Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DIENSTAG, 18. MÄRZ 2003 VOLKS BLATT 
JUGEND 
DIE JUGEND VON HEUTE KEINE LEHRSTELLE WAS NUN? 
26 FRAG PATRICIA Bin ich unterentwickelt? Liebe Patricia Alle Mädchen aus meiner Klasse haben schon einen Busen und einige sogar bereits die Periode. Beim Duschen in der Schule sehe ich auch, dass die anderen schon Schamhaare haben. Bei mir spries- sen erst ein paar Härchen, ich habe weder die Periode noch brauche ich einen BH. Bin ich ganz normal? Gibt es denn keine Mittel, um die Entwicklung voran­ zutreiben? Viele Griisse von Tanja (13) Liebe Tanja, Wahrscheinlich gibt es Mittelchcn. die Dir in kurzer Zeit zu Busen und Periode ver­ helfen könnten. Aber da müsstest du mit deinem Hausarzt oder einer Frauenärztin reden. Eins kann ich dir aber gleich sagen: Den Weg zum Doktor kannst du dir spa­ ren. wenn du nur so ein «Mittelchcn» abholen willst! Ich bin sicher, das es in unserem Land keine Ärztin und keinen Arzt gibt, der oder die dir Hormone ver­ schreibt, damit du blitzschnell vom Mädchen zur Frau gedeihst. Die Natur hat es nämlich genau richtig eingerichtet: Dein Körper braucht einige Jahre, um die Wandlung vom Kind zur Frau zu vollzie­ hen. Das ist für deinen Körper gut so und auch für deine Seele. Wenn du als Frau ein liebevolles Verhältnis zu deinem Körper und später einmal zu einem anderen Men­ schen 
haben willst, dann darf das alles nicht zu schnell gehen. Du bist erst dreizehn Jahre alt und es ist vollkommen normal, dass du weder einen grossen Busen noch deine Regel hast. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass du dich unwohl fühlst unter deinen Kolleginnen und ab und zu auch eine spitze Bemer­ kung zu hören bekommst. Aber glaube mir: Du bist für dein Alter weder unter­ entwickelt noch anormal. Wenn du in drei Jahren immer noch das Gefühl hast, mei­ lenweit hinter den anderen zurückzulie­ gen, dann gehe zu einem Arzt - am besten zu einer Gynäkologin oder einem Frauen­ arzt - und rede über dein Problem. In die­ sem Alter ist es übrigens für alle jungen Frauen ratsam sich erstmals - und dann regelmässig! - gynäkologisch untersu­ chen zu lassen. Inzwischen rate ich dir, dein Problem ein­ mal mit guten Freundinnen zu bereden. Ich bin sicher, dass sie dich genau so mögen wie du bist und dich ab und zu sogar beneiden, dass du noch keinen BH tragen und nie an Tampons oder Binden denken musst. Liebe Grüsse Deine Patricia Schreib an Patricia! Stress in der Schule oder mit den Eltem? Knatsch mit dem Freund oder der Freundin? Frust am Arbeitsplatz oder in der Liebe? Frag Patricia unter der E-Mail-Adresse: fragpatricia@hotmail.com oder unter www.volksblatt.li . 
Ich will rebellieren! Allan Guggenbühl, Jugendpsychologe, über das Jungsein heute - ein Interview SCHAAN - «Die gegenseitige Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen ist für die Entwicklung sehr wichtig», so Allan Guggenbühl. 1 Karin Hassler Volksblatt: Wie beurteilen Sie die Jugend von heute? Allan Guggenbühl: Keine Ju­ gend will sich ganz den Vorstellun­ gen und dem Lebensstil der Erwachsenen fügen. Jede Jugend will mit einem Wcltentwurf auf­ warten. einen persönlichen Stil und separate Werte entwickeln. Dies war bei den Hippies, der Beat- Generation und vor hundert Jahren beim Wandervogel so. Dank eige­ nen Interessen und Werten hat die Jugend das Gefühl, sich abgrenzen zu können, eine eigene Generation zu sein. Für die heutige Jugend ist dieser Abgrenzungsakt jedoch schwierig durchzuziehen. Oft fehlt der Erwachsene, der sich ihnen stellt. Oft agieren die Jugendlichen darum im Leeren oder aber das Abgrenzungsbedürfnis radikalisiert sich. Sie müssen delinquieren oder, gewalttätig werden, damit man end­ lich reagiert. Inwieweit sind Jugendliche schon erwachsen und inwieweit eben doch nicht? Jugend ist ein Zwischenstadium. Während dieser Transitionsphase müssen sie die eigene, persönliche Identität aufbauen. Mit einem Fuss sind sie noch in der Kindheit, mit dem anderen jedoch bereits in der Erwachsenenwelt. Sic verstehen sich nicht mehr nur als Sohn oder Tochter, sondern ringen um ein eigenes, 
per-«Die 
Jugend will sich nicht fügen - sie will rebellieren. Das liegt in der Natur der Jugend», so der Schweizer Jugendpsychologe A. Gugge biihl. sönliches Profil. Diesen Zwiespalt spürt man. Zuhause verhalten sie sich gegenüber den Eltem oft unmöglich, verweigern Mithilfe, betrachten die Eltem als die «Letzten», doch gleich­ zeitig 
sind sie von ihnen abhängig und erwarten, dass weiterhin logisti­ sche und finanzielle Hilfe geleistet wird, Jugendliche können Grossarti­ ges leisten, Verantwortung überneh­ men und neue Ideen realisieren und sich gleichzeitig wie Kinder vehalten. DiesenZwiespalt 
der Jugend müssen wir beachten, wenn wir mit ihnen als Lehrperson oder Jugendarbeiter arbeiten. Welche Erwartungen können/ dürfen Erwachsene an Jugendli­ che stellen bzw. - 
sollen Erwach­ sene überhaupt Erwartungen an Jugendliche stellen? Erwartungen an die Jugend zu stellen ist ganz wichtig. Sie fühlen sich sonst nicht ernst genommen und merken nicht, dass sie auch 
wichtige Mitglieder der Gesell­ schaft sind. Wir dürfen Jugendliche nicht infantilisieren. indem wir von ihnen nichts wollen. Die meisten Jugendlichen wachsen, wenn sie spüren, dass sie für uns wichtig sind. Erwartungen an die Jugend müssen auch im öffentlichen Raum gestellt werden. Wie man sich im Tram, auf der Strasse etc. verhält gilt es zu signalisieren. Wo liegen die Herausforderung Für uns Erwachsene in Bezug auf das Erwachsen werden von Jugendlichen? Als Vater, Mutter, Lehrperson oder auch Jugendarbeiter haben wir eine Doppelrolle. Jugendliche brauchen Erwachsene, die sich mit ihnen auseinandersetzen, sich ihnen widmen und mit ihnen in Kontakt bleiben. Gleichzeitig suchen sie im Erwachsenen auch eine Gegenfigur. Sie suchen einen Menschen, über den sie sich ärgern 
und aufregen können. Jugendliche brauchen Erwachsene, die aus ihrer Sicht ärgerliche Gegenfiguren repräsentieren, damit sie zu sich selber Finden. Auf diese Weise ent­ decken sie ihre eigenen Werte und Haltungen. Der immer nur ver­ ständnisvolle Erwachsene ist für Jugendliche ein Greuel. Sic wollen auch ältere Menschen, die sich über sie argem. Auf diese Weise können sie sich antagonistisch pro­ filieren und an einem eigenen Pro­ fil arbeiten. Sie suchen also auch Erwachsene, die die Jugend nicht verstehen. Was wünschen sie sich für die Jugend von heute? Ich wünsche der Jugend, dass sie weiterhin Erwachsene findet, die sich bereit erklären, sich ihnen zu widmen, mit ihnen zu kämpfen und Wege zu finden, wie man am besten das Leben gestaltet und auch Verständnis hat, wenn etwas nicht klappt und man auf Abwege kommt. Erwachsene, die jedoch auch den Mut haben der Jugend zu sagen, wenn sie mit ihrem Verhal­ ten oder mit ihren Äusserungen nicht einverstanden sind, sich über sie ärgern und empören. Denn es gibt nichts Ärgerliches, als wenn alle Erwachsene den Jugendlichen keine Grenzen mehr setzen. Wo kann man dann noch kämpfen? Allan Guggenbühl referiert am Donnerstag im Rahmen einer Wei- terbildungsveranstaltung liechten­ steinischer Jugendarbeiter zum Thema: «Vom Recht, missverstan­ den zu werden: Die Jugend zwi­ schen Anpassung, Rebellion und permanentem Chaos. Keine Lehrstelle gefunden - was nun? Zwischenjahr für computerbegeisterte Jugendliche TRIESEN - Das Inform Col­ lege bietet ein Zwischenjahr für computerbegeisterte Ju­ gendliche, die sich auf eine Informatiker, Mediamatiker, Telematiker oder ähnliche Lehre vorbereiten möchten. Wenn dich die Arbeit am Computer interessiert und dein Berufswunsch Informatiker, 
Mediamatiker, Tele­ matiker, Elektroniker oder ein ähn­ licher Beruf ist, liegst du mit die­ sem Zwischenjahr genau richtig. Wahrscheinlich hast du bereits her­ ausgefunden, dass es nicht ganz einfach ist, eine Lehrstelle in die­ sem Bereich zu finden. Ein Zwischenjahr, in dem du dich speziell auf einen dieser Berufe vorbereiten kannst und während 
dem du sogar bereits das anerkann­ te Diplom Informatik-Anwendcr/-in SIZ und das Diplom lT-Supportcr inform erwerben kannst, hilft dir dabei, deinen Traumberuf Realität werden zu lassen. Solltest du her­ ausfinden, dass ein rein technisch orientierter Beruf doch nicht das Richtige für dich ist, verschaffen dir deine guten Informatik-Kenntnisse auch leichter den Einstieg in andere Lehrbemfe wie beispielsweise in eine kaufmännische Lehre. Abschlüsse: Informatik-Anwen- der SIZ, Englisch Diplom (PET), Inform IT-Supporter, ev. MCP oder Web-Diplom. Wir haben Kontakt zu verschie­ denen Lehrmeistern und unterstüt­ zen dich aktiv bei der Suche nach einer Lehrstelle. Weitere Informationen unter 
Das Inform College In Trlesen bie­ tet ein Zwischenjahr für computer­ begeisterte Jugendliche an. 
www.college.li und www.cybercol- lege.li. Gerne laden wir dich zu einem persönlichen Gespräch ein: Telefon: +423 / 233 20 90 oder inform@inform.li . Nils Egen - Schüler im 10. Schuljahr Informatik: «Ich erfahre hier durch kompetente Lehrer viel Wissen aber auch viel Witz. Diese Schule hat für mich einen wichti­ gen Grundstein für mein zukünfti­ ges Berufsleben gelegt. Nicht nur das Finden einer Lehrstelle wurde für mich einfacher, auch lernte ich hier mit dem PC umzugehen und ihn auch zu verstehen. Man befasst sich hier mit den verschiedensten Rubriken der Computerwelt, von Access Datenbank bis Webdesign, aber auch das Rechnerische und Sprachliche kommt hier zur Gel­ tung.» Inform College ANZEIGE Bis zu 36 x schneller -mit ADSL! telecomlFL your commumcationcompany Telecom FL AG • Gratisriummer 800 22 22 •   www.telecom-fl.com i \.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.