sein. - Der Pfarreirat Triesen Diktatur in Reinkultur Das ist ja Diktatur in Reinkultur. Wo ist da Christi Lehre geblieben? Was bezweckt nun eigentlich die­ ser Kirchenmann? Sein Tun ver- heisst nichts; Gutes. Will er damit die Leute in die Kirche «zwin­ gen»? Ein äusserst ungeeignetes Mittel. Ein Glück, dass es noch «Menschen» gibt, Menschen guten Willens. Zwang ist . genauso schlecht wie Angst. Herta Batliner, Vaduz Religion und Macht Seit der Radio-L-Sendung «Ram­penlicht» 
vom Sonntag, den 18. Mai bin ich nicht nur über die Vor- HUle, sondern auch über das Ver­ halten unserer Kirchenführung im Erzbistum traurig. Aus diesem Ver­ halten' ist festzustellen, dass die römisch-katholische Kirche eine Religion mit keinerlei demokrati­ schen Ansätzen (Mitspracherecht etc.) ist. Sie stützt sich vielmehr auf unverrückbare Dogmen und ist in ihrer erstarrten, hierarchischen Struktur gefangen. Aus- diesem Grunde verliert sie immer mehr .an Glaubwürdigkeit und den Kontakt zur Basis. . Jesus Christus hat Nächstenliebe, Friedfertigiceit und Toleranz gelehrt. Nach diesen Grundsätzen •haben die Urchristen versucht.zu leben und sie als Religion weiter­ gegeben. Die Nachlassverwalter der christlichen Lehre haben offen­ sichtlich aus dieser Kirche nicht nur ein Glaubens- sondern auch ein . Machtzentrum geschaffen: Es Izeigt sich immer mehr, dass Nächstenl iebe, Menschlichkeit und gegenseitige. Achtung 
in der. heuti­ gen Kirche nur. mehr sehr wenig Platz haben. Nägele Wilfried, Triesenberg
	        

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