Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

28 Samstag, 10. August 2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Hoffnung auf neuen Sicherheitsplan US-Aussenminister Powell nach Besuch einer hochrangigen Palästinenser-Delegation optimistisch WASHINGTON: Der Besuch ei­ ner hochrangigen Palästinen­ ser-Delegation in Washington hat Hoffhungen auf Bewegung im Nahost-Friedensprozess ge­ weckt. US-Aussenminister Co­ lin Powell zeigte sich über den Verlauf der Gespräche «erfreut». Powell deutete an einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Arafat-Berater Sajeb Erekat an, dass die US-Regie­ rung bald Einzelheiten eines neuen Si­ cherheitsplans vorlegen werde. Die Gespräche hätten in Fragen der Si­ cherheit, der wirtschaftlichen Ent­ wicklung und der humanitären Hilfe eine Annäherung gebracht. Powell sicherte den Ministern zu, dass Präsident Bush alles für eine Lö­ sung des Konflikts tun werde. Beide Seiten waren sich einig, dass der paläs­ tinensischen Bevölkerung umgehend geholfen werden müsse. Erekat warnte vor 
einer «humanitären Katastrophe». Treffen mit Tenet Kurzfristig wurde für Samstag ein Treffen zwischen den palästinensi­ schen Besuchern und dem Direktor des Geheimdienstes CLA, George Tenet, anberaumt. Tenet spielt bei den US- Bemühungen um .eine Stabilisierung der Sicherheitslage die führende Rolle. Der Besuch der Delegation aus drei Kabinettsministern, darunter Erekat, 
US-Aussenminister Colin Powell zeigte sich nach den Gesprächen erfreut. war der erste Kontakt auf liochrangi- Präsident George W. Bush nach einer ger Ebene seit der Forderung von US- Ablösung des palästinensischen Präsi­denten 
Jassir Arafat im Juni. Die Palästinenser sprachen am Don­ nerstag 80 Minuten lang mit Powell. Zuvor waren sie mit der nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice zusammengekommen. Erekat erklärte, die Palästinenser hätten gegenüber der amerikanischen Seite klar gemacht, dass sie im Auf­ trag von Arafat gekommen seien. «Wir sind keine Delegation von Freiberufli­ chen», erklärte Erekat. Arafat sei vom Volk gewählt, die Alternative sei «Cha­ os». Arafat sagte dem TV-Sender El Dschasira, die Gespräche würden zu positiven wirtschaftlichen, politischen und sicherheitspolitischen Ergebnis­ sen führen. Man sei beispielsweise übereingekommen, Experten aus den USA, Ägypten und Jordanien zur Aus­ bildung palästinensischer Polizeikräfte heranzuziehen. Reaktion auf Scharon-Rede In Ramallah reagierte die Autono­ miebehörde am Freitag empört auf Äusserungen von Israels Ministerprä­ sident Ariel Scharon. Dieser hatte die Behörde in einer Fernseh-Ansprache als «Bande von korrupten Mördern und Terroristen» bezeichnet. Scharon hatte der Palästinenser-Regierung in seiner Rede jeglichen Friedenswillen abgesprochen. «Der einzige Weg zum Frieden verlangt, dass diese mordgie­ rige Bande aus ihren politischen Posi­ tionen herausgerissen wird», sagte er. US-Regierung drängt irakische Opposition zur Einigkeit In London wächst Widerstand gegen möglichen US-Angriff WASHINGTON: Die US-Regie- rung will die irakische Opposi­ tion zur Einigkeit drängen. US- Vizepräsident Richard Cheney will am Samstag per Videotele­ fon mit den irakischen Opposi­ tionellen sprechen. Es ist der erste Kontakt mit einem Vi­ zepräsidenten seit einer Begegnung irakischer Oppositioneller mit dem Vi­ zepräsidenten AI 
Gore in der Clinton- Ära. Die Oppositionellen werteten die Einladung von den USA zu Beratun­ gen als Zeichen dafür, dass sie in Wa­ shington ernst genommen würden. Die Vertreter der sechs Oppositionsgrup­ pen beschrieben als Ziel ihres Wa- shington-Besuchs, die US-Regierung zu einem Militärschlag gegen Irak zu ermutigen. Sie wollten ausserdem die Führung der USA um Unterstützung 
beim Aufbau demokratischer Struktu­ ren nach dem Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein bitten, wie Scharif Ali Bin AI-Hussein, Spre­ cher des Irakischen Nationalkongres­ ses (INC), ankündigte. Die US-Streitkräfte hätten keinen Widerstand in Irak zu befürchten, sag­ te Scharif vor Journalisten in Wa­ shington. «Die gesamte Bevölkerung ist gegen Saddam Hussein, einschliesslich des Militärs, der Wachen und der Si­ cherheitskräfte. Es gibt keine einzige Person dort, die für Saddam kämpfen würde.» Die Oppositionsgruppen seien sich in ihrer Zielrichtung völlig einig, fuhr Scharif fort. Sie würden nach dem Sturz von Saddam Hussein die Grund­ versorgung der Bevölkerung sichern, für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung sorgen, die Grenzen si­chern 
und demokratische Institutio­ nen aufbauen. Widerstand in London Der INC ist eine Dachorganisation verschiedener oppositioneller iraki­ scher Vereinigungen mit Sitz in Lon­ don. In Grossbritannien wächst inzwi­ schen laut Medienberichten der Wi­ derstand gegen einen möglichen US- Angriff auf Irak. Britische Regierungsmitglieder hät­ ten Washington nachdrücklich vor ei­ nem Krieg gewarnt, berichtete die Ta­ geszeitung «The Independent» am Freitag. Ein Militäreinsatz zum Sturz von Saddam Hussein würde die Krisen in Afghanistan, Nahost und Kaschmir noch verschärfen, zitierte das Blatt ei­ nen Beamten. Premierminister Tony Blair sehe sich auch steigendem Druck aus seiner Labour-Partei und den Ge­werkschaften 
ausgesetzt, berichtete die «Times». Für den Fall eines mögli­ chen Angriffs auf Irak, über den seit Wochen spekuliert wird, gilt Blair als engster Verbündeter der USA. Seine Labour-Partei und der Ge- werkschaftsbund TUC würden bei ihren Versammlungen im September aber vermutlich gegen einen Kriegs­ einsatz stimmen, sagte ein Gewerk­ schaftsfunktionär der «Times». Eine Forderung seiner Partei nach einer Sondersitzung des Parlaments hatte Blair vor wenigen Tagen abgelehnt. Israel stationierte am Freitag im Norden von Tel Aviv eine Radarleitsta­ tion des mit US-Hilfe entwickelten Ra­ ketenabwehrsystems «Hetz» («Pfeil»). «Israel muss in jedem Moment auf einen irakischen Angriff vorbereitet sein», sagte Kulturminister Matan Vil- nai im Radio. Wieder Bombenexplosion an spanischer Mittelmeerküste Die baskische Untergrundorganisation ETA gab zuvor Warnung ab TORREVIEJA: Nach einer Bomben­ warnung im Namen der baskischen Untergrundorganisation ETA hat ei­ ne Explosion an der spanischen Mit­ telmeerküste einen Schnellimbiss weitgehend zerstört. Das Restaurant in Torrevieja wurde zuvor evakuiert. Verletzte gab es nicht, wie Bürgermeis­ ter Pedro Hernandez sagte. Erst am Sonntag waren "im nahe gelegenen Santa Pola bei einer Autobombenex­ plosion zwei Menschen getötet wor­ den. Die Bombe vom Freitag war den Behördenangaben zufolge in der Decke einer Toilette verborgen und explodierte rund eine halbe Stunde nach dem Warnanruf an die Zeitung «Gara» im Baskenland. Auch in Santa Pola wurde ein weiterer Anschlag an­ gekündigt. Dort fanden die Ermittler einen Sprengsatz in einer Diskothek. Seit Beginn des Kampfes der ETA für einen eigenen baskischen Staat in den 60er-Jahren sind mehr als 800 Men­ schen getötet worden. 
Zum zweiten Mal in dieser Woche gab es an der spanischen Mittelmeerküste eine Bombenexplosion. 
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•] WASHINGTON: Den US-Behörden j ist es in Zusammenarbeit mit euro-< päischen Stellen gelungen, einen! internationalen Kinderpornografie- Ring zu sprengen. Im Mittelpunkt stehen Eltern, die ihre eigenen KIn- 
j ; der missbrauchten. Sie boten Bilder 
j von den sexuellen Handlungen im.j Internet an, wie der US-Zoll als zu-1 ; ständige Behörde am Freitag mit- 
j teilte. Der Ring operierte hauptsäch- j lieh in den USA. ; Auch Schweizer j festgenommen Es seien aber auch Personen in- Deutschland, • Dänemark, England,; Belgien, den Niederlanden,; Italien, 
-; : Schweden und der Schweiz beteiligt i ; gewesen. . , 1 Laut den Zollbehörden in den ; ! USA konnten 20 Menschen festge-j nommen werden. 10 stammten aus ] den USA, die übrigen aus Deutsch- I ;land,.der Schweiz, den Niederlan­ den, Belgien, Dänemark und Gross- 
j ; britannien. ; 25 Tote bei Explosion in Afghanistan KABUL: Bei einer gewaltigen Explosi­ on auf einem Fabrikgelände in der af­ ghanischen Stadt Dschalalabad sind mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 80 Personen wurden verletzt, wie die Behörden am Freitag mitteilten. Im Umkreis von 500 Metern um die betroffene Baufirma wurden rund 50 Häuser beschädigt. Über die Ursache der Explosion herrschte Un­ klarheit. Während zwei örtliche Mi­ litärkommandeure von einem Auto- bombenanschlag sprachen, erklärte der stellvertretende Provinzgouver­ neur, er gehe von einem Unfall aus. Auf dem Firmengelände sei Spreng­ stoff für den Baubetrieb gelagert wor­ den, dieser könnte versehentlich ent­ zündet worden sein, erklärte Moham­ med Assef Kasi Sada. Demgegenüber erklärte Militärkommandeur Moham­ mad Sultan, eine Autobombe sei ex­ plodiert. Diese Ansicht hatte bereits zuvor ein anderer Kommandeur, Has­ rat Ali, geäussert. Das betroffene Ge­ bäude stand auch mehrere Stunden nach der Detonation noch in Flam­ men. «Es war eine ungeheure Explosi­ on», sagte Ali. Ohne nähere Erläute­ rung sagte er, drei Mitarbeiter der Auf­ bau- und Logistikeinheit (ACLU) seien zur Befragung abgeführt worden. Ärzte in Polen bereiten sich auf Papstbesuch vor WARSCHAU: Ärzte und Krankenhäu­ ser in Polen bereiten sich auf den Be­ such des gesundheitlich angegriffenen Papstes Johannes Paul II. in der kom­ menden Woche vor. Wenn das katholi­ sche Kirchenoberhaupt zum neunten Mal sein Heimatland bereist, werden ausgewählte Ärzte und Krankenhäuser in den vom 
Papst besuchten Gegenden in steter Alarmbereitschaft sein. Das erklärte der stellvertretende polnische Gesundheitsminister Aleksander Nau- man. Zwei Hubschrauber würden Jo­ hannes Paul für Notfälle zur Verfü­ gung stehen. Der gebrechliche 82- jährige Papst wird vom 16. bis 19. Au­ gust Südpolen besuchen. 220 Flüchtlinge in der Türkei festgenommen ISTANBUL: Die türkischen Sicher­ heitskräfte haben 224 Flüchtlinge fest­ genommen, die illegal nach Westeuro­ pa gelangen wollten. Wie die Nach­ richtenagentur Anatolia meldete, han­ delt es sich bei den Flüchtlingen um Iraker, Iraner, Afghanen und Palästi­ nenser. Eine Gruppe sei in Lastwagen versteckt in der Provinz Van festge­ nommen worden. In der Provinz Konya wurden nach der Durchsu­ chung von drei Bussen über 120 Flüchtlinge festgenommen. Sie woll­ ten mjt Booten über das Meer in die Europäische Union gelangen.
	        

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