Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

DONNERSTAG, 20. FEBRUAR 2003 VOLKS BLATT 
EXTRA 
EINE HEILIGSPRECHUNG AUS DEM KLOSTER 
25 Aus DEM KLOSTER Was bedeutet die- Heilig­ sprechung der Gründerin heute für ihre Schwestern? Zuerst ganz sicher eine grosse Freude und Begeisterung. Überall, 'wo eine-Anbeterin des Blutes Christi (ÄSC)' lebt und wirkt, wird gefeiert. Feiern ist ja. ein wesentlicher Gesichtspunkt 'des christlichen- Glaubens, denn «die Freude an GQU 
ist unsere Kraft». Von Maria de Mattias heisst es, ihr ganzes Leben sei- ein Fest gewesen, weil sie so begeistert, war von der Erlösung der Men­ schen im Blute Christi. Aus dieser Begeiste­ rung heraus vtrfasste sie den Hymnus zum Blut Christi, der so beginnt: «Ihr Völker alle, klatscht in die Hände und jauchzt mif Jubel- schall'dem Herrn! Denn der Herr, der Hoch­ erhabene hat kundgetan an uns seine Barm­ herzigkeit...». Die Anbeterinnen singen die­ ses Lied täglich in der ganzen Welt und bei besonders feierlichen Anlässen klatschen sie auch im Takt dazu.. • Natürlich studieren die ^Schwestern jetzt auch'mit neuem lnteresse das Leben und die Briefe (weit über 1000 sind .erhalten) von Maria de Mattlas und 
1 fragen sich, wie Maria heute ihre Berufung leben würde. Maria lebte in einer . Zeit und in einer Gegend; wo blutige Räuberüberfiille an der Tagesordnung waren. Wenige Meter von ihrem Elternhaus hingen manchmal über dem Stadttor die Köpfe gevierteilter Brigan- ten zur Abschreckung. So. wurde Maria schon als Kind tief beeindruckt vom «Oster- lamm» - Christus der «aus Liebe unter . grausamen Qualen sein Blut für die Rettung aller Menschen' vergossen hat». Während der Missionspredigten des heiligen Kaspars del Bufalo, des Gründers der Kostbar-Blut- Missionare, fühlte sich die 17-jährige Maria gedrängt, von dieser Liebe Christi aljen zu erzählen, damit es «nicht umsonst geflossen sei». Wir Schwestern fragen uns, wie wir heute in unserer nicht weniger gewalttätigen Zeit, "diese Botschaft verkünden können, damit Friede, Versöhnung, Vergebung, Gerechtig­ keit, Liebe, die stärker ist als' der Tod, die vielen Wunden heile, die Kriege, Eheschei­ dungen, Spannungen in Kirchen und Gemeinden, die ungerechte Wirtschaft schlagen. Wir lesen z.B. jeden Abend nach dem Nachtesscn einen kurzen Text aus dem Büchlein «Gehorsame' Rebellin» und tau­ schen aus, was das für. uns heute bedeutet. Seit 2001 bereiten wir uns auf, den 200.' Geburtstag unserer Gründerin Maria de- Mattias vor. Das zentrale Thema .«Gelebte Heiligkeit» konzentriert sich jedes Jahr auf einen anderen 
Bereich unseres Lebens: per-, sönliche Heiligkeit als Nachfolge Christi; gemeinsame Heiligkeit als Gottes Geschenk der Gemeinschaft an unsere zerrissene Welt; Heiligkeit in der Sendung, ob in der Pastö- ral, in der Pflege der Kranken und Betagten, im Unterricht oder bei der Hausarbert. Der kostbare Beitrag unserer alten und kranken Schwestern heisst das Äpostdlat des Betens und Leidens aus Liebe für die Rettung der Welt. Wir übersetzen die Profile grosser ASC, um von mutigen Anbeterinnen frühe­ rer Zeit Mut für heute zu schöpfen. 
Eine gehorsame Rebellin Maria de Mattias wii;d .im Mai in Rom heilig gesprochen - ein Weg SCHAAN - Maria de Mattias war die Gründerin des Ordens «Anbeterinnen des Blutes Chris­ ti». Im Mal wird sie in Rom hei­ lig gesprochen. Ein Porträt. Eine «gehorsame Rebellin» wird heilig gesprochen - der quellen­ treue Biograph Don Michele . Colagiovanni betitelte sein Buch so, und das mit Recht. Maria de Mattias hat zu einer Zeit, wo die Frau keine Schulbildung, keine 
- Rechte ausserhalb des. Hauses - und nicht viele im'Hause — hatte, etwa 60 Schulen für Mädchen gegründet und Lehrerinnen atisge-, bildet. , Sie selber hatte nie eine Schul­ bank gedrückt, hat aber Taüsende von Briefen geschrieben, nicht nur an ihre Schwestern, sondern an Priester, Bischöfe und den König " von Neapel! Sie predigte in der. Klosterkirche, in Schulzimmern, auf. Marktplätzen, vom Balkon, und in Picinisco brachten sie ihr einen Tisch, damit alle [sie sehen konnten. Priester--und Bischöfe waren verunsichert unU verärgert, bespitzelten und tadelten sie, aber das Volk, auch die Männer, ja Sol­ daten wollten sie hören, weil sie. vom Herzen zu den. Herzen der «Armen Gottfes» sprach. . Bescheiden und unerschrocken Maria de Mattias wurde 1805 in Vallecorsa, Mittelitalien, geboren. In der Familie lernte sie Gott ken­ nen und lieben. Das Beten lernte sie vom Vater und von der Gottes­ mutter. Mit 17 antwortete sie auf Gottes Einladung, ihm allein zu gehören und ihr Leben für die Ret­ tung der Menschen einzusetzen, die im Blute Christi erlöst sind. Die Begegnung mit dem grossen Mis- . sionar des Kostbaren Blutes, dem hl. Kaspar del Bufalo, entschied über Marias künftigen Lebensweg. Im Alter von 29 Jahren folgte sie. der Einladung des Bischofs von Ferentino, als Lehrerin im kleinen Bergdorf Acuto, unweit von Rom, zu wirken. Von Anfang an war sie fest entschlossen, dort eine .Ordensgemeinschaft der Anbete- „ rirfhen des Blutes Christi (ÄSC) zu gründen. ' Maria de Mattias war eine bescheidene -und zugleich uner­ schrockene, prophetische Frau. Sie liebte Gott und den «lieben Nächs­ ten», wie sie die Menschen nann­ te, aus. allen Kräften. Um jeden. , Preis wollte sie «in allem Gott Freude machen» und «seinen Wil­ len tun». Weil sie Christus leiden­ schaftlich liebte, wollte sje ihn allen bekannt machen, «damit er von allen geliebt werde». «Um die Sünde mit der Wurzel auszureis- sen», gründete Maria nahezu 60 
Maria de Mattlas wurde 1805 in Mittelitalien geboren iind war die Gründerin des Ordens «Anbeterinnen des Blutes Christi. Im Mal dieses Jahres wird sie In Rom heilig gesprochen werden. Gemeinschaften, wo sie und ihre Schwestern Schule hielten, Exerzi­ tien für Mädchen und Fraueri leite­ ten und Menschen jeden Alters und. Standes die frohe Botschaft ver­ kündeten, dass jeder Mensch von Gott geliebt, im Blute Christi erlöst Und daher kostbar ist:. Ihre beson­ dere Liebe galt den Ärmsten, die sie auch ihren Schwestern uner­ müdlich ans Herz legte. Die Gottesmutter war Marias geistliche Leiterin und unzertrenn­ liche Freundin von Jugend auf. Sie . verehrte sie besonefers als die star­ ke Frau unter dem Kreuz, die zutiefst am Erlösungsgeheimnis Christi teilnahm.' Diese demütige und mutige Frau starb .mit 61 Jah­ ren in Rom. Zu ihrer Heiligspre­ chung im Mai dieses Jahres werden ihre geistlichen Töchter aus allen Kontinenten kommen, wo sie heute - ihr Werk fortsetzen, das Maria Gottes Werk zu nennen pflegte. Die Heiligsprechung Wenn ein Mensch sich sein Leben lang bemüht, den Willen Gottes zu, erkennen und zu tun; wenn er/sie Gottes Liebe, Güte, Erbarmen, Wahrheit im eigenen Leben bis zum Tod sichtbar, erfahr­ bar macht, dann ist er oder sie hei­ lig - ein Vorbild für die andern. Damit solche Vorbilder für mög­ lichst viele Menschen bekanntwer­ den, stellt die Kirchfcnleitung ein­ zelne heilige Menschen durch die feierliche Heiligsprechung allen Christen als Ideal nahe. Das tut sie aber nicht so leichthin, sondern 
. will sich vielseitig vergewissern, ob ihre Heiligkeit auch echt sei. Die humorvollste Erklärung dazu liefert wohl der geistreiche Witz -von der Heiligsprechung des bayerischen katholischen Politikers* f. J. Strauss. Bei einer Privataudi­ enz bei Johannes XXIII. bat et: «Heiliger Vater, ioh habe so viel für die katholische Kirche in Deutsch­ land getan. Könnten Sie mich nicht dafür heilig sprechen?» - «Das kann nur nach" dem Tode gesche­ hen!», antwortete der menschen-, freundliche. Papa Giovanni. «Ich könnte mich ja für eine Weile scheintot stellen», bot Strauss an. «O ja», lachte der Papst, «dann spreche ich Sie scheinheilig.» Die drei Wunder Vor einer feierlichen Heiligspre­ chung werden zuerst alle Schriften des/der Verstorbenen sorgfältig jeprüft, Augen- und Ohrenzeugen werden geböten, unter Eid ihre Erfahrungen mit diesen Personen auszusagen. Wenn diese «Prüfung» bestanden ist, wird der «heroische Grad der christlichen Tugend» anerkannt und die Person als «ehr­ würdig» erklärt. Dann verlangt die Kirchenleitung noch eine Bestäti­ gung der Heiligkeit durch zwei Wunder, die klar der Fürbitte der «ehrwürdigen» Person zugeschrie­ ben werden. Experten auf verschie­ denen Gebieten überprüfen diese äusserst streng. Vor der Seligsprechung von Maria de Mattias würde eine hoch­ schwangere Frau mit Lungenent­zündung 
bereits als hoffnungslos aufgegeben. Am nächsten Morgen erwartete sie den Arzt sitzejid und strahlend. Maria de Mattias, zu der um ihre Genesung gebetet wurde, sei in der Nacht an ihr Bett getreten .und ihr gesagt, sie könne aufste­ hen, sie sei gesund. Und so war es. Kurz darauf gebar sie ein gesundes Kind. Das zweite Wunder geschah an einem vierjährigen Mädchen, das beim Spiel gefallen und sich die Zunge zu drei Vierteln durchge­ bissen hat. Verzweifelt betete die Mutter zu Maria de Mattias und "trug das Kind zum Arzt. Er stellte nur eine weisse Narbe fest, die auch gut sichtbar blieb, als die Frau schon selber Mutter geworden war. Nach der Prüfung dieser beiden Wunder wurde Maria de Mattias am 1. Oktoher 1950 selig gespro­ chen. . ' Im Mai Ist es so weit Vor 20 Jahren geschah ein weite­ res Wunder auf ihre Fürbitte und das in Zagreb, das damals noch kommunistisch und atheistisch war. Der siebenjährige Kresimir Z. erkrankte an der schlimmsten Art der Hirnhautentzündung und lag 10 Monate im Koma. Die Ärzte erklärten: «Wenn das Kind über­ lebt, wird es-geistig und körperlich schwerst behindert sein. Die Eltern gaben die Hoffnung nicht auf, dehn die Grosstante Sr. Nikolina, eine ASC, betete mit ihren Mitschwes­ tern inständig um ein Wunder auf. die Fürbitte der Gründerin. Und am Todestag von Maria de Mattias «erwachte» der Junge iind beant-" wortete alle ihm gestellten Fragen, hatte Hunger, erholte sich auch körperlich sehr schnell, und ist . heute ein gesunder kräftiger-Mann von 30 Jahren. Naeh mehrfacher Überprüfung aller Dokumente der Ärzte von Zagreb, die den Kranken behandelt haben, durclrein völlig unabhängiges Ärzte-Team und durch Kommissionen von Theolo­ gen wurde die Genesung als menschlich nicht erklärlich, also als ein von Gott gewirktes Wunder anerkannt. / Damit war der Weg zur feierli-, chen Heiligsprechung frei. • i '
	        

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