Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
SOMMER SERIE Samstag, 27. Juli 2002' 
3 Das Sennen-Ave auf Pradamee Es ist die Alpenkrankheit, die den Sommer in den Bergen un- vergesslich macht. «Es ist etwas ganz Spezielles», sagt der Senn Walter Boos von der Alp Prada­ mee. «Man kann es gar nicht beschreiben.» Janine Köpfl i Das Leben auf der Alp habe ich bis vor kurzem nur aus Büchern oder aus dem Fernsehen gekannt. In Wahrheit ist es noch viel schöner. Ich überlege mir schon, ob ich den nächsten Sommer zwischen Kühen, Käse und Joghurt in den Bergen verbringen soll. Vielleicht lerne ich dann das «Sennen-Ave». VOIKSBLATT Sommertour 5. Tag: Malbun - Alp Pradamee - Panoramaweg Der Himmel leuchtet orange, gelb und goldig. Die Tannen sind nur noch •Schatten. Wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet, holt Walter Boos einen mit Edelweiss verzierten Holz­ trichter aus dem Esszimmer der Hütte auf Pradamee. Er spaziert zum Kreuz, das an der Wegbiegung auf einem kleinen Gräshügel steht. Er blickt hi­ nab auf die Ferienhütten in Malbun, setzt den Trichter an seinen Mund und beginnt zu singen: «Ohol Oho! Ave Maria!» 
Sommerserie: Wandern in den Liechtensteiner Bergen - Heute 
Alp Pradamee und Panoramaweg Das sechsköpßge Team auf der Alp Pradamee und zwei Feriengäste sitzen um den Mittagstisch: Claudia Martin, Daniela Boos, die zwei Gäste und Max Nipp (von links). Das Sennen-Ave oder das Sennen- Abendgebet hat zehn Strophen. Ältere Leute können sich noch gut an den Klang erinnern, der heute leider mehr und mehr verstummt. Einer der be­ kanntesten Alpensänger in Liechten­ stein war Paul Sele. Er hat 23 Jahre auf der Alp verbracht und jeden Abend das Sennen-Ave gesungen. Von ihm hat Walter Boos die Kunst gelernt. 'f ." Die Wanderung von Malbun zur Alp Pradamee dauert nur fünfzehn Minuten. Sie lohnt sieh. paslSennen-Abendgebet Oho! Oho! Ave Maria! Gott Vater und Schöpfer von Himmel und Erd, beschirm unsren Ring, behüt unsre Herdl Unsre liebe Frau mit ihrem lieben Kind, bereite den Schützmantel über Alp und Gesind!. St. Petrus, du Wächter an der Hira- melspfort, schütz uns vor Raubtieren. Sei unser Hort. Bann den Bären die Tatzen, dem Wolf den Fang. Verschliess dem Luchs den Zahn, dem Stein den Gang. Sperr der Leue die i Bahn, dem Wurm, den Schweif. • Zertritt dem Raben den Schnabel, die Krallen "dem Greif! | St. Theödul, heiliger Schutzpatron, bitt für uns bei Gott am Him­ melsthron! 
St. Sebastian, hör unser Bitten und Flehn, lass kein Unglück zu Holz noch zu Fels geschehn! I - St. Zyprian Fürbitter in aller Not, bewahr uns vor Unfall und jähem Tod! . - H|Mi St. Wehdelin, du heiliger mit Hirten- i stab, richte, wende und weise du uns- • re Hab! Lieber St. Veit, wecke uns auf zur rechten Zeit ! Behüt uns Gott in unserem Tal, allhier und überall! Das geschehe im Namen der heiligs­ ten Dreifaltigkeit, in Gottes grösster Dreieinigkeit. Oho! Bhüät'es Gott. 
i Oho! Erhalt'es Gott. Oho! Und;Wal- I t'es Gott. Ave, Ave, Ave Maria! ! 
«Leider konnte er es mir nicht mehr persönlich beibringen. Ich habe das Abendgebet auf einer CD und habe es so nachgesungen», sagt Walter Boos. Wer um 21 Uhr in Malbun genau hin­ hört, kann ihn oder seinen Kollegen Raffael Uhr singen hören. Kurze Wanderung Die Wanderung von Malbun zur Alp Pradamee dauert nicht lange. Knapp fünfzehn Minuten um genau zu sein. Der kleine Ausflug lohnt sich trotzdem. Regen prasselt auf meine Jacke und meine Nasenspitze. Die Luft ist frisch. Irgendwo in der Wiese pfeift ein Mur­ meltier. Der Weg ist ein bisschen schlammig. Dennoch: Es macht Spass im Regen zu wandern. Heute begleiten mich meine Schwester Mich&le, Marlen und Erwin Frick. Wir sehen einen gel­ ben Enzian und einige violette Flocken­ blumen. Die Farben strahlen auch bei schlechtem Wetter und die Wassertrop­ fen auf den Blättern glitzern. AJpengebäck und Alpenkäse Wir stehen vor dem Eingang der Alp Pradamee und bewundern den ge­schnitzten 
Türrahmen. Es ist bald Mit­ tag und im Innern der vor zehn Jahren renovierten Hütte riecht es nach Käse. Eine angenehme Wärme kommt uns entgegen. Der Tisch in der Essstube ist gedeckt. Claudia Martin öffnet den Ofen und wirft einen Blick auf den Kä­ sekuchen. Sie versorgt das sechsköpfi­ ge Alpenteam den ganzen Sommer über mit Leckereien. Dazu gehören Kekse, die mit lustigen Kuhköpfen ver­ ziert sind, Kuchen und süsse Brötchen. Besonders die Touristen, die vor allem bei schönem Wetter auf die Alp strö­ men, sind ganz wild auf das Gebäck. Neben Süssigkeiten gibt es Malbuner Alpkäse, Malbunerli, Sauerkäse, Jog­ hurt und Butter zu kaufen. Zwei Frauen und vier Männer ach­ ten darauf, dass auf der Alp Pradamee alles rund läuft. Es gilt 103 Kühe, 69 Rinder, 42 Schweine und einen Hund zu versorgen. In der Sennerei stehen keinen Tag die Maschinen still. Der Tag auf der Alp beginnt um 4.30 Uhr und endet am Abend um 19 Uhr. Mar­ tin Jöhl, der sich um die Kühe küm­ mert, nimmts gelassen:.«Es ist nicht so streng.» 
Kobler, Martin Jöhl, Raffael Uhr, Walter (Bilder: Jak) Pummelige Nager Wir trinken etwas und brechen wie­ der auf. Auf dem Panoramaweg, der um ganz Malbun führt, entdecken wir ein Murmeltier nach dem anderen. Die pummeligen Nagetiere stehen auf ihren Hinterbeinen, pfeifen und ver­ schwinden schliesslich in ihren Erd­ höhlen. Die Wolkendecke öffnet sich langsam. Es soll schöner werden, hiess es in den Nachrichten. Ich freue mich auf meine letzte Wanderung von Gaflei über die drei Schwestern. Der Senn Walter Boos schmiert den Malbuner Alpkäse. DortAT 
Thoma Jeden Abend um 21 Uhr klingt das Sennen-Ave von der Alp Pradamee bis ins Malbuner Tal hinab. Walter Boos oder Raffael Uhr singen durch einen Trichter. 
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