Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2003)

SPORT.LI GRENZERFAHRUNG 13 Guter 
Sportler = Guter Christ? Der «Modellsportler» ist ein knallharter, eher vor Muskeln als vor Intelligenz strotzender Typ, der nichts kennt, ausser unter allen Umständen eisern zu trainieren und sich bei Wettkämpfen mit unbändigem Willen und Einsatz bis zum Umfallen zu ver­ ausgaben - und dabei Erfolg hat und von allen bewundert wird. IHt Modellchrist . ein IU-iii^L-r, ist ein frommer Mensch, der vor allem viel betet. Calles tut. oft in die Kirche ^eln und sieh auf leisen Sohlen durchs leben schleicht; bevorzugt vom Tvp Soltie oder Mauerblümchen und von allen mehr oder weniger belächelt. Oder etwa nicht?? In der ersten Ausgabe waren wir an dieser Stelle der frage nachgegangen, oh es /wischen Sport und Religion Verbindungen oder Gemeinsamkei­ ten gebe. Das Irgebnis war ein klares Ja: Sport und Religion gehören glei- chermassen zum Wesen des Men­ schen. I'in Sportler kann und soll also religiös sein, ebenso kann und soll ein Christ sportlich sein. Diesmal lautet die 1 rage: Wenn man Sportler und Christ zugleich sein kann, kann man dann auch zugleich guter Sportler und guter Christ sein? Diese frage ist gar nicht so leicht zu beantworten: Die oben erwähnten Modelitypen des Sportlers und des Christen sind zwar unschwer als Kli­ schees zu entlarven, weit verbreitet zwar, aber eben doch Klischees. Den­ noch ist genug Wahres daran, dass es ziemlich anspruchsvoll ist, zugleich guter Sportler und guter Christ zu 
sein. Die Beispiele solcher doppelter Modelitypen sind denn auch relativ dunn gesät; allerdings auch, weil ihnen oft unnötige Hindernisse in den Weg gelegt werden. So sind bei­ spielsweise gegenseitige Achtung, Respekt und Wertschätzung (übri­ gens nicht nur in diesem Zusammen­ hang! etwas vom Wichtigsten - und werden doch oft und von beiden Sei­ ten vergessen. In Sportkreisen ent­ spricht die Vorstellung eines religiö­ sen Menschen oft weitgehend dem oben gezeichneten Klischeebild vom frominlerischen Weicllei. Achtungs-, Respekts- und sogar Rücksichtslosig­ keit allem Religiösen gegenüber sind verbreitet. Umgekehrt findet 
man in religiösen Kreisen die Haltung, die den (Wettkampf-lSport in Hansell und Mögen verteulelt. Beides zusammen macht es schon einem Kind sehr seil wer z. Ii. eine fromme Skirennläh- rerin. oder ein guter lussballer und guter Ministrant zugleich zu sein. Auch wird häufig missachtet, dass Sport und Religion gleichermassen zum Mcnschsein gehören und des­ halb ihren Platz und Stellenwert haben müssen und nicht ohne folgen weggelassen oder ersetzt werden kön­ nen. So ist nicht zu übersehen, dass der Sport zuweilen zur modernen 
Religion wird. Dabei sind - abgesehen vom eigen­ ständigen Wert der beiden Aspekte - auch starke Synergien möglich: Sport kann zwar Religion nicht vollwertig ersetzen, jedoch durchaus wertvolle .religiöse lirfahrung und sogar ein Weg zu Ciott sein. Desgleichen kann keine Religion Sport vollwertig erset­ zen, hingegen sehr wohl eine mentale Hilfe im Sport sein, l-in Sportler, der sich bewusst ist, dass es im leben Wichtigeres gibt als sportlichen llfolg, wird viel lockerer und freudi­ ger Sport treiben und in schwierigen erfolglosen Zeilen ist ihm die Gewiss­ heit der Nähe und Zuwendung Got­ tes ein kräftiger Hill. Sport und Reli­ gion hellen zudem, soziale linter­ schiede verschwinden zu lassen, bei­ de zeigen die Vergänglichkeit des Menschen und suchen neue Hoff­ nung und Motivation nach Misserfol­ gen und Niederlagen. Die Religion, der Glaube, kann also dem guten Sportler helfen ein noch besserer Sportler zu werden, so wie der Sport, ein sportlicher Geist, dem guten Christen helfen kann, ein noch besserer Christ zu werden. An jedem einzelnen liegt es, diese Chance zu nutzen - ohne Angst belächelt oder verteufelt zu werden. A !.i ik us Koltcnbcrgcr 
Markus Kellenberger, :i-l, Aufgewach­ sen in llorriwil (SO), Gymnasium in Solotluirn, ITH Zürich (Ingenieurstu­ dium und 
l'orsclumgstatigkeitl, l'ries- lerseminar und Theologiestudium in Chur und Rom, Kaplan in Schmit- ten/Albula, l'larrer in Triesen. Sport­ lich aktiv seil der l'riniarscluilzeit, zuerst mit Bergsteigen und vor allem auf 
dem Rad, von 16- 25 J im Rudern (spitzensporimässigl, danach mit lierglauf, Bergsteigen. Rad. I.anglauf usw. (plauschmässigl. fr wird regelmässig in SI'ORT.I.I seine Gedanken zum Thema Sport und Reli­ gion veröflentlichen. Herzlichen Dank.
	        

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