Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
EXTKA Freitag, 18. Oktober 2002 
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25. Jubiläum Viele Aktivitäten Wolle hat keinen Wert mehr Artgerechte Haltung Schafzucht, anders als früher 25 Jahre Schafzuchtgenossenschaft FL-Unterland Eigentlich war das Landwirt­ schaftsamt Initiator und als Person Agr. Ing. Meinrad Lingg, gewissennassen Grün­ dervater für die am 19. März 1977 erfolgten Gründungen, von nicht weniger als zwei Schafzuchtgenossenschaften im Fürstentum Liechtenstein. Am 19. März also wurde im Hotel Falknis, Vaduz beschlos­ sen, die Schafzuchtgenossen­ schaften FL-Oberland und FL- Unterland zu gründen. Schon im Januar und Februar des Gründerjahres trafen sich unter der Aegide von Agr. Ing. Mein­ rad Lingg, dem langjährigen initiativen Leiter des Landwirt­ schaftsamtes, alle späteren Gründungsmitglieder zu vorbe­ reitenden Sitzungen mit den Herren Mathias Vetsch und Ernst Hanselmann von der Schafzuchtgenossenschaft Se­ velen als Berater. Am 18. März, am Vorabend der Gründervcrsammlung, tra­ fen sich der designierte Vor­ stand und spätere Mitglieder der Schafzuchtgenosscnschaft FL-Unterland (FL-U) noch im Gasthaus Freiendorf, Mauren, um die vorgesehene Ämterver­ teilung festzulegen. Der erste Vorstand setzte sich wie folgt zusammen: Ewald 
kümmerten sich zu wenig um Vorschriften und Regeln. Zu­ dem war das Wissen um eine artgerechte Haltung teilweise bescheiden. Es war zudem kein Geheimnis, dass Tiere einzelner Schafhalter in den Kantonen der angrenzenden Schweiz oft nur ungern zur Sommerung übernommen wurden, weil man befürchtete, Krankheiten einzuschleppen. In der Schweiz existierten 
demgegenüber seit vielen Jahren Schäfgenossen- schaften und entsprechend ge­ ordnetere Verhältnisse. Das Landwirtschaftsamt konnte bei seiner Initiative je­ doch sicher sein, dass auch hierzulande das nötige Wissen und der Wille zu geordneten Verhältnissen und zu einer sys­ tematischen Tierzucht und -haltung vorhanden und von früher her nicht ganz ver­ schwunden war. Man musste es nur reaktivieren und kanalisie­ ren: 
man musste die Leute zu­ sammenbringen. Zudem konnten Subventio­ nen nur an Schafzuchtgenos­ senschaften ausbezahlt werden. Und dafür wäre schon damals wohl jeder Schafhalter emp­ fänglich gewesen ... Wie sahen die züchterischen Ziele nach der Gründung def Artgerechte Tierhaltung ist wichtig. Oehri, Ruggell (Präsident), An­ ton Good, Mauren (Vizepräsi­ dent), Heini Hoop, Eschen (Zuchtbuchführer), Hans Piechl, Ruggell (Kassier), Her­ bert Meier, Eschen (Aktuar). Interview Was bewegte das Landwirt« schaftsamt, bei der Gründung von 
Schafzuchtgenossen­ schaften behilflich zu sein, ja ein solches Unterfangen tat­ kräftig zu unterstützen und zu fördern? Das wohl mehr als nur be­ rechtigte Bestreben des Amtes war es, Ordnung in die Dinge zu bringen. Bisher existierte teils ein ziemlich wildes Durch­ einander bei den Rassen, Haltungsformen und bei den Ansichten über, das, was jedem Halter wichtig war. Ansprech­ partner gab es keine, auch mit der Kontrolle der Tierhalter und damit der Tierhaltung happerte es. Viele Halter, aber insbeson­ dere die vielen Hobbytierhalter, 
Genossenschaften damals aus? Wie sehen sie heute aus? Obwohl der Wertewandel in . der Landwirtschaft heute jedem Laien bewusst sein dürfte, weil jeder irgendwie davon betrof­ fen ist, könnte es trotzdem in­ teressant sein, kurz die damali­ gen Zuchtgnindsätze, -ziele und Ideale in Erinnerung zu ru­ fen. Die Aufzählung will aller­ dings keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Man schaute auf Körperbau (Fundament), Fesseln (Füsse) und hohe Qualität der Wolle. Es galt, ah der Schafschau (Prä­ mienmarkt) in jeder Bewertung möglichst die Bestnote 6 zu er­ reichen. Die Schur der Schafe fand zweimal pro Jahr, im Frühjahr und Herbst, statt. Da­ mals konnte sich der Schaf­ züchter noch auf einen kleinen Zuschuss, den Erlös für die Wolle, freuen. Auch die  ; Fleischpreise waren, trotz Billigimporten aus Neuseeland, 
Die Schafzuchtgenossenschaft Unterland feiert Jubiläum. noch tragbar. Die Tierhaltung war noch nicht derart rigorosen Gesetzen und Verordnungen, denen es heute mehr denn je strikte nachzuleben gilt, unter­ worfen. Was ist den Schafhaltern heute wichtig? Die Fleischpreise sind um ca. ein Drittel gesunken. Die Schafwolle ist wertlos. Eine - sicher nötige - aber strikte Tierschutzverordnung sorgt dafür, dass eine artgercchte Haltung gesichert ist. Es wer­ den die Ställe (genügend Platz), Tiertransporte (z.B. geeigneter Anhänger) sowie allgemein die Prophylaxe gegen verschiedene Krankheiten, systematisch kon­ trolliert und 
durchgeführt. Dem Tierhalter dürfen die Seuchen­ vorsorge gegen Maul- und Klauenseuche, Lippengrind, scuchenhaftcs Verwerfen, Imp­ fungen gegen Räude, die Bekämpfung der Moderhinke kein Fremdwort sein. Alle Schafe werden dreimal jährlich von einem Klauenkontrolleur und einmal von einem Tierarzt kontrolliert. Auch bei der Fütterung der Schafe wurden neue Akzente gesetzt: so ist u.a. die Bedeu­ tung der Mineralstoffe und Vi­ tamine gestiegen. Die gesunkenen Erträge ver­ langen eine rationellere Tier­ haltung. Da für kleine Tierhal­ ter kaum noch Erträge zu er­ wirtschaften sind, haben schon viele Hobbyzüchter das Hand­ tuch geworfen. Highlights aus dem Vereinsleben Da Liechtenstein schon von allem Anfang an auch gleich­ berechtigtes Mitglied des st. gallischen- und des gesamt­schweizerischen 
Schafzucht­ verbandes war, galt es als selbstverständlich, Delegatio­ nen an die jeweiligen Ver­ sammlungen und Versamm­ lungsorte der ganzen Schweiz zu entsenden. Ebenso lieferten Liechtensteins Schafzüchter z. B. über Jahre ihre Schafwoll­ erträge, wie ihre angrenzenden st. gallischen Kollegen, via An­ nahmestelle Buchs in die Schafwollzentrale nach Nieder- önz ab. Viele Aktivitäten der Schaf­ zuchtgenossenschaft FL-U gal­ ten jedoch auch immer der Weiterbildung ihrer Mitglieder. Deshalb nahm man im Verlaufe der Jahre an unzähligen Kur­ sen, sei es über Tierpflege (Klauenpflege, Tiergesundheit, usw.) teil und liess auch eigene Mitglieder zu Schauexperten 
ausbilden. Fast jedes Jahr wur­ de die eine oder andere Schafalp der angrenzenden Schweiz besucht. Man nahm sogar am bekannten Bad Ura­ cher Schäflerlauf in Deutsch­ land teil. Nur ein Ausflug nach Australien fand, wegen der feh­ lenden Vereinsfinanzen, nie statt. Wohl deswegen dauert die Schur hiesiger Schafe nach wie vor fast zehnmal so lange wie in Australien. Delegiertenversammlung des St. Gallischen Schafzucht­ verbandes am 24. Februar 1991 im Gemeindesaal Rug­ gell: Obwohl die Schafzucht­ genossenschaft nie mehr als 12 Mitglieder umfasste, scheu­ te sie sich nicht, auch Gross­ anlässe wie die Delegierten­ versammlung des St. Galli­ schen Schafzuchtverbandes zu 
übernehmen und professionell durchzuführen. Die Genossen­ schaftsmitglieder konnten da­ bei zu jeder Zeit auch auf Hel­ fer und Helferinnen aus den eigenen Reihen zählen. Dafür sei ihnen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön ausge­ sprochen! Ausblick Auch unter heutigen, völlig anderen Voraussetzungen hof­ fen die Mitglieder der Schaf­ zuchtgenossenschaft FL-U op­ timistisch, ihren Weg in die Zu­ kunft zu finden. Es ist zu hoffen, dass Behör­ den und die weitere Öffent­ lichkeit das nötige Verständnis für unsere Anliegen aufbrin­ gen. Schafouchtgenossenschaft FL- Unterland Ein Lamm wird von seiner Mutter gepflegt. V
	        

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