Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

4 Mittwoch, 18. September 2002 
INLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Über 90 am Kennenlernen der Walsergebiete interessierte Trie- senbergerinnen und Triesenberger nahmen am vergangenen Sonntag an der dritten Walser-Fahrt teil. Reiseziel der vom Walser Heimat­ museum organisierten Fahrt war Vals. Begünstigt vom schönen Wetter, der prächtigen Landschaft und von der Erzählkunst Alfred Rieders wurde der Tag einem ein­ drücklichen Erlebnis und gestalte­ te sich erneut zum Erfolg. Um halb neun Uhr fuhren zwei Reise­ busse im Beisein des Triesenberger Vorstehers Hubert Sele bei etwas wol­ kenverhangenem Himmel vom Dorr­ zentrum ab. Auf der Fahrt Richtung Graubünden brach die Sonne durch, die dann die erwartungsvolle Gruppe den ganzen Tag hindurch begleitete. Museumsleiter Josef Eberle betonte nach der Begrüssung, dass mit den 1997 ins Leben gerufenen Walser- Fahrten nicht einfach die Reihe der sonst schon zahlreich angebotenen Ausfahrten verlängert werden solle, 
Dritte Triesenberger Walser-Fährt führte nach Vals - Über 90 Interessierte dabei •mn > Auf der Dorfführung wusste Alfred Rieder mit sein i;n Kuiim visreichen und humorvollen Ausfuhrungen zu begeistern. Un­ ser Bild zeigt die Gruppe vor dem Haus mit der alten Schusterwerkstatt, die als krönender Abschluss der Führung noch besichtigt werden konnte. ' (Bild: Ch. Eberle) sondern dass es das erklärte Ziel des Ausfluges sei, wieder ein Walsergebiet näher kennen zu lernen und zu erle­ ben. Von Ilanz aus führte die Fahrt dann hinein ins schluchtenreiche Lug- nez, nach Vals, einer deutschsprachige Siedlung, die ganz im romanisch spre­chenden 
Umfeld auf 1250 m.ü.M. liegt und vom Zerfreila-Stausce abge­ schlossen wird. Genussreiche Führung mit Alfred Rieder Näch einem von der Gemeinde Trie-' 
senberg offerierten Kaffeehalt stiess Al­ fred Riedcr, langjähriger Valser Ge­ meindepräsident und Leiter des Mu­ seums, sowie Vorstandsmitglied der Walservereinigung Graubünden und der IVfW (Internationale Vereinigung für Walsertum), zur Gruppe und führte 
durch das Dorf. Mit seiner mit Humor gespickten Erziihlkunst und der beein­ druckenden Kenntnis der Dorfgeschich­ te vermochte Alfred Rieder die interes­ siert und gespannt Zuhörenden zu fas­ zinieren. Die Dorfführung, die mit dem Einblick in eine alte Schusterwerkstatt endete, war ein grossartiges Erlebnis. Nach dem Mittagessen trennte sich die Gruppe. Während die einen mit der Sesselbahn nach Leis fuhren und auf ei­ ner kurzen Wanderung unter Alfred Rie­ ders Leitung die herrliche Sicht auf das Dorf mit den schmucken Steindäehem genossen, Hessen sich die anderen gleich durchs Museum führen und entdeckten das Dorf auf eigenp Faust. Viel Lob gab es für das mit viel Liebe aufgebaute Mu­ seum, das Gandahus. Anschaulicher kann man nicht in das einfache Leben der früheren Dorfbewohner eingeführt werden. Von jedem der dort ausgestell­ ten Gegenstände weiss Alfred Rieder ei­ ne Geschichte zu erzählen. Bereichert von vielen schönen Eindrücken kam die Reisegesellschaft gegefi 19 Uhr wieder in Triesenberg an. Die nächste Fahrt auf den Spuren der Walser wird im Jahr 2005 ins Kleinwalsertal fuhren. LESERBRIEFE «Lässt man einen Teil der Wahrheit weg, verkehrt man die Tatsachen» Offener Brief an Martin Frommelt Sehr geehrter Herr Frömmelt, Das ist die Masche, nach der Sic jetzt die Kommentare auf Seite •I des Volksblattes schreiben. Sinnentstellend verkürzt zu zitieren, so wie Sie das heute, am '17. 9. 2002, in Bezug auf Mario Frick und Peter Sprenger tun, entspricht nicht journalistischer Fair- ness und schadet der notwendigen ernsthaften Diskussion des Themas. Ebenso stimmt nicht, was Sie in der Volksblattausgabe vom 14. 9. 2002 schreiben, nämlich dass der Fürst bis­ her die Regierung einfach entlassen könne. Tatsache ist: Nach der gelten­ den Verfassung kann der Fürst die Re­ gierung nur auf Antrag des Landtages entlassen. Aber nach dem Verfas­ sungsvorschlag des Fürstenhauses soll es neu so werden, dass der Fürst allei­ ne die Regierung entlassen könnte. Diese Entlassung soll dabei nicht ein­ mal in der Amtsführung begründet sein, es würde einfach ein Vertrauens­ verlust genügen. Das Wort vom 'Verfassungsgegner» akzeptiere ich auch von Ihrer Seite nicht. Ich habe mich bereits in der Landtagsitzung vom 13. 9. 2002 da­ gegen verwehrt und tue es noch ein­ mal; Es ist eine Unterstellung und Ver­ drehung der Tatsachen. Ich stehe hin­ ter der geltenden Verfassung. Wesentliche Teile des Verfassungs- ä nderu ngs vorsch lages des Fürsten hau - ses kann ich aber nicht akzeptieren, 
weil damit die demokratischen Rechte geschmälert würden.. Dorothee Laternser, Triesen Das Ende des Pingpong-Spieles Zum wiederholten Male fühlt sich Herr Herbert Oeliri berufen, eine mei­ ner politischen Aussagen mit marki­ gen Worten zu kommentieren. Sein letzter Beitrag findet sich in einem Le­ serbrief vom Samstag. Seine Stoss- richtung ist immer die gleiche: Aus Gründen, die mir nicht klar sind, baut er an der Legende, ich wolle die Mo­ narchie abschaffen. Da ich ihn weder daran hindern will noch kann, mich zu diffamieren, antworte ich ihm ein al- • lerletztes Mal: 1. Ich wehre mich gegen den materi­ ellen Inhalt der fürstlichen Verfas­ sungsinitiative, weil ich mich schon seit einiger Zeit mit den Hauptstoss- richtungen der fürstlichen Vorschläge befasst habe und dabei zur Einsicht gekommen bin, dass diese bei einer Umsetzung uns im Regelfall des Allta­ ges eine spätabsolutistische Verfas­ sung mit der latenten Möglichkeit von fürstlichen Machtexzessen bringen wird. Gegen ein friedliches Miteinan­ der von Demokratie und• Monarchie habe ich nichts einzuwenden. 2. In Ihrem Leserbrief zitieren Sie mich - bewusst oder unbewusst - falsch. Um der Wahrheit die Ehre zu geben halte ich fest, dass ich im Zuge einer Debatte im 
Landtag, bei der es zentral um die Selbstachtung und die Selbstaufgabe des Landtages ging, ausgeführt haber *lch finde es bekla­ genswert, dass es unserem Fürst ge­ lungen ist den Spaltpilz, die Zwie­tracht 
zwischen die Parteien zu brin­ gen, Das ist die grosse Kalamität des ganzen Vorganges. Dass wir so <blöd> waren, uns nicht mit einein Schultcr- , schluss gegen diese Initiative zu weh­ ren, sondern uns'auseinanderdividie­ ren lassen, da habe ich grosse Miihe,> Dass Klaus Waiujer als Landtags- paisident darauf mit einem Ordnungs­ ruf reagierte, hat viel weniger i/iit der «Ungeheuerlichkeit» meiner Aussage' zu tun als mit der Tatsache, dass ich ihm damit vor Augen geßihrt habe, dass er kurz nach den Landtagswahlen 2001 noch die Meinung vertreten hat, dass es an der Zeit sei, dass sich alle Parteien gegen die. Verfassu ngs vor­ schlage des Fürsten zur Wehr setzten. Zudem hat er schon früher sich aktiv für ein Miteinander der Parteien in der Verfassungsfrage eingesetzt. Dass ihn angesichts seines zu diesen Bemühun­ gen konträren Verhaltens meine Aus­ sage schmerzt, ist menschlich ver­ ständlich. 3. Sic kennen mich weder als Mensch noch als Politiker persönlich. Trotzdem kommentieren Sie mir fast missionarischem Eifer immer wieder meine politischen Äusserungen. Dies­ mal hatten Sie wenigstens wieder den »Anstand», Ihre sarkastischen Bemer­ kungen zu einer Äusserung zu ma­ chen, die ich in der Öffentlichkeit ge­ macht habe. Beim vorletzten Mal war Ihnen auch ein privates Mail an eine Gruppierung recht, um mich tin 
die Pfanne zu hauen». Das von Ihnen be­ triebene 
Pingpong-Spiel zwischen 
uns ist 
zu Ende. Ich werde Ihnen in Zu­ kunft, ganz unabhängig vom Inhalt Ih­ rer Wortmeldungen zu meiner Person, nicht mehr antworten. Ich möchte meine Zeit ßir Sinnvolleres einsetzen, 
als dafür, mich gegen Ihre Diffamie­ rungen zur Wehrsetzen zu müssen. Peter Sprenger, Triesen Sehr geehrter Herr Volksblatt-Chefredaktor Frommelt In Ihrer Ausgabe vom I 7. Sep'tember schreiben Sie, dass ausländische Me­ dien <in Unkenntnis der bestehenden Verfassung» über den Verfassungs­ streit berichteten. Offensichtlich schreiben• Sie, Herr Chefredaktor, über die Verfassung, oh­ ne zu wissen, was darin geschrieben steht. Sie haben am 14. September in Ihrer Kommentarspalte ßlschlicher- weise behauptet, dass der Fürst heute «alleine die Regierung entlassen» kön­ ne? Artikel 80 der geltenden Verfassung im Wortlaut: «Wenn ein Mitglied der Regierung durch seine Amtsführung das Vertrauen des Landtages verliert, so kann dieser. . . beim Landesfürsten die Amtsenthebung des betreffenden Rcgicrungsmitglieds beantragen». Kei­ ne weiteren Deutungsinöglichkeiten möglich! Es wäre erstrebenswert, wenn Sie sich beim Zeitungsmachen an Ihren zum Amtsantritt ant 31. Oktober 2001 im »Volksblatt» gemachten Aussagen orientieren würden: *Man stelle sich den Aufschrei in Liechtenstein vor, wenn Politiker sich parteiübergreifend mit Wirtschaftsbossen zur Erhaltung einer nationalen Institution zusam­ menraufen und die Zeitung die öffent­ liche Erleichterung umgehend mit ei­ ner Negativ-Schlagzeile trüben würde! Soll der Journalist in so einem Fall der <Staatsräson> zuliebe nicht hinterfra­gen 
und einfach hoffen, dass trotzdem alles gut geht? Newsweek-Chefin Ka- therine Graham sagte, 'dass es die De­ mokratie nicht gefährdet, sondern sie stärkt, wenn staatliche Autoritäten hinterfragt und kritisiert tverdeiv.» Das «Volksblatt»ist heute alles in al­ lem eine wesentlich schlechter ge­ machte Zeitung, als Sie es vor einem Jahr noch war. Sobald sich das •Volksblatt» den von Ihnen formulierten Aufgaben eines Mediums annimmt, möchte ich Ihre Zeitung wieder in meinem Postfach vorfinden. . Sigvard Wohlwend, PF 547, Ruggell Anm. der Redaktion Zur Rcgierungsentlassung gibt es sehr wohl andere Lehrmeinungen. Un­ ter 
fuerstenhaus.li ist nachzulesen, warum dieser Punkt gemäss Initiativ­ vorschlag eine Verbesserung respekti­ ve Klärung bringt. Zitat: «Kann der Fürst die Regierung ent­ lassen, den Landtag auflösen und mit Notverordnung regieren? Das wäre unter der geltcnden«Ver- fassung möglich. Im Verfassungsvorschlag aber wäre das nicht mehr möglich. Es ist vorge­ sehen, dass es keine regierungslose Zeit gibt, sondern der Fürst bei einem Vertrauensentzug automatisch eine Übergangsregierung bestellen muss. Selbst im Extremfall, wenn Fürst und Landtag innerhalb von vier Monaten keine neue Regierung finden und gleichzeitig die vom Fürsten bestimm­ te Übergangsregierung die Vertrau­ ensabstimmung verliert, gibt es keine regierungslose Zeit mit Notrechu son­ dern der Fürst muss eine neue Über­ gangsregierung ernennen.» Ende Zitat UBS e-banking. Auch für Informationen zu Ihrem Konto und den aktuellen Überblick über Ihre Geldangelegenheiten. Wann und wo immer Sie Zeit und Lust haben,   www.ubs.com/e-banking
	        

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