Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
AUSLAND Samstag, 30. März 2002 
35 USA wollen keinen dauerhaften Einsatz in Afghanistan Rumsfeld zieht Parallelen zu Bosnien - Sehutztruppe bildet Leibwächter für Exkönig Sahir aus Die internationale Schutztruppe will am Montag einen zweiwöchigen Ausbildungskurs für die Leibwache des Exkönigs be­ ginnen. (Bilder: Keystonej Vorfälle auf, darunter auch der erste Bislang waren die USA von einem An- amerikanische Todesfall in der «Opera- griff von El-Kaida- oder Taliban- tion Anaconda» im Osten des Landes. Kämpfern ausgegangen. HilfsbemuhungenimErdbebengebiet 
WASHINGTON/KABUL: Die USA haben einem dauerhaften Ein­ satz in Afghanistan eine Absage erteilt. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zog Parallelen zur Stationierung von US-Trup­ pen in Bosnien und erklärte, die Soldaten seien dort jetzt schon im siebenten Jahr stationiert, obwohl zu Beginn nur von ei­ nem kurzen Engagement ge­ sprochen worden sei. In Kabul kündigte die internationale Sehutztruppe an, sie wolle in der kom­ menden Woche mit der Ausbildung von Leibwächtern für Exkönig Mo­ hammad Sahir Schah beginnen. Rumsfeld beklagte im Pentagon, bis­ lang habe sich kein Land gefunden, das sich an den Kosten für die Ausbil­ dung einer afghanischen Armee betei­ ligen wolle. Weder die Geberkonferenz in Tokio noch die internationale Schutztruppe habe Geld für diese wichtige Aufgabe vorgesehen. Die USA wollten nun allein die finanziel­ len Mittel aufbringen, sagte Rumsfeld. Die internationale Schutztruppe will am Montag einen zweiwöchigen Aus­ bildungskurs für die Leibwache des Exkönigs beginnen. Die Rückkchr von Sahir wird Ende April erwartet, nach­ dem seine Abreise aus dem Exil in Ita­ lien wegen Sichcrheitsbedenken ver­ schoben worden war. Ein Sprecher der Sehutztruppe, Tony Marshall, erklärte, an der Ausbildung wollten sich 40 Männer unterschiedlicher ethnischer Gruppen beteiligen. Der Exkönig ist Paschtune. Er soll darum gebeten ha­ ben, dass die Verantwortung für seine Sicherheit nicht dem Innen- oder Verteidigungsministerium übertragen wird, die beide von Tadschiken geleitet werden. Marshall sagte, die Leibwache solle Sahir auf Reisen begleiten und ihn in seiner Villa in Kabul schützen. Der Luftwaffenstützpunkt Bagram bereitete sich unterdessen am Freitag Kriegsverbrecher ausliefern BELGRAD: 
Der serbische Ministerprä­ sident Zoran Djindjic will möglicher­ weise schon in den nächsten Tagen weitere mutmassliche Kriegsverbre­ cher an das UN-Tribunal in Den Haag ausliefern. Wenn Jugoslawien den Forderungen nach einer Auslieferung von Kriegsverbrechern nicht nach­ kommen, drohe die internationale Iso­ lation, sagte Djindjic gestern in Bel­ grad. Präsident Vojislav Kostunica hatte zuvor in scharfen Worten seine Kritik am Kriegsverbrechertribunal be­ kräftigt. Jugoslawien steht unter dem Druck eines Ultimatums der USA, die mit der Streichung von Finanzhilfen gedroht haben, sollte Belgrad nicht bis zum 31. März seine Zusammenarbeit mit Den Haag erklären. Djindjic spielte jedoch die Bedeutung dieser Frist he­ runter. Das Datum stehe nicht fest. Wichtig sei nur, dass Jugoslawien deutlich mache, dass es Teil der Welt werden wolle. Schon in drei oder vier Tagen könnten Angeklagte an das Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert werden. Der serbische Justizminister Viadan Batic erklärte, die Polizei sei autorisiert, Angeklagte festzunehmen. «Wir können nur vorankommen, wenn wir mit den Ländern kooperieren, de­ ren Hilfe wir brauchen», sagte Djindjic. «Dies ist nicht nur eine amerikanische Initiative. Die Welt verlangt es, eine Weigerung würde zur völligen Isolie­ rung Jugoslawiens führen.» Auf dem Spiel stehen Finanzhilfen in Millio­ nenhöhe. Kostunica hatte im serbi­ schen Fernsehen erklärt, er habe «die Nase voll» von dem UN-Tribunal. 1 • 
auf die Ankunft von I700 britischen Elitesoldaten vor. Sie sollen Teile der amerikanischen Truppen in Afghanis­ tan ersetzen und werden in der kom­ menden Woche erwartet. Für Grossbri­ tannien ist es der erste Kampfeinsatz von Bodentruppen seit dem Golfkrieg 1991. Nahe dem US-Stützpunkt fn Kanda­ har wurde am Donnerstag ein US-Eli­ tesoldat getöte!. Die Leiche des Man­ nes wurde am Freitag auf den US- Stützpunkt Ramstein gebracht. Der Soldat war bei einem Übungseinsatz auf eine Mine getreten, wie Militär­ sprecher Charles Portman erklärte. Ein weiterer Soldat sei verletzt worden. Unterdessen bestätigte ein Untersu­ chungsbericht der US-Streitkräfte, dass mehrere Soldaten im Afghanistan­ einsatz von Schüssen aus den eigenen Reihen getötet wurden. Der am Freitag vorgestellte Bericht listet zehn solcher ROM: Ohne den gesundheitlich ge­ schwächten Papst hat sich die tradi­ tionelle Kreuzweg-Prozession am Kolosseum in Rom in Bewegung ge­ setzt. Der 81 Jahre alte Johannes Paul II. beobachtete die Zeremonie am Karfreitagabend sitzend. Zehntausende Gläubige und Touris­ ten waren zu der Via Crucis gekom­ men. Das Kolosseum und der Weg am Palatinshügel 
erstrahlten im Schein tausender Kerzen und Fackeln. Das Kirchenoberhaupt soll dieses Jahr wegen starker Knieschmerzen darauf verzichten, selbst am Kreuzweg mit­ zugehen. Im vergangenen Jahr hatte er das Kreuz noch auf den beiden letzten der 14 Stationen übernom­ men. Die Zeremonie ist einer der Höhepunkte der Osterfeierlichkeiten in der italienischen Hauptstadt. Sie erinnert an den Leidensweg des Reli­ gionsstifters Jesus von Narzareth vor seiner Kreuzigung vor rund 2000 Jahren. Erstmals keine Fusswaschung Zur Messe am Donnerstagabend ka­ men tausende Gläubige in die Peters­ kirche. Der Papst konnte die Messe und die Zeremonien lediglich sitzend verfolgen, auf die traditionelle Fuss­ waschung verzichtete er. Kardinals- Staatssekretär Angelo Sodano und der französische 
Kardinal Roger Etchega- ray wuschen zwölf Priestern die Füsse. Sie erinnerten damit an das letzte Abendmahl, bei dem Jesus biblischer 
NAHRIN: Die Hilfsbemühungen für die Opfer der Erdbeben im Norden Af­ ghanistans wurden gestern durch starke Regenfällc zusätzlich behin­ dert. Die unbefestigten Strassen ver­ wandelten sich in Morast. Helikopter, die Hilfsgüter in die unzugängliche Bergregion zwischen Kabul und Ma- sar-i-Scharif-Region bringen sollten, konnten nicht landen. «Dies ist ein lo- gistischer Albtraum», sagte der Mitar­ beiter einer 
Hilfsorganisation. «Regen war das letzte, was wir gebrauchen konnten.» Wettervorhersagen zufolge sollen die Rcgenfalle noch mehrere Der Papst konnte beim Kreuzweg nicht mitgehen. Überlieferung zufolge seinen zwölf Jüngern diesen Liebesdienst tat. Die beiden Kardinäle feierten auch, die Messe. Der Papst verlas allerdings die Predigt; er stand mehrmals auf, seine Worte waren vergleichsweise gut zu verstehen. Zuvor hatte er die heiligen Öle ge­ segnet, die für Taufe, Firmung, Pries­ terweihe und Krankensalbung verwen­ det werden. Bei einer Predigt am Don­ nerstagmorgen verurteilte er erneut Fälle von . Kindesmissbrauch durch katholische Priester. 
Tage anhalten. Die Hilfsbemühungen wurden in den vergangenen Tagen bereits durch verschüttete Strassen und Landminen behindert, die durch Erdrutsche freigelegt wurden. Zudem waren in dem Salang-Tunnel auf der Strecke von der afghanischen Haupt­ stadt Kabul in den Norden des Landes mehrere Fahrzeuge umgestürzt, was den Verkehr erheblich behinderte. Gestern konnte der Tunnel von. einer Gruppe amerikanischer Ingenieure wieder geräumt werden. Die Vereinten Nationen erwägen auch den Abwurf von Lebensmitteln. Krieg um die Inseln der Schafe STANLEY/FALKLANDS: «Ich fühle mich oft wie ein Gefangener des Krieges. Die Menschen hier können einfach nicht aufhören, immer nur vom Krieg zu spre­ chen, auch nach 20 Jahren noch», sagt James Peck in seinem Haus in Stanley, dem Hauptort von Ost-Falkland. Auch auf den Bildern des 33-jährigen Künst­ lers wird gelegentlich die Erinnerung an den Krieg wieder lebendig. Auf einigen seiner Werke finden sich die drei Buch­ staben «POW», die englische Abkürzung für Kriegsgefangene. Am 2. April 1982 hatte die damalige argentinische Mi­ litärdiktatur die von knapp 2000 «Kel- pern», wie sich die Falkländer selbst nennen, sowie sonst nur von Schafen und Pinguinen bewohnten Inseln 500 Kilometer vorder Küste Patagoniens be­ setzen lassen. Die versöhnliche, aber, gleichzeitig misstrauische Haltung der 2000 Inselbewohner gegenüber dem na­ hen aber fremden Argentinien ist auf ei­ nem handgeschriebenen Zettel zusam- mengefasst, den einige «Kelper», wie sich die Inselbewohner selbst nennen, im Schaufenster des Souvenirladens im Zentrum von Stanley ausgehängt ha­ ben. «An die argentinische Nation und das Volk: Sie werden in unserem Land immer willkommen sein, wenn sie ihre Souveränitätsansprüche aufgeben und unser Recht auf Selbstbestimmung an­ erkennen.» «Niemals.. Wir werden die Rechte der Kelper wahren, aber nicht ih­ re Wünsche auf Souveränität erfüllen», sagt Roberto Alemann, Wirtschaftsmi­ nister während der Zeit des Krieges, im 1900 Kilometer weiter nördlich gelege­ nen Buenos Aires. 
Blutige Proteste in Äthiopien ADDIS ABEBA: Bei Demonstrationen für die von sinkenden Weltmarktprei­ sen betroffenen Bauern Ist es in Äthio­ pien zu blutigen Ausschreitungen ge­ kommen. Bei Strassenschlachten mit Polizei und paramilitärischen Einhei­ ten kamen mindestens zwei Demons­ tranten ums Leben, wie die Behörden gestern mitteilten. Mehrere Menschen wurden verletzt. Allein in der Stadt Nekemt im Westen des Landes wurden rund hundert Studenten festgenom­ men. Die Studentenproteste haften ihren Ausgang am Montag in Ambo, rund 125 westlich der Hauptstadt Ad­ dis Abeba genommen. Als Sicherheits­ kräfte die nicht genehmigte Kundge­ bung auflösen wollten, hätten Studen­ ten sie mit Steinen angegriffen, sagte der Präsident der autonomen westli­ chen Region Oromiya, Juneidi Sado. Die Demonstrationen weiteten sich da­ nach auf weitere Städte aus. Juneidi warf der oppositionellen Oromo-Be- freiungsfront vor, die Proteste ange­ zettelt zu haben, um Unruhe in der Re­ gion ju stiften. Die Regierung habe bereits Massnahmen ergriffen, um die Verluste der Bauern auszugleichen. Unter anderem seien die Abgaben für den Kaffeeanbau deutlich gesenkt worden. 31 Verletzte durch Bombenanschläge KATHMANDU: Maoistische Rebellen im Himalaya-Königreich Nepal haben durch Bombenanschläge mindestens 31 Menschen verletzt. Die Sprengsätze explodierten gestern in der Hauptstadt Kathmandu. Die Täter zündeten die erste Bombe an einer Brücke in der In­ nenstadt. 28 Menschen, unter ihnen auch ein mutmasslicher Täter, wurden verletzt. Am Stadtrand griffen Maois- ten einen Polizeiposten mit Spreng­ körpern an und verletzten drei Beamte. Die Anschläge gelten als Auftakt einer fünftägigen Blockade, die die Maois- ten für die kommende Woche ausge­ rufen haben. Sie erzwingen bei sol­ chen Blockaden die Schliessung von Schulen und Geschäften. Wer dagegen verstösst, riskiert sein Leben. Bereits am Donnerstag hatte das Verteidi­ gungsministerium mitgeteilt, dass bei Auseinandersetzungen zwischen Si­ cherheitskräften und maoistischen Re­ bellen mindestens zwölf Menschen getötet worden waren. Zehn Rebellen seien bei einem Schusswechsel in der Nacht zum Donnerstag getötet wor­ den. Zwei Frauen waren laut den An­ gaben am Mittwoch bei einem Bom­ benanschlag auf das Haus eines Solda­ ten umgekommen. Ortsangaben lagen keine vor. Zumeist sind die Rebellen jedoch im Westen des Landes aktiv. Seit November kommt es regelmässig zu Zusammenstössen zwischen Regie­ rungstruppen und Aufständischen. Die Rebellen kämpfen für eine Abschaf­ fung der Monarchie und die Bildung einer kommunistischen Republik im Himalaya-Königreich. Skinheads prügeln Menschen zu Tode MOSKAU: Skinheads haben in Moskau mehrere Menschen zu Tode geprügelt. Die Täter im Alter von 14 bis 17 Jah­ ren töteten in der Nacht auf Freitag zwei Obdachlose sowie einen jungen Mann aus der Kaukasusrepublik Aser­ baidschan. Die Täter traten mit Sprin­ gerstiefeln auf ihre Opfer ein, wie die Polizei nach Angaben der Agentur In­ terfax mitteilte. Der Aserbaidschaner sei zudem niedergestochen worden. In russischen Grossstädten kommt es im­ mer wieder zu gewalttätigen Übergrif­ fen extremistischer Jugendlicher. Zu­ letzt tötete eine Bande aus mehreren hundert Skinheads im vergangenen Oktober in Moskau zwei Händler. Bei dem Überfall auf einen Wochenmarkt wurden mehr als 20 Menschen ver­ letzt. Die rassistischen Übergriffe gel­ ten meist Menschen kaukasischer Her­ kunft! V 
Schwacher Papst Verzicht auf viele Osterzeremonien
	        

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