Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DONNERSTAG. 20. MÄRZ 2003 VOLKS 
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SPLITTER asesnav-m—: Weisses Haus bereitet Bevöl­ kerung auf Kriegstote vor WASHINGTON - Wenige Stunden vor Ablauf seines Ultimatums an den irakischen Präsidenten Saddam Hussein hat das Weisse Haiis die amerikanische Öffentlichkeit auf den Verlust von Menschenleben in einem Krieg vorbereitet. «Auf der Schwelle zum Krieg gegen Irak sollten die Amerikaner wissen, dass wir hoffen, einen so präzisen und kurzen Konflikt als möglich zu haben», sagte Präsidentensprecher Ari Fleischer am Mittwoch in Washington. «Ks gibt aber viele Unbekannte, und es könnte auch eine Angelegenheit von einiger Dauer werden», sagte er weiter. «Amerikaner müssen auf den Verlust von Menschenleben vorbereitet sein.» UN-Inspektor kritisiert US-Geheimdienst OSLO - Ein gerade nach Norwegen zurück­ gekehrter UN-Rüstungsinspcktor hat sich über nach seinen Worten irreführende und falsche Informationen der USA über das ira­ kische Massenvernichtungspotenzial be­ schwert. Jörn Siljeholm. der 100 Tage dem Inspektoren-Team angehörte, sagte am Mitt­ woch der Nachrichtenagentur AP in Oslo, keine US-Angaben, auch nicht die von Aus- senminister Colin Powell, hätten sich mit seinen eigenen Feststellungen gedeckt. «Keiner ihrer <heissen Tipps> wurde bestätigt», sagte er. «Wenn man nichts findet und die These wiederholt, dass sie (die Ir 1 ker) irgendetwas verstecken, schwächt d t die These. Es ist nicht schmeichelhaft.». Amerikanische Gcheimdienstberichte be­ schrieb er als «politisch». «Ich weiss nicht von irgend einem Dekontaminierungs-Lkw. der sich bei der Überprüfung nicht als Feuervvehr- wagen oder Wassertankwagen entpuppt hatte.» Angriffe in Flugverbotszone WASHINGTON - Die' US-Luftwaffe hat am Mittwoch ihre Angriffe auf Ziele in der Flugverbotszone in Südirak verstärkt. US- Kampljets hätten.massiv Luftabwehrstellun­ gen und Abschuss-Systeme für Boden- Boden-Raketen bombardiert, sagte ein Spre­ cher des Pentagon in Washington. Auch die britische Regierung bestätigte die Angriffe. «Heute Abend nehmen wir Systeme ins Visier, die eine Gefahr für unsere Truppen sind», sagte eine Sprecherin des Verteidi- gungsministcriums der Nachrichtenagentur AFP in London. Zur Frage, ob dies der Beginn des erwarteten Krieges sei, wollte sie sich nicht äussern. ANZI Hit. LIMANI Gebäudereinigungs-Anstalt Mühleweg 7 • FL-9495 Triesen fon 00423 / 392 41 01 fax 00423 / 392 41 06 mobile 00423 / 777 54 50 • Neu- und Altbauten • Büro- und Industriegebäude • Vertragsreinigungen • Teppichreinigung 
K. Charly 
Banges Warten auf Krieg Sicherheitsrat berät vor Ablauf von US-Ultimatum NEW YORK - In banger Erwar­ tung hat die Welt am Mittwoch des bevorstehenden Irak- Kriegs geharrt. Bundesaussen- minister Joschka Fischer äus­ serte vor der vermutlich letz­ ten Sicherheitsratssitzung vor Kriegsbeginn Enttäuschung und Bitterkeit darüber, dass es «mit hoher Wahrscheinlichkeit» nicht gelungen sei, einen fried­ lichen Kurs durchzusetzen. Fischer erklärte in New York, er lehne einen «Abrüstungskrieg» nach wie vor ab. Vielmehr solle das Kontrollregime der Vereinten Nationen gestärkt werden. In der bevorstehenden Sitzung solle noch einmal klar gemacht werden, wo die Alternativen zu einem Krieg lägen. Kriegsgegner Frankreich schien sich mit einem bevorstehen­ den Angriff auf Irak abgefunden zu haben. Staatspräsident Jacques Chirac sagte, ein Kriegsbeginn in den kommenden Tagen sei wahr­ scheinlich. Bushs Sprecher Ari Fleischer sagte in Washington: «An der Schwelle zum Krieg gegen Irak sollten die Amerikaner wissen, dass wir hoffen, einen so präzisen und kurzen Konflikt als möglich zu haben. Die Amerikaner müssen auf den Verlust von Menschenleben vorbereitet sein.» Bush werde sich 
Mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, bereiten sich die Iraker auf den Angriff vor. im Falle eines Kriegsbeginns aus dem Oval Office an die Öffentlich­ keit wenden. Die Redenschreiber des Präsidenten haben die Anspra­ che nach Angaben von Beratern in mehrtägiger Arbeit vorbereitet. US-Präsident George W. Bush traf unterdessen mit seinen engsten Mitarbeitern zusammen. Das reguläre Treffen mit Vizepräsident Dick Cheney, Verteidigungsminis­ ter Donald Rumslekl, Aussenmi-nisler 
Colin Powell, Sicherheitsbe­ raterin Condoleezza Rice und anderen Mitgliedern des Sicher­ heitsrats galt bereits als Kriegsrat. Hin Krieg ohne UN-Mandat stiess international weiter auf Kri­ tik: Indien, Malaysia und Thailand äusserten zum Teil scharte Ableh­ nung des in der Nacht zum heuti­ gen Donnerstag abgelaufenen Ulti­ matums von US-Präsident George W. Bush an den irakischen Staats­chef 
Saddam Hussein, sein Land zu verlassen. Papst Johannes Paul II. betete für all jene, «die in diesen Stunden von Krieg bedroht wer­ den». Das irakische Parlament wies nach einer Sondersitzung am Mitt­ woch Bushs Ultimatum zurück. Die Abgeordneten erklärten, Irak werde sich einem Krieg stellen und keinen anderen Staatschef als Sad­ dam Hussein akzeptieren. Truppen rücken an Grenze zu Irak vor 20 000 US-Soldaten und 10 000 Panzer in Kuwait in Marsch gesetzt KUWAIT - Rund 20 000 US-Sol­ daten und 10 000 Panzer in Kuwait haben am Mittwoch begonnen, sich an der Grenze zu Irak in Position zu bringen. Einen entsprechenden Befehl erteilte der Kommandeur der 3. Infanteriedivision, Generalma­ jor Buford Blount. Es wird erwartet, dass die 3. Infan­ teriedivision zu den ersten Einhei­ ten gehört, die sich an einem Ein­ marsch in Irak beteiligen. Vermut­ lich werden sie dabei von Soldaten der 101. Luftlandedivision unter­ stützt, die vor einer Ankunft der Infanterietruppen Verteidigungs­ stellungen der irakischen Streit­ kräfte einnehmen sollen. Die Truppenbewegungen wurden durch einen starken Sandsturm behindert, der die Sichtweite auf etwa eineinhalb Kilometer ein­ schränkte. Der Sturm schwächte 
Die amerikanischen Soldaten in Kuwait haben sich in Marsch gesetzt. sich im Laufe des Mittwochs ab, doch erschwerte Treibsand weiter die Sicht. US-Heereskommandeur Gene­ralleutnant 
David McKiernan kün­ digte eine «dramatische» Antwort der amerikanischen Streitkräfte für den Fall an, dass Irak Chemiewaf­fen 
einsetze. Die Bedrohung durch chemische und biologische Waffen sei die grösste Gefahr, der die 100 000 zumeist amerikanischen und britischen Soldaten ausgesetzt seien. «Es wäre eine sehr schlechte Entscheidung von Seiten Iraks, Chemiewaffen einzusetzen», sagte McKiernan auf dem amerikani­ schen Stützpunkt Camp Doha in Kuwait. Der Kommandeur der US-Mari- nestreitkräfte in der Region, Vizeadmiral Timothy Keating, kündigte an, die bevorstehende Militäroffensive werde die bisher kürzeste und schlagkräftigst in der Geschichte sein. «Einen Einsatz wie diesen haben wir in der Geschichte der Kriegsführung noch nicht gesehen, mit atembe­ raubender Präzision, Geschwindig­ keit, Ausdauer, Wendigkeit und Tödlichkeit», sagte Keating. Arafat gibt Macht ab Abbas Ministerpräsident RAMALLAH - Der palästinensi­ sche Präsident Jassir Arafat wird seine Macht künftig mit einem seiner engsten Vertrau­ ten teilen: Am Mittwoch bot er seiner «rechten Hand» Mach- mud Abbas offiziell den Posten des ersten Ministerpräsidenten an. Politische Beobachter in Ramallah erwarten, dass der Politiker das Amt annehmen und innerhalb weniger Tage seine neue Regierung vorstellen wird. Radikale Palästinensergruppen, wie die islamische Hamas-Organi­ sation, haben bereits angekündigt, dass sie Abbas, der auch Abu Masen genannt wird, nicht anerken­nen. 
weil er der Wunschkandidat der USA für dieses Amt sei. Die Europäische Union begrüsste die Ernennung und sagte Abbas ihre volle Unterstützung zu. US-Präsi­ dent George W. Bush sagte, dass er nach der Amtsübernahme von Abbas den Nahost-Friedensplan («Fahrplan») veröffentlichen will, den die USA zusammen mit der EU. Russland und den Vereinten Nationen entwickelt haben. Auch die russische Führung begrüsste am Mittwoch die Ernennung von Abbas. Dieser Schritt werde dem Prozess der Umstrukturierung der Palästinenserführung sowie der Wiederaufnahme des Friedenspro­ zesses «neue Impulse» verleihen. 
Erreger identifiziert SARS-Ausbreitung unter Kontrolle HONGKONG/GENF - Der Erreger der tödlichen Lungenkrankheit SARS ist offenbar weitgehend identifiziert. Das teilten Ärzte aus Hongkong und Deutschland mit. Ausserhalb Asiens ist die Ausbreitung der Krankheit mitt­ lerweile unter Kontrolle. In Genf wurde allerdings gestern eine weitere Erkrankung gemeldet. Der Erreger stamme wahrschein­ lich aus der Familie der Paramyxo- viren, berichteten Mediziner des Prince of Wales Hospitals in Hong­ kong. Die Paraniyxoviren sind Erreger von Atemwegserkrankun­ gen und können Schnupfen, Bron­ chitis aber auch. Lungenentzündun­ gen auslösen. Zu der Viren-Familie 
gehören auch die Auslöser von Masern, Mumps und Hundestaupe. Hinter der SARS-Infektion steht offenbar eine neue Generation der Paramyxoviren. Laut Medizinern dauert die genaue Charakterisie­ rung des SARS-Erregers noch min­ destens zwei Monate. David Heymann, Direktor der Abteilung für ansteckende Krank­ heiten bei der WHO, erklärte, damit gebe es nun eine «Spur, was diese Krankheit verursacht haben könnte». Zugleich geht der WHO- Vertreter davon aus, dass die tödli­ che Lungenkrankheit ausserhalb der drei am schwersten betroffenen Regionen Hongkong, China und Vietnam eingedämmt ist.
	        

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