Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

8 Donnerstag, 3. Oktober 2002 INLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT FORUM Beschwerdeführer fechten Regieruhgs- entscheid an Die Beschwerdeführerinnen und Be­ schwerdeführer haben gegen die Ent­ scheidung der Regierung zur Abstim­ mungsbeschwerde gegen die Volks­ initiative gestern die Beschwerde an die Vcrwaltungsbeschwerdeinstanz (VBI) eingereicht. Der Grund für den Weiterzug besteht darin, dass die Ar­ gumente der Beschwerderuhrerinnen und Beschwerdeführer von der Regie­ rung nicht berücksichtigt wurden und die Klärung der anstehenden grundle­ genden Rechtsfragen durch ein unab­ hängiges Gericht für den zukünftigen Reclitsfrieden in- Liechtenstein unab­ dingbar ist. Die Beschwerdeführer Unter der Rubrik «Forum» veröffent­ lichen wir Zuschriften und Beiträge von Verbänden, Vereinen, Aktionen und Institutionen. Das «Forum» drückt aus, däss die in dien Beiträgen geäusserten Meinungen nicht mit : der Haltung der. Zeitung überein-, : stimmen müssen. 
Herzlich willkommen zum Jahrmarkt! Willkommgruss von Bürgermeister Karlheinz Ospelt Jahrmarkt in Vaduz, das vielleicht tra­ ditionellste und älteste Grossereignis in Liechtenstein seit mehr als hundert Jahren, übt immer wieder eine beson­ dere Faszination auf Jung und Alt aus. Er. ist ein Treffpunkt aller Schichten und Interessen, nicht nur ein Aus­ tausch von Waren gegen Geld, son­ dern vielmehr auch ein Fest der Sinne und des Gemütes. An über hundert Marktständen wer­ den im Zentrum Waren aller Art zum Verkauf feilgeboten und unvergleich­ liche Düfte locken zum Verzehr nicht alltäglicher Speisen. Vereine und die lokalen Gastbctriebe überbieten sich mit vielfältigem Angebot in der Be­ wirtung der Gäste mit Speis und Trank. Oktoberfeststimmung kommt auf dem überdachten Rathausplatz auf, wo am Abend tolle Unterhaltung mit «Dr. Schlager und den Kuschel­ bären» geboten wird. Kinder werden angezogen vom Lichterglanz der Ka­ russells, topmoderne Bahnen und Att­ raktionen fordern Junge und Jungge­ bliebene heraus. In der Aubündt, wo 
Bürgermeister Karlheinz Ospelt: «Ich wünsche allen viel Spass und wundervolle Erlebnisse in ungezwungener Gemeinschaft.' 
ein weiteres Festzelt lockt, stellen sich beim Vieh-Prämienmarkt die schöns­ ten Kühe der fachkundigen Jury. Mit schmissiger Blasmusik spielt sodann am Sonntagmorgen die Harmoniemu­ sik Vaduz im Zelt auf dem Rathaus­ platz zum Frühschoppen auf. Mit den öffentlichen Verkehrsmit­ teln gelangen Sie direkt zum Mittel­ punkt des Geschehens. In unmittelba­ rer Nähe stehen aber auch Gratis- Parkplätze in den Parkhäusern Markt­ platz und Zentrum zur Verfügung. Die Jahrmarktkommission der Gemeinde Vaduz hat in ihrer bewährten Art und mit grossem Organisationsaufwand nichts unversucht gelassen, Ihnen ei­ nige unbeschwerte und vergnügliche Stunden in Vaduz zu ermöglichen. Im Namen der Gemeinde Vaduz wie auch persönlich heisse ich alle Besu- cherinnen und Besucher unseres Jahr­ marktes recht herzlich willkommen und wünsche allen viel Spass und wundervolle Erlebnisse in ungezwun­ gener Gemeinschaft. I/c. oer. Karlheiz Ospelt, Bürgermeister LESERBRIEFE —————   x{ «Die Kinder sind unsere Zukunft» «Die Kinder sind unsere Zukunft.» Das mag schön geredet sein, gilt in Wirk­ lichkeit nicht , immer. Jedenfalls bei uns nicht. Mein Sohn Michael hat den Kindergarten in Eschen besucht. Ich Itab ihn vor vier Wochen aus dem Kin­ dergarten genommen, weil ich mir den Erziehungsmethoden von dieser Kin­ dergärtnerin nicht mehr einverstanden bin. Finden Sie, meine Damen und Herren, es richtig, wenn eine Kinder­ gärtnerin sagt, man müsse dem Kind den Willen brechen und noch mehr stur sein als es? Mein Fehler war, ich habe ein Jahr lang nichts gesagt. Es gab dann nach einem Vorfall im Kindergarten, ich hab mich an den. Schulrat gewendet, eine Sitzung mit der • Schulrätin aus Eschen, dem Kindergartenvorstand, der Kindergärtnerin und mir. Eine 
neuerliche Zusammenarbeit mit dieser Kindergärtnerin kommt für uns nicht mehr in Frage. Die Vorkommnisse im Detail möchte ich nicht schildern. Wir haben uns in der Sitzung 
geeinigt, das Michael die Möglichkeit erhält, den Kindergarten zu wechseln. Die Schul­ rätin würde sich dafür einsetzen bei der Schulratssitzung. Nur, es wurde mir gesagt, die Kindergärtnerin sei für sie in Ordnung. Für uns eben nicht. Es wurde uns dann Hoffnung gemacht, das Michael nach den Herbstferien wechseln kön­ ne. Heute Abend erhielt ich von der Schulrätin die Nachricht, der Antrag um Versetzung sei.nicht bewilligt wor­ den. Es gäbe keine negativen Beweise gegen die Kindergärtnerin. Ausrut­ scher oder Überreagieren, das könne passieren. Jetzt haben wir die Wahl, zurück in diesen Kindergarten oder in die Kindertagesstätte bis zur Schule. Mit diesem Entscheid hat man uns ja wieder den Willen gebrochen. Michael ist sehr intelligent und es 
kann doch nicht sein, dass er nicht die Möglichkeit für einen Neuanfang be­ kommt. Ich finde es wirklich schlimm, wenn in Eschen Kindergärten zur Vcr- ßigung stehen und Michael nur diese zwei Möglichkeiten hat. In den Kin­ dergarten zurück, wo er war, wo es absolut kein Vertrauen mehr gibt. •Michael weigert sich, nochmals in den Kindergarten zurückzukehren. Oder die 2. Möglichkeit, Michael verbleibt bis zur Schule in der Kindertagesstätte in Eschen. Ich bin berufstätig und ich hab gar keine andere Möglichkeit, ich muss Michael in Eschen zur Schule schicken, weil er auch in der Kinderta­ gesstätte ist. Er freut sich schon seit vier Wochen auf einen Neuanfang. Mein Sohn hat sich viel erwartet von einer anderen Kindergärtnerin. Zum Beispiel Liebe, Zuneigung und Ver­ ständnis. Das gab es vorher nicht, nur Befehle. Erziehungsmethoden nach «ich bin der Chef hier». Nun frag ich mich wirklich, wo bleibt da nur das Kind? Michael hat auch Gefühle. 
Die Kinder sind unsere Zukunft, nur mit solchen Belastungen nicht. Gesun­ de selbstbcwusste Menschen braucht das Land. Miissciuwir uns das nehmen lassen? Schnetzer Maria-Luise, Mauren Fürst beantwortete alle Fragen In der gestrigen Rubrik FORUM ver- misst der Arbeitskreis Demokratie und Monarchie - nach I 
5 Tagen Bedenk­ zeit - «detaillierte Antworten S.D. des Landesßirstcn auf den offenen Brief vom 13. September 2002». S.D. der Landesfürst hat-am 17. September 2002 alle an ihn gestellten Fragen ausßihrlicli sowohl itn Volks­ blatt als auch im Vaterland beantwor­ tet. Auch in unzähligen Interviews hat der Landcsßirst seine Meinung zu den genannten Themen klar dargelegt. Sollten Sie die Antworten konkret nachlesen wollen, ist dies auf der Web­ site des Fürstenhauses unter der Rub­rik 
»Zitate»  (www.fuerstenhaus.li )  für alle Interessierten jederzeit möglich. Die Website bietet überdies laufend neue Informationen zur Verfassungs­ diskussion. Florian Krenkel, Vaduz Regierung auf dem richtigen Weg Ich bin überzeugt davon, dass die Re­ gierung Hasler in der Verfassungsan­ gelegenheit sicher den richtigen Weg beschreitet und dies für die Zukunft für unser Land Liechtenstein die beste Lösung ist. Die Quittung für die verkümmerte unanständige und zutiefst beleidigende Schreib- und Sprachkultur gegen un­ ser geschätztes Staatsoberhaupt Fürst Hans-Adam IL wird derjenige Perso­ nenkreis vom liechtensteinischen Stimmvolk bei der Verfassungsabstim­ mung mit Sicherheit präsentiert be­ kommen. Heinrich Frick, Franz-Josef-Oehri-Str. 376, Mauren Selbstlose Arbeiterin im Dienste der Notleidenden Ordensschwester Ruth Pfau zu Besuch bei Caritas Vorarlberg und Caritas Liechtenstein Sie ist eine faszinierende Frau! 40 Jahre Arbeit unter oft unmenschli­ chen Bedingungen in Pakistan und Afghanistan haben das Gesicht von Sr. Ruth Pfau gezeichnet. In diesem Gesicht, durchzogen von Falten, ist kein Fünkchen an Resignation und Niedergeschlagenheit erkennbar. Es ist ansteckend, ihr Tatendrang und ihre jugendliche Frische trotz 72 Jahren. «Und am liebsten würde man mit ihr gehen, die Ärmel hoch krem­ peln und an ihrer Seite sich für diese Menschen engagieren», sagt Marina Kieber, Präsidentin der Caritas Liechtenstein, die gemeinsam mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Pfarrei Vaduz Dr. Ruth Pfau an­ lässlich ihres Österreichbesuches in der Caritas Vorarlberg getroffen hat. Martin Haqleitner-Huber «Zuerst waren wir glücklich, als die Amerikaner sich an die Seite der lang­ sam entstehenden afghanischen Volksbewegung stellten, um die Tali­ ban zu vertreiben. Man muss wissen, dass die meisten Afghanen genug von diesem Regime hatten, aber als die Amerikaner mit ihren Flächenbom­ bardements anfingen, ist diese Aktion total schief gelaufen. Was will man in einem Land noch zerstören, in dem sowieso schon alles zerstört wurde?!» Ruth Pfau und ihre Mitarbeiter/-in- nen arbeiten seit 1960 in Pakistan und seit 1984 in Afghanistan, in einer Zeit, als die Sowjets noch im Land waren. 
Die. Ordensschwester Ruth Pfau (Mitte hinten), die in Pakistan und Afghanistan hilft, weilte kürzlich zu Besuch bei Cari­ tas Vorarlberg. Am Treffen dabei war auch Marina Kieber, Präsidentin von Caritas Liechtenstein (links), sowie Mitarbei- ter/-innen der Pfarrei Vaduz. (Bild: Martin Hagleitner) «Sie müssen sich vorstellen, wenn wir eine Anweisung an eine unserer AuS- senstellen des Leprahilfswerkes in Af­ ghanistan senden wollen, dann muss das Pferd gesattelt werden. Telefon und Post existieren nicht mehr.» Ruth Pfaus Leprahilfswerk war die einzige ausländische Organisation, die 
bis zum Ende der Taliban in deren Herrschaftsbereich weiterarbeiten konnte. Im vergangenen Jahr wurden Ruth Pfau und ihr Team vor neue Her­ ausforderungen gestellt: Die Versor­ gung von Tausenden von illegal nach Pakistan eingereisten afghanischen Flüchtlingen. 
«Da Pakistan die Grenzen dicht ge­ macht hatte, kamen sie über die ver­ schneiten Bergpfade und durch die Wüste ins Land. Wie viele auf diesem Weg ihr Leben lassen mussten, weiss niemand. Zcrlui^ipt und ausgemergelt, viele verwundet, Männer und Frauen, die ihre Kinder wochenlang durchge­tragen 
hatten. Und dann landeten sie in Karachi, in dieser Millionenmetro­ pole Pakistans. Ohne Nahrung, ohne ein Dach über dem Kopf, in elendigen Verhältnissen.» Ruth Pfau erzählt von einem gebildeten afghanischen Flüchtling, der sich und seine Familie mit Rattengift umgebracht hatte. Er hinterliess einen Brief, in welchem stand, dass er es nicht mehr ertragen konnte, wenn seine Kinder ihn um ei­ nen Bissen trockenes Brot baten und er es ihnen, nicht geben konnte. Für die 72-jährige Ordensschwester war klar, hier muss man handeln. Diesen Menschen eine Stimme zu verleihen, sie in ihrem täglichen Überlebens­ kampf zu stärken, das war ein Gebot der Stunde. Finanzielle Hilfe kam aus Liechtenstein, vor allem von der Cari­ tas Liechtenstein;, der Pfarreicaritas Vaduz und den Vertretern der liech­ tensteinischen Gemeinden, den Vor­ stehern. Tausenden wurde mit Nahrungsmit­ teln und medizinischer Betreuung ge­ holfen. Seit dem Sturz der Taliban konnten 200 000 Flüchtlinge durch den Einsatz von Ruth Pfau und ihrer Mitarbeiterinnen wieder die Reise zurück in die Heimat antreten. In den kommenden zwei Jahren will sie sich mit ihrem Team intensiv der sozial- medizinischen Rehabilitation von Flüchtlingen widmen, die wegen Krankheit, Behinderung bzw. sozialen Problemen noch nicht zurückkehren können. Und Ruhestand? «Der muss nun nochmals etwas warten», schmunzelt die Ordensfrau.
	        

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