Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
SPORT Mittwoch, 19. Juni 2002 
1 3 WM: Meilenstein für US-Fussball Zülle gewinnt Prolog der Tour de Suisse Liechtensteins Billard ist erstklassig Nico Marthy vom LC Vaduz holt Gold Italien nach Golden Goal out Südkorea ist weiterhin im siebenten Fussball-Him­ mel. Der WM-Mitausrich­ ter bezwang im Achtelfina­ le den dreifachen Weltmeis­ ter Italien 2:1 dank Golden Goal durch Jung-Hwan Ahn in der 117. Minute. weitere 
Bilder unter —VOLKSBLATT... Die koreanischen Fans bereite­ ten den Südeuropäern mit der Riesen-Chorcografie «Again 1966» einen ganz speziellen Empfang. Vor 36 Jahren hatten die Italiener nämlich bei der Endrunde in England mit dem 0:1 gegen Nordkorea ihre grösste Schmach der WM-Ge- schichte erlebt, gestern sollte die Fortsetzung dieser Ge­ schichte folgen. Dabei hatten die Europäer, in der Vorrunde mit Mühe und Not Gmppenzweiter, lange Zeit ihre stärkste Turnierleistung geboten, obwohl die beiden wichtigen Verteidiger Nesta (verletzt) und Cannavaro (ge­ sperrt) fehlten. 0:1 aus italienischer Sicht wäre es beinahe bereits nach fünf Minuten gestanden. Denn während eines südkoreani- schen Eckballs brachte Christi­ an Panucci mit starkem Trikot­ halten Ki-Hyeon Seol zu Fall und Referee Moreno aus Ecua­ dor zeigte dem neuen, ver­ schärften Regelwerk konform auf den Elferpunkt. 
Im Viertelfinale wartet Spanien auf Italienbezwinger Südkorea Der 26-jährige Ahn vom ita­ lienischen Klub AC Perugia trat an, scheiterte jedoch an Gian- luigi BufTon, der den ßall aus der Ecke fisdjte. Vieri bringt Italien in Führung Die Strafe fiir diese Nachläs­ sigkeit teilten die Italiener 13 Minuten später aus, als Vieri nach einem Corner von Fran­ cesco Totti aus kurzer Distanz wuchtig per Kopf einnetzte (18.). Auch in der Folge hatten die Italiener die besseren Chan­ cen, 
Damiano Tommasi schei­ terte nach Lochpass von Totti (38.) genauso wie Alessandro ,del Piero (56.), der erstmals von Beginn an spielen durfte, sowie Vieri (74.,76.). Südkoreas Teamchef und Na­ tionalheld Guus Hiddink liess in der Schlussphase noch ein­ mal alles nach vorne werfen, trotz der Verlagerung der Spiel­ geschehens in die italienische Hälfte schauten jedoch zunächst keine nennenswerten Chancen heraus. Später Ausgleich Bis zur 88. Minute, als Panucci, der bereits den Elfer verschuldet hatte, im Strafraum patzte und Ki-Hyeon Seol Buf- fon bezwang. Völlig von der Rolle durch den späten Aus­ gleich wandelten die Italiener am Rande des zweiten Gegen­ treffers, doch nach zwei Chan­ cen durch Du-Ri Cha (91.) und Seol (92.) war die dritte Verlän­ gerung im Laufe dieses Tur-MMM 
WM-SPLITTER Die zwei Gesichter des FussbaUs: Mit dem «Golden Goal»-Schützen Jung-Hwan Ahn feiert ganz Süd­ korea - mit Christian Vieri trauert ganz Italien. niers Realität. Auch in der heissen Ent­ scheidungsphase mobilisierten die Koreaner, angetrieben vom sensationellen Publikum, ihre letzten Kräfte und hätten bei einem Freistoss Young-Pyo Lee (102.) beinahe das Golden Goal erzielt. Als dann auch noch Totti die gelb-rote • Karte wegen einer angeblichen Schwalbe sah (103.), war auch Italiens 
Teamchef Giovanni Trapattoni völlig in Rage und befürchtete das Schlimmste. • Einmal mehr eine falsche Ab­ seitsentscheidung verhinderte in der 110. Minute das «goldene Tor» durch Tommasi, im Gegen­ zug verpasste Hwang völlig freistehend (111.). Zwei Minuten später hatte Gattuso dann in ei­ ner 
flotten, ohne jegliche Zurückhaltung geführten Ver­ längerung das 2:1 auf dem Fuss. 
Die Entscheidung In der 117. Minute flippten dann die Fans in ganz Süd­ korea komplett aus, denn aus­ gerechnet Ahn, der zuvor den Elfer verschossen hatte, köpfte zum alles entscheidenden Tor ein. Südkorea wiederholte da­ mit den Erfolg des Nachbarn und steht als zweites asiati­ sches Team nach Nordkorea 1966 in England im Viertelfi­ nale einer Weltmeisterschaft. 
1900. Tor der WM-Geschichte Italiens Christian Vieri sorg­ te fiir ein neues Jubiläum­ stor: Der 28-jährige Stürmer von Inter Mailand erzielte mit dem 
1:0 gegen Südkorea den 1900. Treffer in der 72- jährigen 
Geschichte der WM. Irland in Zukunft ohne Roy Keane Der irische Verband zog nach den Querelen um Roy Keane die Konsequenzen: Irland wird in Zukunft auf die Dienste des unmittelbar vor Beginn der WM nach Hause geschickten ManU- Stars verzichten. «Dieses Team wird ohne ihn weiter­ machen, der Fall Keane ist . abgeschlossen», bestätigte Brendan Menton, General­ sekretär des irischen Ver­ bandes. Herzinfarkt Weil er als Patient die Partie Senegal gegen Schweden nicht im Femsehen mitver­ folgen durfte, starb in einem Teheraner Spital ein 50- jähriger Iraner an den Fol­ gen eines Herzinfarkts. Die Leitung des Spitals demen­ tierte jegli- • chen Zusam­ menhang des Todes des Mannes mit dem ver­ hängten Fernsehver­ bot. Türken lassen Japans WM-Traum platzen Davala schoss Liechtensteins EM-Qualifikationsgegner Türkei ins Viertelfinale 
Schiedsrichter als Sundenbock " ~i „* « ,f<7 st, * t - Japans Erfolgslauf bei der Heim-WM würde im Achtelfi­ nale gestoppt. Die Gastgeber mussten sich der Türkei durch ein Tor von Davala 0:1 ge­ schlagen geben. Im Viertelfi­ nal am Samstag wartet der Senegal auf die Türken. Mit dem 1:0 (1:0) gegen die Gastgeber im Achtelfinale in Miyagi feierten die Türken bei der zweiten Endrunden-Teil­ nahme nach 1954 den grössten Erfolg in ihrer Fussball-Ge­ schichte. Frühe Entscheidung Vor 45 666 Zuschauern ge­ lang Ümit Davala bereits in der 12. Minute der entscheidende Treffer. Die Mannschaft von Trainer Senol Günes trifft in der Runde der letzten acht am Samstag (13.30 Uhr) in Osaka auf den Senegal. Die Japaner standen wie die Türken erstmals in einem WM- Achtelfinale. Nachdem sie überraschend die Vorrunde als Erste der Gruppe H abgeschlos­ sen hatten, fehlten ihnen gegen die keineswegs überzeugenden Türken die fussballerischen Mittel, um weiter im Turnier zu bleiben. Beide Mannschaften bemüh­ ten sich von Beginn an, schnell 
Die Türkei zieht nach dem 1:0 gegen Japan erstmals m die WM- Viertelfinals ein. Ein Kopftor von Ümit Davala in der 12. Minute entschied im strömenden Regen den WM-Achtelfmal in Miyagi zu­ gunsten des abgezockteren Teams. 
und aggressiv zu spielen. Doch der Dauerregen und der rut­ schige Boden bereitete vor al­ lem den Japanern und ihrem Kurzpassspiel erhebliche Prob­ leme.. Die Türken bekamen als erste ihre Nerven in den Griff und gingen verdient durch den KopfballtrefTer von AC-Milan- Legionär Ümit Davala (12.) nach einem Eckball von Ergün in Führung. Die Japaner er­ spielten sich zwar in der Folge­ zeit ein Übergewicht, aber dem Team des französischen Trai­ ners Philippe Troussier fehlte die Kreativität, um die türki­ sche Deckung mit überraschen­ den Pässen in Verlegenheit zu bringen. Pech bei Lattenschuss Nur einmal mussten die kör­ perlich robusteren Türken tief durchatmen, als der gebürtige Brasilianer Alex (42.) bei einem Freistoss aus 18m den Ball ans Lattenkreuz schoss. Nach der Pause erhöhten die . Japaner den Druck, aber nur wenige Tormöglichkeiten sprangen heraus. Koji Nakatas Schuss (52.) und der Kopfball des eingewechselten Akinorl Nishizawa (60.) waren noch die besten Chancen. Mehr zur WM auf Seite 14. 
Die «Squadra-Azzurra», die mit dem 1:2 gegen Südkorea 36 Jahre nach der Schmach gegen Nordkorea einen wei­ teren WM-Albtraum erlebte, erwies sich als schlechter Verlierer. «Wenn Japan heute drin ge­ blieben wäre, wäre hier viel­ leicht etwas anders gelaufen»* sagte Trainer Giovanni Tra­ pattoni, der die harte Anschul­ digung mit seiner «Verbitte­ rung» begründete. «Der Sieger hätte Italien heissen müssen. Wir sind enorm benachteiligt worden», führte der 63-Jähri- ge weiter aus. «Gentleman» verliert Contenance Der «Gentleman» hatte schon während der Verlänge­ rung die Contenance verloren. Als Francesco Totti wegen ei­ ner angeblichen Schwalbe jm . Strafraum Gelb-Rot sah (103.), kam der «Maestro« völlig aus dem Takt und hätte mit der Faust beinahe die Glasscheibe hinter der Trainerbank zer­ trümmert. «Ich verstehe nicht, warum Totti vom Platz muss- te. Es war ein klarer Elfmeter», • übte Trapattoni heftige Kritik an Schiedsrichter ' Byron Moreno aus Ecuador. Ersatztorwart Francesco Toldo verstieg sich, sogar zu 
> , i ' * - J - ^ . ') Angeschlagen: Ob Trapattoni die Italiener weiter betreuen wird, ist noch offen. der Behauptung; «Es ist eine Schande. Die Schiedsrichter haben drei Spiele lang Krieg gegen uns geführt.» Und Totti wetterte: «Wir ha-; ben Elf gegen Zwölf gespielt.». Kapitän Paolo Maldini,' der Lothar Matthäus' WM-Rekord von 25 Spielen nicht mehr ; brechen kann, sprach von ei­ nem «echten Skandal». . Ob Trapattoni die «Azzoni» weiter betreuen wird, blieb zunächst offen. «Wir sind früher als erwartet und früher als wir mussten ausgeschieden.. Wir müssen leider nach Hause; fahren. Dort werden wir die Si­ tuation mit kühlem Kopf anafy- sieren», kündigte Italiens Ver-; bändschef Franco Carraro an. ;
	        

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