Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

36 Samstag, 25. Mai 2002 
SCHWEIZ Liechtensteiner VOLKSBLATT ETH-Ingenieur- ausbildung spitze ZÜRICH: Die Ingenieurausbildung an der ETH Zürich und an der ETH Lau­ sanne nimmt im internationalen Ver­ gleich einen Spitzenplatz ein. Dies zeigt eine Studie, die an den führenden technischen Hochschulen in Europa und den USA realisiert wurde. Als wichtigste Kriterien der Ausbildungs­ qualität definiert die internationale Vergleichsstudie die Qualität der Leh­ renden sowie die Infrastruktur einer Hochschule. Gerade in diesen Berei­ chen erreichten die beiden ETH exzel­ lente Ergebnisse, wie der ETH-Rat in einer Medienmitteilung volm Freitag schreibt Ziel der Studie sei nicht die Erstellung einer Rangliste der Hoch­ schulen, vielmehr solle sie den Aus­ tausch von Erfahrungen und Wissen ermöglichen, erklärte Michel Jaccard, Kömmunikationsleiter des ETH-Rats, auf Anfrage. Letztlich sollen Qualität und Attraktivität der Ingenieurausbil- düngVeiter verbessert werden. AKW Gösgen wird modernisiert GÖSGEN: Das Atomkraftwerk Gösgen soll für 120 Millionen Franken moder­ nisiert werden. Geplant sind ein neues Nasslager für 1000 Brennelemente und • ein verbessertes Druckhaltesystem, wie die Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG äm Freitag mitteilte. Sicherheit und Wirtschaftlichkeit sollen dadurch gesteigert werden. Das geplante Nass­ lager umfasst 1000 zusätzlich Stand­ plätze für abgebrannte Brennelemente und soll aus Platzgründen ausserhalb der bestehenden Gebäude zu stehen kommen. Das gebunkerte Gebäude mit 37 Metern Länge und 25 Metern Höhe ist gemäss den Angaben gegen Flug­ zeugabsturz und Erdbeben gesichert. Die Projektkosten belaufen sich auf 67 Millionen Franken. Mit dem Bau soll im Oktober nächs­ ten Jahres begonnen werden. Die In­ betriebnahme ist auf Herbst 2006 ge­ plant. Die erforderliche Bau- und Be­ triebsbewilligung des Bundesrates liegt allerdings noch nicht vor. Das entsprechende Gesuch soll Ende Juni eingereicht werden.. BFF-Mitarbeiter gesteht Handel mit Reisepapieren BERN: Die Schweizer Bundesanwalt­ schaft ermittelt gegen einen ehemali­ gen Mitarbeiter des Bundesamts für Flüchtlinge (BFF). Der in Untersu­ chungshaft sitzende Mann hat gestan­ den, während seiner Amtszeit mit Rei­ sepapieren gehandelt zu haben. Als Gegenleistung empfing er Bargeld und Versicherungsprovisionen. Der Mann, laiut Bundesanwalt­ schaftssprecher Mark Wiedmer im Al­ ter zwischen 30 und 40 Jahren, hat während seiner 20-monatigen Tätig­ keit beim BFF üb^r 100 Reisedoku­ mente und über 20 Rückreisevisa ille­ gal erstellt oder verlängert und an Pri­ vatpersonen weitergegeben. Für die mutmasslichen Straftaten missbrauch­ te der ehemalige BFF-Mitarbeiter gemäss bisherigen Erkenntnissen die vertraulichen Datenbanken des Bun­ desamtes, um an Informationen über potenzielle Zielpersonen zu gelangen. Gemäss Wiedmer gingen die Kontakte jeweils von ihm aus. Als Gegenleistung empfing der Ver­ dächtige einerseits Bargeld. Als nicht deklarierten Nebenerwerb übte er zu­ dem einen Job als Versicherungsagent aus. Er schloss mit den beteiligten Ausländern Versicherungsverträge ab und kassierte die Provisionen. Wie viel Geld bejm Handel mit den illegal aus­ gestellten Reisepapieren zusammen­ kam, ist laut Bundesanwaltschaft noch nicht klar. Es dürfte sich um mehrere tausend Franken handeln. Jedenfalls deute bisher nichts auf eine andere Motivation als Bereicherung, sagte Wiedmer. Die Konten des Verdächtigen wurden blockiert. 
Umsetzung «mangelhaft» Kinderrechtskonventiön: Nichtregierungsorganisationen sehen Lücken im Bericht des Bundes BERN: Die Konvention über die Rechte des Kindes wird in der Schweiz nur mangelhaft umge­ setzt. Zu diesem Schluss kom­ men 47 Nichtregierungsorgani­ sationen nach Prüfung des Be­ richts des Bundes. Dieser wird am 29. Mai dem UNO-Kinder- rechtsausschuss vorgelegt. Die Lücken sehen die Vertreterinnnen und Vertreter der Nichtregierungsor­ ganisationen (NGO) vor allem in der Umsetzung der rechtlichen Bestim­ mungen, wie sie am Freitag vor den Medien in Bern erklärten. Sie haben zum offiziellen Bericht der Regierung Stellung bezogen und als Ergänzung dazu einen Schattenbe­ richt formuliert. Gemessen am internationalen Stan­ dard gehe es den Kindern in der Schweiz gut, sagte Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin des Schweizerischen Komitees für UNICEF. «Aufgrund von lückenhaften und unsystemati­ schen Daten können jedoch wenig Aussagen über echte Fortschritte zugunsten der Kinder gemacht wer­ den», betonte Müller. Bundesamt gefordert Einen Hauptgrund für dieses Prob­ lem sieht die Generalsekretärin von Pro Familia Schweiz, Lucrezia Meier- Schatz, in der «fehlenden nationalen Politik für Kinder». «Wir sind das ein­ zige Land ohne ein Bundesamt für Ju- gend- und Familienfragen», betonte Meier-Schatz. Ein weiterer Stolper­ stein seien die föderativen Strukturen der Schweiz. National- und Ständerat haben die Kinderrechtskonvention der UNO im Jahr 1997 nur mit Vorbehalten ratifi­ ziert. Die NGO verlangen nun in ihrer Reaktion auf den Bericht der Regie­ rung, alle diese Vorbehalte zurückzu­ ziehen. 
Lucrezia Meier-Schatz, Generalsekretärin von Pro Familia Schweiz (links), und Elsbeth Müller, Geschäfisleiterin des Schweizerischen UNICEF-Komitees: 'Die Konvention über die Rechte des Kindes wird in der Schweiz nur mangelhaft um­ gesetzt.» • - (Bild: Keystone) «Der Bericht ist zwar umfassend, er kann jedoch die Mängel nicht verber­ gen», sagte Müller. Insbesondere der Vorbehalt bezüg­ lich des Artikels über die elterliche Ge­ walt müsse zurückgezogen werden. Im Parlament machte sich 1997 Wider­ stand gegen den Beitritt zur UN-Kon- vention breit, weil durch diesen Artikel «die Aushöhlung der Autorität der El­ tern» befürchtet wurde. «Dieser Vorbe­ halt ist also rein politisch motiviert und nicht rechtlich», so Müller. Kritisiert wird vor allem, dass es in der Schweiz kein Gesetz gibt, das die Körperstrafe und aridere erniedrigende 
Behandlungen von Kindern verbietet. «Die Mehrheit der Kinder in der Schweiz machen Erfahrungen von Ge­ walt in der Familie», sagte Franz Zieg­ ler, Geschäftsleiter des Schweizeri­ schen Kinderschutzbundes. Schutz für ausländische Kinder Jürg Schertenleib, Leiter der Abtei­ lung «Protection» bei der Schweizeri­ schen Flüchtlingshilfe, machte zudem auf den ungenügenden Schutz auslän­ discher Kinder in der Schweiz aufmerk­ sam. «In Vielen Kantonen bekommen mindeijährige Asylsuchende den ihnen zustehenden Beistand nicht», sagte 
Schertenleib. Ausserdem würden viele Kantone die Einschulung von asylsu­ chenden Kindern verweigern. Die NGOs fordern deshalb ein ver­ stärktes Engagement des Bundes,- der Kantone und der Gemeindtn. In den Re­ visionen der einzelnen Gesetze müssen die Anpassungen zugunsten der Kinder gemacht werden, sagte Lucrezia Meier- Schatz. . Die Vertragsstaaten sind verpflichtet, dem Kinderrechtskomitee der UNO alle fünf Jahre einen Bericht über den Stand der Umsetzung der Kinderrechtskon­ vention zu unterbreiten. Die Schweiz tut dies am 29. Mai nun zum ersten Mal. Staatliche Lösungen im Gesundheitswesen erwartet Umfrage des GfS-Forschungsinstituts: Zufriedenheit der Schweizer mit der Verwaltung gestiegen diesen Dienstleistungen sind die Be­ fragten in der italienischsprachigen Schweiz. Leicht abgenommen hat die Zufriedenheit bei den Versicherungen, die aber immer noch vor den Verwal­ tungen liegt. Bei den Banken erhöhte sich die Kundenzufriedenheit bei den Befragten hingegen deutlich. .Sie liegt nun höher als bei den Versicherungen. Nac,h 1999 scheinen die Anstrengun­ gen vieler öffentlicher Verwaltungen um Kundennähe Erfolg gehabt haben, wie das GfS-Fo'rschungsinstitut schreibt. Es bleibe aber abzuwarten, inwiefern sich diese Werte in den kom­ menden Jahr noch verbessern würden. 
ZÜRICH: Die Schweizer Bevölkerung erwartet vor allem im Bereich des Gesundheitswesens staatliche Dienst­ leistungen. 
Dies zeigt eine Umfrage des GfS-Forschungsinstituts. Auch im Sozialwesen und im Bereich «Schutz/Sicherheit/Verteidigung» wird Engagement verlangt. Die Zufrieden­ heit mit der Verwaltung ist gestiegen. Über 700 Schweizerinnen und Schwei­ zer wurden im Zuge der GfS-Umfrage zu den wichtigsten Bedürfnissen nach staatlichen Dienstleistungen und zur Entwicklung der Zufriedenheit mit der Arbeit der Verwaltung befragt. Der am 
meisten genannte Bereich, in dem vom Staat Dienstleistungen erwartet wer­ den, ist laut Angaben des GfS das Ge­ sundheitswesen. Dahinter folgen das Sozialwesen, Schutz und Sicherheit, Bildungswesen, Altersvorsorge, öf­ fentlicher Verkehr, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, Steuerfragen und Arbeitslosigkeit. Am wenigsten ge­ nannt wurden die Lebenskosten, Stromversorgung sowie die Bereiche Freiheit und Umweltschutz. Das The­ ma Gesundheitswesen, das bei über 25 Prozent der Befragten im Vordergrund stand, wurde vor allem von Frauen, äl­ teren Menschen, höher Gebildeten und 
Bewohnern aus der Westschweiz stär­ ker gewichtet. Dabei sei es vor allem um das Anliegen gegangen, die Prob­ leme in diesem Bereich in den Griff zu bekommen. Um die eigentliche Erstel­ lung von Dienstleistungen gehe es da­ gegen beim allgemeinen Sozialwesen, das von einem Viertel der Befragten im Vordergrund gestanden ist. Schweizer zufrieden mit öffentlichen Verwaltungen Die Umfrage zeigt im weiteren, dass die Bevölkerung mehrheitlich zufrie­ den mit den öffentlichen Verwaltun­ gen ist. Am .wenigsten zufrieden mit Expo: 454 000 
Besucher in neun Tagen Erwartungen um 14 Prozent übertroffen - Besucherurteil sehr positiv NEUENBURG: Die Expo hat in den ersten neun Tagen 454 000 Besuche­ rinnen und Besucher verzeichnet. Die Zahl der Eintritte lag damit um 14 Prozent über den Erwartungen, wie die Leitung am Freitag mitteilte. Neun von zehn Besuchern bewerte­ ten die Expo.02 in einer Umfrage «positiv». Auch das schöne Wetter trug zum Erfolg bei. Die Erwartungen lagen ursprünglich bei 398 000 Eintritten, 454000 sind es in den ersten neun Tagen geworden. Spitzentag war nach Angaben der Expo-Leitung der Pfingstsonritag, an dem über 80 000 Eintritte auf den vier Arteplages gezählt wurden. Am meis­ ten 
frequentiert war bisher die Arte­ plage Biel mit 159 000 Besuchern. Es folgt Neuenbürg mit 141 000 Eintrit­ ten. Je 77 000 Besucher wurden auf 
Hat allen Grund zur Freude: Expo-Marketingdirektor Rainer Müller auf der Ar­ teplage Biel. (Bild: Keystone) 
den Arteplages Mutten und Yverdon gezählt. Eine bei 1587 Besuchern durchge­ führte, nicht repräsentative Umfrage habe gezeigt, dass neun von zehn Menschen die Expo.02 positiv bewer­ teten; schreiben die Organisatoren. 90 Prozent wollten die Landesausstellung weiterempfehlen, 
88 Prozent wollten wiederkommen. Die Expo-Leitung be­ zeichnete die Werte als hervorragend. Sie spiegelten die Attraktivität der Ar­ teplages, Ausstellungen, Events und der generellen Atmosphäre wider. Mit­ entscheidend sei aber auch das schöne Wetter, gewesen. Im Vorverkauf wären 1,96 Millionen Tickets abgesetzt worden, fast doppelt so viel wie erwar­ tet. Knapp zwei Drittel der Befragten reisten aus der Deutschschweiz an, 27 Prozent aus der Westschweiz und fünf Prozent aus dem Ausland. .
	        

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