Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Donnerstag, 5. September 2002 9 Augenzeugenberichte über einen Feldeinsatz im Hochwassergebiet in der Tschechischen Republik Fredy Gstöhl war als erster Liechtensteiner im Auftrag des Schweizerischen Korps für hu­ manitäre Hilfe (SKH) im vom Hochwasser betroffenen Tsche­ chien im Einsatz (s. Volksblatt- Interview vom 31. 8.). Gestern informierte der Liechtensteiner Bauingenieur zusammen mit Daniel Beyeler, Einsatzleiter des SKH in Tschechien, die Medien über ihren Einsatz. •«Für die Menschen in Tschcchien war es sehr wichtig, dass die Soforthilfe kam und sich auch die Regierung im­ mer wieder zeigte und das Gespräch suchte», erklärte Daniel Beyeler und führte weiter aus: «Unsere Aufgabe bestand darin, Orte und Objekte anzu­ schauen und zu entscheiden, ob ein Wiederaufbau möglich ist oder nicht.» Das war keine einfache Aufgabe, wie j Fredy Gstöhl betonte: «Es waren trau- "i - rige Bilder, die wir zu Gesicht beka­ men. Viele Menschen haben alles ver­ loren und auch die ganze Ernte stellt unter Wasser.» Fünf Jahre Wiederaufbauzeit Beeindruckt zeigten sich beide von der Solidarität unter der Bevölkerung: «Die Solidarität ist riesig. Die 'Men­ schen helfen sich gegenseitig aus. Wir waren in einem Dorf, 
wo nur eine ein­ zige Frau nicht betroffen war vom Hochwasser. Sie hat für das ganze Dorf gekocht. Das war eindrücklich», so Daniel Beyeler und Fredy Gstöhl ergänzte: «Wir haben viele freiwillige Feuerwehren von anderen Ländern im Einsatz gesehen, die spontan nach Tschechien gekommen-sind, um zu helfen. Sic haben Zelte mitgebracht, da es keine andere Übernachtungs­ möglichkeit mehr gibt.» Zwar hat sich die Lage in Tschechien in den letzten Tagen ein wenig entspannt, der Ein­ sätz des SKH ist aber noch .immer in vollem Gange/ «Die Soforthilfe war sehr wichtig, doch jetzt geht es dar-'' um, noch genauere Abklärungen über den Wiederaufbau zu machen. Wir 
Alfred Gstöhl, erster Liechtensteiner im SKH, Alicia Längte, diplomatische Mitarbeiterin Und Daniel Beyeler, Einsatzleiter des SKH in Tschechien, informierten gestern über den Einsatz in Tschechien. (Bild: Paul Trümmer) . werden mit Sicherheit die nächsten zwei Jahre in Tschcchien im Einsatz sein, um. beim Wiederaufbau zu Hel­ fen und diesen zu begleiten»,.so Dani-, . el Beyeler. Im betroffenen Land rech­ net man mit fünf Jahren Wiederauf- ? bauzeit. Aus Solidarität mit- der von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Bevölkerung in Österreich, Deutsch­ land, Tschechien und in der Slowakei •hat die liechtensteinische Regierung; den vier betroffenen. Ländern vor zwei Wochen finanzielle Unterstützung von insgesamt einer Million Franken zuge­ sichert. In ihrer heutigen Sitzung hat die Regierung beschlossen, das Geld für je ein einzelnes Wiederaufbaup'ra- j'ekt in jedem der vier betroffenen Län­ dern zu verwenden. Die Projekte wer­ den vollumfanglich von Liechtenstein 
finanziert und sollen direkten und nachhaltigen Nutzen für. die Zivilge- scllschaft haben. Besondere Berück­ sichtigung sollen Projekte von priva­ ten Organisationen oder Vereinigun­ gen in den betroffenen Ländern fin­ den, die sich im sozialen oder kultu­ rellen Bereich engagieren. Diese lei­ stenin der Regel sehr wertvolle Arbeit, können, aber beim Wiederaufbau im Gegensatz zu staatlichen Organisatio­ nen weniger auf Unterstützung durch- die öffentliche Hand zählen. Deshalb sol.l die liechtensteinische Hilfe kon­ kret dort ansetzen, wo die betroffenen Staaten selbst keine Unterstützung geben können. Für. solche einzelne Wiederaufbauprojekte. in Österreich, Deutschland und in der Tschechischen Republik ist jeweils ein Betrag im Rah­ men von CHF 250 000.- 
vorgesehen, 
während die weniger stark betroffene Slowakische Republik durch eine Pro­ jektfinanzierung in der Grössenbrd? nung von CHF 100 000,- unterstützt wird. Die Projektsuche ist: über die Behörden und die Hilfsorganisationen vor Ort bereits in Gang" gesetzt- wor­ den. Unterstützung von Gemeinden . Schliesslich sprach sich die Regie­ rung bei ihrer heutigen Sitzung für die Unterstützung vqn 
Projekten auf Ge­ meindeebene aus, sofern die liechten­ steinischen . Gemeinden beschliessen sollten, im Rahmen von bestehenden oder neu zu schaffenden Partnerschaf­ ten mit Gemeinden in den betroffenen Ländern Wiederaufb^uprojekte zu fi­ nanzieren. 
(eh/paß) Unterstützung für Hilfsprogramme Regierung spricht Beiträge für UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge VADUZ: Die Regierung hat in ihrer Sitzung vom 3. September 2002 be­ schlossen, dem . UNO-Hochkommis- sariat für- Flüchtlinge (UNHCR) in Genf für das Hilfsprogramm in Libe­ ria einen Beitrag von 50 000 Fran­ ken zur Verfügung zu stellen. Nachdem sich der bereits über 10 Jah- • re anhaltende Bürgerkrieg intensiviert und wieder über weite Teile des Lan- A.NZEIGE ' , 
des ausgedehnt hat, ist die Zahl der in­ tern Vertriebenen und die Anzahl der Flüchtlinge, die nach Sierra Leone, Ghana und die Elfenbeinküste flüch­ ten, stark gestiegen. Derzeit sind ne­ ben Tausenden von intern Vertriebe­ nen bereits über 200 000 liberianische Flüchtlinge in den Nachbarstaaten. verstreut. Viele der Vertriebenen ha-, ben Zuflucht in den vom UNHCR be­ triebenen Lagern für Flüchtlinge aus 
Sierra Leone gesucht. Die Regierung hat in ihrer Sitzung vom 3. September 2002 beschlossen, dem ' UNO-Hoch­ kommissariat für-Flüchtlinge (UNHCR) in Genf für das Hilfsprogramm in. Sier­ ra Leone einen Beitrag von 50 000 Franken zur Verfügung zu stellen. Das Hilfsprogramm des UNHCR unterstützt heimkehrende bzw. heimgekehrte Flüchtlinge in Sierra Leone. Im Ver­ laufe. dieses Jahres sind tausende Flüchtlinge aus den Nachbarstaaten heimgekehrt. UNHCR schätzt, dass seit Anfang des Jahres 2000 etwa 167 OOQ •Flüchtlinge zurückgekehrt sind, und dass noch 15 000 Flüchtlinge bis Ende dieses Jahres heimkehren werden. Das Hilfsprogramm des UNHCR zielt dar­ auf ab, den Flüchtlingen, bei deren Heimkehr zu helfen, sowie dazu beizu­ tragen, 
dass die Heimkehr dauerhaft wird. ' ' Nachdem die Flüchtlinge meist in die Gemeinden undDörfer heimkeh­ ren, die vom jahrelangen Bürgerkrieg zerstört sind, ist das Fehlen einer grundlegenden Infrastruktur ein zen­ trales Problem. Es soll ein Minimum an Gesundheits- und Schulwesen, einschliesslich der Gebäuderenovation aufgebaut werden. 
' Hilfsprogramm in Afghanistan ° . Die Regierung hat in ihrer Sitzung vom 3. September 2002 beschlossen, dem UNO-Hochkommisssariat für Flüchtlinge. (UNHCR) 
; in Genf für das Hilfsprogramm für afghanische Flüchtlinge 100 000 Franken zur Ver­ fügung zu stellen. Drei Monate nach dem Beginn des UNHCR-Hilfspro-gramms 
für rückkehrende Flüchtlinge sind bereits 800 000 afghanische Flüchtlinge aus den Nachbarländern freiwillig nach Afghanistan zurückge­ kehrt. Unter ihnen sind 730 000 Af­ ghanen, die als Flüchtlinge in Pakistan gelebt haben. "Dazu zählen auch 60 00Ö rückkehrende Afghanen aus dem Iran und rund 10 000 aus Tad­ schikistan und Turkmenistan. UNHCR finanziert verschiedene Hilfsprojekte in ganz Afghanistan, die in diesem Jahr voraussichtlich bis zu zwei Mil­ lionen zurückkehrenden Flüchtlingen und intern Vertriebenen zugute kom­ men und neben der Zurverfügungstel­ lung überlebensnotwendiger Güter unter anderem auch die Wiederein­ gliederung der Flüchtlinge bzw. intern Vertriebenen gewährleisten soll. Dazu kommt noch die Hilfe für rund 3 Mil­ lionen afghanische Flüchtlinge in den Nachbarstaaten. Leichtverletzte bei Auffahrunfall VADUZ: Am frühen Dienstagabend fuhr eine liechtensteinische Autolen- kerin auf der Landstrasse von Vaduz in Richtung Schaan. Bei der Abzwei­ gung «Lochgass» bog sie nach links ab und musste wegen Verkehrs anhalten. Ein 
nachfolgender'Lieferwagenlenker bemerkte dies zu spät und prallte ins Heck des stehenden Autos. Beim Pkw entstand beträchtlicher Sachschaden, die Autolenkerin wurde leicht vor­ letzt. 
(Ipfl) 
Frauen fördern Frauen : freuen fordern Frauen . ; Rösle Eberle- Kind, Balzers 1. Präsidentin der Frauen in der FBP Die FBP hat vor 20 Jähren die Not­ wendigkeit erkannt - erkennen •müssen - dass die Frauen nicht mehr länger aüs der aktiven Politik herausgehalten; werden dürfen. Es war auch klar, dass der Einstleg der Frauen in die politische Mitarbeit nur über die Parteien zielführend sein würde. Meirte Wahl in den Lan- desparteivorstand (ein 15-köpfiges Männergremium) als einzige Frau und ohne parteipolitische Erfahrung war damals ein Anfang. Meine erste Arbeit- bestand darin, Mitglieder für eine Kommission für Frauenfragen zu suchen,- die verschiedene Aufga­ ben im Sinne von «Frauen fördern Frauen und Frauen fordern Frauen» übernahm. Der Weg der Frauen in .die politi­ sche Mitverantwortung war steinig und von vielen Misstönen begleitet. Es war absehbar, dass die Einbin­ dung der Frauen in die Politik ein Umdenken sowohl der männlichen als. auch der weiblichen Bevölke­ rung erforderte. Es zeigte sich, dass nicht nur Männer Mühe bekunde­ ten, auch Frauen waren etwa der Meinung, Politik sei Männersache. Es war deshalb eine Aufgabe von uns FBP-Fraüen, die Notwendigkeit der Mitarbeit bewusst. zu machen' und Frauen zur aktiven politischen, Mitarbeit zu motivieren. Ich machte damals , die Erfahrung, dass viele Frauen grundsätzlich interessiert waren, sich ein Engagement aber nicht zutrauten oder mit der Partei­ arbeit an sich Mühe hatten. Die wichtigste Arbeit der FBP- Kpmmission für Frauentagen be­ stand darin, sich für die Einführung des Frauenstimmrechtes zu enga­ gieren. Der Landtag musste damals begleitende Gesetze schaffen, um dem Frauenstimmredht eine Chance zu geben. Ohne Frauen in der Politik geht nichts mehr. Rückblickend kann ich feststellen, dass die damals von Parteifrayen organisierten Ver­ anstaltungen dieses Bewusstsein stärkten. Denn Frauen sehen sich tagtäglich, mit Politik spürbar kon­ frontiert: Sicherheit der Schulwege, erhöhte Gefahr im Strassenverkehr, immer noch Ungleichbehandlung von Mann und Frau am Arbeits­ platz, schulische Probleme, finanzi­ elle Engpässe, gesundheitsgefähr­ dende Umwelt. Heute ist es selbstverständlich, dass Frauen im Landtag, in den Ge­ meinden, in Kommissionen und in den Ortsgruppen vertreten sind - leider noch viel, zu wenige! Ich wünsche mir für die Zukunft, dass .sich viele Frauen jeden Alters für die politischen Belange aktiv einset­ zen. Wenn Frauen nicht mitreden und mitbestimmen, laufen sie Ge­ fahr, dass andere in ihrem Namen politisieren und Ressourcen der Frauen gar nicht berücksichtigen.. Es soll auch künftig so sein, dass Frauen keine Männerpolitik mächen müssen. Frauen sind -heute Infor­ miert, stark und: engagiert genug, um auf ihre eigene Art zu politisie­ ren und ihre persönlichen Fähigkei­ ten,und Kompetenzen in die Politik­ einzubringen Frauon In der FBP , ;
	        

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