Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SAMSTAG, 26. APRIL 2003 
VOLKS I BLATT I 
B EVI I 
AlVirt GESPRÄCH MIT DANIEL HUBER I IM LH 
IM U NACHRICHTEN 
7 NACHRICHTEN Neue Atemkurse SCHAAN - Am Montag, den .5. Mai um 17.15 Uhr, am Dienstag, den 6. Mai um 18.30 Uhr und am Donnerstag, den 8. Mai um 9.45 Uhr beginnen in Schaan die. neuen Kurse in Atem und Bewegung nach Metho­ de Middendorf unter der Leitung der dipl. Atempiidagogin Ursula Geiger-Ebcrle, Schaan. Information und Anmeldung: Tel. Praxis 233 13 73, privat 232 07 61, (Eing.) Orthodoxer Auferstehungsgottesdienst SCHAAN - Heute Samstag, den 26. April um 16 Uhr findet in der Pfarrkirche Schaan ein orthodoxer Aufcrstchungsgottcsdienst statt. Es zelebrieren Erzpriester Ignatios Papadellis (in griechischer Sprache) und Diakon Miroslav Semjonovic (in kirchen­ slawischer Sprache). Um i6 Uhr beginnt die Ostcrprozession mit Ikonen. Vor dem geschlossenen Kir­ chentor werden der Originaltext des Evan­ geliums gelesen und die Osternachricht ver­ kündet: «Christus ist auferstanden.» An­ schliessend kindcrgercchtc Agape im Pfarr­ heim. Alje sind recht herzlich eingeladen. Die orthodoxen Christen feiern dieses - Jahr Ostern mit nur einer Woche Verschie­ bung. (Eing.) Rurs in Herz-, Lungen-lAfiederbelebung ESCHEN - Der Samaritervercin Liecht. Unterland führt im Samariterheim Schön­ bühl in Eschen wieder einen Kurs in Herz-, Lungen-Wiederbelebung durch: CPR- Grundkurs am 12. und 15. Mai 2003 von 20 - bis 22 Uhr und CPR-Wiederholungskurs am 15. Mai 2003 von 20 bis 22 Uhr, Anmel­ dung: G. Potctz, Tel. 373 37 09 oder 766 50 • 22, Anmeldeschluss: 7. Mai 2003. (Eing.) Grundlagen der Informationstechnologie TRIESEN - Nach diesem theoretischen Kurs sind die Teilnehmenden in der Lage, die grundlegenden Bestandteile eines Com­ puters zu benennen und besitzen allgemeine Kenntnisse über die Grundlagen der Infor- mationstechnologiev Sie wissen Bescheid über Datensicherung und -speicherung, ken­ nen den Zusammenhang von Computeran-. wendung und Gesellschaft und kennen den Gebrauch von Informationsnetzwerken im Computerbereich. Der Kurs 406 unter der Leitung von Daniele Petrillo beginnt am Montag, den 5. Mai um 18 Uhr im Inform College in Triesen. Anmeldung und Auskunft bei der Erwachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, Telefon 232 48 22 oder per E-Mail: info@stein-egerta.li . (Eing.) Italienisch für Anfänger - Stufe I mit «Neues Lernen» VADUZ - Dieser Einführungskurs ist für Personen gedacht, die keine Vorkenntnisse in der italienischen Sprache haben. In diesen Unterrichtseinheiten wird eine besondere Form der Stoffvermittlung angeboten, die unter der Bezeichnung «Suggestopädie» bekannt wurde. Diese «gehirnfreundliche» Methode wird in verschiedenen Phasen ein­ gesetzt. In positiver und stressarmer Lemat- mosphäre werden Sie Gelegenheit haben, - im Gespräch und bei verschiedenen Lernak­ tivitäten wie Karten-, Brett- und Rollenspie­ len, sich in der Sprache zu üben. Dieser Kurs möchte Personen ansprechen, die sich in einfachen Alltagssituationen ungehemmt und sicher verständigen wollen. Der Kurs 512 unter der Leitung von Donata Bricci beginnt am Montag, den 12. Mai um 18.00 Uhr in der Oberschule in Vaduz. Anmeldung und Auskunft bei der Erwachsenenbildung Stein-Egerta in Schaan, - Telefon 232 48 22 oder per E-Mail: :  info@stein-egerta.li . (Eing.) 
«Lebens- statt nur Berufskarriere» Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Im Gespräch mit Daniel Huber SCHAAN - «Ein Patentrezept für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es nicht», sagt Daniel Huber. Der Ethnologe ist Leiter der Fachstelle UND, die für alle Zielgruppen zu ver­ schiedenen Themen Im Bereich «Vereinbarkeit von Beruf und Familie» individuelle Beratung, gezielte Informationen und kon­ krete Unterstützung anbietet. Letzte Woche referierte Daniel Huber in der Stein-Egerta in Schaan. Ein Gespräch. »Cornelia Hofe r Volksblatt: Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer - was heisst das? Daniel Huber: Die Vereinbar­ keit von Familie und Beruf heisst, dass es für Männer und Frauen möglich ist, Familien- und Ervvcrbsarbeil gemäss ihren Bedürfnissen und Wünschen und zum Wohl der Kinder und anderer unterstützungsbedürftiger Perso­ nen zu verbinden. Bei der Wahl des Vereinbarkeits-Modells sollen. 
die Grundsätze von Partnerschaft- lichkeit, Verantwortlichkeit und Chancengleichheit berücksichtigt werden. Das gewählte Modell soll situationsentsprechend immer wieder überprüft und angepasst werden können. Warum ist diese Vereinbarkeit für Männer so schwierig? Lange Zeit war diese Vereinbar­ keit nicht so schwierig für Män-, ner, weil es normal war, dass sie ihr Engagement in den Beruf leg­ ten. Sie galten als Geldeinbringer und Ernährer der Familie und diese Rolle wurde nicht in Frage gestellt. Die Familie und vor allem die Kinder bedeuteten für viele Männer Freizeit und waren ein guter Ausgleich zum Arbeitsall­ tag. In den letzten Jahren haben sich diese klassischen Rollenbil- dgr aber verändert. Das Gleich­ stellungsgesetz und das Ehegesetz traten in Kraft, die Scheidungsratc stieg. Damit erhöhte sich automa­ tisch auch der Druck auf die Män­ ner, deren Rolle sich langsam DIE «FACHSTELLE UND» Wie ist es möglich, die Haus- und Familienarbeit gerecht aufzutei­ len? Welche Möglichkeiten gibt es, Beruf und Familie zu verein­ baren? Wie mache ich meiner vor­ gesetzten Person meinen Wunsch nach Teilzeitarbcit schmackhaft? Wie wirkt sich Teilzeit auf meine soziale Absicherung und die mei­ ner. Partnerin, meines Partners aus? Welche familienexternen Kindcrbetreuungsmöglichkeiten existieren am Wohnort? Wie kann ich meine im Haushalt erworbe­ nen Kompetenzen erfolgreich im Erwerbsleben einbringen? Was sind familienfreundliche Arbeits­ und Anstellungsbedingungen? Gibt es Unternehmen, die beson­ ders familienfreundlich sind? All dies sind Fragen, die bei der Fach­ stelle UND Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und 
Frauen gang und gäbe sind. Seit einigen Jahren fördert die Fach­ stelle UND die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit. Seit letztem Sommer verfügt sie neu über vier Kontaktstellen in Luzern, Bern, Basel und Zürich. Sie bietet Rat suchenden Männern und Frauen, Paaren, aber auch Unternehmen, Verwaltungen, Bil­ dungsinstitutionen, Beratungsstel­ len 
und Verbänden rund um Fra­ gen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie praktische Hilfe an. Daneben führt UND für diese Zielgruppen Bildungsangebote und praxisorientierte Projekte durch. Die Fachstelle wird hauptsächlich aus Mitteln finan­ ziert, die das Eidgenössische GIcichstcllungsgesetz für solche Initiativen vorsieht. Erstberatun­ gen sind kostenlos. 
i 
 ! > Daniel Huher: «Mein Wunsch ist es, dass Männer und Frauen künftig Ihr Modell wählen können.» zwar, aber stetig, veränderte und immer noch verändert.' Wie gehen die Männer mit die­ sem Druck um? Das ist nicht so einfach, denn eigentlich wollen die Männer mehr Zeit mit ihrer Familie ver­ bringen und doch hängt die Iden­ tität eines Mannes immer noch viel mehr vom Beruf als von der Familie ab. Das heisst, ein Mann identifiziert sich vielmehr über seine Ausbildung und seine Kar­ riere als über das Familienleben. Es gibt natürlich auch.viele Män­ ner, die diesen Druck gar nicht wahrnehmen wollen und sich gern in der Rolle des Ernährers sehen und diese auch nicht in Frage stel­ len. Dann gibt es auch solche, die Angst vor dem Umfeld haben. Ich höre denn auch immer wieder die Frage: «Was denken die Leute, wenn ich in der Waschküche stehe und Wäsche aufhänge?» Es braucht sicherlich mehr Mut für einen Mann, einen anderen, als Vorsorgeuntersuchungen für Schulkinder Es ist leider noch wenig be­ kannt, dass die Sozial- und Präventivmedizinische Dienst­ stelle, die jährlich Tausende von Einladungen zur kosten­ losen Vorsorgeuntersuchung an Eltern von Kindern sowie Erwachsene zwischen dem 17. und dem 70. Lebensjahr ver-Falls 
eine Impfung notwendig ist, kann diese ohne zu­ sätzliche Konsultation direkt erfolgen. Die Eltern erhalten die Ein­ ladung für die Untersuchung von der Sozial- und Prä­ ventivmedizinischen 
Dienst- GESUNDHEITSREFORM 2004 schickt, für Schulkinder ein ei­ genes Programm bereit hält. An Stelle der früheren Rei­ henuntersuchungen in den Schulen werden heute Einzel­ untersuchungen in der Praxis des Vertrauensarztes angebo­ ten. Die Liste der in Liechten­ stein tätigen Ärzte, bei denen solche Untersuchungen durch­ geführt werden können, wird gemeinsam mit der Einla­ dung zur Vorsorgeunter­ suchung verschickt. Das neue System bietet u. a. folgende Vorteile: 
stelle und bringen das gelbe Untersuchungsheft mit. Auf­ grund der bereits eingetra­ genen Daten liegen auch frü­ here Untersuchungsergeb­ nisse vor. Die Eltern Vereinbaren den Termin und können bei der Untersuchung dabei sein. So können sie ihre Be­ obachtungen bezüglich der Gesundheit ihres Kindes ein­ bringen und entsprechende Fragen stellen. Die Untersuchungsergebnisse 
werden anonym im EDV- System der Sozial- und Prä­ ventivmedizinischen Dienst­ stelle erfasst und ausge­ wertet. Die Auswertung der Daten ermöglicht es, allgemeine Tendenzen in der Gesund- heitsentwickiung frühzeitig festzustellen und geeignete Massnahmen zu veranlassen. In den Untersuchungsumfang werden neben den allge­ meinen, umfassenden Unter­ suchungen auch dem Alter entsprechende neue Frage­ stellungen integriert. Dies sind z. B. die Erfassung bereits bekannter Allergien, die Erhebung intellektueller und psychosozialer Schulschwie­ rigkeiten und die Befragung des Einstiegsalters von Rauch­ warenkonsum, Drogen oder Alkohol. 
den klassischen, Weg zu gehen. Ich bin aber überzeugt, dass es sich lohnt und der ganzen Familie zu Gute kommt, Welche Rolle nehmen die Frau­ en ein? Bei Frauen ist das Bewusstsein für diese Thematik viel ausge­ prägter. Es gibt viele junge Frau­ en, die sich bereits in der Berufs­ wahl Gedanken darüber machen, wie sie Beruf und Familie verbin­ den können. Männer dagegen haben das Gefühl, dieses Thema gehe sie noch nichts an, obwohl durchaus schon in jungen Jahren der Wunsch nach einer Familie vorhanden sein kann. Auch später ist es oft die Frau, die die Initiati­ ve ergreift und Informationen ein­ holt. Das erlebe ich auch immer wieder bei Beratungen oder Vor­ trägen, wo eigentlich der Mann sein- müsste, aber von der Frau vertreten wird. Das war auch bei meinem Vortrag in Schaan nicht anders, wo die Männer zwar ganz direkt angesprochen worden sind, die Gelegenheit aber dennoch nicht wirklich nutzten. Aus mei­ ner Erfahrung habe ich gelernt, dass es einfacher ist, wenn Män­ ner beispielsweise im Betrieb direkt darauf angesprochen und konfrontiert werden. Obwohl Sie Beratungen zu die­ sem Thema machen, werden auch, Sie kein Patentrezept abgeben können. Nein, ein Patentrezept für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es nicht. In unseren Beratungen versuchen wir ein­ fach, die Vorteile aufzuzeigen, die es ganz klar für alle Beteiligten gibt. Ich denke, dass es wichtig ist, dass Paare darüber reden, sich beraten lassen, Literatur zu die­ sem Thema lesen, mit, anderen Paaren diskutieren und gemein­ sam nach Lösungen suchen. Jedes Paar muss seinen eigenen, indivi­ duellen Weg suchen und diesen dann auch gemeinsam gehen. Das ist sicherlich Voraussetzung, dass sowohl der Mann als auch die Frau hinter einer Entscheidung stehen und für diese einstehen. Dabei ist zu beachten, dass die inneren Barrieren in den meisten Fällen grösser sind als die äusse­ ren, das heisst, eine Ausrede, etwas nicht zu tun, ist viel schnel­ ler gefunden, als ein neuer Ansatz, um etwas zu ändern. Wie sieht Ihr Wunsch für die Zukunft aus? Mein Wunsch ist es, dass Män­ ner und Frauen künftig ihr Modell wählen können, nicht, dass es nur ein Model] gibt, das richtig ist und wenn man es nicht so macht, ist es falsch. Ich wünsche mir eine Viel­ falt, die auf Grund von veränder-' ten Rahmenbedingungen ermög­ licht und möglich wird. Ich plä­ diere denn auch für eine Lebens­ karriere, an Stelle der Berufskar­ riere, denn ich bin überzeugt,, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Männern wie Frauen die Möglichkeit gibt, zusätzliche Dinge in ihrem Leben zu ent­ decken, die ihnen sonst verborgen bleiben würden. Ich denke auch, dass der Vater das Männerbild von Kindern sehr positiv oder eben auch negativ beeinflussen und prägen kann.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.