Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

8 Montag, 29. Juli 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT Biologischer Garten Projekt Glögglifrosch Antibiotika: Mängel bei Kontrollen Hoffen auf Himbeeren NACHRICHTEN Antibiotika: Män­ gel bei Kontrolle Die im vergangenen Jahr angelaufenen amtlichen Kontrollen in Tierhaltungs- -bcu ie bei hab en  Man gel" der Aufzeichnung von Anti­ biotikaeinsätzen zu Tage gefördert. Dies 
gab das BVET bekannt. Kontrolliert wurden 1200 Betriebe, im laufenden Jahr sollen 5300 Betriebe unter die Lupe ge­ nommen werden. Am häu­ figsten beanstandet wurden Mängel bei der Tierver­ kehrskontrolle und der An­ tibiotikaaufzeichnungs­ pflicht, wie das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) am Donnerstag mitteilte.. Die Aufzeichnung von ver­ abreichten Antibiotika sei . vor allem in Betrieben, die keine Milch abliefern, un­ vollständig oder gar nicht vorhanden gewesen. Man­ gelhaft war laut BVET teil­ weise auch die Markierung von Klauentieren. Zudem seien die Tierverzeichnisse auf den Betrieben teilweise unvollständig gewesen oder hätten ganz gefehlt. Auch die Zugangs- und Abgangs­ meldungen von Rindern an die Tierverkehrdatenbank wurde bemängelt. Am we­ nigsten zu Beanstandungen Anlass gab die Tier- und Eutergesundheit. Dies wird auf den guten Standard bei der Milchproduktion . zurückgeführt. Die Kontrol­ len durch amtliche Tierärzte wurden im 
vergangenen Jahr vorerst nur von zwei Dritteln der Kantone durch­ geführt, wie 
das BVET.wei­ ter schreibt. Im laufenden Jahr haben nun auch die restlichen Kantone die Kon­ trollen aufgenommen. Ziel ist es, ab 2002 jährlich rund 5300 Betriebe zu kontrol­ lieren, was zehn Prozent der schweizerischen Rindvieh- . haltungen entspricht. Hoffen auf Himbeeren Die Himbeersaison 2002 wird von den Schweizer Produzenten mit Spannung erwartet. Dies insbesondere, weil es ihnen im vergange­ nen Jahr gelungen ist, mit 857 Tonnen eine Rekordern­ te an Himbeeren zu kosten­ deckenden Preisen zu verkau­ fen. Die Himbeerproduktion hat sich in den letzten Jah- . ren stark gewandelt. Früher wurden praktisch ausschliess­ lich 
Sommerhimbeeren an­ gepflanzt (Erntezeit Mitte Juni bis Ende Juli). Vor eini­ gen Jahren kamen die Herbsthimbeeren (Erntezeit Anfang August bis Ende September) auf den Markt, die unterdessen rund die Hälfte der Himbeerfläche ausmachen. Damit wurde die Saison der einheimi­ schen Himbeeren mehr als verdoppelt lind der Absatz konnte gesteigert werden. Im letzten Jahr sind erstmals Himbeeren aus einjährigen Kulturen verkauft worden. 
Wie sieht ein biologischer Garten aus? Bioterra Regionalgruppe St. Galler Oberland-Liechtenstein besichtigte Neugut in Weite Das Neugut von Bethli Müller in Weite war kürz­ lich das Ziel der Bioterra analgruppe St. Gallen Oberland-Liechtenstein. Dort konnte einmal 1:1 erlebt werden, wie der Garten einer Bio-Gärtne­ rin aussieht. Bethli Müller bearbeitet ihr Neugut schon seit Jahren auf bio­ logischer Basis und hat sehr gute Erfahrungen ge­ macht. Martin Trendk Einige Dinge fallen schon von weither auf. Bethli Müller lässt auf der Süd- und Westseite ih­ res Neuguts Beinwell-Pflanzen in grossen Mengen wachsen. Die rauhen Blätter sind als Mulch-, Kompost-, Jauche-, Heil-, und Salbengrundlage zu verwenden. Die Wurzeln des Beinwell (auch Wallwurz oder Compfrey genannt) lassen sich beispielsweise mit Alkohol an­ gesetzt gegen diverse Gebre­ chen verwenden. In die Jauche kommen auch Brennessel, Löwenzahn und andere Kräu­ ter. Auf der Ostseite wachsen die verschiedensten Küchen­ kräuter. Mischkulturen Einen hohen Stellenwert im Biogarten hat die Mischkultur. Es gibt kaum ein Beet, welches nicht unterschiedliche Pflanzen trägt. Alle unterstützen sich ge­ genseitig im Wachstum oder wehren die Schadinsekten des anderen ab. Jede Pflanze hat 
Die Bioterra-Regioiialgruppe St. Galler Oberland - Liechtenstein im Mischkultur-Neugut von Bethli Müller. ' (Bild: Martin Trendlej genügend Platz, und wo dies nicht eingehalten ist, wird er­ dünnt. «Man lernt nie aus» Im ersten Beet zieht Bethli 
Müller Salat gemeinsam mit Kohlrabi. Dann wechseln sich Zwiebeln und Randen, und im nächsten Quartier Zucchetti, Peperoni und Peperoncini ab. Zwiebeln und Karotten harmo­nieren 
im Wachstum hervorra­ gend miteinander. «Man lernt nie aus» und «Man lernt durch Ausprobieren», sind zwei Sätze, die oft fallen. Mit 
der Zeit muss der Biogärtner eine Beziehung 
zu seinen Pflanzen entwickeln und wissen, welche Gemüse und Kräuter auf seinem Boden m-besten-wachsen. «Hundertmal gesetzt - nie gewachsen» Will man etwas Neues an­ pflanzen, muss man sich zuerst informieren, welche Grundstof­ fe und Platzverhältnisse der Neuling am liebsten mag. Vor allem bei Kräutern und Blumen gilt der Grundsatz: «Dort wo sie von selbst wachsen, finden sie die optimalen Verhältnisse vor. Andererseits kann man hun­ dertmal die gleiche Pflanzenart am gleichen Platz setzen - und sie wird nie richtig wachsen, weil die Bedingungen wie etwa Licht, Schatten, Sonne und Bo­ denverhältnisse nicht stimmen. Einige Tipps und Tricks Und dann gibt es noch spezi­ elle Tipps, wie verschiedenes zu handhaben ist. Sobald beim Lauch die Lauchmotten einfal­ len, muss das Grünzeug abge­ schnitten werden. Bei Kefen und Rosen soll man ganze sie­ ben Jahre warten, bis die glei­ chen Pflanzen wieder am sel­ ben Ort angepflanzt werden. Auf der Sonnenseite des Salat­ beetes kann man junge Salat- pflänzchen nachziehen und dann versetzen, wenn im Beet durch die Ernte grössere Lücken entstanden sind. Für Erbsen stellt man am besten ein Drahtgeflecht mit Rahmen auf. Die Rahmen-Enden werden mit Pfählen befestigt. Und so gäbe es noch Hunderte Hinweise, wie die Pflanzen und Pflänz- chen besser gedeihen ... Förderprojekt Glögglifrosch Pro Natura will Geburtshelferkröte retten Die Geburtshelferkröte, im Volksmund «Glögglifrosch» genannt, soll gerettet werden: Pro 
Natura St.Gallen-Appen- zell hat ein Projekt zur Ret­ tung der Geburtshelferkröte lanciert. Mit dem Projekt sollen die ver­ bliebenen kleinen Vorkommen gefördert und das Angebot an geeigneten Lebensräumen er­ weitert werden. Für konkrete Massnahmen wird auch eine eigene finanzielle Unterstüt­ zung angeboten. Geburtshelferkröten lassen sich mit kleinem Aufwand und auf kleinem Raum fördern. Schon früher waren sie an Feu­ erweihern und um Häuser he­ rum zuhause. Heute sind sie be­ liebte Sommergäste in Gärten. Einzigartige Lebensweise . Die Geburtshelferkröte " be­ treibt eine besondere Fonpflan- . zung. Das Weibchen legt die Ei­ er nicht ins Wasser, sondern übergibt sie dem Männchen. Dieses trägt sie dann mit sich, bis sie schlüpfbereit sind. Erst dann bringt es die Eier zum Wasser. Die Kaulquappen überwin­tern 
im Wasser und werden bis zu 9 cm lang. Unverwechselbar ist auch der Ruf der Männchen: ein leiser, glockenähnlicher Ton - daher der Name Glöggli­ frosch. Die Geburtshelferkröte ist ei­ ne typische Art der Voralpen. Die Verbreitungsgrenze der Art bilden bei uns das Rheintal und die Bergketten von Alpstein, Churflrsten und Hörnli. Sie lebt 
natürlicherweise vor allem an Anrissstellen von Flüssen' und in Rutschgebieten. 
Weil man sie meistens in steinigem Gelände findet, heisst sie auch Steichröttli., Stark gefährdet Die meisten Vorkommen sind heute klein und umfassen we­ niger als 10 Rufer. Der grösste bekannte Rufchor umfasst 
ge­ Pro Natura St.Gallen-Appenzell hat ein Projekt zur Rettung der Geburtshelferkröte lanciert. 
genwärtig etwa 20 Tiere. Noch in den 80er-Jahren existierten Rufgemeinschaften mit über 60 Tieren. Manche Vorkommen zählen nur mehr ein bis zwei Rufer und sind so nicht mehr überlebensfähig. In den vergangenen 15 Jah­ ren sind über ein Drittel der be­ kannten Vorkommen ver­ schwunden. Ursache ist die Umgestaltung von Kleingewäs­ sern und Landlebensräumen. Manche Feuerweiher wurden mit Fischen besetzt, zugedeckt oder nicht mehr gereinigt. Ge­ legentlich hat allein schon das Entfernen einer unterhöhlten Steinplatte oder Trockenmauer den Tieren die Lebensgrundlage entzogen. Überlebenschance Hier setzt das Projekt von Pro Natura an: An möglichst vielen Orten, wo Geburtshelferkröten vorkommen oder vorgekom­ men sind, sollen die Besitzer motiviert werden, der einzigar­ tigen 
Tierart eine Überlebens­ chance zu geben. Meistens gehe es um kleine Massnahmen, wie die Reini­ gung eines Weihers oder die Schaffung geeigneter Hohlräu­me, 
heisst es. Pro Natura bietet gratis eine Beratung vor Ort an. Für nachhaltige Massnahmen ist auch eine finanzielle Unter­ stützung möglich. Finanziert wird das Projekt durch die Kantone St. Gallen und .beider Appenzell sowie durch die Stiftungen Dr. Ber­ told Suhner-Stiftung St. Gal­ len, Dr. Bertold Suhner-Stif­ tung Herisau und Pro Appen­ zell. Pro Natura ruft Natur­ freunde auf, ihr alle Beobach­ tungen von Geburtshelferkrö­ ten, auch aus früheren Jahren, zu melden. Wer etwas zu Guns­ ten der Erhaltung der Geburts­ helferkröten unternehmen möchte, soll sich ebenfalls bei Pro Natura melden. Ein Merkblatt ist bei Pro Na­ tura St. Gallen erhältlich. Der Ruf der Kröte kann unter Tele­ fonnummer 031 350 73 27 ab­ gehört werden. Weitere Infor­ mationen auf der Website von Pro Natura St. Gallen-Appen­ zell:  www.pronatura.ch/sg . Kontaktadresse: Jonas Baran- dun, Naturmuseum StGallen, Museumstrasse 32, 9000 St. Gallen, Telefon: 071 242 06 70; E-mail: j.barandun@naturmu- seumsg.ch
	        

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