Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2002)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND Freitag, 
8. März 
2002 5 Heute ist Internationaler Tag der Frau Der 8. März wird weltweit als Tag der Frau begangen. Die Ur- , sprünge reichen zurück auf die Ereignisse während des Ersten Weltkrieges, als russische Frau­ en unter dem Motto «Brot und Frieden» streikten und schliess­ lich das Stimm- und Wahlrecht erhielten. Nach dem gregoriani­ schen Kalender Fiel dieser Streik auf den 8. März. Seither gilt dieses Datum als Internationa­ ler Tag der Frau. Die Regierung hat auch dieses Jahr den Tag der Frau als Anlass genom­ men, den jährlich ausgeschriebenen Chancengleichheitspreis an die Ge­ winner zu verleihen. Das ausgezeich­ nete Projekt wird im Anschluss an die Preisverleihung in den Medien aus­ führlich vorgestellt werden. Der Chan- cengleichhcitspreis wird heute zum dritten Mal vergeben. Im vergangenen Jahr wurde der Chancengleichheits­ preis für das Projekt «Jungunterneh­ merinnen und Wirtschaftsfrauen» ver­ liehen. 
Die erstmalige Verleihung des Preises im Jahr 20,00 erging zugunsten eines Integrationsprojektes für Mig­ rantinnen. Gleichstellung in Liechtenstein Gewalt gegen Frauen, Vereinbarkeit von Familie und Erwerb, Männer im Gleichstellungsprozess sowie Vertre­ tung von Frauen in politischen Gremi­ en sind die Schwerpunkte der Gleich- stellungsarbcit der Regierung für das Jahr 2002: Das Projekt Gewalt gegen Frauen - Intcrrcg-Projekt «Grenzen überschrei­ ten - Grenzen setzen» umfasst die grenzüberschreitende Datenerhebung zu häuslicher Gewalt, die Verbreitung von fundiertem Wissen über Ursa­ chen, Erscheinungsformen und Folgen von Gewalt an Frauen in Ehe und Partnerschaft, die grenzüberschreiten­ de Aufklärung und Sensibilisierung durch Informationsvermittlung, der Abbau von Mythen, die Vermittlung von Handlungsbercitschaft und Han'd- lungskompetenz durch 
Kommunikati­ on, Kooperation, Prävention, soziale Aufmerksamkeit und adäquate Hilfe­ leistung. An diesem Interreg-Projekt beteiligen sich das Land Vorarlberg und Liechtenstein. Männer im Gleichstellungsprozess Die Projektgruppe «MannsBilder» entwickelte Umsetzungsbeispiele für 
die Themenbereiche Familienarbeit - Vereinbarkeit von Familie und Erwerb, Rollenbilder, Gesundheit und Spiritua­ lität. Repräsentiert wird die Pröjekt- gruppe durch die Aids-Hilfe, die Er­ wachsenenbildung, das Haus Guten­ berg, das Netzwerk, die Landesverwal­ tung und einem Vertreter aus der frei­ en Wirtschaft. Das Gleichstellungs­ büro fungiert als Koordinations- und Administrationsstelle der Gruppe. Weitere Informationen und Veranstal­ tungshinweise unter diesem Projekt finden sich unter   www.mannsbilder.Ii . Vertretung von Frauen in politischen Gremien - Mentoring für Frauen , Ziel dieses Projekts ist es, den Frau­ enanteil in den politischen Gremien zu erhöhen. Das Programm richtet sich an politisch interessierte Frauen, die in der Vorwahlzeit, Wahl- und Nach- wahlzeit durch Mentorinnen oder Mentoren begleitet werden sollen. Seit Anfang 2002 können die Mitar­ beiterinnen und Mitarbeiter mit einem sicheren Hortplatz rechnen. Die Lan­ desverwaltung realisierte in Koopera­ tion mit dem Verein Kindertagesstät­ ten Liechtenstein einen Kinderhort. Aktionsplattform von Peking Um die tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann zu fordern, ist ei­ ne Reihe von Massnahmen ih unter­ schiedlichen Bereichen notwendig. Die liechtensteinische Gleichstellungspoli­ tik 
orientiert sich dabei an den zwölf Themen der in Peking im Jahr 1995 verabschiedeten Aktionsplattform, an deren Erarbeitung sich Liechtenstein aktiv beteiligte. Diese zwölf Bereiche sind: Die Grundrechte der Frauen, Ge­ walt gegen Frauen, Frauen und be­ waffnete Konflikte, Frauen in der Wirtschaft, Frauen in Macht- und Ent­ scheidungspositionen, institutionelle Mechanismen zur Frauenforderung, Frauen und Armut, Bildung und Aus­ bildung der Frauen, Frauen und Ge­ sundheit, Frauen und Medien, Frauen und Umwelt sowie die Gruppe der Mädchen. Internationale Achtung der Rechte der Frauen Die Charta der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1945 war die erste inter­ nationale Übereinkunft, in welcher die Gleichheit der Geschlechter als funda­ mentales Menschenrecht proklamiert wurde. Mehr als dreissig Jahr später wurde das Übereinkommen zur Besei­ tigung jeder Form von 
Diskriminie-Fraucii 
von heute sind oft gleichzeitig in Familie und Beruf tätig. Es hat sich in punkto Gleichstellung zwar einiges verändert, aber es gibt noch viel zu tun. (Bild: Wodicka) rungen der Frau (Frauenrechtskonven^ tion) abgeschlossen. Liechtenstein ist seit dem 21. Januar 1996 Vertragspar­ tei der Frauenrechtskonvention und verpflichtet sich damit mit den ande­ ren 167 Vertragsparteien Völkerrechts-, verbindlich, Massnahmen auf politi­ schem, sozialem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet zu treffen, welche die gleichberechtigte Ausübung der Menschenrechte und Grundfreiheiten von Frauen gewährleisten. Ein weite­ rer Meilenstein wurde mit der Verab­ schiedung des Fakultativprotokolls vom 6. Oktober 1999 zur Frauen­ rechtskonvention geschaffen. Liech­ tenstein ist seit dem 24. Januar 2002 Vertragspartei dieses Protokolls. Es beinhaltet ein Individualbe- schwerdevcrfahren, welches Einzel­ personen oder Personengruppen er­ laubt, nach innerstaatlichen) Rechts­ mittelzug beim zuständigen interna­ tionalen Expertenausschuss Verlet­ zungen der durch die Frauenrechts­ konvention garantieren Rechte einzu­klagen. 
Mit dem Protokoll wurde aus­ serdem ein Untersuchungsverfahren eingeführt. Damit ist es dem erwähn­ ten Ausschuss möglich, schwere oder systematische Verletzungen der ga­ rantierten Rechte - unter Umständen, in Rahmen eines Besuchs im betroffe­ nen Staat - zu untersuchen, wenn auch nur unter Zustimmung des be­ troffenen Staates. Frauen in Afghanistan Die Einhaltung des Prinzips der Gleichheit der Geschlechter und das Verbot von Diskriminierungen ge­ genüber Frauen ist trotz internationa­ len Übereinkünften nicht überall durchgesetzt. Gerade in Afghanistan sind Frauen und Mädchen Opfer des lang andauernden Konfliktes gewor­ den. Vor diesem Hintergrund widmen die Vereinten Nationen den Tag der Frau den Frauen und Mädchen in Af­ ghanistan und insbesondere ihrer Rol­ le bei der Schaffung eines dauerhaften Friedens. Madame GENofEVA Eine Performance im Auftrag des Gleichstellungsbüros zum Internationalen Tag der Frau Am Anfang steht ein Auftrag. Fünf Frauen sehen die grosse Herausfor­ derung und Chance. Fünf Frauen fuhren ihr Potential zusammen. Fünf? Wer sind sie? Es sind Frauen aus Liechtenstein. Frauen wie du und ich. Sie spielen, was sie sind. Der Prozess ihrer Zusammenarbeit ist ei­ ne Erfahrung. Eine persönliche und eine gemeinsame. Sie arbeiten dabei auf verschiedenen Ebenen. Und finden eine gemeinsame Sprache. Und sie wissen, jede Erwar­ tung ist eine Falle. Also bringen sie sich voll ein. Die 5 Frauen sind For­ scherinnen,. Sie forschen bis zu den Wurzeln evageneser Substanzen. Sie denken ohne Geländer. . Ihre Fragilität steht für ihre Ver­ wundbarkeit. Adam hat nicht hinter dem Baum gewartet, bis er an der Reihe war. Aber sie sind anpassungs­ fähig. Wie alle Frauen. Die Forscherin­ nen heissen: Martha Büchel-Hilti, Bri­ gitte Hasler-Mänahl, Susanna Kranz, Ruth Oertli und Eva Wagner von Wehrborn. Die Ahninnen melden sich aus dem 
Heute Abend im TaK: Madame GENofEVA. 
Vergessen. Marie Curie, Camille Clau­ del, George Sand, Rosa Luxemburg, Hannah Arendt, Hildegard von Bin­ gen. Geheimnisvolle Kraftquellen. Das Forschungsprojekt ist im Fluss. Es ent­ wickelt sich weiter. Es macht betrof­ fen. Nachdenklich. In der Alchimie der Nacht, dem Rückzug in die Stille, fallt ein Strahl. Du siehst wieder Land. Der Kreis schliesst sich. Die Erfahrung bleibt. Ein System verändert sich scholl dadurch, dass du es genau be­ obachtest. Heute Abend im TaK Mehr sei nicht verraten. Die Perfor­ mance «Madame GENofEVA» ist zu se­ hen am Internationalen Tag der Frau, Freitag, 8. März, im Theater am Kirch­ platz. Eine Reservation wird empfoh­ len. Im Anschluss an das Fest wird.das Liechtensteinische Frauennetz im Foy­ er des Taks einen Ap£ro offerieren. Karten gibt es beim TaK-Vorverkauf unterTelefon + 423 / 237 59 69, Fax + 423 / 237 59 61 oder per E-Mail: Vor­ verkauf® tak.li. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeglnn. Eintritt 20 Franken inklusive Apöro. 
Gleichstellung in der Arbeitswelt harzt Mit der Gleichstellung der Frauen in der Arbeitswelt harzt- es laut den Schweizer Gewerkschaften weiter­ hin. Der Grundsatz ist zwar in der Mehrheit der Gesamtarbeitsverträge (GAV) verankert, doch werden die Bestimmungen unterschiedlich um­ gesetzt, wie aus einer Studie des SGB im Hinblick auf den Frauentag vom heutigen Freitag hervorgeht. Die branchenübergreifende Gleich- stellüngsanalyse von 21 GAV, die am Donnerstag in Bern vom Schwei­ zerischen Gewerkschaftsburtd (SGB) vorgestellt wurde, kommt zu folgen­ den drei Häuptaussagen: Je nach Branche und Anteil weiblicher Mitglieder wurden Gleichstellungsan­ liegen unterschiedlich umfassend in die GAV aufgenommen, wie vpod- Frauensekretärin Natalie Imboden er­ klärte. Obwohl der Grundsatzartikel zur Gleichstellung mit Ausnahme der Ver­ pflegungsgruppe Gate Gourmet in al­ len untersuchten GAV aufgenommen sei, seien nur in vier GAV. konkrete Massnahmen zur faktischen Gleich­ stellung und Umsetzung der Chancen­ gleichheit verankert. Fortschritte gemacht Die Studie zeige ausserdem, dass in den GAV, bei denen Frauen mitverhan­ delten, eindeutig mehr gleichstel­ lungspolitische Fortschritte erzielt wurden. Auffällig sei zudem, dass in den GAV der ehemaligen Regiebe­ triebe des Bundes die Gleichstellungs­ forderungen besser verankert seien als in denjenigen privater Unterneh­ men. In den Verträgen von Post, SBB und dem Schweizer Fernsehen sei die Gleichstellung am besten festge­ schrieben. Die Studie erklärt die besse­ re Umsetzung der Gleichstellungsan- liegen in halb-öffentlichen Betrieben damit, dass sie zum Service public gehören und die Arbeitgeberseite auf Grund ihrer starken politischen Ver­ knüpfung stärker an die Umsetzung der Ziele des Gleichstellungsgesetzes gebunden sind. Demgegenüber wür­ den in der Privatwirtschaft Profitüber­ legungen höher gewichtet als die Gleichstellung. Den einundzwanzig untersuchten GAV sind insgesamt 388 000 Personen und davon 140 000 Frauen unterstellt. Gleichstellung bei Teilzeitarbeitenden . Ein zentrales Anliegen der Frauen ist laut Imboden die Gleichstellung der Teilzeitarbeitenden, zumal die meisten Teilzeitstellen in der Schweiz von Frauen besetzt sind. Nur gerade fünf­ zehn Prozent aller beschäftigten Frau­ en unterstehen gemäss Studie aber ei­ nem GAV mit einer Gesamtabdeckung. Trotzdem konnten diesbezüglich in letzter Zeit laut Imboden konkrete Er­ folge erzielt werden. kiiiggesägt «Brüllt ein Mann, ist er dyna-1 misch. Brüllt eine Frau,' ist sie hys-' 
j terisch.» . 
Hildegard Krtcf j *, ' ««• *' - 
 k - j «Frauen waren jahrhundertelang 
i ein Vergrösserungsspiegel, der es j den Männern ermöglichte sich ' • selbst in doppelter Lebensgrosse zu Sehen.» , . • 
Virginia Woolf l '«Niemand ist den Frauen gegen- 
i über aggressiver oder herablassen- | der äls ein Mann, der seiner Männ- ' Iichkeit nicht ganz'sicher ist.» , i . Simone de Beauvoir • m • -; «Wenn Sie in der Politik etwas ge­ sagt haben wollen;; wenden $ie sich 9h einen Mann; Wenn Sie etwas ge­ tan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau.» .. MargaretThatcher • «Ohne Frauen geht es nicht Das hat sogar Gott'einsehen müssen.» , ' Eleonorü Dusej
	        

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