Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

22 Dienstag, 16. April 2002 
EXTRA Liechtensteiner VOLKSBLATT • «Panie Room» • «Monsoon Wedding» • Film-Hitparade Fluchtbunker im eigenen Haus David Finchers Thriller «Panic Room» mit Jodie Foster - Grandiose Kameraführung versöhnt mit absehbarer Handlung FRANKFURT: Die erste Nacht im neuen Haus hatten sich Mag Altman und ihre Tochter Sarah ganz sicher anders vorgestellt. Aber drei Einbrecher sorgen dafür, dass die beiden einen realen, am Ende auch blutigen Albtraum bis Tagesanbruch durchleben müssen. Wolftjtuui Hühner / A /' Mag und Sarah verbringen die schreckliche Nacht dabei keineswegs in irgendeinem /immer des luxuriösen Anwesens in New Yorks Fastsidc. son­ dern in einem gepanzerten, vielfach gesicherten Raum, der als «Panic Room» dem am 18. April in den Kinos anlaufenden f ilm den litel gegeben hat. Der neue Thriller von David I melier zeigt das Duell zwischen Muller und Tochter, die sich in letzter Sekunde in den bunkerartigen Raum reiten konn­ ten, und den Verbrechern, die just in diesem drei Millionen Dollar verbor­ gen glauben. Auf den llberwaehurvgs- monitoren kann Mag die Aktivitäten von Junior, seinem gutmütigen schwarzen Partner ßurnham und dem brutalen Raoul verfolgen. Keineswegs können die beiden neuen Bewohner sicher sein, dass die Eindringlinge es nicht schaffen, den «Panic Room»,zu knacken und damit das Leben von Mutter und Tochter in ausserste Ge­ fahr zu bringen. Von dieser Spannung lebt der knapp zweistündige Film, wenngleich das Lnde allzu absehbar ist. Einfallsreiche Kameraführung Die wirkliche (Jualnai von I inchcrs Film isi aber die grandios einfallsrei­ che Kameraführung von Conrad VY. Hall und Darius Khondji. Sie macht das Geschehen über weite Strecken /u F1LMHITPARADE Der Schweizerische Kino-Verband er­ mittelt Jeden Freitag die Liste der 20 mcistbesuchten Filme der vergange­ nen Woche in den Kinos der deutschen Schweiz. Die repräsentativen Anhabet] stammen aus 85 Kinobetrieben in al­ len wichtigen Städten der deutschen Schweiz. Die Filmhitparade nennt den Rang dieser Woche, den Vorwochen­ rang (in Klammer), den Filmtitel sowie den Regisseur des Films, «neu» heisst neu auf der Liste, «cm» heisst erneut auf der Liste. 1 (1) THE ICE AGE Chris Wedge 2 (3) ERNSTFALL IN HAVANNA Sabine Boss 3 (2) A BEAUTIFUL MIND Ron Howard 4 (neu) NOT ANOTHER TEEN MOVIE Joel Gallen 5 (5) MONSTER'S BALL Marc Forster 6 (4) SPY GAME Tony Scott 7 (7) GOSFORD PARK Robert Altman 8 (10) ASTERIX Ö OBELIX MISSION . . . Alain Chabat 
einem optischen Ereignis, das mehr zur Spannung beiträgt als das Dreh­ buch. Immer neue Perspektiven lassen das Innere des Hauses zu einem beängstigenden, labyrinthischen Ort werden. Diesen hat Mag nach ihrer of­ fenbar finanziell ertragreichen Schei­ dung von einem schrulligen Vorbesit­ zer erworben , der mit dem eingebau­ ten Sieherheitshunker sich offenbar den so genannten «Situation Room» im Weissen Haus des amerikanischen Präsidenten zum Vorbild genommen hatte. Populäre Darstellerin Dort suchte am tl. September Vize­ präsident Dick Cheney Zuflucht. Aber während Cheney nicht wirklich in Ge­ fahr geriet, sehen Mag und Sarah mit Fntsetzen. was den Verbreehern alles einfallt, um in den «Panic Room» zu gelangen. Nur gut, dass sie dabei in Streit geraten. Und auch der geschie­ dene Mann kommt noch ins Spiel. I incher, der sich mit Filmen wie «Sie­ ben» oder «Light Club» einen guten Ruf für harte Kost erworben hat, be­ weist auch in seiner neuen Produktion eigene Handschrift. In Jodie Foster als Mag hat er dazu eine ebenso populäre wie glaubwürdige Darstellerin, die das letztlich sehr konstruierte Geschehen mitträgt. Der randliche Forest Whitaker als Burnham ist eigentlich viel zu lieb, um als Gangster durchzugehen. Dem re­ nommierten Drehbuchautor David Koepp ist überhaupt bei Charakteren wie llandlungsentwicklung nicht viel Neues eingefallen. Die innovative Ka­ mera kann das mit zunehmender Dau­ er des Films immer weniger verbergen, die Fxplosion von Gewalt im Finale ist wenig einfallsreich, ja sogar abstos- send. Aber «Panic Room», in den USA bereits sehr erfolgreich angelaufen, ist ein Film, der einen Besuch lohnt - was sich derzeit nicht oft sagen lässt. 
Jodie l-ostcr sucht mir ihrer Tochter Sarali Zuflucht im «Panic Room». (Bilder: Kevsione) 9 (6) CROSSROADS Tamara Davis 10 (8) THE ROYAL TENENBAUMS Wes Anderson 11 (neu) THE QUEEN OF THE DAMNED Michael Rymer 12 (11) E. T. - THE EXTRA TERRESTRIAL Steven Spielberg 13 (15) ITALIAN FOR BEGINNERS Lone Scherfig 14 (13) THE SHIPPING NEWS Lasse Hallström 15 (12) THE LORD OF THE RINGS 1 Peter Jackson 16 (9) THE TIME MACHINE Simon Wells 17 (21) MONSOON WEDDING Mira Nair 18 (20) NIRGENDWO IN AFRIKA Caroline Link 19 (14) FROM HELL Albert Hughes 20 (16) MONSTERS INC, P. Docter/D. Silverman 
Bräute im Dauerregen Mira Nairs in Venedig preisgekrönter Film «Monsoon Wedding» FRANKFURT: Keine Westlerin kann so viel Schmachten in einen Augen­ aufschlag legen wie eine indische Schauspielerin. Die Darstellerin der Braut Aditi in der am lö. April an­ laufenden Familienkomödie «Mon­ soon Wedding» macht darin keine Ausnahme. Bin/it ftosWi v / 
AP Ks ist beruhigend, dass selbst eine westlich geprägte Regisseurin wie Mira Nair auch im Zeitalter der Globalisie­ rung manche Dinge einfach so lässt, wie sie sind. Ihr neuer Film zeigt eine Mittel- standsfamilie aus Neu-Delhi bei der chaotischen Vorbereitung einer Hoch­ zeit, und diese Familie laviert genauso zwischen Tradition und Moderne, zwi­ schen Ost und West, wie die Regisseu­ rin. Indien besitzt die grösste Filmin­ dustrie der Welt Bollywood (ein aus Bombay und Hollywood zusammen­ gesetzter Name) produzierte bisher jedpeh fast ausschliesslich Filme für den Subkontinent oder die indische Diaspora. Das indische Kino ist, aus westlicher Sichtwcise, naiv, keusch, und nicht besonders abwechslungs­ reich. Es gibt sentimentale Melodramen und Abenteuermusicals voll jener schmachtendcn Blicke, mit Frauen, die 
Eine Familie aus Neu-Delhi bei der chaotischen Vorbereitung einer Hochzeit. dauernd im Regen stehen (durchnässte Kleidung ist das Höchste an Erotik), Tanz und Gesang, der in jeder Szene unvermittelt ausbrechen kann. Doch von «Kitsch» möchte Regisseurin Mira Nair, die einst für ihren sozialkriti­ schen Film «Salaam Bombay» mehr­ fach preisgekrönt und oscarnominiert wurde, inzwischen nicht mehr reden. Ihr neuer Film, auf der Biennale in Ve­ nedig mit dem Goldenen Löwen aus­ gezeichnet, ist ein recht gelungener Zwitter aus «Bollywood»-Traditionen und westlicher Charakterkomödie. Da versammeln sich die Frauen der Hoch­ zeitsgesellschaft zum gemeinsamen 
Singen und Tanzen, pink- und oran­ gefarbene Saris wehen, mitreissend er­ klingt Banghra-Pop, der im Westen in­ zwischen ebenfalls «in» ist. Ringelblu­ men-Meere werden ausgelegt zur Hochzeitsfeier, demütige Dienerinnen schenken Tee aus, und Monsunwolken dräuen dramatisch am Himmel. So­ weit wirkt alles ganz «indisch». Doch die neureiche Verwandtschaft der Braut kommt aus Australien und den USA zu Besuch, ein Selfmade-Hoch- zeitsorganisator spricht ausdauernd in sein Handy, und die Braut Arditi, die beim Fernsehen arbeitet, hat ein,Ver­ hältnis mit ihrem verheirateten Chef.
	        

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