Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR Mittwoch, 10. April 2002 
7 Bach und das Leben in 
der Seele Orgelwerke qnd Kammermusik von Johann Sebastian Bach standen auf dem Programm des Konzerts, das «araxes» am Sonntagnachmittag in der Ka­ tholischen Kirche in Buchs gab. «The Bach-Project '02» nennen die jungen Musiker, Studenten des Feldkircher Konservatori­ ums, ihren Vortrag. Gcrolf Hause r Aller Anfang ist schwer, das wissen Christian Spiss (Querflöte), Jürgen Natter (Orgel und Cembalo), Josette Spirig (Sopran), Jakoh Dihlik (Violine) und Thomas Dünser (Cello), Erst An­ fang dieses Jahres gründeten Jürgen Natter und Christian Spiss das Ensem­ ble «araxes», das für seine Projekte en­ gagierte Musiker für diverse Projekte einladt. Zum Ziel haben sie sich ge­ setzt, Musik nicht abgetrennt in Zuhö­ rer und Ausführende steril werden zu lassen, sondern den Hörer bewusst je­ den Moment, der Entstehung eines Werkes erleben zu lassen. Ein Kompliment Aller Anfang ist schwer. So ist es 
«araxes» - The Baeh-Project '02 in der Katholischen Kirche in Buchs sich doch gerne mehr Gäste erwartet. Aller Anfang ist schwer. Um so aner­ kennenswerter ist es, wenn Musiker während des Studiums vor der Öffent­ lichkeit ihr Können erproben. Da darf man sicherlich kein meisterhaftes In­ terpretieren erwarten. Trotzdem geht ein Kompliment an die jungen Leute, und wer das Konzert nicht wahrneh­ men konnte, der hatte etwas versäumt. Das Programm begann mit der Tocca­ ta und Fuge d-moll BWV 565 für Or­ gel, gespielt von Jürgen Natter (er ist übrigens seit Januar dieses Jahres Or­ ganist der Kirche zu St. Josef in Trie- senberg). Sozusagen kantig, zum schmucklosen, von rechten Winkeln beherrschten, betonüberreichen Kir­ chenraum passend, spielte Jürgen Nat­ ter das bekannte Werk. Nennt man das «authentische Interpretation»? Die Formation Araxes aus Vorarlberg gab am Sonntagnachmittag in der katholi­ schen Kircln• Buchs ein Kirchenkonzert. Von links: Thomas Dünser (Violoncelloj, Jürgen Natter (Cembaloj, Jakob Diblik (Violine) und Christian Spiss (Querflöte!. (Bild: Paul Trümmer)- vielleicht enttäuschend, aber wenig verwunderlich, wenn kaum mehr als eine Handvoll Zuhörer/-innen den Weg in die Katholische Kirche gefunden 
hatten. Es sei ein erlauchter Kreis, hiess es in der Begrüssung. Die Akustik sei in einer leeren Kirche zwar hervor­ ragend, aber 
die Musiker/-innen hätten 
Bewegung und Leben Dann, vor dem Altarraum, die Sona­ te C-Dur für Querflöte und Basso con- tinuo. Christian Spiss spielte in ausge­ zeichnetem Zusammenspiel mit Jür­ gen . Natter (Cembalo) und Thomas Dünser" (Cello) mit weichem und ein-. fühlsamerti Querflötenton vor allem den ersten Satz, das Largo, dem ein dynamikreiches, virtuoses Allegro 
folgte. Auch die folgende Triosonate c-moll für Querflöte, Violine und Bas-^. so continuo bestach durch das gute Zusammenspie), wobei das Cello im Allegro durch zu wenig Portato das Tempo unruhig gestaltete. Jakob Dib- 11k trat mit seiner Geige sozusagen hinter das musikalisch lebendige Spiel von Christian Spiss zurück. In den drei geistlichen Liedern aus «Schemellis Gesangbuch» für Sopran und Orgel- conttnuo zeigte Josette Spirig eine kla­ re und reine Stimme, die auch in den Höhen keine störende Schärfe aufwies. Bei «Die güld'ne Sonne» entstand der Eindruck, Jürgen Natter «hetze» .mit der Orgelbegleitung die Stimme. Aus­ drucksstark und sehr angenehm durch das nicht 
zu starke Vibrato sang Joset­ te Spirig das «Komm süsser Tod». Den Abschluss bildete die Passacaglia und Fuge c-moll Für Orgel. Hier zeigte Jür­ gen Natter sein Können, vor allem bei dem klaren Herausarbeiten der Fu­ genthemen. In der Begrüssung hiess es: «Wenn Bach erklingt, kommt das Leben in der Seele in Fluss.» Das soll nicht bestritten werden. Ein Programm jefdoch, in dem Bach z.B. Werken zeit­ genössischer . Musiker gegenüberge­ stellt würden, bekäme noch mehr Be­ wegung und Leben. , Den Werken der Wahrhaftigkeit auf der Spur Otto Schenk liest im Theater am Kirchplatz aus seinen Lieblingsbüchern Otto Schenk, der grosse Schauspieler, Theaterleiter und Regisseur, gastiert am Freitag, 12. April im Theater am Kirchplatz mit einer Lesung, bei der er «Gedachtes, Belachtes und Ver­ branntes», u.a. von Kraus, Kafka, Heine, Fried, Tucholsky oder Zuck­ mayer vortragen wird. Mit Otto Schenk sprach Gerolf Hauser VOLKSBLATT: Sie standen in Ihrer 50-Jährigen Karrlere als Schauspie­ ler auf der Bühne, haben Musikthea­ ter und Schauspiel inszeniert, waren Theaterleiter - sind Sie ein Univer­ salgenie? Otto Schenk: Nein, das bin ich nicht. Ich habe immer das Gefühl, dass ich mich um dasselbe kümmere, näm­ lich Menschen mit gewissen Situatio­ nen zu konfrontieren und sie dadurch zu begeistern, sie zum Lachen, zur Rührung, zu Spannung zu bringen. Und das tu ich auch, indem ich Texte, von denen ich begeistert bin, vorlese, mit Händen und Füssen möchte ich fast sagen. Jetzt habe ich Texte ausge­ lesen, die in der Hitlerzeit verboten waren und verbrannt wurden. Dabei 
bin ich darauf gekommen, dass die Nazis wussten, von welchen grossarti­ gen Leuten sie etwas zu fürchten hat­ ten. Auch bei der so genannten «entar­ teten 
Kunst» gab es kein ungeniales Bild. Mir geht es aber auch darum, die Leute zum Amüsement zu bringen. Und auch da sind diese verbotenen Autoren eine Fundgrube. Zu Ihrem 70. Geburtstag schrieb die Presse: «Hinter Otto Schenks Genie der kindlich-naiven Lustigkeit lauert ein dunkler Abgrund, den er, wie alle -grossen Komiker, stets unter­ schwellig verspüren lässt» - also doch ein Genie? Das ehrt mich sehr, wenn man mich so sieht, ich habe mich aber nie für ein Genie gehalten und war immer er­ staunt, wenn das, was ich mache, bei einem breiten Publikum, nicht nur bei einem elitären, auf Zustimmung stiess. Das elitäre Publikum War mir eigent­ lich immer ein bisschen wurscht. Hin­ ter dem Humor steckt eine grosse Wehmut, ein Wissen darüber, dass der Mensch sehr oft scheitert und sich oft blamiert. Die Blamage ist eines der grössten Gebiete der Komödiantik, das 
Otto Schenk liest im Theater am Kirchplatz aus seinen Lieblings­ büchern tGedachtes, Belachtes und Verbranntes». habe ich in meinem Leben immer wie­ der erfahren, und diese Erfahrungen computerhaft gespeichert, d.h. ich ha­ be immer nur vom Leben und selten vom Theater gelernt. Sie haben z.B. sowohl Mozarts Zau­ berflöte, wie auch Bergs Lulu Insze­ niert - fühlen Sie sich zur Klassik wie zur Moderne hingezogen? • Ich fühle mich zu mitreissenden Werken hingezogen. Wenn Werke der Wahrhaftigkeit, des Gefühls auf der 
Spur sind und dies mit der Musik aus­ drücken können, dann ist es mir völlig egal, aus welcher Epoche das Werk stammt. Ich habe immer versucht, den «spannenden Reisser» aus einem Werk herauszuarbeiten, ob das bei Mozart, Wagner, Cerha oder Berg war. Es hat mich immer interessiert, die Sänger­ innen zu animieren für die Wahrhaf­ tigkeit und ihnen plausibel zu machen, dass Singen, etwas ganz Natürliches ist. Waren Ihnen Publikumsreaktionen gleichgültig, wenn Sie pionierhaft vor über 40 Jahren z.B. lonesco oder Beckett Inszenierten? Im Gegenteil. Mir war es ganz wich­ tig, lonesco, z.B. die Nashörner, so zu spielen, dass ein breites Publikum es nicht nur versteht, sondern auch be­ geistert zuhört, was auch gelungen ist. Bei Beckett ging es mir darum, den Godot zu einem Zugstück zu machen. Ich hätte das nicht gemacht, wenn ich nicht daran geglaubt hätte, dass die Menschen es verstehen. Was kann Ich darunter verstehen, wenn von Soloauftritten des Kaba­rettisten 
Otto Schenk gesprochen wird? Ich habe meine Tätigkeit nie als eine kabarettistische empfunden. Mein So­ loabend ist die Figur des Josef Bieder, die ich so echt wie möglich gespielt habe, die mit einer kabarettistischen Verzeichnung 'hoffentlich nichts zu tun hat, denn man soll glauben, ich bin der Josef Bieder. Die Leute ver­ wechseln Stücke, Auftritte oder Lesun­ gen, wo man sehr lacht, mit Kabarett. In der Ankündigung Ihrer Lesung helsst es, sie lesen «Gedachtes, Be­ lachtes, Verbranntes» - Ist das Ihr Können, neben Witz, Pointen und Komik auch Lebensahgst und Le­ bensverneinung zu zeigen? Genau, das ist es. Das Verbrannte ist das Traurige und Beachtliche, dass da­ mals nur Qualität verbrannt wurde. Als ich meine komischen Programme einmal durchgesehen habe, kam ich darauf, dass alle Inhalte damals verboten waren. Das war aber nicht von mir so ausge­ sucht, sondern «Zufall» oder besser ge­ sagt, es ist die Qualität der Programme. Lesung mit Otto Schenk im TaK, Frei­ tag, 12. 4., 20.09 U5& www.vw-nutzfahrzeugfl.ch Take i VW Caddy ab Fr. 17180.^, 
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