Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

FREITAG, 21. FEBRUAR 2003 VOLKS I 11VI I AMR SPORT ALS INSTRUMENT FÜR EINE BLATT 
I IIX LH IM U FRIEDLICHE WELT 
4 «DER OGI» Ogis Kopfstand «Der Ogi» heisst ein Buch, das 2001 in den Handel kam. Es erzählt von Ogi. als-Men­ schen" .der Symbole und Emotionen. Ein Beispiel ereignete sich auf Schloss Vaduz: «Ogi entledigt sich seines Vestons und führt seiner fürstlichen Hoheit den Kopf­ stand vor, den er allmorgendlich neben sei- netrt Ehebett macht -.'die Yoga-Variante mit den verschränkten Händen.» So beschreibt Urs Zurlinden. der, Autor-des Buches «Der Ogi». Adolf Ogis Antwort auf Fürst Hans-Adams Frage, waruih Ogi ein so gutes Gedächtnis habe. Das war Ende September '2000 nach dem Kaffee auf Schloss Vaduz. Ogi besuchte Liechtenstein wenige Wochen vor seinem Rücktritt als Schweizer Bundespräsident und sprach bei der anschliessenden Medienkonferenz von «exzellenten Beziehungen» zum Fürsten­ tum Liechtenstein. «Lerne, Namen zu mer­ ken.» Den-Merksatz hat Adolf Ogi verin- nerlicht. Seia Namensgedächtnis soll dank des Kopfstandes njorgens nach dem Jog­ gen phänonlenal sein. Die autorisierte Bio­ graphie «Der Ogi» erzählt ein 'Stück Schweizer PolitgeschicTite und zeichnet die Spuren nach, die zum Phänomen Ogi führ­ ten. Von seinen Wurzeln in Kandcrstcg, dem Bergdorf am Lötsehberg, wohin er Mitterrand, Prinz Charles, Kofi Annan führte. Über seine Zeit als Direktor des -Schweizer Skiverbandes, als SVP-Natio- nalrat, Bundesrat und Bundespräsident. Ogis Mitbringsel In seinem linken Hoscnsack trägt «Dölf» Ogi immer einen Bergkristqli bei sich. Falls er ein Geschenk braucht. Für den britischen. Premierminister Toni Blair hat er höchst-- persönlich einen Stein gesucht. Und auch für UNO-Generalsekretär Kofi Annan und Liechtensteins Regierungschef Otmar Has­ ler. Sein Motto War immer, sagt «der Ogi», wie er von sich selbst in Interviews spricht, eine Mischung aus Bescheidenheit und Selbstbewusstsein. Dicke Dossiers waren nie sein Ding - auch nicht als Sonderbera­ ter des Generalsekretärs der UNO für den Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden. Er ist ein Meister einfacher Bot­ schaften. Ogis Mission Zuerst ausgelacht hat Man Adolf Ogi, als er mit den europäischen Verkehrsministern per Helikopter ins Gotthardmassiv .flog, um ihnen zu zeigen, dass der Platz dort für Autobahnen knapp ist. «Wie man mit Heu­ ten umgeht, kann man nicht an der Uni ler­ nen», widerlegte Adolf Ogi sämtliche Intel­ lektuelle, die einrftal über den «Dülf», damals Schweizer Bundesrat ohne akademi­ sche Weihen, gelächejt haben. Wo man so viel Soziälkömpetenz lernt? «Der Sport», sagt der ehemalige Schweizer Sportminis- ter, «ist eine unglaublich gu(e Lebens­ schule.» Beim Weltwirtschaftsforum 1999 in Davo$. hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan das «global compact»-Programm ins Leben gerufen. Und als der Generalsekretär im Jahr 2000 die Position des «UNO-Son- derberaters Sport» schuf,- stieg der Sport in die Weltliga auf. Seitdem zieht der Schwei­ zer Alt-Bundesrat Adolf Ogi als «Wander­ prediger» für den Sport als Instrument für die Friedensförderung durch die Welt. Der Bundesrat in Bern hat Anfang Februar Ogis Mandat als UNO-Sonderberater bis Ende Februar 2005 verlängert. Vom 16. bis 18. Februar fand in Magglingen die erste inter­ nationale Konferenz für «Sport und Ent­ wicklung» statt.- Die Konferenz ist eine wichtige Zwischenstqtion für Adolf Ogis -UNO-Mission. Der Sport könne ein Tbst • sein für die Politik, ist Adolf Ogi überzeugt. Als Teil der internationalen Politik stehe der Sport für Werte wie Gerechtigkeit, Frieden und Demokratie. Von der UNO erhält Adolf Ogi einen Dollar fUr seine Mission. 
«Ich rüttle und schüttle» Adolf Ogi, UNO-Sonderberater für Sport, in Vaduz - Plädoyer für den Frieden VA0UZ - «Der Sport Ist ein wichtiges Werkzeug, damit wir gemeinsam unsere Zukunft meistern und sinnvoll gestalten können.» Darüber nachzuden­ ken rief Adoif Ogi gestern Abend jn der Spörry-Halle-in Vaduz auf. Der Sonderberater des UNO-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwick­ lung und frieden setzt auf Emo­ tionen und Symbole. • Kornalla Pfeltfer' «Das Persönliche spielt im Leben eine entscheidende Rolle » Ögi sprachs und zog einen Bergkristall aus seinem linken Hosensack. Einen solchen hatte er Kofi Annan einmal in Spiez-geschenkt. Als der UNO-Generalsekretär vier Jahre später in Basel den gleichen Berg­ kristall bei sich trug, war klar, " warum er «Dölf». Ogi 2001 zum UNO-Sonderberater für Sport ernannte. Der Sport- baut Brücken zwischen Kulturen, so'Adolf Ogi, und sei damit ein wichtiges Instru­ ment für eine friedlichere und bes- sere'Welt. Leistungsgesellschaft gefordert '.«Wir sind zu einer Erfolgsgesell­ schaft geworden», kritisierte Ogi die heutige Gesellschaft, «wir soll­ ten wieder zu einer Leistungsge­ sellschaft werden.>> «Wir leben in einer glöbalisierten, dynamisierten und total vernetzten Welt. Die Welt ist zum Dorf geworden», skizzierte Adolf Ogi die heutige Gesellschaft. Sich überstürzende' Entwicklun- ' gen, eine Informationsflut, Migra­ tion/soziale Spannungen - der Mensch, müsse sich ständig mit Veränderungen auseinandersetzen. Der moderne Mensch sei daher aufgerufen; seinen Wissensstand ständig zu aktualisieren, flexibel und der jeweiligen Situation ange­ messen zu handeln. Wissen, Ver­ halten, Leistungsvermögen, dies gelte es zu trainieren. Und dazu sei der Sport die beste Lebensschule. Sport ist Lebensschule «Das Leben ist kein 100-Meter- * Spurt, das Leben ist ein Marathon- Lauf», unterstrich Ogi. Sich mit . Krisen auseinanderzusetzen gehöre dazu. Jedes Kind müsse die Mög­ lichkeit haben, sich für das spätere berufliche Leben trainieren "zu kön­ nen, um festzustellen, wo Grenzen, Schwächen, Gefahren liegen. Wer durch die Schule des Fussballclubs Vaduz 
gehe, der lerne mit der Mannschaft zu leben, einen Sieg zu verarbeiten, ohne überheblich zu 
«Her sinnvoll betriebene Sport ist ein Ideales iibungsfeld, um das Leis­ tungsvermögen zu fördern,» sagt UNO-Soiiderberater Adolf Ogi. werden, eine Niederlage zu ver-, kraften, ohne,.daraus eine Weltun- tergangsstimmung heraufzube- schwörcn..Dcr lerne Disziplin, den Gegner, zu respektieren, einen Schiedsrichtcrcntschcid zu akzep­ tieren. Im Sport könne jeder sein Leistungsvermögen testen ^ und " Erfahrung fürs Leben sammeln. «Sport war für mich ein Trai­ ningslager», bekatfnte der Schwei­ zer A.It-Buridesrat, der in seiner Zeit als Politiker täglich ab viertel vor Fünf sein Sportprogramm absolvierte. Jugendliche überwinden Schranken «Wenn.die. Länder des ehemali­ gen Jugoslawien sportliche Regeln gekannt hätten», so Adolf Ogi «dann würde sich der Aufbau anders gestalten.» Das habe ein 
Sportcamp ex-jugoslawischer Buben gezeigt, die eingeladen waren, mit den Stars der National Basketball Association zu trainie­ ren,, zu reden, zu spielen. «Die Jun­ gen haben die Schranken überwun­ den», betonte Ogi. Ein anderes Beispiel.,. \vas Sport bewirke, sei die Fussball-Weltmeisterschaft gewesen, die Japan und Korea mit­ einander organisierten. Der Sport habe Kontakte-geschaffen, worauf die Politik nun aufbauen könne. «Der Sport ist nicht besser als unsere Gesellschaft, und unsere Gesellschaft ist nicht besser als der Sport», räumte Adolf Ogi ein. Ein Grund, die Sache zu verbessern. Ein Aha-Erlebnis 130 Sportprojekte seien bereits in Arbeit."Er selber sei nicht der «Sportminister der Welt», sondern 
ein Networker innerhalb der UNO. Als Ergebnis der ersten Konferenz für Sport und Entwicklung zu Beginn der Woche in Magglingen habe die Schweiz entschieden, ein Prozent ihres Entwicklungsetats von 4 Milliarden Franken, also 40 Millionen Franken, künftig für den Sport einzusetzen. «Wir sollten solidarisch, sein» - -dieses Aha- Erlebnis habe in Magglingen gezündet. Drei positive Beispiele führte der UNO-Sonderberater für Sport ins Feld: ein Flüchtlingslager in Uganda, in dem Sport Sinn stif­ te. Klein- und Mittelbetriebe in Mosambique, die "Sportsachen-pro- duzierten und verkauften, womit der Sport Infrastruktur und Arbeits­ plätze schaffe. Ein Fussballspiel in New York mit Real Madrid, dass den Slogan «Stopp aids» auf den. Trikots der Spieler via TV um die halbe Welt trug und die Gefahr von Aids bewusst machte. Spielerisch und ohne Druck «Ich schüttle und rüttle bei den Regierungen, wie sie Sport unter­ stützen können», fasste Ogi seine Mission, den Sport als Friedensin­ strument zu etablieren, zusammen. «Der sinnvoll betriebene Sport ist ein ideales Übungsfeld, um den Leistungswillen und das Leistungs­ vermögen spielerisch, ohne Druck, zu fördern und zu entwickeln», so lautete ejnc Schlussfolgerung Ogis. Und die zweite: «Der Sport 
- ange­ fangen vom Schulsport über den Breiten- bis zum Leistungs- und Spitzensport - ist ein wichtiges Werkzeug für eine umfassende Erziehung der Jugend und für die Förderung der Erwachsenen, damit wir gemeinsam unsere Zukunft meistern und sinnvoll gestalten können.» Außenminister Ernst Walch, Sportminister Alois Ospelt mit Frau Ruth, Reglerurigschef-Stellvertreterin Rita Kle­ ber-Beck mit Ehemann Manfred (von links) spenden Adolf Ogis Mission Applaus. Am Sport als Instrument des Friedens hochinteressiert: Skl-Olympiasle- gerin Hannl WeirathaMAfenzel und Wirtschaftsminister Hansjörg Frlck. 
Gespannt auf Adolf Ogis Idee voiri Sport als Lebensschule: die FBP-Land- tagsabgeordneten Monlca Bereiter und Peter Lampe#.
	        

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