Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Montag, 21. Januar 2002 -1 1 «Jetzt kommen die Narren» Eröffnung der Ausstellung «50 Jahre Schaaner Fasnacht» in der Galerie DoMus Dass die närrischen Zeiten längst angebrochen sind, ist unüberhör- und unübersehbar. Die Gemeinde Schaan gibt die­ ses Jahr ein besonderes Glanz­ licht dazu: das Jubiläum «50 Jahre Schaaner Fasnacht». Gerolf Hause r Am Samstag eröffneten die «Plunder- hüüsler» vor dem Schaaner Rathaus die Ausstellung «Närrische Zeiten», in der ein eindrücklicher Überblick des 50-jährigen Fasnachtsgeschehens mit Kostümen, Musikinstrumenten, Bil­ dern und historischen Filmaufnahmen von Umzügen ab 1957 (von Karl Stei­ ger) in der Galerie DoMus geboten wird. Der Film ist nicht nur käuflich zu erwerben, er wird ab Dienstag täglich um 19 Uhr auch im Gemeindekanal gezeigt. Die Ausstellung ist bis zum 10. Februar 
zu sehen (Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr, Freitag 14 bis 20 Uhr). Sechs Hosenknöpfe Die Ausstellung «Närrische Zeiten» wurde in Zusammenarbeit mit der Narrenzunft, den Plunderhüüslem und den Schaaner Hexen ermöglicht. Sie zeigt u.a. Bilder von einem Schnitz­ kurs mit Klaus Brandl unter dem Titel «Vom Holzklotz zur Hexenlarve», Um­ züge wie z.B. Inkas, Wikinger, Nobles­ se oblige, Hippies, Ku Klux Klan, Un­ terwelt oder Las Vegas sind dokumen­ tiert mit Fotos, Masken, Musikinstru­ menten und Figuren in den Original­ kostümen. Zum Jubiläum ist eine Fest­ schrift erschienen, die, reich bebildert, das fasnächtliche Geschehen in Schaan seit 1952 aufweist. «Zur Ver­ besserung der damals sehr misslichen finanziellen Lage des Clubs», heisst es in der Festschrift, «suchten die Mitglie­ der 
des FC Schaan im Januar 1952 nach neuen Wegen, um dringende An­ schaffungen zu ermöglichen.» Gebo­ ren wurde die Idee eines Fasnachtsum­50 
Jahre Schaaner Fasnacht. Zur Eröffnung der Fasnachtausstellung im DoMus in Schaan spielten die Plunderhüilsler fetzige Melodien vor dem Rathaus. (Bild: Paul Trümmer) zuges und eines Plausch-Fussballspiels auf dem Flugplatz in Schaan. Das war gleichzeitig die Geburtsstunde der Schaaner Fasnacht. In seiner Ausstel­ lungs-Eröffnungsansprache erinnerte sich Hansjakob Falk an .dieses Spiel, bei dem die «11 Kenia Niggers» gegen die «11 Hollywood Stars» spielten, und an dem er als junger Mensch teilnahm, und, wenn er sich recht erinnere, sich «wohl für die Schwarzen engagierte». Der Reinerlös aus diesem Match betrug übrigens 412 Franken, einige Schillin­ge 
und sechs Hosenknöpfe. Mit riesengrosser Freude Gemeindevorsteher Hansjakob Falk erinnerte in seiner Ansprache daran, dass eine Fasnacht nicht möglich wä­ re, «ohne jene Idealisten, die das ganze Geschehen mit ihren Ideen, mit ihrer Begeisterung und mit ihrem Organisa­ tionstalent tragen... Für all das... ge­ bührt allen, die sich einsetzen, der herzlichste Dank der Gemeinde, des Gemeinderates und der Bevölkerung.» 
In gewohnt humorvoller Weise sagte er u.a.: «Mit riesengrosser Freude und mit der besonderen Herzlichkeit, die nur wir Politiker aufbringen können, möchte ich alle in unserem Rathaus begrüssen zur Ausstellung «Närrische Zeiten - 50 Jahre Schaaner Fasnacht». Diese Zeitangabe ist nicht ganz kor­ rekt. Die Ausstellung beweist, dass schon 1922 zum ersten Mal eine Fas­ nachtszeitung verteilt worden war, der sogenannte «Schaaner Eselsstuhl» ... Närrische Zeiten sind auch bei uns im 
Rathaus angebrochen... Gemeinde- rats- und Narrenzunft leben in einer sehr gut funktionierenden Wohnge­ meinschaft im Rathaus zusammen. Al­ lerdings hat der Gemeinderat die bes­ sere Ausgangslage: Nqrrenzunft fällt nur in der Fasnacht auf. Bei uns heisst es das ganze Jahr, wenn wir nach einer Sitzung in eine Beiz gehen: Jetzt kom­ men die Narren.» Zum Jubiläum sind die 50 Jahre Schaaner Fasnacht auch im Internet einzusehen unter < www.fasnacht.li >. Grundelemente sind aufrechte Balken Neue Werke von Markus Prachensky in der Galerie am Lindenplatz Vaduz «Es gibt keine Kluft zwischen Leben und Bild. Das Auffinden von in der Natur Verborgenem, oder mehr noch das Schaffen von der Natur Ebenbür­ tigem ist nur dem möglich, der das leben in seiner Ganzheit erschaut und erfährt und der keinen Abstand lässt zwischen sich und der Malerei». Gerolf Hause r Diese Sätze stammen von dem öster-. reichischen Maler Markus Prachensky, er zählt heute zu den bedeutendsten Vertretern der abstrakten Malerei in Österreich. Zu seinem 70. Geburtstag zeigt die Galerie am Lindenplatz in Va­ duz seit vergangenen Freitag neue Werke (bis 2. März), die bisher teilwei­ se noch nicht veröffentlicht sind. Aufrechte Balken Der 1932 in Innsbruck geborene' Markus Prachensky war in Österreich in den späten 50er-Jahren jener Künst­ ler, der durch eine informelle Aktjon am meisten Aufsehen erregte. 1959 kam es im Theater am Fleischmarkt in Wien zu einer ersten Vorführung der «Peinture liquide», bei der mehrere hundert Liter roter Farbe über eine aufrechte Wand gegossen wurden. In . den Jahren vorher lernte Prachensky, er studierte ab 1953 an der Akademie der bildenden Künste in Wien, führen-' de Künstler neuer Richtungen kennen und war 1956 Mitbegründer der Grup­ pe um die Galerie St.Stephan (mit Jo­ sef Mikl, Wolfgang Hollegha und Ar­ nulf Rainer), angeregt durch den enga­gierten 
Mentor und Förderer der künstlerischen Avantgarde in Wien, Monsignore Otto Mauer. Prachensky hat sich aber immer in einem Punkt von seinen Künstlerkollegen unter­schieden: 
Vor seinem Studium der Ma­ lerei hat er ein Studium der Architek­ tur absolviert, das er 1956 mit Erfolg beendete. Seine Bilder waren immer ein wenig von diesem architektoni­schen 
Denken beeinflusst, besassen al­ so nie die spontane expressive Gestik, die die Arbeiten von Mikl, Hollegha oder Rainer auszeichnen. Die Grund- elemente vieler seiner Bilder sind 
auf­ Markus Prachensky, einer der bedeutendsten Vertretern der abstrakten Malerei in Österreich, zeigt neue Werke in der Ga­ lerie am Lindenplatz in Vaduz. 
rechte Balken und quer darüber geleg­ te Schichtungen in den Farben Rot, Violett, Braun, Grün, Gelb. Diese Bal­ ken treten parallel oder schräg gegen­ einander geneigt auf. Starke Farbwirkung Prachensky reiste Sein Leben lang sehr viel und malte zyklische Bildfol­ gen, die er nach Orten der Entstehung öder der Erinnerung benennt. Nach ei­ ner von Mondrian beeiriflussten geo­ metrischen Frühphase, entwickelte Prachensky ab 1956 seine abstrakt-ex- pressive Bildsprache. Von dynamisch gesetzten, den Pinselduktüs deutlich belassenden - Farbbalken ausgehend, fand er zu immer freieren, kalligra­ phisch bestimmten Formationen. Ent­ sprechend der formalen Expression setzte er jahrelang nur ein. vehemen­ tes, zur Auseinandersetzung zwingen­ des Rot. Zunächst beeinflusst vom Konstruktivismus schuf er später spontan umgesetzte Kompositionen von starker Farbwirkung, die oft mit Reiseeindrücken verknüpft sind, bis Mitte der 70er-Jahre ausschliesslich auf Rottöne beschränkt, Rot und . Schwarz bis hin zur Mehrfarbigkeit in den 80er und einer Heimkehr zu Rot und Schwarz in den 90er-Jahren rei­ chen. Arbeitsaufenthalte in Paris, Ber­ lin, Stuttgart, Los Angeles, Italien, Ägypten, Asien u.a. sowie zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland brachten Prachensky, der zu den wichtigsten Vertretern des abstrakten Expressionismus bzw. In- formel in Österreich zählt, internatio­ nalen Ruhm und Anerkennung.
	        

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