Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

FREITAG, 22. NOVEMBER 2002 VOLKS I I 
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INTERVIEW BLATT I IlvLMIMU 
NACHRICHTEN 
7 NACHRICHTEN Fest zum Verfassungsfrieden VADUZ - Das' Initiativkomitee Verfas- sungsfneden veranstaltet ein Fest, zu dem alle Liechtensteinerinnen und Liechtenstei­ ner eingeladen sind. Bei dieser Veranstal- tung'gibt es einige Informationen zum Ver­ fassungsfrieden, viel Musik und Unterhal­ tung und natürlich auch Essen und Trinken. Es besteht die Möglichkeit, mit Liechten­ steinern, Initiantinnen, Supportern und Interessierten ins Gespräch zu kommen'und mehr über die Beweggründe der Menschen zu erfahren, welche sich für die Volksinitia­ tive für Verfassungsfrieden einsetzen. Das Fest findet am Sonntag, den 24. November von 17 bis 21.30 Uhr im Vaduzer Saal statt. • (Eing.) Gutenberger Geschichtsvortrag entfällt BALZERS - Das Referat von Prof. Dr. Franz Mathis, Innsbruck zum Thema: «Zwi­ schen Gotthard und Brenner. Die Bedeutung der .Bündner Pässe für die wirtschaftliche Entwicklung in Liechtenstein» vom Don­ nerstag, den 28. November, ab 19.00 Uhr, im Haus Gutenberg muss leider entfallen. Haus Gutenberg Gedenkgottesdienst in der Theresienkirche Schaanwald SCHAANWALD - Morgen Samstag, den 23. November gedenken wir in der Vor­ abendmesse um 17.45 Uhr unserer'verstor­ benen Vereinsmitglieder. Der Gottesdienst wird von unserem Chor musikalisch umrahmt. Alle sind herzlich eingeladen. Gesangvcrein-Kirchenchor Schaanwald »Art of Flute» SCHAAN ^ Das Querflötenenscmble »Art of Flute» lädt herzlich zum Konzertabend heute Freitag, den 22. November um 19.30 Uhr ins Brunhart-Haus in Schaan (neben dem TaK) ein. Die Musikerinnen und Musi­ ker aus Liechtenstein und Österreich spielen Werke quer durch alle Zeitcpochen, von Vivaldi bis Kütt. (Eingc)' 
Interview mit Carl Djerassi - Autor, Kunstsammler und «Mutter der Pille» IMPRESSUM Herausgeber: Prcssevcrcin Liechtensteiner Volksblall Geschüflslcltunfi Verlag: Dani Sigel, Martin Frömmelt Chefredaktor: Martin Frömmelt Stv. Chefredaktor: Manfred öhri (Redaktion) Produktions- und EDV-Leiter: Markus Marxer Redaktion: Politik: Martin Frömmelt, Doris Meier. Manfred Öhri Inland: Lucas Ebner,'Karin Hassler,' Coni Hofer Wirtschaft: Wolfgang Zcchner Kultur: Gcrolf Häuser (freier Mitarbeiter) Sport: Robert Brüstle. Stcfan Lcnherr, Robert Nutt, Heinz Zöchbaucr (Leiter) Technischer Redaktlonsdicnst: Christ Kindlc, Walter Nigg Fotojournalist: Paul Trümmer Beilagen: Mario Hecb F.-Mail-Redaktion:  redaktion@volksblatt.ii Redaktionssekretariat: Martina Biedermann (Tel. +423 237 5161) Desktop Publishing: Fritz Gaucr, Markus Marxer, Klaus Tcment, Judith Walser Vcrkaufslcitung: ~ Manfred Bildstein • •. • Marketing/Verkauf: Silvio Bllhlcr, Michilc Ehlers, Gaby Schüdlcr Österreich: Johannes Nachbaqr Inseratenannahme/Empfang: Martina Badertschcr, Patricia John, Natalie Schüdlcr; Tel. +423 237 5151 Fax: +423 237 51 66, ISDN: +423 237 51 09 E-Mail-!nscratcvcrkauf: inserate@volksblatt.li Abonnentendienst: Daniela Fiorio, Tel.+423 237 51 41. E-Mail-Aboverwaltung: ubo@volksblatt.li Adresse von Redaktion und Verlag: FL-9494 
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Carl Djerassi hatte in der Tat ein bewegtes Lebens 1938 floh der Sohn einer jüdischen Fami­ lie aus Wien in die USA, stu­ dierte dort Chemie und wurde durch die Entwicklung der «Pille» tierühmt. Heute sammelt der Wissenschaftler begeistert Kunst Und schreibt Bücher. Das Volksblatt hat sich mit ihm über Literatur, Ethik und Sex unter­ halten. «Doris Male r Volksblatt: Sie schreiben «SIence in Fiction», also Wissenschaft verpackt in Romane, sehen Sie Ihre Werke so quasi als amüsan­ te Lehrbücher? Carl Djerassi: Nein, der Haupt­ grund weshalb ich Bücher schrei­ be, ist die Unterhaltung. Der Leser kann meine Bücher einfach nur als Romane sehen. Gut ist ein Buch aber dann, wenn der Leser nachher sagen kann: «Ja, da hab ich jetzt etwas gelernt». Was lernt der Leser Ihrer Bücher denn? Das kommt ganz drauf an wer der Leser ist. Es ist der ungespro- chene Dialog zwischen dem Leser und dem Autor, der ein Buch aus­ macht. Jeder Leser interpretiert ein Buch wieder anders. Es gibt allerlei Themen, 
die in meinen Büchern zu . finden sind, es kommt ganz darauf an, was Sie interessiert. Die Geschichten drehen sich aber häufig auch um die Wissen­ schaft. Natürlich, ich bin ja schliesslich auch Wissenschaftler. In Fachkreisen wurden Sie auch schon als Nestbeschmutzer be­ zeichnet, weil Sie wissenschaft­ liche Themen aufgreifen und kri­ tisch hinterfragen. Niemand hat sich bis jetzt getraut, mir in die Augen zu schauen und mich als Nestbeschmutzer zu bezeichnen. Was ich tue ist, schmutzige Labormäntel im Publi­ kum waschen. Das. ist etwas ganz anderes. Ich trage ja schliesslich selber auch einen solchen weissen Labormantel. Ich bin also nicht wie ein Journalist, der schmutzige Dinge über andere Leute schreibt, sondern ich wasche die Wäsche meines eigenen Stammes. Und wenn man mit einem weissen Man­ tel wirklich arbeitet, wird man schmutzig. Es wäre identisch zu behaupten, dass jemand mit einem weissen Mantel 
arbeiten kann und immer sauber bleibt. Wenn also 
Carl Djerassi: «Sex ist zum Vergnügen dä, Fortpflanzung Ist ganz was anderes, etwas viel Seriöseres.» meine Kollegen bei der Arbeit wirklich dreckig werden und sie diesen Dreck nicht herauswaschen, dann 
bekommen sie ein Problem. ( 
Aber diese Probleme interessieren mich nicht, die sind zu schwarz- weiss, ich interessiere mich vor allem für die grauen Probleme. Meinen Sie damit auch die ethi­ schen Grenzen der Wissenschaft? Natürlich - ein interessantes Gebiet. « Wo sind denn da Ihrer Meinung nach die Grenzen? Gerade wenn wir mal den Aspekt der künstli­ chen Befruchtung hernehmen, die Sie ja befürworten. Wie weit darf die Wissenschaft da Ihrer Meinung nach gehen? Am nächsten Montag gebe ich einen grossen Vortrag in Wien. Der Titel 
des Vortrages lautet «Kann man das Forschen verbieten?». Da werde ich diesen Aspekt beleuchten. Eine klare Antwort wird der Zuhö­ rer aber nicht bekommen. Es kommt in der Wissenschaft ganz einfach auf die Situation an, es kommt auch darauf an, welche zeitliche Perspektive Sie haben, zwei Jahre, zehn Jahre oder hun­ dert Jahre, es kommt drauf an. Bei Ihrer Lesung im Kunstmuse­ um in Vaduz haben Sie im Zusammenhang mit der künst­ lichen Befruchtung von einer Verschiebung des Machtverhält­ nisses zwischen Mann und Frau gesprochen. Wie denken Sie denn, wird das Sexualleben zwi­schen 
Mann und Frau in zwanzig . Jahren ausschauen. Wird dann Sex nur noch zum Vergnügen und nicht mehr .für die Fort­ pflanzung da sein? Sie sind nicht die erste Person, die mich das fragt und werden auch nicht die letzte sein. Sie wollen mir also weismachen, dass in Europa, wo die durchschnittliche Familie 1,5 Kinder hat. Sex nur der Fort­ pflanzung dient? Das ist doch Unsinn, dann müsste man ja sagen, wenn ich ein oder zwei Kinder habe, bin ich fertig mit dem Sex. Das ist totaler Unsinn! Sex ist etwas Wunderbares, Sex bringt Liebe und Freude-und macht Spass. Und Reproduktion ist etwas ganz anderes, etwas viel Seriöseres. Hie und da sagen naive, romantische Frauen, dass sie zum Zeitpunkt, an dem sie befruchtet wurden, diesen phantastischen Orgasmus hatten. Das .ist Unsinn, man weiss ja nie, wann man befruchtet wird, ausser man hat nur einmal im Leben Sex. Sonst ist es aber total romantisiert und hat überhaupt nichts mit der Realität zu tun.. Sie haben ja mit der Entwick­ lung der empfängnisverhütenden Pille viel dazu beigetragen, dass die Leute jetzt mehr Spass am Sex haben können. Nein, die Leute haben es ja vor­ her schon getan, allerdings hatten Sie dabei ganz einfach das grössere Risiko. Es gab halt auch viel mehr Abtreibungen. Aber, haben Sie damals gewusst, MÜTTERZENTRUM RAPUNZEL Mütterzentrum Rapunzel lädt ein SCHAAN - Das Betreuungszen­ trum freut sich auf viele Mütter, Väter und Kinder, die ein paar ungezwungene Stunden zusammen verbringen möchten. 
Geöffnet von Montag bis Donnerstag von 15 bis 17.30 Uhr sowie freitags von 9 bis 11 Uhr. Cafdteriabetrieb mit kostenloser Kinderbetreuung. Kranzbinden Am Montag, den 25, November vom 15.30 bis 17 Uhr findet unter 
der Leitung von Iris Engelfried- Mcidert das Kranzbinden statt. Kosten: CHF 18.-, Mitglieder CHF 15.- (Material vorhanden). Mit Voranmeldung. Zusatztermin: Donnerstag, den 28. November. Friseurtermin Am Dienstag, den 26. November von 15 bis 17 Uhr besteht die Mög­ lichkeit, den Kindern die Haare schneiden zü lassen. Kosten; CHF 8.-, Mitglieder: CHF 6.-. Kaspertetheater Am Mittwoch, den 27. Novem­ber 
beginnt um 15.30 Uhr das Kas­ perletheater. Alle sind herzlich ein­ geladen. Ohrie.Voranmeldung. Ein­ tritt: CHF 4.-. Bastei-und Spielnachmittag Am Donnerstag, den 28. Novem­ ber von 15.30 bis 16.30 Uhr stellen wir mit Kindern ab 3 Jahren Knete her. Voranmeldung erforderlich. Tel. 233 33.03 während der Öff­ nungszeiten. Kosten: CHF 5.-, Mitglieder: CHF 4.-. Famllienfrühstück Im Mütterzentrum Rapunzel 
als Sie als 28-Jähriger das Gesta­ gen isoliert und damit die Grundlage für die Entwicklung der, Pil|e geschaffen haben, was Sie da entwickeln? Aber natürlich nicht! Niemand hat das gewusst. Niemand hat gcdacht, dass Frauen dieses Mittel so schnell annehmen werden. Es wäre eine Lüge, jötzt zu sagen, dass das Absicht war. Leute roman­ tisieren das oft. Natürlich habe ich gewusst, dass Progesteron das Ver­ hütungsmittel der Natur ist. Wenn Sie einmal ein Kind haben - haben Sie Kinder? Nein. . Gut, aber wenn Sie schwanger •sind, dann werden Sie nicht während der Schwangerschaft erneut schwanger werden. Das ist das einzige Mal jn ihrem Leben, wo Sie ununterbrochen Proge­ steron produzieren. Und das war natürlich bekannt, das hat ein For­ scher aus Innsbruck schon in den 20er-Jahren entdeckt. Die Sache war die, dass .man Progesteron nicht als Verhütungsmittel gebrau­ chen konnte, weil es oral nicht aktiv war. Wir haben dann ver­ sucht, dieses Hormon so umzuwan­ deln, dass man es oral zu sich neh­ men 
kann. Allerdings war der Zweck dafür nicht die Verhütung, sondern es sbllte für Menstruati­ onsschwierigkeiten, Unfruchtbar­ keit und anderes gebraucht werden. Das waren letztlich die Gründe dafür, wieso wir auf diesem Gebiet, geforscht haben. Wir haben nicht gewusst, wofür andere Leute das dann noch anwenden werden. Sie gelten aber nicht nur - wie Sie sich selbst bezeichnen - als «Mutter der Pille», sondern Sie haben auch das Cortison synthe­ tisiert 
und zahlreiche Auszeich­ nungen als Wissenschaftler erhalten. Ausserdem sind Sie begeisterter Kunstsammler und seit 12 Jahren schreiben Sie auch noch Bücher. Sie hatten also bis­ her ein sehr bewegtes Leben, was wird denn Ihre.Zukunft noch bringen? Also das Kapitel, in dem ich mich jetzt befinde ist ganz klar das Theater. Ich habe vor sechs Jahren angefangen Theaterstücke zu schreiben und bin jetzt in der Mitte meines vierten Theaterstückes. Ich habe im Bereich Theater noch viele Pläne. Theater ist also mein jetzi­ ges Kapitel und das ist noch lange nicht fertig. Ich weiss noch nicht, was mein nächstes Kapitel sein wird. Wir werden sehen. wird am Freitag, den 29. November von 9 bis 11 Uhr gemütlich gefrüh­ stückt; Alle sind ohne Voranmeldung willkommen. Mit Gratiskinderbe- treuung. Vorschau Märlizauber am Mittwoch, den 4. Dezember; der Nikolaus kommt am Donnerstag, den 5. 
Dezember. Wir bitten alle Besucherinnen und Besucher, die öffentlichen Parkplätze rund ums Mütterzen­ trum zu benützen. (Eing.)
	        

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