Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

20 Montag, 18. März 2002 
AUSLAND Liechtensteiner VOLKSBLATT Raketenabwehr- Test erfolgreich WASHINGTON: Die USA haben ihr umstrittenes Raketenabwehrsystem er­ neut erfolgreich einem Test unterzo- . gen. Eine Abfangrakete traf nach An­ gaben des Pentagons am Samstag wie vorgesehen über dem Pazifik einen Übungssprengkopf. Der stellvertreten­ de US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz betonte, es habe sich nicht um einen realistischen Test gehandelt. Die Rakete wurde von der Meck-lnsel in der Nähe des Äquators abgefeuert, der Übungssprengkopf vom rund 7700 Kilometer entfernten Luftwaffenstütz­ punkt Vandenberg in Kalifornien. Auf seinem Weg setzte der Sprengkopf drei Ballone frei, um zu prüfen, ob die Ab­ fangrakete davon in die Irre geleitet würde. Die Rakete spürte den Spreng­ kopf jedoch planmässig auf und zer­ störte ihn, wie es in einer Erklärung des US-Verteidigungsministeriums hiess. Es war der bisher umfassendste Versuch eines landgestützten Ab­ wehrsystems. Robert Mugabe als Präsident vereidigt HARARE: Rund eine Woche nach sei­ nem umstrittenen Wahlsieg ist der simbabwische Präsident Robert Muga­ be am Sonntag für eine weitere sechs­ jährige Amtszeit vereidigt worden. Der 78-Jährige sagte nach der Zeremonie, er werde die Gesetze Simbabwes ach­ ten. Die afrikanischen Staaten forderte er auf, ihn gegen feindlich gesinnte westliche Nationen zu unterstützen. Mugabe, der Simbabwe seit der Unab­ hängigkeit von Grossbritannien 1980 regiert, gewann die Wahl nach amtli­ chen Angaben mit 56 Prozent der Stimmen. Die Opposition sprach von Manipulation. Die 57 Abgeordneten der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) von Mugabes Heraus­ forderer Morgan Tsvangirai boykot­ tierten die Vereidigung. Die Öppositioii berichtete über zunehmende Racheak­ te von regierungstreuen Banden. US-Pläne stossen auf Widerstand DSCHIDDA: Bei seiner Reise durch elf Staaten des Nahen Ostens hat US-Vi­ zepräsident Richard Cheney bislang keine Unterstützung fiir einen mögli­ chen Angriff gegen Irak erhalten. Kurz nach seiner Ankunft in Bahrain erklär­ te er aber am Sonntag, er werde sich trotz der Kritik während seiner Reise weiter auf Irak konzentrieren. Saudi- Arabien hatte sich am Samstag strikt gegen einen Angriff auf Ziele in Irak ausgesprochen. Heute Montag wird Cheney in Kuwait erwartet, einem wichtigen Verbündeten der USA in der Region. In Bahrain sagte Cheney, bis­ lang habe US-Präsident George W. Bush keine Entscheidung bezüglich ei- her möglichen Offensive gegen Irak getroffen. Die wirkliche Frage sei doch, warum der irakische Staatschef Saddam Hussein sich nicht an UN-Re­ solutionen halte und UN-Waffenin­ spekteuren die Einreise verweigere. Später kam Cheney zu Gesprächen mit dem König von Bahrain, Scheich Ha- mad bin lsa El Chalifa, und einigen Kabinettsmitgliedern- zusammen. Der kuwaitische Aussenminister er­ klärte, er hoffe, es werde keine Angrif­ fe auf Ziele in Irak geben, damit das irakische Volk nicht leiden müsse. 
Liberalisierung kommt voran EU-Gipfel beschliesst Öffnung bei Gas und Strom - Druck auf Israel erhöht BARCELONA: Die Liberalisie­ rung der EU-Märkte kommt langsam aber sicher voran. Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich auf ihrem Gipfel in Barcelona am Wo­ chenende auf eine weitere Öff­ nung der Märkte für Strom und Gas. Danach können Geschäfts­ kunden ihre Anbieter in diesen Segmenten von 2004 an frei wählen. Ein Beschluss zur Öff­ nung dieser Märkte für Privat­ kunden soll bis zum Frühjahrs­ gipfel 2003 fallen. «Ich habe vor dem Gipfel gesagt, die Richtung muss stimmen, und das ist erreicht worden», sagte der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der spanische Ministerpräsident und am­ tierende EU-Ratsvorsitzende Jose Ma­ ria Aznar sprach von einem «funda­ mentalen Schritt». Mit der Öffnung für Geschäftskunden sind nach EU-Anga­ ben bereits 60 Prozent der EU-Gas- und Strommärkte liberalisiert. Widerstand Frankreichs Frankreich hatte sich lange Zeit ei­ ner EU-Richtlinie zur Öffnung der Energiemärkte widersetzt, dann aber einer Liberalisierung für Geschäftskun­ den zugestimmt. Nach dem ursprüng­ lichen Plan sollte der Strommarkt für Geschäftskunden bereits im kommen­ den Jahr geöffnet werden, der Gas­ markt ein Jahr später. Deutschland strebte eine vollständige Liberalisie­ rung an. Ein weiterer Beschluss zur Öffnung der Märkte für Privatkunden soll nach 
Ernste Minen: der spanische Ministerpräsident und amtierende EU-Ratsvorsitzende Jose Maria Aznar (links) und Frank­ reichs Staatspräsident Jaques Chirac am EU-Gipfel in Barcelona. (Bild: Keystone) der Entscheidung die «Versorgungssi­ cherheit und insbesondere den Schutz bedürftiger Bevölkerungsgruppen» berücksichtigen. Zudem solle in jedem Mitgliedstaat ein Regulierungsmecha­ nismus geschaffen werden, mit dem Ziel, die Bedingungen für die Festset­ zung von Tarifen zu überwachen. Zudem beauftragte der Gipfei die Verkehrsminister, bei ihrer nächsten Sitzung die Finanzierung des Satelli- ten-Navigationssystems «Galileo» zu beschliessen. Für die Inbetriebnahme 
des Systems werden insgesamt 3,2 Milliarden Euro veranschlagt. Darüber hinaus übte der Gipfel heftige Kritik an der US-Entscheidung, die Zölle auf Stahl zu erhöhen. Druck auf Israel erhöht In einer Erklärung zum Nahost-Kon­ flikt rief der Gipfel die Konfliktpartei­ en auf, das Blutvergiessen unverzüg­ lich zu beenden. «Eine militärische Lö­ sung für den Konflikt gibt es nicht.» Zugleich forderte die EU eine unbe­schränkte 
Bewegungsfreiheit für den palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat und begrüsste die Vermitt­ lungsmission des US-Gesandten Ant­ hony Zinni. Israel müsse ungeachtet seines Rechts, den Terrorismus zu bekämpfen, unverzüglich seine Streit­ kräfte aus den Autonomiegebieten zurückziehen, hiess es weiter. Unter dem Eindruck der Präsidentschafts­ wahl in Simbabwe behält sich die EU weitere Sanktionen gegen das südafri­ kanische Land vor. Grossaufmarsch für Rentenalter 60 Über 10 000 Personen demonstrierten in Bern BERN: Mehr als 10 000 Menschen ha­ ben am Samstagnachmittag in Bern für ein Rentenalter 60 im Baugewerbe de­ monstriert. Das Rentenalter 60 müsse schwarz auf weiss im neuen Landes- mantelvertrag festgeschrieben sein, forderte GBI-Zentralpräsident Vasco Pedrina. Die Baumeister bezeichnen das Modell als nicht finanzierbar. Mit der von der Gewerkschaft Bau und Industrie (GBl) organisierten na­ tionalen Kundgebung auf defti Bündes­ platz wollten die Bauarbeiter Kampfbe­ reitschaft zeigen und klar machen, dass sie zum Streik bereit sind. 9083 
Bauarbeiter hätten sich in einer schrift­ lichen Konsultativabstimmung während der Manifestation dafür aus­ gesprochen, den Kampf nach dem Aus­ laufen des geltenden Landesmantelver- trags Ende dieses Monats auch mit dem Mittel des Streiks fortzusetzen, teilte die Gewerkschaft GBl mit. 33 hätten sich gegen Streiks ausgesprochen. Zent­ rale Forderung der Gewerkschaften im neuen Landesmantelvertrag 
ist die Ver­ wirklichung der Frühpensionierung für alle Bauarbeiter mit 60 in den nächsten drei Jahren sowie eine Lohnerhöhung von 120 Franken. 
Panik in der Kirche Terroranschlag in Pakistan: fünf Tote ISLAMABAD: Bei einem Terroran­ schlag auf eine Kirche im Diploma­ tenviertel der pakistanischen Haupt­ stadt Islamabad sind 5 Menschen getötet und mehr als 40 verletzt wor­ den. Unter den Verletzten ist auch eine Schweizerin. Zum Gottesdienst in der protestanti­ schen internationalen Kirche, die ei­ nen Kilometer von der US-Botschaft entfernt liegt, waren 70 Gläubige ge­ kommen. Ein oder zwei Täter warfen sechs Handgranaten in das Gottes­ haus, von denen zwei nicht explodier­ ten. Unter den Betenden brach Panik aus. Bei den meisten Opfern handelt es sich um Ausländer. Unter den Toten sind die Frau und die Tochter eines US-Diplomaten, eine Pakistanerin und eine Afghanin. Mehrere Verletzte schwebten in Lebensgefahr. Der Zu­stand 
der mit einem Ausländer verhei­ rateten Schweizerin sei nach ersten In­ formationen 
nicht beunruhigend, sag­ te Ruedi Christen, Pressesprecher des Eidg. Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA), am Sonntag. Die Täter waren zunächst unbe­ kannt. Wegen der Unterstützung Pakistans für die USA beim Kampf ge­ gen Osama bin Laden in Afghanistan waren Anschläge extremistischer Mos­ lems befürchtet worden. Pakistans Mi­ litärmachthaber 
Pervez Musharraf sprach von einem Versuch, dem Anse­ hen 
Pakistans zu schaden. Der An­ schlag werde seine Regierung nicht davon abhalten, weiter den Terroris­ mus zu bekämpfen, versicherte Mus­ harraf. Der amerikanische Präsident George W. Bush zeigte sich am Sonntag empört über den Anschlag. «Operation Anaconda» im Wesentlichen beendet BAGRAM: Die Offensive der USA und ihrer Verbündeten im Osten Afgha­ nistans ist nach Militärangaben im Wesentlichen abgeschlossen. Nach zwei Wochen Einsatz werde die «Operation Anaconda» nun zurück gefahren, sagte ein US-Militärspre- cher am Sonntag in Bagram. Die Aufmerksamkeit richte sich auf andere Gegenden Afghanistans, sagte Major Bryan Hilferty. Diese liegen nach Informationen der «Washington Post» im Südeh und Osten. Die Zeitung berichtete am Sonntag, die USA und ihre Verbündeten konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf mehrere An­ sammlungen von Freischärlern im Osten und im Süden. Das seien die neuen Einsatzziele. Unter Berufung auf US-General- major Franklin Hagenbeck berichtete 
das Blatt, zur Auswahl stünden An­ griffe mit überwiegend afghanischen Soldaten, der Einsatz von vorwiegend amerikanischen Spezialeinheiten und Luftangriffe. Einen zeitlichen Rahmen wollte er nicht nennen. Die Regierung in Kabul glaubt, dass Taliban und El Kaida darauf lauern, wieder an die Macht zu kommen. Das afghanische Aussenministerium sagte, die 
Schlacht von Schahi Kot habe möglicherweise die «grösste und be­ drohlichste» Gruppe Freischärler ver­ nichtet. Doch in anderen Teilen des Landes versuchten sich Taliban- und El-Kaida-Kämpfer neu zu formieren. Ein Sprecher sagte, wo genau das ge­ schehe, müsse noch festgestellt wer­ den. Es handle sich aber gewiss um «entlegenste und räumlich weit aus­ einander liegende Gegenden im . ganzen Land».
	        

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