Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

DONNERSTAG, 19. DEZEMBER 2002 VOLKS BLATT 
KULTUR 
AUSSTELLUNG LESUNG 
25 VORTRAG Christlicher Fundamentalismus VADUZ — Die Ausstellung «Kailash - Schnittpunkt und Wirklichkeiten» im Kunstraum Engländerbau in Vaduz, eine Installation von Gert Gsclnvcndtner und Hansjörg Quadercr. wird von einem attrakti­ ven Rahmenprogramm begleitet. Am Dienstag sprach Isnin Engelhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Semi­ nar für Sprach- und Kulturwissenschaft Zentralasiens der Universität Bonn, über die «Fremden aus dem fernen Westen - oder: wie sahen Tibeter Europäer?» * * 
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** ? Isrun Engelhardt, Kennerin der Geschichte Zentralasfens, sprach im Kunstraum Engländerbau über fremdenfeindliche Ten­ denzen in Tibet. Offenheit und Abgrenzung Mit fundiertem Wissen (und frei vorgetra­ gen) gab Isrun Engelhardt einen Einblick in die geschichtlichen Ursachen, die dazu führten, dass Tibet sich in ein von der Aus- senwelt abgeschlossenes Land bewegt hatte. «Auch die Tibeter haben in ihrer Geschich­ te und in der Geschichte der gegenseitigen Kontakte Vorstellungen von Europa ent­ wickelt, die ihrerseits Konsequenzen für ihr Bewusstscin und ihr Handeln hatten.» Sie schilderte die Missionstätigkeiten von Kapuzinermönchen in Lhasa ab dem Jahre 1707 und das tibetische Interesse an europäischer Technik, das sich auf dem Hin­ tergrund einer bemerkenswerten, ursprüng­ lichen Offenheit Tibets gegenüber dem fremden, fernen Westen vollzieht. «Wurden in der ersten und zweiten Phase der Kapuzi­ nermission, in Lhasa Ähnlichkeiten in den beiden Religionen gesehen und das religiö­ se Verhalten der Mönche und ihre kostenlo­ se ärztliche Tätigkeit bewundert, verändert sich diese Haltung nicht zuletzt als Konse­ quenz des immer stärker hervortretenden Ausschliesslichkeitsanspruches der christli­ chen Religion. Die Abgrenzung gegenüber den europäischen Mönchen ist also nicht Ausgangspunkt sondern Endpunkt einer Entwicklung, in der der christliche «Funda- mentalismus» seinen Beitrag zur Herausbil­ dung fremdenfeindlicher Tendenzen in Tibet leistet. Was zunächst nur für die italie­ nischen Kapuziner gilt, sollte bald die Ein­ stellung gegenüber allen Europäern prägen. Mit dem Ende der Tibet-Mission beginnt die graduelle Selbstabschottung Tibets. Damit findet nach und nach auch eine Verengung in der Weltoffenheit und Wahrnehmungs­ fähigkeit der Tibeter statt. Ihre Kenntnisse über die Welt ausserhalb Tibets verschlech­ tern sich vom Ende des 18. Jahrhunderts an und erreichen einen Tiefpunkt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.» Gerolf Hauser 
Das Glück, malen zu dürfen Hermy Geissmann zeigt ihre Bilder in der Alten Sennerei in Schaan SCHAAN - Die Alte Sennerei in Schaan zeigt eine Auswahl an Bildern von Hermy Geissmann. Die Künstlerin ist in Eschen geboren und aufgewachsen. Neben den Bildem können auch Geburtstagskalender und Post­ karten mit 26 verschiedenen Motiven erworben werden. »Gero» Hause r Die Ausstellung (sie ist noch bis Ende Januar jeden Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet) zeigt Litho­ grafien und Aquarelle, meist Dorf­ ansichten, Landschaften und Blu­ men, Motive aus der Toskana, aber auch Bilder, die sich vom rein Naturalistischen weg, hin zu mythischen Darstellungen bewe­ gen. Einige der Aquarelle zeigen, entgegen der bei dieser Technik gewohnten Luftigkeit und Durch­ sichtigkeit, kräftige und intensive Farben. Erfreulich ist auch, dass Hermy Geissmann 10 Prozent von jedem verkauften Bild an Don Maurizios Projekt «Pro Afrika» gehen lässt. Glückliche Zeit «Zum Malen bin ich gekom­ men», erzählt Hermy Geissmann, «als ich als Schülerin zu Weihnach­ ten dem Lehrer ein Geschenk nach Hause brachte. Dort sah ich ein Fliederbild von Zotow. Das faszi­ nierte mich so, dass der Wunsch da 
Die In Eschen geborene und aufgewachsene Künstlerin Hermy Gelssman zeigt In der Alten Sennerei eine Aus­ wahl ihrer Bilder. war, selbst zu malen. Aber welchcs junge Mädchen hätte sich damals getraut, den Wunsch zu äussern. Kunstmalerin zu werden? So dau­ erte es noch viele Jahre, bis das Malen zu meinem Leberismittel­ punkt werden konnte. Jetzt habe ich das Glück, zu jeder Tages- und Nachtzeit, immer, wenn ich will, malen zu dürfen. Das ist eine glückliche Zeit für mich. Die Beschäftigung mit Zeichenstift und . Farbe hat mir sicher auch geholfen, schwere Schicksalsschläge zu meis­tern 
und zu verarbeiten. Seit ein paar Jahren male ich auch abstrak­ te Bilder in Acryl und Mischtechni­ ken zu verschiedenen Themen. Gerne greife ich aber auch immer wieder zum Medium Aquarell zurück, mit dem, wie mit keinem anderen Ausdrucksmittel, mit soviel Spontaneität und luftiger Leichtigkeit gearbeitet werden kann. Das zufällige Ineinander- fliessen der Farben beeindruckt immer wieder. Mit meinem Schaf­ fen möchte ich jedem Kunstfreund 
und mir selber Freude und Zuver­ sicht vermitteln.» Ihr technisches Rüstzeug für das Malen holte sich Hermy Geissmann in Kursen bei verschiedenen Künstlern in der Schweiz, Österreich, Italien und Deutschland, an der Hochschule für Kunst und Gestaltung in Zürich und an der Liechtensteinischen Kunstschule. « Hermy Geissmann Ausstellung in der Alten Sennerei in Schaan, geöffnet jeden Sonntag (bis Ende Januar) von 14 bis 18 Uhr. Damm kauft sich einen Hut Lesung mit Erika Wimmer im Literaturhaus Liechtenstein VADUZ - Stefan Sprenger begrüsste (in Vertretung des erkrankten Literaturhaus-Prä- sidenten Roman Banzer) die Autorin und die recht magere Zuhörerschaft (warum gibt es für die Lesungen im «LiLi» eigentlich keinen Jour Fix, auf den man sich verlassen kann?). «Geroll Haute r Im Roman Banzer-Verlag erschien vor zwei Jahren der erste Band von «Land Sichten» mit Beiträgen von 10 Schriftsteller/-innen. Die «Welt­ woche» schrieb damals: «Dass es in Liechtenstein auch eine interes­ sante kulturelle Auseinanderset­ zung mit dem Fürstentum gibt, ver­ mittelt ein sorgfältig gestaltetes Buch, das die literarischen Texte einer Vortragsreihe versammelt ..., die aus erstaunlichen Beobach­ tungswinkeln und mit viel Ironie Material hervorbringen, das wirk­ lich neues Land sichten lässt.» Für «Land Sichten II» sind Autor/-innen aus Südtirol 
eingela-Erika 
lAlimmer aus SUdtirol las im Literaturhaus Liechtenstein ihren Text zum Buchprojekt «Land Sich­ ten». den, sich Gedanken über Liechten­ stein zu machen. Nach Peter Ober­ dörfer las nun Erika Wimmer ihre Geschichte «Was ist das für ein 
Land oder Herr Damm geht spazie­ ren und kauft sich zuletzt einen Hut». Erika Wimmer, 1957 in Bozen geboren, ist seit 1983 Mitar­ beiterin des Forschungsinstituts Brenner-Archiv und Co-Leiterin des Innsbrucker Literaturhauses am Inn. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Vergleichende Lite­ raturwissenschaften und ist Verfas­ serin von Hörspielen und Theater­ stücken (für die sie mehrfach aus­ gezeichnet wurde). Bei Deuticke sind die Erzählung «Manchmal das Paradies» und der Roman «Im Winter taut das Herz» erschienen. Eine Art Märchen «Was soll man dann über ein Land schreiben», fragte Erika Wimmer vor ihrer Lesung. «Ich fragte eine ganze Reihe von Leu­ ten, was sie mit Liechtenstein ver­ binden. Da wurden immer wieder Klischees genannt, z. B. Briefmar­ ken, Bankenwesen, Geldwäscherei, Ferienparadies. Ausserdem schick­ te mir Roman Banzer drei Monate 
lang das Liechtensteiner Vaterland. Das habe ich studiert und eine ganze Reihe von Zitaten in meine Geschichte hinein montiert. Dazu kommen Zitate von Plakaten, Strassenschildern, einer Speisekar­ te und aus Prospekten verschieden­ ster Art über das Land. Und so ent­ stand eine Art Märchen, ein Cha­ rakter, der Herrn Damm. Diese Person und seine Erlebnisse schil­ dere ich.» Sehr spannend lässt sie Herrn Damm Liechtenstein erle­ ben, verwebt Wirklichkeit mit Fik­ tionen und spürt der diffus schwe­ benden Stimmung im Land nach. Man darf sich freuen auf «Land Sichten II», in dem die Geschich­ ten nachzulesen sein werden. ANZEIGE ANZEIGE beim Camping Mittagspitze FL-9495 Triesen Telefon+423 392 26 86 
Silvesterfeier mit einem 5 Gang-Menü begleitet vom Duo Hard Beat's *si 
/ sAz  si/ vW >A/ Am Freitag und Samstag, den 20.121. Dezember unterhält Sie unser Zitherspieler Hans Rümmele. Gerne nehmen wir Ihre Reservierung entgegen. Tel 00423 392 26 86 
% 1ftgsta? am Schani»"/ t.k'clitensti'in •; • Vaduzcr Konzerte - uv/fKlnssik Sa, 21.12., 20 h, Pfarrkirche, Schaan Weihnachtskonzert mit dem Colleglum Vocale Cent Leitung: Philipp? Herreweghe Die U.B unterstützt das TaKlnder- und jugendprogramm So, 22.12., 14 h, TaK, Schaan Subu & die Mondblume Puppentheater Blelsch, www.tak.il .„immer auf dem Laufenden) Vorverkauf Mo-fr, 10-12+15-18 Uhr Telefon (Q0423) 237 59 69 - c Fax (00423) 237 59 61 1 l
	        

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