Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MONTAG, 7. APRIL 2003 VOLKS I 
IIVII ALVIN HISTORISCHER VEREIN BLATT I I 
IM LMIM U VORTRÄG VOIM PETER GEIGER 
3 Velofahren am Dienstag VADUZ- Von April bis Oktober führt die KBA jeden Dienstag Velotouren mit Teil­ nehmern über 50 Jahre durch. Unter fach­ kundiger Leitung wird die nähere und wei­ tere Umgebung unter die Rader genommen. Dabei wird Gemeinschaft und das Erleben von Natur .und Landschaft gross geschrie­ ben sowie der Gesundheit ein guter Dienst erwiesen. Als gelenkschonende Ausdauer­ sportart wirkt sich Velofahren positiv auf Herz, Kreislauf und Stoffwechsel aus. Nach einem Tagesausflug per Rad ist man ange­ nehm müde, zufrieden mit der persönlichen Leistung und hat schöne Stunden mit Gleichgesinnten erlebt. Dies steigert die Motivation, mehrmals in der Woche aufs Rad zu steigen. Um an den Dienstagstouren teilzunehmen, müssen Sie keine Sportska­ none sein. Sie sollten sich gesund fühlen, einen Helm und ein funktionstüchtiges Rad mit mehreren Gängen besitzen (kein Renn­ velo). Abwechslungsweise werden jeden Dienstag Halbtages-' und Ganztagestouren für gemütliche bzw. geübtere Fahrerinnen und Fahrer angeboten. Die nächsten leichten Halbtagestouren mit ca. 30 km «zum Angewöhnen» finden am 15. und 29. April statt. Mit 17 km starten am 6. Mai die Gemütlichen. - Weitere Auskunft gibt die KBA und schickt Ihnen das komplette Tourenpro­ gramm auf Anfrage unter Tel. 237 65 65. Aktuelle Hinweise finden Sie samstags unter der Rubrik KBA Aktiv in den Landes­ zeitungen. (Hing.) GESUNDHEITSREFORM Was bedeutet «Moratorium» bei der Zulassung neuer Ärzte? Das Wort Moratorium stammt aus dem v Lateinischen und steht für einen gesetzlich (oder vertraglich) vereinbarten Aufschub. Im Zusammenhang mit der laufenden Ge­ sundheitsreform bezieht sich das Wort auf den im Dezember 2001 gefassten Beschluss "des Landtages, innerhalb einer bestimmten Frist keine neuen Bewilligungen für die Zu­ lassung von weiteren Ärzten in Liechtenstein zu erteilen. Diese Frist soll bis Ende des laufenden Jahres begrenzt werden. Sie be­ trifft sowohl Ärzte aus dem Raum der Europäischen Gemeinschaft (EU) als auch Ärzte und Ärztinnen liechtensteinischer Nationalität. Mit dem . Zulassungsstopp gewinnt die Regierung die nötige Zeit; . um die gesetzlichen Massnahmen zu realisieren, die den Zuzug neuer Ärzte nach Liechtenstein - in erster Linie neuer ausländischer Ärzte - weniger attraktiv machen, als es bisher der Fall ist. Ausserdem schützt das. Moratorium die heute im Lande tätigen, selbständigen Mediziner davor, dass der weitgehend un­ kontrollierbare Zuwachs anhält.. Beispiele: 1996, also ein Jahr nach unserem Beitritt zum EWR, gab es in Liechtenstein 33 zugelassene Ärzte. 1999 waren es. bereits deren 49. Bis ins vergangene Jahr 2002 ist die Zahl auf 64 Arztpraxen angestiegen. Rund 20 (jfesuche waren beim Erlass des Zulassungs­ stopps noch hängig. Umgerechnet auf die Zahl der Bevölkerung traf es im vergangenen Jahr in Liechtenstein einen Arzt auf 516 Einwohner. Im Vergleich dazu lag die Zahl der Arztpraxen in • schweizerischen Kantonen ähnlicher Grösse {z. B. Uri, Schwyz, Glarus, Appenzell IR usw.) bei 916 Einwohnern pro , Arzt. Das Moratorium bzw. der Zulassungsstopp schützt also einerseits unseren heutigen Ärztestand vor zu schnell wachsender Konkurrenz. Andererseits kann die Regierung der Kostenentwicklung in einem wichtigen Bereich in Zukunft längerfristig entgegen­ wirken: eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der hohe Qualitätsstandard des öffentlichen Gesundheitswesens in Liechten­ stein erhalten bleibt. (ANZEIGE) 
Lebendige Geschichte Der Historische Verein hielt Rückschau auf das Jahr 2002 RUGGELL - Der Historische Ver­ ein für das Fürstentum Liechten­ stein hielt am Samstag Rück­ schau auf das Vereinsjahr 2002. Im Gemeindesaal Ruggell prä­ sentierte Rupert Quaderer die vergangene Vereinstätigkeit und informierte die zahlreich anwe­ senden Mitglieder über laufende und 
zukünftige Projekte. • Martin Rlsct i Der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein zeichnet sich durch eine rege und vielfältige Tätigkeit aus, welche er im öffent­ lichen Interesse ausübt. Im Beisein von Regierungs- und Landtagsver- tretern resümierte der Vorsitzende Rupert Quaderer vor. zahlreichen Vereinsmitgliedern das vergangene Jahr 2002. Jahrbücher auf DVD In den vergangenen Monaten schaffte der Historische Verein mit umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen erneut einen Mehrwert für das Land Liechtenstein. So konnte im Juni 2002 d;is Jahrbuch Band 101 der Öffentlichkeit vorgestellt werden, eine DVD-Sammlung aller bisher erschienenen 100 Jahrbücher ermöglicht seit April 2002 auch einen bequemen elektronischen Umgang mit den wissenschaftli­ chen Beiträgen. Die Publikation von Band 102 ist im Frühsommer 2003 vorgesehen. Neben dem Mitwirken im Arbeitskreis für regionale Geschichte und bei mehreren Anlässen zum Jahr der Berge liefen auch andere wichtige Projekte wei­ ter: das Liechtensteiner Namen­ buch, das liechtensteinische Urkundenbuch und das Projekt «Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein», welches nun defi­ nitiv in zwei Bänden erstellt wird. Der Vorarlberger Sprachatlas mit Einschluss des Fürstentums Liech­ tenstein hat auf Ende 2002 mit Band V einen weiteren wichtigen 
Im Foyer des Gemeindesaales Ruggell hielt der liechtensteinische Historische Verein die Jahresversammlung ab. Der Vorstand von links: Fredi Goop, Klaus Biedermann, Marje-Theres Frlck, Eva Pepic, Volker Rheinbarger, Rupert Quaderer und Fabian Frommelt. Wortschatz der Öffentlichkeit zujgänglich gemacht. Alle bisher erschienene Publikationen sind bei der Geschäftsstelle des . Histori­ schen Vereins in Triesen erhältlich. Im August 2002 führten der Historische Verein und die Arbeits­ stelle für Erwachsenenbildung eine Exkursion 
nach Südmähren und Wien durch; Unter dem . Motto «Auf den Spuren des Hauses Liechtenstein» wurden ehemalige und gegenwärtige fürstlich-liech­ tensteinische Besitzungen besucht. Der Verein präsentiert sich finan­ ziell in gutem Zustand: Die Jahres­ rechnung schloss mit einem Ver­ mögensmehr von CHF 79 905.- und einem Vereinsvermögen von 443 04 Franken. Erfreulich auch • die Anzahl Neumitglieder (22) und der Mitgliederbestand von rund 860 Personen. Im Rahmen der Mitgliederver­ sammlung wurde die neu gestalte­ te, dynamische Homepage vorge­ stellt. Den verantwortlichen Mitar­ beitern ist es nun möglich, die Seite 
Im Publikum von links: Regierungsrat Alois Ospelt, und die Landtagsab­ geordneten Markus Büchel, und Hugo Quaderer. laufend -selber zu aktualisieren. Interessierten eröffnet sich unter www.hvfl.li ein Fülle hilfreicher. Angebote, um sich über Geschicht­liches 
unseres Landes und der Region kundig zu machen. Ein Besuch der Homepage wird wärms- tens empfohlen. Eine Liechtensteinerin im KZ Öffentlicher Vortrag von Dr. Peter Geiger in Ruggell RUGGELL - Im Anschluss an die Jahresversammlung des Histo­ rischen Vereins für das Fürsten­ tum Liechtenstein referierte am Samstag Dr. Peter Geiger über die Baronin Valeska von Hoff­ mann, eine Liechtensteinerin, welche das KZ Ravensbrück überlebte. • Martin Rlsd i . Dr. Peter Geiger konkretisierte liechtensteinische Landesgeschich­ te 
am Schicksal der Valeska von Hoffmann. Mit der Person Valeska von Hoff­ mann wählte der Referent eine Ein­ zelbiographie, welche für das Schicksal vieler Toten und Überle­ benden der NS-Zeit steht. Geiger zeichnete den Lebensweg der Baro­ nin in seinem Vortrag chronolo­ gisch nach. Das Schicksal der Baro­ nin wählte er auch, weil es mit dem Land Liechtenstein verbunden ist. Die Baronin Valeska von Hoffmann, 1894 in Wien gebo­ ren, war Liechtensteinerin. Sie hatte die liechtensteinische Staatsbürgerschaft durch die 
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* ( fy * » 1 * Im Foyer des Gemeindesaales Ruggell hielt Peter Geiger am Samstag­ nachmittag einen Vortrag über «Eine Liechtensteinerin Im KZ». Heirat mit Freiherrn Philipp von Höffmarin erlangt, der sich 1932 in Eschen hatte einbürgern las­ sen. Er starb 1943. Die Baronin lebte nie in Liechtenstein, son­dern 
war wohnhaft in Meran (SUdtirol). Sie entstammte einer jüdischen Familie, wurde des­ halb von den Nazis deportiert und inhaftiert. Sie überlebte das 
KZ und verstarb 1954 in Meran. In jahrelanger Forschung sammelte Peter Geiger Quellen, welche ihm erlaubten, die Schicksalsschläge der Baronin Valeska bis hin zu deren Inhaftierung 1944 im. KZ Ravensbrück (70 km von Berlin) nachzuzeichnen! Wie die Baronin überlebte und befreit wurde, davon gibt es bis datp kein Zeugnis. Gei­ ger schilderte in seinem Vortrag unter anderem, was alles seitens der liechtensteinischen Regierung in Zusammenarbeit mit den schweizerischen Behörden unter­ nommen wurde, um die Baronin zu befreien. Der diplomatische Ver­ kehr verlief schwerfällig, von Vaduz über Bern und von dort wei­ ter. Die Bemühungen um die Frei­ lassung der Baronin dauerten während ihrer ganzen Gefangen­ schaft an. Auch wenn sich die liechtenstei­ nische Staatsbürgerschaft als kost­ bares Rechtsgut erwies, so war es gegenüber Unrecht und Gewalt dennoch zu schwach, um die Liechtensteinerin vor dem KZ zu bewahren. -
	        

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