Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

MITTWOCH, 5. MÄRZ 2003 VOLKS 
| CTi mrpin UNSERE LESERINNEN UND BLATT I 
LUnLVJlU LESER MEINEN 
19 LESERMEINUNG Aus dem Rucksack, . aber wohin? Unter Führung unseres Fürsten hat unser Land während der letzten Jahre den gemein­ samen Weg mit der Schweiz verlassen. Bereits bei der Abstimmung zum EWR wurde durch das Fürstenhaus und auch von ' allen Parteien massiver Druck auf die Bevölkerung ausgeübt. Schon damals wurde dieses fatale Druckmittel des «Wegzuges», ausgeübt. Liechtenstein hat nun ein gutes Jahrhundert in engem Zusammenhalt mit der Schweiz hinter sich. Wie sich die Rich­ tungsänderung auswirkt, werden wir in wenigen Jahren wissen, wohl jedoch zu • spät. Was wurde bis jetzt erreicht? Das gesamte politische Liechtenstein ist heillos und.für viele Jahre zerstritten und gibt nach aussen e.in verheerendes Bild ab. Liechtenstein hat in kurzer Zeit einen aufgeblähten Staatsapparat aufge­ baut. Im Namen eines irrsinnigen eigerfen Weges müssen laufend neue Stellen aus­ geschrieben und wenn möglich von aus­ sen besetzt werden. In kurzer Zeit ist unser gewachsener feiner Bankenplatz aufgebauscht und massiv überdimensio­ niert worden. Als Folge und Konsequenz des Austrittes aus dem Rucksack wurde sinnlos viel Geld in eine eigene FL Telecom verlocht. Der wirtschaftliche Kollaps ist absehbar, von der gewonnenen 
Qualität ganz zu schweigen. Bei Bus-Anstalt, Netz-Gesellschaft und LKW ist der gleiche Weg vorhersehbar. Das Debakel der Krankenkasse zeigt uns, was wohl geschehen wird. Botschaften entstehen rundum in der Welt. Der Grössenwahnsinn lässt grüssen. Wie viele Prinzen und Botschafter werden wir wohl noch finanzieren müssen? Dabei ist am Beispiel der «Zinssteucr» ersichtlich, wer die für das Treuhand- und Bankwesea nötigen Verteidigungsmassnahmen durch­ setzt. Alle einheimischen Gewerbe- und Dienst­ leistungsbetriebe werden durch die zu starke und übertriebene Öffnung massiv konkur­ renziert. Dabei werden fremde Konkurren­ ten teilweise sogar bevorzugt behandelt. Es ist zu hoffen, dass die zugezogenen auslän­ dischen Betriebe wenigstens anteilsmässig die Ausbildung liecht. Lehrlinge überneh­ men, wenn sie schon als besser qualifiziert betrachtet werden. Sollte unser Finanzplatz und das Treu­ handwesen ihre Einnahmen der letzten Jahr­ zehnte um nur wenig reduzieren, und damit auch die Steuern, wird Liechtenstein in kur­ zer Zeit 
vor unlösbaren Problemen stehen, r Dies ist bereits heute fühlbar. Warum gehen ausgerechnet grosse Anteile des bisher in Liechtenstein verwalteten Kapitals in die Schweiz? Das Vertrauen des Kapitals zeigt uns wohl als Barometer, welcher Weg der richtige wäre. Bei der Findung einer neuen und zeit­ gemäßen Verfassung geht dieses Spiel von neuem weiter. Wieder wird mit Wegzug und Emotionen gepresst, Wahrscheinlich wird die Mehrheit der Liechtensteiner sich wieder beugen. Leider. Dabei werden die Befürworter einer Stärkung unserer Demokratie verteufelt und ungerechter­ weise als Monarchieabschaffer betitelt. Dies zeigt, in welcher Art die Demokratie durch den Fürsten interpretiert wird und was unterscheidet uns dann noch von einer Oligarchie? Für meine Wenigkeit ist die Entscheidung eindeutig. Obwohl es mir absolut nicht gefällt, dass einer der Hauptverantwortli­ chen des eigenen Weges, des «Neue Markt i Unternehmens» Liechtenstein, der abge­ wählte Regierungschef Herr Frick, den Kopf zu weit nach vome hält. Trotzdem stehe ich klar für ein 
demokratisches Liechtenstein, f. 
wenn nötig, auch mit einem Fürs-ten in 5 Wien. 5 Hans Walter Schädler, Triesenberg 
LESERMEINUNGEN Vertreiben statt Verstehen Es ist, als ob sie drauf gewartet hät­ ten: Über Stefan Sprenger darf endlich der Stab gebrochen wer­ den. Da müssen sich Kritiker und Kritikerinneh des fürstlichen Ver­ fassungsvorschlages während Mo­ naten vom Fürsten beschimpfen lassen: Als Nazis, als Menschen, die eine Diktatur errichten wollen, als Staats- und Verfassungsgegner, als Gegner der Fürstenfamilie. Man hat das hingenommen, weil dieser Politiker auch das Staatsoberhaupt ist, und weil das Staatsoberhaupt nicht als Politiker behandelt wer­ den soll. Jetzt ist einem dieser Kritiker der Kragen geplatzt. Stefan Sprenger spricht so aggressiv, wie es der Fürst schon lange tut. Im letzten November erschien Sprengers Buch «Katzengold». Darin beschreibt er präzise und ohne zu urteilen, wie sich das Land in die­ ser Auseinandersetzung verstrickt hat. Aber sein Gesprächsangebot wurde nicht angenommen. Das Buch wurde von einem, der in der Zeitung eine Zeile daraus las, als «Schande für unser Land» abgetan. Joachim Batliner, Aspen 56, Eschen Von der Verkehrswoge umgeworfen von Gut und Achtung Tteil 2 des Leserbriefes zum EZMöleholz Aufgeschreckt durch den Erfolg der Petition luden die Urheber des Elendes die blauäugige Heldin in die Advokatur ein. Dort wurde ihr ein Modell der neuen Handelsme­ tropole gezeigt, das schier aus dem Grundstück zu platzen schien. Darum wurden auch die dreissig Prozent Wohnanteil gleich wieder weggenommen, sie werden sowie­ so nie 
gebaut. Um jedoch weiterhin das Bild einer heilen Welt zu sug­ gerieren, gibt's ein begrüntes Dach für vorbeifliegende Zugvögel und Helikopter. Der Mühlebach wird renaturiert und die Betonfassade mit einer Reihe von Bäumen kaschiert. Mein Spartipp: für die­ sen Zweck würden sich gut die Bäume von der- Marianumstrasse eignen, die dort eh einer dritten Fahrspur weichen müssen. Alle Bedenken unserer Heldin und ihrer Verbündeten wurden als emotional zurückgewiesen. Einzig, so einigte man sich, müsse die Verkehrsfrage weiter abgeklärt werden. Nach ein paar 
Telephonaten hatte unsere Heldin erschreckende, den Prog­ nosen der Gutachter davonrennen- de 
Zahlen. Mutig die Papiere schwingend wagte sie einen neuen Vorstoss. 
Der Mühleholzgipfel wurde einberufen. Da sassen die drei Laien nun im Saal und durften ihre Fragen an die gegenüberliegende Front richten, welche verbissen ihre Zahlen ver­ teidigte und sich mit regen Blick­ kontakten gegenseitige Unterstüt­ zung zusicherte. Mit jeder Antwort sackte unsere Heldin und ihre Knappen tiefer -in die Stühle, ihre Bedenken wurden vom Drachen der technischen Machbarkeit ver­ schlungen, der da hiess: • 2600 Autofahrten pro Tag kann der Knoten auch so schlucken. • Eine Ampel wird die Kapazität weiter erhöhen. 
• Die Gemeinde erstellt gerne zusätzliche Einspurstrecken. • Bei Stau hilft das Reissver­ schlusssystem. . • Sogar 4000 Autos und mehr las­ sen sich bewältigen. • Die Schüler werden - wenn überhaupt - nur noch vom Langsamverkeh'r gefährdet. Ein schüchternes Aufmucksen unserer Heldin, ob denn das neue Handelszentrum eine Belebung des Dorfes bringe? Nein, sagen die Experten: Parkieren, Einkaufen und wieder ab nach Hause, so wird es gehen! - Ob es nicht sinnvoll .wäre, ein Gutachten für das ganze Areal zu erstellen? Da meinte der Experte, er sei befangen. Und der Bürgermeister" schwieg, schwieg und schwieg. Übrigens lobte man anschlies­ send unsere Fairness - will heis- sen: in diesen Kreisen versetzt Ehrlichkeit in Erstaunen. Was mir aber auch bewüsst wurde: die Denkweise der Bauherren und unseres Bürgermeisters ist einsei­ tig. Sie ignorieren, dass techni­ sche Machbarkeit die Solidarität und Achtung natürlicher. Werte niemals aufwiegen kann. Aber las­ sen wir ihnen den Sieg und wen­ den uns wieder Vaduz zu. Helena Becker, Schaanerstr. 70, Vaduz 
geistige Verfassung bereits getan wird, möchte ich dankbar anerken­ nen. Ich kann obige Bitten mit dem aussagestarken Leitwort für die beginnende Fastenzeit , gut auf einen kurzen Nenner .bringen: «Verstehen verändert». Pfarrer Franz Näs'cher, Vadu? In Sorge um unsere geistige Verfassung Die Abstimmung am 14./16. März mag ausgehen, wie sie will. Das Resultat wird so oder so für unser Land schlecht sein, wenn sich die momentane ungute geistige Verfas­ sung nicht doch noch zum Besse­ ren ändert. Die Art, in welcher die Auseinandersetzung um die Verfas­ sungsvorschläge weiterhin abläuft, empfinde ich als Seelsorger als katastrophal und beschämend für unser sogenannt christliches Land. In grosser Sorge darüber bitte ich alle, die politische Verantwortung tragen - S. D. den Fürsten, die Politiker, die Journalisten und die Leserbriefschreiber - sowie jede und jeden meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger, doch folgenden Abschnitt in meiner Ansprache beim Gottesdienst "zur Landtags­ eröffnung zu beherzigen: «Es ist höchste Zeit, das Klima zu entgif­ ten, gegenseitiges Misstrauen abzubauen und vertrauensbildende Massnahmen einzuleiten, einander die Hand zu reichen und zu einer Gesprächskultur zurückzufinden. Sonst werden Gräben und Mauern bleiben. Denn in einer kleinen Gesellschaft, in der jeder jeden kennt, lebt das Unaiifgearbeitete ünvergeben sehr lange.» Ich bitte, wie ich es bei Gelegen­ heit in Predigten der letzten Jahre dann und wann getan habe: • trotz Meinungsverschiedenheiten in respektvollem Umgang mitein­ ander im Gespräch zu bleiben, • nicht zu verurteilen oder durch Vorurteile und Schuldzuweisungen Gräben auszuheben, die keine Brücken mehr haben, • andere Meinungen gelten zu las­ sen und nicht jedes Wort auf die sprichwörtliche Goldwaage "zu legen, • den gutert Willen anderer zu sehen und uns über das Gute, das von ihnen ausgeht, zu freuen. Was in diesem Sinn von Einzel­ nen oder Gruppen für eine bessere 
Vorgelebte Selbstbestimmung Dies gelesen: «Es gibt im Leben zwei Möglich­ keiten, entweder man nimmt sein Leben selbst in die Hand, oder man lässt sich fremdbestimmen. Manchmal ist es leichter ja zu sagen anstatt nein. Nein zü sagen Jieisst auch manchmal anders sein als die anderen. Nein zu sagen heisst, einen Weg zu gehen,, der nicht immer bequem ist. Letztlich aber lohnt sich der Weg der Selbst­ bestimmung, es lohnt sich, sich sel­ ber zu bleiben.» (Zitat aus der Rede von Regierungschef Otmar Hasler, anlässlich der Jungbürger­ feier 2001, abgedruckt im Volks­ blatt vom 29.10.2001). , Dies gedacht: Das Verhalten der FBP-Spitze in der Verfassungsfrage nach den Landtagswahlen vpm Februar.2001 wäre eine gute Gelegenheit" gewe­ sen, diesen zutreffenden Gedanken des Herrn Regierungschefs nach­ zuleben. Angesichts der traurigen Faktenlage bleibt - wie so oft - der schale Nachgeschmack des Was­ serpredigens und Weintrinkens. Gerade die Verfassung als unser Grundgesetz hätte es verdient der Jugend den unbequemen Weg vor­ zuleben. Unsere Jugend ist jedoch stark genug auch ohne gutes Bei­ spiel seitens der Regierung und des FBP-Parteipräsidiums an der Urne das für unser Land Richtige zu tun. Peter Sprenger, Haidenstrasse 12, Triesen Noch kurze Zeit... . . . und wir müssen uns entschei­ den, nicht ob wir rot oder schwarz, oder sogar grün oder weiss stim­ men, nein, wir müssen uns ent­ scheiden, ob wirin einer heute all­ gemein sehr schwierigen Zeit, unsere seit vielen Jahrzehnten glückliche Heimat versuchen bei­ zubehalten, oder ob wir uns. das «Spiel mit dem Risiko» leisten wollen. Risiko, indem wir uns von einem bis heute einigermassen sicheren Weg auf eine schmale Schneise zusteuern lassen, in wel­ cher sich, ganz bewusst eine gewis­ se Gefahrenstelle befindet, in wel­ cher es nur zwei Möglichkeiten gibt, entweder durchzukommen, oder dann das Unbestimmte anzu­ nehmen, gleich welcher Art. Genug der vielen Anfeindungen, des gros­ sen Vertrauensentzuges, der überall gemacht wurde, speziell gegenüber unserem Fürstenhaus. Genug der vielen Fehlerzuweisungen und Angstmächerei, der stümperhaften Entscheidungen 
von auswärts. Aber auch genug der einfachsten und für mich sinnlosesten- Ent­ scheidung nach Farbskala. Jetzt geht es um unsere Heimat Liech­ tenstein und dies sollte sich jede und jeder Stimmende bewusst wer­ den. Fürst, Erbprinz, Regierung 
und ein Teil des Landtages haben sich für eine für Liechtenstein akzeptable neue Verfassung geei­ nigt. Dagegen stehen Gruppierun­ gen und Einzelgänger, welcjie mit Vertrauensentzug, Angstmächerei- und Fehlerzuweisungen das Spiel mit dem Risiko auf sich nehmen wollen, obwohl feststeht, dass diese alle, wenn es fehl geht, im Dunkel verschwinden werden. Auffallend sind auch Einzelgänger, welche sich mit einer unglaubli­ chen Arroganz als die Helden des Landes aufspielen, ohne.dass sie je etwas für das Land getan haben. Wir brauchen ein Fürstenhaus, das zum Volk und Land steht und wir brauchen ein Volk, welches geschlossen zum Fürstenhaus steht, und nur das ist Liechtenstein. Wenn jede und jeder von uns in einer ruhigen Minute ein paar Jahr­ zehnte zurückblendet und an­ schliessend mit offenen Augen in die Zukunft blickt, dann wird und -kann dieser Entscheid nicht schwer fallen. Und nur darüber müssen wir uns entscheiden und dann kann und wird Liechtenstein, trotz seiner Kleinheit, wieder ein Land des Friedens und der Einheit sein, kön­ nen, als Beispiel für die Mächtigen und damit den Grössenwahnsinn dieser Welt. Ich wünsche mir, dass alle diese Gedanken in sich tragen und gleichzeitig mit dem Slogan der Vergangenheit auch in die Zukunft treten, «Für Gott, Fürst und Vaterland». Emil Konrad, Zollstrasse 19, Schaan Die Würde nicht in Frage stellen Stellungnahme zur Mitteilung des «Arbeitskreis Demokratie und Monarchie» mit dem Titel «Der Staatsgerichtshof spielt Katz und Maus», publiziert am Dienstag, den 25. Februar in unseren Landes­ zeitungen. Sowohl die Verwaltungsbe­ schwerdeinstanz als auch der Staatsgerichtshof haben in ihren Entscheidungen den Beschwerden gegen die Fürsteninitiative nicht stattgegeben. In der Konsequenz bedeutet das die Zulässigkeit der Verfassungsinitiative des Fürsten­ hauses. Mit diesen Entscheidungen kann man nun einverstanden sein oder nicht. Eine allfällige Enttäuschung über das Resultat sollte jedoch nicht dazu führen, dass die Inte­ grität und Unabhängigkeit der Gerichte infrage gestellt werden. Deshalb sind die folgenden Aus­ führungen des Arbeitskreises in der oben erwähnten Mitteilung äus­ serst problematisch: «Der Staatsgerichtshof spielt Katz und Maus.... Für Demokraten scheint es derzeit unmöglich, vor einem liechtensteinischen Gericht Recht zu bekommen. ... Aber wie sollen schon 
: Richter über eine Beschwerde entscheiden, wenn ihre künftige Wiederernennung im Amt - bei Annahme der Fürsten­ initiative - voll und ganz vom Beschwerdegegrier abhängen wird.» Festzustellen bleibt, dass auch in der Hitze des Abstimmungskamp­ fes 
die Würde der Gerichte nicht infrage gestellt werden sollte. Dr. Peter Ritter, Dr. Matthias Donhauser, Dr. Peter Hemmerle, 
Vaduz
	        

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