Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Donnerstag. H> Mai 2002 
EÜEGIO WIRTSCHAFT 
Seite A Coop und Mi|ro§ auf 
grüner Sehlen© Lebensmittelskandale und (lesundheitsbewusstsein veränderten Einkaufsgewohnheiten VON PIETER POLDERVAART Nicht nur Kiicbli und PuNt- milch, auch immer mehr ver­ arbeitete Produkte landen in Hio-Qualitiit im I.iidcnrcgiil. Dies ist der beste Hovels da­ für, dass Bio in der Schwei/, keine Xittclic mehr ist. Für einmal liegen Coup uiul Migros glcichauf Die beiden dominanten Schweizer Detail- händler niaehten im 
Bio-Sorti- ment 2001 mit je 2h Prozent ge­ genüber dem Vorjahr aufs Kom­ ma gleich viel Boilen gut Weil lloop von einer höheren Basis ausging, stellt der (irossvertei- ler jetzt bei 45A Millionen Itm- I'm.satzlr,ulken Migros liegt noeli bei der Haltte t 225.S Mil­ lionen I. doch angesichts des breiten Angebots von 75<i ver­ schiedenen Artikeln durfte auch hier das Wachstum weiter anhalten l msiilzraUetc (ionvciiicncc Jedes dritte Kilogramm Mehl. A'J Prozent der Knebli. 4A Prozent der Pastmilch und Ao Prozent der Tafelbutter gingen im letzten .lalir in Bio-Oalitat über das ( loop-l.aufhand Die imposanten Anteile von t iriindnahriingsmiltcln IM 
in neu nicht darüber hinwegtäu­ schen. dass die /iikunlt im lie- i|lieilllood hegt ( !oiivelliellce. so lieisst das Zauberwort, sieht lur  \orgckoellte  l.ebensiniltcl. die in welligen llandgriltcii zur lertigen 
Mahlzeit werden Tatsachlicli halt Ilm bei gekiilil- ten Pizzen und Pasta in der 
Coop-Kettc bereits 27 Prozent • Noch sind (ionvcnicnccpro- duktc umsatzmassig nicht sehr stark, doch in Zukunft werden wir vermehrt solche Artikel aufnehmen - Tendenz stark steigend", meint auch Johann Ziiblin vom Migros-(Jcnossen- schafts-Bund Anbieter organisieren sich Wenn die Nachfrage wachst, braucht es mich ein entspre­ chendes Angebot - die Schwei­ zer Landwirte nutzen die t iimst der Stunde Am 1 Marz 2002 führten <i U>0 betriebe die Knospe, das Label v< m Bio Suis- se. gesamtsehwcizerisch fast jeder zehnte l in der oft schon m« mopohsicrtcii Nachfrage Paroli zu bieten, organisiert sich ein leil der liiohauern in so genannten Pools- Ver­ handlungsgeschick braucht es auch bei Produktgruppen. wo günstige llio-lmporte die liocli- preisige Schweizer Bio-Ware 
konkurrenzieren. Bei Brotge­ treide und Beeren für Frucht- Konzentrate haben sich Bau­ ern. (irosshandler. Vcrarbeitcr und Importeure in freiwilligen Branchen Vereinbarungen ge­ funden Mit dieser Strategie ist es bisher gelungen, das gesam­ te inlandische Angehot zu kostendeckenden Preisen ah- zuset zen Der Aufschwung der Bio-Wa­ re ist in der Schweiz niellt zu­ letzt auf die europaweit einzig­ artige Konstellation im Detail­ handel zurückzuführen Die zwei markt mächtigen (iigan- ten Migros und (loop sind stan­ dig 
aul der Suche nach Mög­ lichkeiten. sich von der Kon­ kurrenz alizusetzen Weil das orange -M- dank seiner bigen- markcii-Strategie beim Preis meist die Nase vorn hat. kam ( -t ii ip vor neun Jahren aul die grüne Schiene Auch wenn Bio den Weg in den Supermarkt gefunden hat, 
weiterhin floriert auch der Direktverkauf ab Hof oder auf dem Wochenmarkt Fachhandel für Beratung Gute Ghanccn hat auch der Biofachhandcl. der sich mit einem Vollsortimcnt und kom­ petenter Beratung profilieren kann So registriere man neben der treuen Stammkundschaft immer wieder neue Gesichter, berichtet Katrin Braun vom Team des St Galler "Stadtla­ dens-. der als Pionier dieses Jahr sein 2t)-|.-iIiriges Bestehen feiern kann • Doch auf tiefgekühlte Fertig­ pizzen und Ähnliches verzich­ tet man weit gehend Line kürz­ lich erhobene rmfragc unter vier Kundschaft habe gezeigt, dass man auf dem richtigen Weg sei Vier von fünf Befragten hatten sich gegen eine vermehrte Berücksich­ tigung von Fertigprodukten ausgesprochen Die Labels der Grossverteiler links Coop IMaturaplan, rechts Migros Bio. BdtJor Philipp Bnor 
Bio-Markt in der Schweiz Anttll« In Mio CHF 500 i ih 1095 1900 1007 1008 1999 2000 2001 O Coop Naturaplan (Bio) Q Übrige Q Mlgrot-filo-Produlrtlon Kaufgründe In Prozenten der Befragten Lebensmittelskandale geschmackvolle Produkte Unterstützung Produrenten Beitrag Umweltschutz bessere Qualität artgerechte Tierhaltung weniger Chemie/Giftstoffe Gesundheit 0 10 20 30 40 50 UiR-lIc ( :«•! •|>-N;ilur;i|>l;in/llmteriiru!uiinl<>rm;itioi)cn Acht Fragen an Coop... ...und an Migros In wclchcti Segmenten Inden Sie Hio-I'roditkte an ' •Vier 
Konipetenzmarken decken bei Goop praktisch alle Bereiche ah Goop ,Y<tiiiniiiltin u1111asst Lebeiisinniel aus besonders imiwelt^ und ticrfreiindli- eher Produktion. 
,\<ititnihnc umlassi okologiseli uiul sozial vertraglich pro­ duzierte Textilien und Kosnielikptodiiktc. im 
(ikufthtn sind Non-I'ood-Pro- ilukte sowie 
iiiinvellltiiiiidlichi Wasch- und Kinigungsmittel. Blumen und Pflanzen und Produkte aus Kecv clmginalcrial vereint. < .'nii/iiTiiMoa'l/iiA I Ii rieh im umlassi Produkte aus laircin I landel mit Landern der Dritten Welt 
Die Migros Ostschweiz verkauft Bio-Artikel in den Nahrungsmittclherci- chcn Bahy-Nahrung. Brot/Backwaren. Lier. Fleisch. Früchte und Gemüse. Kolonialwaren. Milchprodukte sowie im Pflanzen- und Samenbereieh Ins­ gesamt bietet die Migros ( Istschweiz im Jahresdurchschnitt rund 75t) Bio- Artikel au U'ie 
gross ist bei Ihnen der An­ teil an Bio-Produkten im Ver­ gleich zu herkömmlich Produ­ ziertem? Wie werden mich Ihrer Erfnli- ning 
Bio-1'rodukte von ih r luiuferschicht aufgenommen - Gibt es Unterschiede im Bio- Gedanken zwischen Stadt und Land? In welchen Bereichen stnsscn Sie hei iler Beschaffung von neuen oder neu gewünschten Hio-I'roilukten unf Schwierig­ keiten r Wie weit kann die Ostschweiz den Bedarf an Bio-Produkten aus eigenem Anbau decken? Was fehlt, was wäre dringend erforderlich? Gibt e.s 
Ansätze zu einem Warenaustausch über die Grenze? Planen Sie Ihren Bio-Bereich auf weitere Segmente auszu­ bauen? Wenn ja, aufweiche? 
Der Schweizer Hin-Markt hat in den vergangenen Jahren einen eigentlichen Hoom erlebt. Seit 1995 stieg das Marktvolumen im Durchschnitt jedes .Jahr um 20%. Heute betrügt der Anteil der Bio-Produkte am schweizerischen Le- bensniittelmarkt rund 2,5%. Das Coop-Naturaplan-Programm hat seit seiner Lancierung konstant Marktanteile im Schweizer Bio-Markt gewinnen kön­ nen und ist heute mit 48% 
Marktanteil klarer Lender. Bei Coop machen die Bio-Produkte inzwischen 6,3% des Lebensmittelumsatzes aus. Lille im M.'irz 2U< 12 veröffentlichte Studie zeigt, dass die K.'iufersehiclit in den letzten Jahren stets angestiegen ist und sich derzeit auf 14 Prozent hcläuft. Als ( ;ri11111 ist auf der einen Seite die hohe (Jualitat und Sicherheit der Pro­ dukte zu nennen, andererseits haben verschiedene l.chcnsmittelskandale zu einem I •nidciikcn geführt Kaufniotiv Nr I ist die ( iesuiullieit Im Ver­ gleich zu normal produzierter Ware betrügt der »Bio-Mehrpreis- im Schnitt bei (icinusc und Milchprodukten 10 bis 1 5 Prozent und bei Bio-Brot bis 20 Prozent Bei einem Prozentsatz über 20 wird der Verkauf schwierig Obwohl alle Coop-Verkaufsstellen Bio-Produkte anbieten, ist das Bedürfnis nach gesunden und naturnalien Produkten In städtischen Agglomerationen eindeutig 
grösser als in landlichen Gebieten. Noch gibt es Bereiche, wo man kaum die gewünschten Mengen beschaffen kann Das sind einmal exotische Fruchte Ks gibt zu wenig entsprechende Produktionsbetriebe, und das Verbot des Transports per Flugzeug spielt ebenfalls eine Rolle Im Inland w;irc der grossflachige Anbau von Bio-Rii- hcnzueker wiinsclibar Im Sektor Fisch ist die Beschaffung von Bio-Forellen, -Lachs und -Grevcttcn angelaufen Bis 2005 soll der Anteil von Bio-Fleisch versiebenfacht werden In der Ostsclnveiz gibt es drei grosse Lieferanten; der bekannteste davon ist wohl Biotta in Tägerwilen. Im Gegensatz zu anderen Produkten wird Gemü­ se teilweile regional in Produktionsbetrieben der näheren Umgebung einge­ kauft. In diesem Zusammenhang dürfte auch interessant sein, dass der Kan­ ton Graubünden den grössten Bio-Anteil, gemessen an der Gesanitznutz- fläehe, aufweist. Geplant ist ein v 
ermehrter Lxport von Bio-Milchprodukten, Früchten und Gemüse Die mit der Knospe gekennzeichneten Produkte sind im benach­ barten Ausland beliebt Schon seit einiger Zeit werden Bio-Schokolade und -Miiesli exportiert Bei einzelnen Produkten ist eine weitere qualitative Verbesserung noch mög­ lich. Ausserdem möchte Coop sein Verkaufspersonal schulen und mit seinen Bio-Produkten auch die ältere und die jürtge Käuferschicht ansprechen. Dies wäre wünschbar, stammen doch die meisten Kunden^ die tilglieh Bio-Pro? dukte kaufen, aus der Altersgruppe der 30-bis 49-Jährigen. 
Im Supermarktgeschäft beläuft sich der Bio-Umsatzanteil auf rund 2,6 Pro­ zent. 2001 erzielte Migros Ostschweiz einen Bio-Gesamtumsatz von rund 40 Millionen Franken, etwa neun Millionen mehr als im Vorjahr. Besonders hoch ist der Bio-Anteil beim Rindfleisch. Etwa 25% entfallen hier auf das exklusiv von der Migros Ostschweiz angebotene Bio-Weide-Beef. Bei den Ei­ ern belief sich der Bio-Anteil im Jahr 2001 auf 7,8%, bei den Früchten unü beim Gemüse auf etwa 6,5% und bei den Milchprodukten auf rund 4,2%. Die Bio-Artikel werden von der (uniwelt Ibewusst einkaufenden Migros- lumdschaft sehr positiv aufgenommen Ks handelt sieh hier um eigentliche Image-Trager Diese Kundinnen und Kunden nehmen die etwas höheren Preise gerne in Kaut Viele Konsunicntiiinen und Konsumenten finden Bio zwar eine tolle Sache, entscheiden sich aber aufgrund des niedrigeren Prei­ ses letztlich doch für konventionell produzierte lP-Nahrungsmittel (II' = In­ tegrierte Produktion) Interessanterweise stehen Bio-Artikel in den Städten und Agglomerationen deutlich höher im Kurs als in ländlichen Gegenden. Dies trifft vor allem auf die Bereiche Fleisch, Früchte/Gemüse sowie Milchprodukte zu. Die Migros Ostschweiz, sieht sich derzeit bei der Beschaffung von Bio-Pro- dukten mit keinen Problemen konfrontiert Solche können aber bei Wct- terkapriolen. beispielsweise im Warensektor Früchte/Gemüse, auftreten Bei den Früchten und Gemüsen stammt ein recht grosser Anteil des Ange­ botes aus der Ostschweiz. Die Migros Ostschweiz arbeitet auch in anderen Bereichen mit verschiedenen Bio-Partnern aus^ihrem Wirtschaftsgebiet (Kantone Appenzell Inner-und Ausserrhoden, Graubünden, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau und Zürich) zusammen, deckt sich aber im Inland als Grossverteiler grundsätzlich in der ganzen Schweiz ein. Die Bio-Kundschaft der Migros Ostschweiz rekrutiert sich in erster Linie aus Schweizer Kundinnen und Kunden. Die Kundschaft aus der deutschen und österreichischen Nachbarschaft spielt bei den Bio-Umsätzen eine un­ tergeordnete Rolle. Möglichkeiten zu punktuellen Verbesserungen ortet die Migros Ostschweiz bei der Präsentation des Bio-Sortimentes in den Lüden. Ini Bereich Früch­ te und Gemüse befasst sich die Migros mit einer kompostierbaren neuen Verpackung für Bio-Produkte. Eine schrittweise Verbreiterung des Sbrti- mentes wird in den Bereichen Fleisch, Früchte und Gemüse angestrebt. Fragen S(iT 
Kür (loop antwortete Stefan Kmiseli. Leiter Niiturapinn-Team Für Migros antwortete 
1 Friedrich Kuller, Leiter Public Kclatlons Migros (Istschweiz. I
	        

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