Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
EXTRA Dienstag, 28. Mai 2002 1 9 «Das Tribunal» mit Bruce Willis Jim Carrey in «The Majestic» Filmhitparade Neu in den Kinos Weiss gegen Schwarz «Das Tribunal» mit Bruce Willis ist ein Kriegsfilm mit Zwischentönen FRANKFURT/MAIN: Krieg gilt, so haben es uns viele Filme in der letzten Zeit holzhammerar­ tig vorgeführt, als Schule der US-amerikanischen Nation, und so hegt man auch gegen den neuesten Militärfilm «Das Tri­ bunal» gewisse Vorbehalte^ Birgit Roschy / AP Ii einem Kriegsgefangenenlager in Augsburg gegen Ende des Jahres 1944 jiuss Thomas Hart, ein amerikanischer Lieutenant und Jurastudent, die '/erteidigung eines schwarzen Offiziers übernehmen. 
Scott wird beschuldigt, einen weissen Gl getötet zu haben, der seinerseits durch eine untergescho­ bene Waffe für die Exekution eines schwarzen Piloten verantwortlich war. Der zynische Kommandant des Lagers, SS-Oberst Werner Visser, ver­ spricht sich von dem improvisierten Prozess ergötzliche Unterhaltung und den Beweis dafür, dass auch die ach so demokratischen Amerikaner Schwarze wie Untermenschen behandeln. Und nan sieht schon zu Beginn vor seinem hneren Auge das Ende des Films 'oraus: Zu pathetischer Hintergrund- nusik hält der junge Anwalt in spe das luch der amerikanischen Verfassung vie ein zauberkräftiges Amulett in'die tunde, allen deutschen Herrenmen- .•chen quasi ein «vade retro satanas» ;urufend; Scott, selbstredend unschul- lig, wird gerettet; die Nazis knirschen nit den Zähnen. Doch Hart und Scott sind nur zwei lauernopfer in einem viel raffinierte- jen Schachspiel. Lügen und Geheim- jisse umgeben jene Nacht, in der der Vcisse Rassist ausserhalb Seiner Hütte jetötet wurde. Die Deutschen dürfen beispielsweise nicht erfahren, dass sich jnter der Latrine ein Ausgang aus der Öaracke versteckt. Und es sind nicht nur die rassistischen GIs, die etwas zu 
verbergen haben: Als Hart weiter he­ rumschnüffelt, merkt er, dass Colonel William McNarmara (Bruce Willis), Wortführer und ranghöchster Offizier der amerikanischen POW (Prisoners of War), ebenfalls mauert. Bruce Willis ist ein Glücksgriff Unmittelbare Spannung gewinnt der Film dadurch, dass der Zuschauer sich stets auf einer Augenhöhe mit Hart be­ findet, also nie mehr weiss als der Jungspund, der als Angehöriger der Oberklasse zusätzlich-mit Ressenti­ ments der einfachen Soldaten kämp­ fen muss. Actionszenen mit wieder­ holten Fliegerangriffen der Alliierten, 
das absehbare Ende des Krieges und die düstere, authentisch nachempfun­ dene Lageratmosphäre im verschnei­ ten Deutschland verleihen dem dialog­ starken Kammerspiel Dynamik und Dringlichkeit. Seinen «Mehrwert» bekommt dieser Krimi in Zeiten des Krieges, der neben­ bei auch der Missionierung der Hei­ matfront dient und ohne Beschöni­ gung den Rassismus der weissen GIs vorführt, aber durch seine Entwick­ lung zu einem Charakterdrama. Von fast Shakespeare'schem Zuschnftt sind die hochmoralischen Zwickmühlen - zugespitzt auf die Frage, ob Gerechtig­ keit einem höheren Zweck geopfert 
Neu in den Kinos «Der Stellvertreter» | : Frankreich/Deutschland 2002 Verleih: Concorde , ' • : Regle: Constantin Costa-Gavras \ Hauptdarsteller: Ulrich Tukur, Mä- ; thieu Kassovitz - ab zwölf Jahren. j y Inhölt: Verfilmung des Bühnen- 
i ; Welterfolgs von Rolf Hochhuth' j um die Verstrickung des Vatikans in j 1 den millionenfachen Judenmofd der' Nazis. • 
i .! «Tanguy - Der Nesthocker» Frankreich 2001 
i ! Verleih: >rokIno/Fox Regle: Etienne Chatlliez Hauptdarsteller:. 
Sabine Azema, Andre Dussolier - pb sechs Jahren. ; Inhalt:, Der Titelheld ist schon 28, • will'aber keinesfalls aus der Woh- ; nung seiner Eltern ausziehen. Doch j ; die sinnen darauf, wie sie den nervi- : gen Nesthocker zum Abflug bewe- i gen könnten. : «40 Tage und 40 Nächte» USA 2002 ; Verieih: UIP ' Regle: Michael; Lehmann Hauptdarsteller: Josh -Hartnett,: Shannyn Sossamon - ab zwölf Jahren. Der ranghöchste US-Offizier des Lagers ist Col. William McNamara (Bruce Willis, rechts). Er bestimmt Lt. Tommy Hart (Colin Färrell, links) zum Anwalt von dem des Mordes beschuldigten Lt. Lincoln Scott. werden darf. Regisseur Gregory Hoblit, der schon mit »Frequency» und «Zwie­ licht» Thriller mit Tiefgang schuf, hat dabei besonders mit Bruce Willis einen Glücksgriff getan. Willis lässt sein «Die-Hard»-Image des lakonischen, schlitzohrigen Haudegens auf sehr zurückhaltende Art anklingen und ge­ winnt der Rolle dadurch dramatische Nuancen ab. Ebenso vielschichtig sind seine Mit- und Gegenspieler, Lt. Hart (Colin Farrell), der unter Folter einst Verrat beging und sich von der Schuld befreien will - und auch der skrupello­ se SS-Oberst Visser (Marcel lures), der helmlich BBC und Jazzmusik hört und in Yale studiert hat. 
:Inhalt: Matt (Josh Hartnett, Bild),' I will nach einer Enttäuschung 40 Ta-; ge auf Sex und Zärtlichkelten ver-I. ; ziehten. Doch da begegnet er Erica ...] FILMHITPARADE y—1 - — —1 per Schweizerische Kino-Verband er- jnittelt jeden Freitag die Liste der 20 meistbesuchten Filme der vergange-. hen Woche in den Kinos der deutschen Schweiz. Die repräsentativen Angaben Stammen aus 85 Kinobetrieben in al­ len wichtigen Städten der deutschen 'Schweiz. Die Filmhitparade nennt den Rang dieser Woche, den. Vorwochen­ rang (in Klammer), den Filmtitel sowie den Regisseur des Films, «neu» heisst neu auf der Liste, «ern» heisst erneut [auf der Liste. jl 
(neu) STAR WARS EPISODE 2 jGeorge Lucas 2 (1) BLADE 2 Guillermo del Toro 3 (2) HUIT FEMMES . F. Ozon 4 (3) ELLING IPeter Naess 5 (10) I AM SAM Jessie Nelson 6 (6) THE MOTHMAN PROPHECIES Mark Pellington 7 (4) THE ICE AGE Chris Wedge 8 (5) RESIDENT EVIL Paul Anderson 
9 (7) A BEAUTIFUL MIND Ron Howard 10 (8) ERNSTFALL IN HAVANNA Sabine Boss 11 (9) KATE Et LEOPOLD James Mangold ' 12 (11) THE PANIC ROOM David Fincher 13 (neu) 
IRIS Richard Eyre • 14 (13) IN THE BEDROOM Todd Field 15 (14) SHOWTIME Tom Dey 16 (12) THE SCORPION KING Chuck Rüssel 17 (16) 
MONSTER'S BALL Marc Forster 18 (neu) STORYTELLING ToddSolondz 19 (15) GOSFORD PARK Robert Altman 20 (17) KNALLHARTE JUNGS GanzHenman 
Sehnsucht nach dem heilen Amerika Jim Carrey in Frank Darabonts Film «The Majestic» FRANKFÜRT/MAIN: Der amerikani­ sche Streifen «The Mqjestic», der am 30. Mai in die Kinos kommt, wirbt mit prominenten Namen. Mit Jim Carrey in der Hauptrolle wird ein aktueller Star geboten, mit dem alten Martin Landau ein Charakterdarstel­ ler von Rang, und Frank Darabont hat sich als Regisseur schon einen ausgezeichneten Namen gemacht. Auch die in den frühen fünfziger Jahren spielende Geschichte um einen Drehbuchautor mit zeitweili­ gem Gedächtnisverlust, ist durchaus originell. Trotzdem ist leider nur ein Film ent­ standen, der bei aller handwerklichen Perfektion, die Könnerschaft aufblit­ zen lässt, letztlich enttäuscht. Denn' der Blick zurück auf die vielleicht beste Epoche der USA gerät zu zucker- süss und idealisierend, um beim Be­ trachter keinen Überdruss zu erzeugen. Dabei fängt alles viel versprechend an: In der ersten Szene sehen wir den von Carrey ohne Faxen gespielten Peter Appleton in Grossaufnahme bei einer Besprechung, In der seine Drebbuch- vorlage zerredet und absurd verändert wird. • In jenen Jahren waren jene, ohne die es keine Filme gäbe, in der Hierarchie der grossen Studios der letzte Dreck. 
Peter Appleton (Jim Carrey) landet nach seinem Unfall in einer kleinen kalifor­ nischen Stadt, wo erßr jemand anderen gehalten wird. Immerhin kann Appleton dann aber doch seinen Namen auf einem Plakat für einen billigen Historienschinken lesen. Mit der Hauptdarstellerin des Machwerks knutscht er während der Vorstellung herum, kürz darauf erfährt er von seiner Ladung vor den berüch­ tigten Ausschuss für antiamerikani­ sche Umtriebe. 1945 hat der damalige Student an einer linken Versammlung teilgenommen, allerdings nur eines 
hübschen Mädchens wegen. Appleton betrinkt sich vor Kummer, verunglückt mit dem Auto und verliert das Bewusst- sein. Als er aufwacht, wird er in die Kleinstadt Lawson gebracht. Dort wird offenbar, dass der regel­ recht angespülte Fremde sein Gedächt­ nis verloren hat. Doch der alte Harry Trimble, Besitzer des örtlichen Kinos, glaubt in ihm seinen in der Normandie vermissten Sohn Luke zu erkennen.
	        

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