Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MITTWOCH, 30. APRIL 2003 
VOLKS BLATT 
INLAND 
GEDANKEN ZUM 1. MAI LESERMEINUNG GERICHTSFALL Kollision mit Schafherde VADUZ - 200 Franken Busse und 500 Franken Verhandlungskosten muss ein 26- jähriger Österreicher bezahlen, nachdem er im vergangenen Oktober bei Nebel mit dem Auto in eine Schafherde geraten war. Das Gericht befand ihn gestern für schuldig, seine Fahrgeschwindigkeit nicht den Sicht- verhültnissen angepasst zu haben und des­ wegen die körperliche Sicherheit des 22- jährigen Schafhirten und die der Schafe gefährdet zu haben. Der Schafhirt betonte, dass er das Auto habe kommen sehen und mit einem Plastiksack versucht habe, auf sich aufmerksam zu machen. Nachdem der Autofahrer ungebremst mit über 50 Kilome­ tern pro Stunde weiter auf ihn zufuhr, hech­ tete der Hirt seinen Angaben zur Folge zur Seite. "Das Auto erfasstc darauf hin ein paar Schafe und schleuderte sie weg. Abgesehen von Prellungen wurden weder Schafe noch Hirt verletzt. Trotzdem verhängte das Gericht zusätzlich zur Busse eine bedingte Strafe von 40 Tagcssätzen (2000 Franken) und eine Probezeit von zwei Jahren, (dorn) POLIZEIMELDUNG Englische Bobbys besuchen Liechtenstein Belm Besuch der englischen Bobbys werden Präsente ausgetauscht. VADUZ - Wie jedes Jahr führten auch heuer wieder vier Polizisten aus Devon und Cornwall eine Wohltätigkeitsreise durch. Es handelt sich hierbei um einen Brauch, bei welchem sich die Polizisten verkleiden und versuchen innert 96 Stunden möglichst viele Länder zu besuchen. Englische Sponsoren spenden für jeden Kilometer einen gewissen Betrag, welcher Not leidenden Kindern zugute kommt. (Ipfl) PAPIERSAMMLUNG Altpapiersammlung VADUZ - Am Samstag, den 3. Mai ab 8 Uhr findet in Vaduz die monatliche Altpa­ piersammlung statt. Stellen Sie Ihr Altpa­ pier gebündelt oder in offenen Schachteln gut sichtbar an die Strasse. Bitte mischen Sie keinen Abfall, keine Tetra-Packungen, keine Fenster-Couverts, kein Holz und kei­ nen Plastik unter das Altpapier. Nur saube­ res, sortiertes Altpapier kann wiederverwer­ tet werden! Pfadfinder Vaduz 
Ora et labora Von der Spiritualität der Arbeit - Gedanken zumTag der Arbeit von Wilfried Vogt In der alten Regel der Benedik­ tinermönche werden Arbeit (labora) und Spiritualität (ora) untrennbar verknüpft. Im Rhythmus von-Gebet und Arbeit gestalteten die Mönche wäh­ rend Jahrhunderten klösterli­ ches Leben. Für die profane Welt konnte dieser exklusive Tagesablauf kein Vorbild sein: zu vielschichtig und unsicher waren die realen Situationen des täglichen Lebens. Längst ist die bezahlte Arbeit zum Schnittpunkt gelungenen Lebens geworden: ohne bezahlte Arbeit kein menschenwürdiges Leben. Unser Sclbstwcrtgcfllhl hängt zu einem grossen Teil an unserer Stellung in der Arbcitswelt. Und doch verlieren in der Schweiz täg­ lich Uber 300 Menschen ihren Job. Jeder Zehnte lebt - laut Studie der Caritas - unter der Armutsgrenze. Die. Arbeitslosigkeit bewegt sich hin zum europäischen Durch­ schnitt. Betriebssehliessungen mit Massenentlassungen, Zunahme der Ausgesteuerten und der «wor- king poors», der Leute also, die zwar Arbeit haben, aber trotzdem von Verarmung bedroht sind, gehören auch bei uns zu'dcn tägli­ chen Nachrichten. Bei aller Tragik der gegenwär­ tigen Situation wird mit Blick über den Zaun der Industrielän­ der klar, dass wir immer noch zu den Privilegierten gehören. Welt­ weit sind es Unzählige, deren Arbeit niemand bezahlt, die erwerbslos sind und sich im Bereich der Armut bewegen. Im Gegensatz zu ihnen bleibt bei uns Arbeitslosigkeit meist ein vorü­ bergehendes Phänomen, das soziale Netz vermag Schlimme­ res aufzufangen. 
' f'r. • J • .• ' : •••>" ' > InfJW Arbeit und Angst Wer Arbeit hat, ist meist glück­ lich und zufrieden. So sieht es wenigstens eine kürzlich ver­ öffentliche Umfrage in der Schweiz. .Und doch kennen viele an den Arbeitsplätzen Angst, Aggression, Mobbing... Dazu kommt die äussere Bedrohung, welcher sich die Erwerbsarbeit selbst ausgeliefert sieht: Der uner­ bittliche und weltweit geführte Standortkrieg um billige Produkte (d.h. niedrige Löhne) und der Rationalisierungszwang verlangen Fähigkeiten, denen gerade ältere Arbeitnehmer/-innen nicht mehr gewachsen sind: das Zauberwort heisst «Flexibilität» - auf Dcutsch «Unsicherheit». Neue Arbeitsmodelle . Da die Situation auf dem «Welt­ markt der Arbeit» heute kaum mehr geschönt wird, machen sich 
viele Ökonomen und Politiker Gedanken über die Verteilung und Entlohnung der vorhandenen Arbeit. Der wirtschaftliche'Kollaps von Staaten wie Argentinien und drohender Zusammenbruch ande­ rer sind unübersehbar. Die neolibe­ ralen, technokratischen Modelle sind ins Zwielicht geraten. Kommt nun vielleicht ein ganzheitlichcs, christlicheres Menschenbild in den Blickwinkel, wo der Mensch nicht nur als Produktionsfaktor, sondern als Gestalter dieser Welt angesehen wird? Weltweit einheitliche Sozial- und Arbeitsrechte werden disku­ tiert. Man spricht ga,̂ von-einer sozialen und ökologischen Globali­ sierung einer menschenwürdigen Arbeitsordnung! Gerade hier kann christliche Spiritualität entschei­ dende Impulse einbringen. Arbeit vor Kapital Der Mensch ist kein Arbeitstier 
- aber die Arbeit adelt den Men­ schen. Arbeit ist ein Wert an sich selbst, das Kapital ist nur ein Mit­ tel, welches der Arbeit zu dienen hat. Das ist katholische Sozialleh­ re und das steht in Widerspruch zu einem Arbeitsverständnis, wo es nur noch um Profitmaximierung geht. Das rücksichtslose Bemühen um immer höhere Profi­ te und Saläre ist ein Tanz ums gol­ dene Kalb. Jede Arbeit, so schrieb schon das IL Vatikanum, dient dem Lebensunterhalt, der Selbst­ verwirklichung und der Solida­ rität der Arbeitenden und dadurch auch der Vollendung der Schöp­ fung. So bekommt jede Arbeit, bezahlt oder unbezahlt, sofern sie diese Komponenten einschliesst, eine spirituelle Dimension. Frei­ lich, noch erleben viele Menschen ihre Arbeit als «Job»; zu eintönig, zu roboterhaft-sind-die Tätigkei­ ten, so dass oft erst das Tun aus­ serhalb der Erwerbsarbeit als sinnstiftend erfahren wird. Ünd für Unzählige ist der Lebensun­ terhalt nicht gesichert - es ent­ steht Existenzangst,, soziale Demütigung und Gewalt. Ora et labora Aber die Richtung des Weges haben schon die Mönche vorgege­ ben: ora et labora - Merisch blei­ ben können in jeder Arbeitswelt, damit jedwede Tätigkeit zum Gelingen der Schöpfung beitragen kann. Der Traum vom sinnstiften­ den Tun aller Menschen bleibt der christliche Stachel im Dschungel von Profit und Mehrwert. Fairness, Würde und Mitsprache bleiben Grundpfeiler einer zukünftigen (Arbeits-j Gesellschaft - oder einer Gesellschaft, die Zukunft haben will. LESERMEINUNG Heimatverlust Der Weggang von Pfarrer Franz Näscher und von Diakon -Peter Vogt aus Vaduz ist nicht nur für mich persönlich ein herber Verlust. Als mehrjähriges Mitglied des Pfarreirats durfte ich das Pfarreile- ben in Vaduz aktiv mitgestalten. Dabei habe ich erlebt, dass unser Pfarrer und unser Diakon immer ein offenes Ohr für die Anliegen . der Pfarreiangehörigen hatten. Beide waren glaubwürdige Seel­ sorger und überzeugende Verkün­ der der christlichen Frohbotschaft. Durch ihren Weggang geht für mich ein wesentliches Stück Beheimatung (in Vaduz) verloren. 
Dieser Weggang war leider abseh­ bar. Eine Folge der Errichtung des Erzbistums ist, dass Liechtenstein immer mehr zu einem Biotop für konservative Priester wird. Es kommen (neu) nur noch Geistliche zu uns,  \yelche  die Linie des Erzbi- schofs vertreten. Das Kirchcnvplk hat keinerlei Mitsprachcrechte. Diese einengende Entwicklung wird noch von höchster Stelle gefördert: Fürst Hans-Adam II. hat mit Erklärung vom 25. März 1999 alle seine Mitspracherechte an der Bestellung von Pfarrstellen in Liechtenstein dem , Erzbischof übertragen. Ich bin zornig, Durchlaucht, über Ihre Geringschätzung der kirchli­chen 
Anliegen unserer Gemeinden in Liechtenstein. Sie postulieren, von 64 Prozent der Abstimmenden irii März 2003 unterstützt, das Selbstbestimmungsrecht der politi­ schen Gemeinden. In kirchlicher Hinsicht sollen die Gemeinden hin­ gegen keinerlei Mitbestimmungs­ rechte haben. Sie hätten Grösse zeigen können, indem sie Ihre Mit­ spracherechte an der Besetzung der Pfarrstellen den einzelnen Gemein­ den übertragen hätten. Indes, Sie waren zu einem solchen Schritt nicht bereit. Sie lieferten die Pfar­ reien dem Willen Seiner Exzellenz, dem Erzbischof aus, wohl wissend, was dies für die einzelnen Pfarrge­ meinden zur Folge hatte und hat. 
Die politische Gemeinde Vaduz hat, da sie für die Besoldung von Pfarrer und Diakon aufkommt, doch eine gewisse Einflussmög­ lichkeit auf die Neubesetzung die­ ser Ämter. Ich bitte den Gemeinde­ rat, von dieser Finanzkompetenz bewussten Gebrauch zu machen. Falls sich keine befriedigende Lösung findet, bleibt noch die Option, der (erzbischöflichen) Kir­ che den Geldhahn zuzudrehen. Dies aber mündet letztlich in eine Trennung von Kirche und Staat (respektive Gemeinde), in eine Entwicklung, die ich persönlich bedauern würde. Klaus Biedermann, St. Josefsgasse 3, Vaduz ANZEIGE POSTSTÜBLE Seniorentreff Poststüble MAUREN - Unser Poststüble bleibt am Donnerstag, l. Mai geschlossen. Achtung geänderte Öffnungszeit: Am Sonntag, 4. Mai haben wir wegen der «Koordinations- stellen-Jubiläumsfeier» erst ab 15 Uhr geöffnet. Wir bitten um Verständnis! Besu­ chen Sie uns doch im Gemeindesaal und fei­ ern Sie mit uns! Mit Spiel und Spass und jede Menge Information von H bis 15 Uhr. Auf Ihren Besuch freuen sich die Mitarbei­ terinnen der Koordinationsstelle und das Poststüble-Team. 
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