Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Samstag, 24. August 2002 
7 muss nicht mehr 100 Franken bezahlen» Felix Real bildet seit einem halben Jahrhundert Lehrlinge aus - Die Hans-Huber-Stiftung ehrte ihn dafür Felix Real hat 1934 seine Koch­ lehre gemacht. Seit 1948 bildet der heute 83-jährige Vaduzer Lehrlinge aus. Gestern Abend wurde er in Heerbrugg für 
die­ ses Engagement ausgezeichnet. Ein Gespräch. Cornelia Hofe r Sie wurden gestern Abend In Heer­ brugg mit einem Preis der Hans-Hu- ber-Stiftung ausgezeichnet. Was be­ deutet Ihnen 
diese Auszeichnung? Felix Real: Dieser Preis bedeutet mir sehr viel. Ich war der Erste in Liechten­ stein, der Lehrlinge ausbildete. Es ist eine gute Idee, auch einmal die Aus­ bildner auszuzeichnen, obwohl man mich mit meinen 83 Jahren nicht mehr hätte berücksichtigen müssen... Wo hat Felix Real die Lehre ge­ macht? Ich war im Hotel Churfirsten in Wa­ lenstadt. Das war 1934 und damals ging die Lehre nur zwei Jahre. Ein Jahr lang musste ich in die Metzger- und das zweite Jahr in die Bäckerfachschu- le. Dann hat man mich nach St. Gallen an die Prüfung geschickt und plötzlich hätte ich Gerichte mit Produkten ko­ chen sollen, die ich mein ganzes Leben lang noch nie gesehen hatte. Ich hab dann von St. Gallen meinem Vater te­ lefoniert und gesagt, es sei mir nicht gut gelaufen. Er hat dann gemeint, ich solle die Zeit in Walenstadt noch fertig machen und danach hätte er mir dann schon eine Stelle, damit ich die Prü­ fung nochmals machen könfite. (Er lacht). Seit wann bilden Sie Koch-Lehrlinge aus? Meinen ersten 
Lehrling hatte ich 1948. Mir ging es damals einfach da­ rum, jungen Menschen eine Chance zu geben. Das war nicht immer eine ein­ fache Aufgabe, denn für die meisten Lehrlinge geht es während der Lehre auch darum, den eigenen Weg zu 
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Real: *Dieser Preis bedeutet mir sehr viel. Es ist eine gute Idee, auch einmal die Ausbildner auszuzeichnen, obwohl man mich mit meinen 83 Jahren nicht mehr hätte berücksichtigen müssen ...» den. Bisher haben aber erst zwei Lehr­ linge die Lehre abgebrochen und alle meine Lehrlinge haben die Abschluss­ prüfung bestanden. Es ist klar, dass die jungen Leute anschliessend auch in andere Berufe der Gastronomie ge­ wechselt haben, sich weiterbildeten oder eine zweite Berufslehre in Angriff nahmen. Mit einigen bin ich immer noch in Kontakt und vielen habe ich auch geholfen, eine andere Stelle zu finden. Es freut mich immer, wenn mich ehemalige Lehrlinge besuchen kommen oder ich sie besuchen kann. Wie viele Lehrlinge haben Sie heu­ te? Seit einiger Zeit haben wir nur noch einen Lehrling. In der Küche sind 14 Personen angestellt und für uns ist es wichtig, dass wir Zeit haben für den Lehrling. Ich lege auch Wert darauf, dass die Lehrlinge zu Hause schlafen und die Nestwärme spüren können. 
Diese jungen Menschen sind keine bil­ ligen Arbeitskräfte und es ist heute zum Glück nicht mehr so, dass man als Lehrling 100 Franken, monatlich be­ zahlen muss, wie das noch bei mir der Fall gewesen ist. (Schüttelt den Kopf und lacht). WelchenRatschlag geben Sie Lehr­ lingen mit auf den Weg? Macht eine Kochlehre oder besucht die Hotelfachschule! Ich finde es nach wie. vor faszinierend, welch vielfältige Palette an Produkten einen zur Aus­ wahl stehen. Ich habe auch immer den Kontakt mit den Händlern und Liefe­ ranten geschätzt. Es ist klar, die erste Voraussetzung ist, dass ein junger Mensch gerne kocht und unregelmäs­ sige Arbeitszeiten in Kauf nimmt. Ganz wichtig sind auch Fremdspra­ chen, denn diese öffnen einen immer wieder neue Türen und zwar auf der ganzen Welt. 
Sie sind selber Immer wieder In an­ dere Länder gereist. Ja, und darauf bin ich auch ein bisschen stolz. Ich bin immer wieder alleine losgezogen und habe dabei mit Sicherheit am meisten für das Le­ ben gelernt. Nach der Lehre ging ich nach Lausanne, wo ich gleichzeitig auch Französisch lernte. Die nächste Station war Interlaken, bevor ich nochmals nach Lausanne zurückging, wo ich als Grillchef angestellt wurde. Immer wieder erhielt ich aber auch ei­ nen Anruf von meiner Mutter, denn zu Hause wartete auch Arbeit auf mich. Ich habe dann selber eine Köchin für den Familienbetrieb ge­ sucht und erklärt, dass ich unbedingt nochmals ein Jahr weg müsste. Im «Chez Maxime» in Paris lernte ich dann neben dem Kochen auch sehr viel über Wein, denn ich verbrachte jede freie Minute mit dem Kellermeis­ ter. Nach sieben Monaten kam dann 
wieder ein Anruf aus Vaduz... (Er schmunzelt). Haben Sie Ihrer Tochter Maria und Ihrem Sohn Martin auch immer wie­ der telefoniert? Ich freue mich sehr, dass Maria heu­ te den Betrieb führt. Schade ist einzig, dass sie nicht selber kocht, aber dafür haben wir einen guten Küchenchef. Martin ist nicht im Unfrieden gegan­ gen. Er hat einfach einen anderen Stil und wollte einen kleineren Betrieb. Es ist schön, dass er das gefunden hat, wonach er suchte. Was Ist das Geheimnis des Felix Re­ al, dass er auch mit 83 Jahren noch immer täglich Im Betrieb stehen kann? Ich arbeite sehr gerne, auch wenn es heute natürlich nicht mehr so viel ist wie früher. Ich laufe zwischenzeitlich auch langsamer, lebe und esse sehr be- wusst und trinke täglich ein Glas Bor- deau. Das ist nämlich die beste Schlaf­ pille. Essen und trinken ist immer eine Frage des Masses. Meine Lieblingsge­ richte sind Fisch und Lamm, aber ei­ gentlich esse ich alles. Ich habe auch sehr gerne Teigwaren, die wir selber machen. Oft esse ich zum Beispiel am Abend einfach einen Teller Teigwaren. Und dann bin ich ganz glücklich. Was wünschen Sie sl^h für die Zu­ kunft? Die Gesundheit ist mein grösster Wunsch. Und dann wünsche ich mir für die Gastronomie, dass die Jungköche ihre Arbeit seriös und gut machen, da­ mit das Gastgewerbe gut bestehen bleibt und künftig nicht nur Trendlokale mit convenient-food entstehen. Für unseren Betrieb wünsche ich mir, dass wir unse­ ren Stil weiterführen können. Selbstver­ ständlich ist dieser heute moderner und der Zeit angepasster, denn die Art des Kochens hat sich in den letzten 30 Jah­ ren massgebend verändert. Der Trend geht aber wieder vermehrt zur klassi­ schen Küche hin, einfach leichter und ohne die schweren Saucen, dafür mit feinen Frischkräutem. CIPRA versetzt Berge CIPRA Jahresfachtagung 2002 vom 12. - 14. September in Schaan Das Jahr der Berge und das 50-jähri- ge Bestehen der CIPRA sind Grund genug, die Berge und die Nichtregie­ rungsorganisationen 
(NGO), die in den Berggebieten eine Rolle spielen, einmal genauer zu beleuchten. Aus diesem Grund werden Mitte Septem­ ber 150 Mitglieder von rund 100 verschiedenen NGO nach Liechten­ stein reisen. Doris Meie r  ' Die Jahresfachtagung 2002 will einen Teil der Vielfalt der Nichtregierungsor­ ganisationen und ihre Rollen darstel­ len. Mitgliedern von Alpen-, Forst-, Tierschutz-, Umweltschutz oder Ver­ kehrsvereinen soll also die Möglichkeit geboten werden, gegenseitig Erfahrun­ gen auszutauschen und ein Netzwerk aufzubauen. «Es ist wichtig, dass die verschiedenen Organisationen erken­ nen, was für eine Rolle sie im Ganzen spielen, denn es besteht die Gefahr, dass man als Mitglied einer kleinen Organisation vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht», erklärte Mi­ chel Revaz, stellvertretender Ge­ schäftsführer der CIPRA-International an der gestrigen Medienkonferenz. Es gehe darum Doppelspurigkeiten zu er­ kennen und Synergien zu nutzen. ' Denn die NGO seien finanziell oftmals nicht auf Rosen gebettet und wenn die Organisationen verstärkt zusammen­ arbeiten würden, könnte vielleicht da oder dort etwas eingespart werden. 
Offener Austausch An der Tagung werden aussenste- hende Referenten zuerst einen breiten Überblick über die Arbeit der NGO ge­ ben. Weiter werden die Akteuere in den leitenden Positionen der Organisa­ tionen ihre Sicht aufzeigen. Der Blick geht aber auch über die Alpen hinaus. Referenten aus Nicht-Alpen-Ländern werden über die Arbeit der NGO in ihren Regionen berichten. Ausserdem ist an der dreitägigen Fachtagung ein Nachmittag geplant, an dem die Ver­ treterinnen und Vertreter verschiede­ ner Organisationen ihre Arbeit im klei­ nen Kreis vorstellen und mit den Besu­ chern in einen offenen Austausch tre­ ten können. Die Fachtagung findet jährlich an einem anderen Ort und zu einem anderen Thema statt. Zum letz­ ten Mal hat die Tagung vor sieben Jahren in Liechtenstein stattgefunden.' Laut Alexander Hauri, Geschäftsführer der CIPRA Liechtenstein, ist es für das Land eine besondere Ehre, dass Liech­ tenstein gerade am 50. Geburtstag der CIPRA Gastland der Tagung sein darf. «Schöne neue Alpen» Parallel zu der Fachtagung organi­ siert die CIPRA an der Ligha eine Aus­ stellung unter dem Titel «Schöne neue Alpen». 
Mit verschiedenen Illustratio­ nen und kurzen Texten gibt die Wan­ derausstellung in kurzer Zeit einen guten Einßlick in die komplexe Alpen­ problematik. Mehr als 80 Tafeln prä- sentiern in knapper Form Probleme und Lösungsansätze. 
Michael Revaz (links), stellvertretender Geschäftsführer der CIPRA-Intemational und Alexander Hauri, Geschäftsführer der CIPRA Liechtenstein laden zu der Jahresfachtagung «Die 
Rolle von Nichtregierungsorganisationen in Berggebieten» ein. (Bild: Paul Trümmer)
	        

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