Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE Dienstag, 12. Februar 2002 
3 amen Mit Hilfe von Kirsch und Konfetti entwendete der Räbenrat den Gmondshuusschlüssel Im Sitzungszimmer des Vorste­ hers wurde der bisherige Amts­ inhaber Johannes I. mit Alkohol und einer schönen Urkunde be­ stochen. So rückte er den Schlüssel seiner Residenz frei­ willig und gewaltfrei heraus. Bis Aschermittwoch 24 Uhr regiert das Narrentum. Michael Reicher t •Es lebe hoch, höher, am höchsten», krähte die Mau-Mau-Mau-Rednerin Ines. «Es lebe unser strammer Prinz Jürgen von den Chresta Mündle und es lebe unsere hübsche Andrea von den Brösa.Mündle». Somit endete also die Regentschaft des Kaisers und zur Feier des Tags «gehen wir auf die Strass - und geben so richtig volles Gas». Das waren schon die letzten öffentlichen Worte der Mau-Mau-Mau-Rednerin, dann setzte sich ein Narrenzug in Be­ wegung. Der Ex-Kaiser mit seinem kleinen Burgfräulein-Töchterlein und das Prinzenpaar vorweg, huldvoll lächelnd, das Töchterlein winkle der Menge. Früh übt sich ... Phon um Phon Mit tntkräftiger und lautstarker Un­ terstützung aus den Nachbargemein- den konnte die Machtübernahme, die in Mauren ja auch in Ausnahmczeiien der Reihe nach verläuft, gelingen. Hin­ter 
dem Prinzenpaar stolperten ein paar quietschbuntc Roboterkinder, dann erzeugten nacheinander die Tuarbagugcr und die Moschtgügeler Farbenpracht und Phon. Es folgte der 
mobile Schaanwälder Narren-Saloon, für den dieses Wäldler-Volk eigens ih­ re Ressource verschwendete. Aus dem rollbaren Bretterverschlag kippten ei­ ne ganze Reihe von sportlichen Men­ schen händeweise Konfetti. Gugger versus Rittersleut Nach den Röfischrenzern fuhr der Mittelalterwagen auf dem geschrieben steht: 
«Die neu Verfassig ist net grad an Hit. S'Mittelalter wär dafüar die rechtig Zit!». Das Gesicht des Mitnar­ ren und Landtagsabgeordneten Rudolf Lampert verzog sich kein bisschen und auch die Kinder störte es wenig,.denn aus diesem Wagen wurden hüüfawiis Zückcric geworfen, darum man sich gerne balgen tat. Es folgte die Pingu- Show, wo grad im Gegenteil zur Love- Parade die Herren auf dem Wagen swingten und die hübschen Pin- guküken hinterher laufen mussten. Zum Schluss dann ein weiterer Ritter- Wagen, aus dem «Jo so sans di alten Rittersleut» dröhnte und den ein paar Galgenstricke und Hellebarden eskor­ tierten. Keine Bänkelsänger Prinzessin Andrea wurde nach den 
wichtigsten Vorhaben ihrer künftigen Regentschaft gefragt. Revolution halt, hiess es, ansonsten Achselzücken. Das war enttäuschend, ihr Hofstaat hat versagt. Früher, in den Vorguggenzei- ten, da wurden Reden gehalten, Klar­ text geredet. Die Schranzen rissen sich ums Podium, um ihren Spott auszu- giessen. Heute macht's wummwumm- wumm aus 100 000 Watt und tausend 
Trompeten. Aber immerhin, der abge­ dankte Kaiser Johannes weiss, was er der Narrenwelt schuldet. Auf die Fra­ ge, wie er nun seine herbeigeputschte Freizeit bewältige, antwortete er: «Man könnte die Entmachtung vielleicht auf drei Monate ausdehnen, dann würde ich jetzt ins Reisebüro gehen.» (Bildimpressionen von unserem Foto­ grafen Paul Trümmer) Scheinbar hat der närrische Karneval auch vor der Kirchentür nicht Halt gemacht. Mit seinem Predigtgedicht brachte der Maurer Pfarrer P. Anto Poonoly seine Schäfchen jedenfalls am letzten Sonntag zum Schmunzeln und Lachen. 
Die Leserin und der Le­ ser seien vorgewarnt: durch diese Zeilen wird mancher Christ und manche Christin ent-larvt! Liebe Christen, liebe Leute, Karneval ist wieder heute. Drum möchte ich in Reimen reden, hoff" etwas ist dabei für jeden. Jesus meint uns Christen unumwun­ den, durch die Taufe sind wir mit ihm verbunden. Nicht nur an jene von Mauren hat er gedacht, nein, auch auf den indischen Pfarrer gibt er Acht. Würzen sollen wir die ganze Welt, dass sie immer gut zusammenhält,. nicht nur in der guten Zeit, . 
Lachen macht bestimmt gesund, denn mit Gott steht es im Bund Aufgeschnappt: Fasnachtspredigt von Pfarrer P. Anto Poonoly in Reimen nein, auch in Gebrechlichkeit. Sind nicht manche Christen ziemlich faul, verhalten sich wie ein alter Gaul? Haben wir sie wohl aufgeweckt, ihnen die Ziele aufgesteckt? Das wird bestimmt die Frage sein, und nicht nur hierin Liechtenstein! Auch wenn wir stehn vorm Him­ melsthron wird richten sich danach der Lohn! Christentum zu kleinen Preisen kann nicht in die Zukunft weisen. Sind wir wie das schale Salz, bricht der Glaube sich den Hals. Manchmal ist es ja zum Lachen, was wir aus der Kirche machen. Ein wahres Museum ist sie oft. Gott hat sicher and'res sich erhofft! Leuchten sollen wir als Licht, dass die Finsternis zerbricht, Der Maurer Pfarrer P. Anto Poonoly überraschte die Besucher der Sonntagsmes- uns're guten Werke zeigen se mit einem fasnächtlichen Predigtgedicht. und zur Ängstlichkeit nicht neigen. . 
Drum macht mit im Karneval, zeigt euch fröhlich überall. Witze könnt ihr ruhig mal erzählen, aber bitte keinen Dreck auswählen! Bringt auch Freude zu den Kränken. Dafür werden sie euch danken. Lachen. macht bestimmt gesund, denn mit Gott steht es im Bund. Und sind die närrischen Tage vorbei, seid bitte auch in der Kirche dabei! Am Mittwoch beginnt die Fastenzeiti sie macht unser Herz für Gott bereit. Christen dürfen lustig sein, auch beim Fasten - ohne Wein!' Dazu lade ich euch ein, das macht alles wieder fein. Narren wollen wir lieut' sein, immer lustig, immer fein. Salz der Erde, Licht der Welt,\ ' dazu hat uns Gott bestellt. Heisst unser Land nicht Liechten­ stein? Kommt, lasst uns alle Lichter sein!
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.