Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT' 
INLAND Dienstag,'8. Oktober 2002. 
5 Öffentlich übertragene Gemeinderatssitzung findet Anklang «Abgesehen von kleinen techni­ schen Problemen kann man die­ sen Testlauf als sehr gelungen bezeichnen», sagte Gemeinde­ vorsteher Xaver Hoch auf An­ frage des Volksblattes. «Wir durften uns bisher über durch­ wegs positive Resonanz aus der Bevölkerung freuen.» Triesen übertrug als erste Gemeinde die Gemeinderatssitzung vom 1. Oktober auf dem Triesner Ge­ meindekanal. Einige andere Vorsteher zeigten sich nicht sehr begeistert und äusserten Kritik. Lucas Ebne r Primäre • Motivation einer solchen Übertragung war es, die Öffentlichkeit stärker in die Geschehnisse der Ge­ meinderatsstube mit einzubinden. Da das Interesse der Bevölkerung an öf­ fentlichen Sitzungen teilzunehmen verschwindend gering war, entschloss man sich in Triesen, die Sitzung «in die Wohnzimmer der Menschen zu brin­ gen». Die Übertragung erfolgte mit Li- Ve-Ton und einem Standbild aus dem Sitzungszimmer. Für nicht sehr sinnvoll erachtet die­ se Form der Öffentlichkeitsarbeit der Maurer Gemeindevorsteher Johannes 
Freut sich über positives Feedback: Vorsteher Xaver Hoch. Kaiser: «Wir setzen auf gezielte Infor­ mationsveranstaltungen für bezie-, hungsweise mit der Bevölkerung. Der direkte Dialog mit den Menschen ist für uns ein Muss.» Derselben .Ansicht ist auch Kaisers Amtskojlege Hubert Sele ausTriesenberg. Er findet es über­ trieben und kritisiert ausserdem, dass 
sich die Leute im Gemeinderat verstel­ len lind nicht ihre wahre Meinung sa­ gen, wenn sie live auf Sendung sind. Demokratische Diskussion Das Problem, dass sich jene Mitglie­ der des Ge'meinderates, die rhetorisch nicht sehr stark'sind, eher zurückhal­ten, 
ortet der Triesner Gemeinderat Florin. Banzer. «Ich sehe dadurch die demokratische Diskussion gefährdet, . weil sich.die Wortmeldungen eventuell auf drei oder vier Sitzungsteilnehmer beschränken.» Ein positiver Aspekt det Livc-Übertragung ist seiner Meinung nach, dass die Sitzungsdisziplin da­durch 
erhöht wird. -: Als ungewohnt, aber nicht unange­ nehm empfanden diesen Versuch die befragten Gemeinderäte Marco Spren­ ger und 
Marianne Heeb. «I ka halt numma so drischwätza, i müass mi z'erscht zu Wort melda», sagte Heeb lachend. Ein Blatt vor den Mund nahm sie aber laut eigenen Angaben nicht und 'vertrat ihre 'ehrliche Meinung. Ebenfalls genau das gesagt, was er dachte, hat auch Marco Sprenger. Er sieht in den Live-Übertragungen eine sinnvolle Möglichkeit, die Menschen, in Triesen an den Sitzungen teilhaben zu lassen: «Wenn die Kosten im Rah­ men bleiben und ein entsprechend po­ sitives Feedback aus der Bevölkerung vorhanden ist, warum nicht?» Gutes Feedback Stichwort Feedback: Die fünf bisher im Gemeinderats-Sekretäriat eingegan­ gen E-Mails waren ausschliesslich posi­ tiv und voll des Lobes. Die Gemeinde wurde ausserdem aufgefordert, öffentli­ che Sitzungen auch weiterhin live zu übertragen. Ob diese Art der Öffentlich­ keitsarbeit in Liechtenstein Schule ma­ chen wird, bleibt allerdings fraglich. Der Schaäner Gemeindevorsteher Hansja­ kob Falk beispielsweise äusserte sich zu diesem Thema ebenfalls negativ: «Da von Seiten der Bevölkerung kein Inte­ resse besteht, sind derartige Übertra­ gungen in Schaan nicht geplant.» . . WWW M8P kandidierterneut Ii- m. Roland Oehri (links) freut sich, dass der Ruggeiler Vorsteher Jakob Büchel sich bereit erklärt hat, für ei­ ne weitere Aintsperiode zu kandidie- • ren. Der Ruggeiler Gemeindevorsteher Jakob Büchel wird sich für eine wei­ tere Amtsperiode zur Verfügung stellen. Wie die VU-Ortsgruppe Ruggell mitteilte, soll die Nomina- tion des Vorsteherkandidaten zu­ sammen mit den Gemeiriäeräten zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Jakob Büchel leitet seit 1999 die Ge­ schicke der Gemeinde Rüggell und wird sich für die kommenden Ge- mcinderatswahlen vom 31. Januar und 2. Februar erneut als Vorsteher- kandidat zur Verfügung stellen. 
Hoher Besuch in Balzers Österreichischer Justizjminister zu Gast bei «Jesus Christ Superstar» Am vergangen Freitag besuchte der österreichische Justizminister Dieter Böhmdorfer mit seiner Gattin Silvia Böhmdorfer das Musical' «Jesus. Christ Superstar» in Balzers. Mit dem Besuch 
d.er aktuellen Erfolgsproduk­ tion der Liechtenstein Musical Com­ pany ging auch der Aufenthalt des Justizministers zu Ende. •  Johann J. Wuchere r Das Ehepaar Böhmdorfer erfuhr ver­ gangene Woche während des Liech­ tenstein-Aufenthaltes von dem Musi­ cal. Ihr Interesse war so gross, dass sie eigens um es besichtigen zu können, den Aufenthalt in Liechtenstein um ei­ nige Stunden verlängerten. Die Ver­ antwortlichen sowie alle Mitwirken­ den zeigten sich über den hohen Be- such aus Österreich sehr erfreut. «Es war uns eine Ehre den österreichischen Justizminister mit seiner Gattin emp­ fangen zu dürfen», so LMC-Präsident Hans Nigg. Aussenminister begeisterte als Sänger Auch der Minister und seine Gattin zeigten sich nach der Aufführung sehr angetan. Sie erzählten, dass sie das Stück schon in verschiedenen Versio­ nen gesehen haben, jedoch noch nie so fasziniert waren. Besonders begeistert waren sie von dem Auftritt des liechtensteinischen 
Auf eigenen Wunsch schauten sich der österreichische Justizminister Dieter Böhmdorfer (dritter von rechts) und sehte Gat-. tin Silvia Böhmdorfer (vierte von rechts) das Musical »Jesus Christ Superstar»in Balzers an. Unser Bild zeigt von links: LMC-Präsident Hans Nigg, Gemeindevorsteher Othmar Vogt, Dr. Silvia Böhmdorfer, Dr. Dieter Böhmdorfer, Vizeregie- rungschcßn Rita Kieber-Beck und Manfred Kieber. (Bild: J. J. Wucherer) Aussenministers Ernst Walch als Kö­ nig Herodes. Beim eigens arrangierten Apcro überreichte der Gemeindevor­steher 
von Balzers, Othmar Vogt, den Damen einen herbstlichen Blumcn- strauss. Im Weiteren wurde der rang­hohe 
Politiker von Vizeregierungsche- firi Rita Kieber-Beck und ihrem Gatten Manfred Kieber begleitet. FILMCLUB FROHSINN Black Box BRD Der Kampf ist vorbei, aber die Wunden sind offen. 
Deutschland fängt gerade erst an,, die Geschichte und Geschich­ ten des linken politischen Kampfes zu verarbeiten. Eindrucksvoller Beleg dafür war jüngst die bizarr geführte Diskussion um Joschka Fischer. Ist ei­ ner als Aussenminister haltbar, der in den 
70er-Jahren mit einer «Terroristin» am Frühstückstisch sass? In einem Doppelportrait nähert er sich zwei Menschen, die für die politi­ sche Polarisierung Deutschlands ste­ hen: Wolfgang Grams und Alfred Herrhausen. Grams, geboren 1953, 
gehörte der dritten Generation der RAF an und starb 1993 in Bad Kleinen bei einem Einsatz von GSG-9, BKA und Polizei. Herrhausen, geboren 1930, war Vorstandssprecher der Deutschen Bank und starb 1989 durch ein Attentat der RAF. Veiels Entscheidung, sich nicht an der Aufklärung der Fakten festzubeis- sen, ist goldrichtig, denn welche Rolle Grams bei dem Attentat auf Herrhau­ sen gespielt hat, ist bis heute nicht ge­ klärt, ebenso wenig wie die. genauen Todesumstände von Wolfgang.Grams. Hier wird nicht der Krimi «Attentat auf Herrhausen und Suche nach Grams» erzählt, sondern es werden die Biografien zweier Männer nebenein­ander 
gestellt, die für bestimmte Ideen und Vorgehensweisea stehen. Damit ist «Black Box BRD» kein his­ torisches Lehrstück, sondern ganz wie Filmemacher Veiei es vorhatte «ein Film über die Gegenwart». Hochaktu­ ell, spannend und eine gute Grundlage für die gegenwärtige Diskussion. «Black Box BRD» ist heute Dienstag um 20 Uhr im TaKino zu sehen. Lagaan - Bollyvvood im TaKino Das indische Kinofest LAGAAN war der absolute Publikumsliebling am letzten Filmfestival von Locarno. Aber nicht nur dort, sondern weltweit trifft LAGAAN 
- «Monsoon Wedding» locker hinter sich lassend - auf hinge­rissene 
Zuschauerinnen und Zuschau­ er. Dem indischen Starschauspieler Ashutosh Gowariker ist mit seiner um­ werfenden Mischung aus «Bol- lywood»-Musical und Kolonialroman­ ze einer der erfolgreichsten indischen Filme überhaupt gelungen 
- und dies in einem Markt, der mit über 800 Fil­ men pro Jahr Hollywood bei weitem übertrifft. Die Geschichte einer kleinen indischen .Dorfgemeinschäft, welche unter den immer höheren Steuern der britischen Kolonialmacht zu leiden hat, wird nicht als trockenes Sozial­ drama erzählt, sondern als Sport-, Lie­ bes* und MusicaliFilm, wie es die Tra­ dition des kommerziellen indischen Kinos verlangt. Und. so bleibt denn 
auch kein Auge trocken, als die ver­ zweifelten Dorfbewohner, die briti­ schen Kolonialherren zum Cricketr- Match herausfordern. Gleichzeitig verliebt sich die Schwester eines briti­ schen Offiziers in den charismatischen Helden der Gegenseite und nun kön­ nen nur noch Mut, Musik Und Lebens­ freude die Gegensätze zusammenbrin­ gen. LAGAAN hat sieben indische «Os­ cars» gewonnen, den Publikumspreis von Locarno und Dutzende weiterer Preise weltweit. Wer immer sich auf das farbige Spektakel einlässt, verliert sein Herz und gewinnt ein strahlendes Lachen. «Lagaan» ist kommenden Donnerstag um 20 Uhr im TaKino zu sehen..
	        

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