Liechtensteiner VOLKSBLATT
SALT LAKE CITY 2002 Q&9 Dienstag, 26.'Februar 20Ö2
19 Die dummen Ausreden und die faulen Lügen Nach den Dopingfällen Johann Mühlegg und Larissa Lasutina Im Sport mit Dopingmitteln die eigene Leistung zu manipulie ren, das ist die eine Sache. Zu seinem Fehler zu stehen, betrifft allerdings ein völlig anderes Paar Schuhe. Es ist völlig absurd und hanebüchen, welche Er klärungen Johann Mühlegg und Larissa Lasutina verbreiteten, um die hohen Hämoglobinwerte ihres Blutes zu begründen. Toni Nötzli aus Saldier Hollow Wer gedacht hatte, nach dem Doping skandal an der letzten WM in Lahti könne der Langlauf nicht noch tiefer in den Schmutz gezogen werden, sah sich getäuscht. Schlimmeres als die Aber kennung von Goldmedaillen bei Olym pischen Spielen kann einer Sportart nicht widerfahren. Ob nur die Spitze des Eisbergs sichtbar geworden ist oder die Praxis der unerlaubten Leistungs steigerung auf ein paar vereinzelte Fäl le beschränkt ist, bleibt abzuwarten. Justin Wadsworth, einer der routinier testen Langläufer aus den USA,'schätzt dit Dunkelziffer auf 10 bis 50 Prozent. Wir neigen zur Ansicht, dass die Zahl 10 besser geschätzt ist. So simpel es auch klingen mag: langläufer sind auch nur Menschen, las heisst, sie unterliegen der Jagd tach Ruhm und Geld. Da ist es doch «ne leichte Sache, sich per Internet <as Produkt zu verschaffen, das Jo- lann Mühlegg und Larissa Lasutina zu nchr Schnelligkeit und Ausdauer ver- lalf. Es kostet um die 900 US-Dollar md reicht für mehrere Spritzen, die ich die Athleten wie Zuckerkranke CmlWMS spaniscnerKonig yerschobAudienz Nach dem Dopingskandal um Langlauf-Olympiasieger Johann «Juanito» Mühlegg hat Spaniens Kö nig Juan Carlos eine Audienz für den gebürtigen Deutschen bis auf Weiteres verschoben. Der für Spanien laufende Mühlegg hätte morgen (Mittwoch) vom spanischen Monarchen emp fangen werden sollen. Eine offizielle Begründung für die Terminverschie bung wurde nicht genannt. Das Kö nigshaus will anscheinend zuerst die weiteren Entwicklungen im Do pingskandal abwarten. Mühlegg war positiv auf die EPO-ähnliche Substanz Darbepoetin getestet wor den und musste seine Goldmedaille über 50 km in der klassischen Tech nik abgeben. Die spanische Presse zeigte sich beschämt wegen des Dopingskan dals um Mühlegg. Nachfolgend ei nige Pressereaktionen: ABC: «In einer einzigen Nacht hat Mühlegg nicht nur eine seiner Me daillen, sondern seinen Heldensta tus verloren.» El Mundo: «Mit einem Schlag hat sich unser grösster Erfolg in der olympischen Geschichte in eine Handvoll Pillen verwandelt.» AS: «Im Grunde genommen ha ben wir das verdient. Alles war zu einfach: Wir haben einen Betrüger rekrutiert und bezahlt, damit er un sere Flagge trägt.»
Haben allen Grund sich zu verstecken: Die Dopingsünder Larissa Lasutina (links) und Johann Mühlegg.
die Krone auf, dass die Hinterleute um Johann Mühlegg und Larissa Lasutina die Testmethode anfechten wollen. Dies ist geradezu als Eingeständnis dessen zu werten, dass zu unerlaubten Methoden gegriffen worden ist. Es geht nicht nur um Lüge, Ehre und Geld, das die Doping-Athleten ihren ehrlichen Gegnern vorenthalten. «Wie soll ich bei mirdaheißt die Kinder zum Langlauf anhalten?-Was soll Ich ihren Eltern sag[en?» fragte sich beispiels weise der"Österreicher Alois Stadlober, der in Ramsau mit grosser Initiative für seine Sportärt eintritt. Und es geht vor allem um Vertrauen. Weinkrampf von Belmondo Es wäre Johann Mühlegg zu wün schen gewesen, er hätte jener Szene beiwohnen können, in die wir nach dem 30-km-Lauf der Frauen im Ziel in Soldier Hollow involviert waren. Nach der
Ehrung kam die vermeintliche Dritte, Stefania Belmondo, zum italie nischen Femsehen. Bevor sie zum In terview schritt, wollte sie von uns wis sen, ob die Sache mit Mühlegg stimme. Wir mussten die Frage bejahen. Da nach wurde Belmondo von einem mi nutenlangen Weinkrampf geschüttelt. «Ich ertrage dies nicht mehr. Ich will nichts mehr mit Langlauf, zu tun ha ben. Johann war mein Freund. Wir ha ben oft zusammen trainiert, gescherzt lind gelacht. Wie ist es möglich, dass er-unserem Sport einen solchen Scha den zufügen kann. Von ihm hätte ich dies am allerwenigsten erwartet. Wenn ich für jemanden die Hand ins Feuer gelegt hätte, dann für ihn. Und nuntut er uns so etwas an ...I» mit dem Insulin selber setzen können. die ganze russische Frauen-Staffel & VUI #19 i 11 £% neni mx ack 1 T-fii l<
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w»»-»' . <p:-xe BflU/ltlTA ccnml A't Zum Glück sind weder Mühlegg. noch Lasutina auf die stupide Idee ver.
vom Statt weggewiesen wurd?, hatten J sie nicht etwa zur Verzweiflung getrie|lfl
Vllcll1 lt2ll9|JI CgeijlclllJ Miiiifia Nation Gold Silber Bronze fallen, zu behaupten, sie hätten keine
ben, sondern ihre Aggressivität ge Ahnung, wie die Substanz in ihren weckt, es über 30 km der ganzen Welt Russland 114
83 78 Körper gelangt sei. Aber was die beizu
zeigen, dass Russland halt doch die (davon UdSSR/GUS 1956-1992 87 63
67) den den Medienvertretern gegenüber stärksten Langläuferinnen stellt. Da Deutschland 108 . 104 87 erklärten, geht auf keine Kuhhaut. Die hat sie mit 1:48 Minuten Vorsprung (davon DDR 1956-1988 43 39
36) Aussaget! waren dermassen absurd, «gewonnen», obwohl ihr angeblich 72 Norwegen 99 94 75 dass sich jedem einigermassen verStunden vorher ihre kritischen Tage USA 69 72 51 nünftigen Zeitgenossen die Nackenund die Höhenlage von Soldier Hollow Finnland 42 51 49 ' haare sträuben mussten. die Blutwerte durcheinander gebracht Österreich 41 57 63 Strenge Diät?
hatten. «Ich kann mir dies alles nicht Schweden 39 30 40 erklären», sagte Lasutina mit fester Schweiz 32 33 38 Er habe eine strenge Diät von zwei Stimme. Ebenso wenig bleibt erklärKanada 32 28 > 37 Tagen Protein-Einnahme mit hartem bar, weshalb bei ihr die Periode der Italien 31 31 27 Training und danach der reichlichen Frau ein Ansteigen des HämoglobinHolland 22 28 19 Zufuhr von Kohlehydraten befolgt. wertes bewirkt, wenn jeder Arzt beFrankreich 22 22 .28 Dies sowie ein heftiger Durchfall in der stätigt, dass genau das Gegenteil der Südkorea . 11 5 4 Nacht vor dem 50-km-Marathon habe. Fall ist... Japan 8 10 13 zur Steigerung seines HämoglobinwerUnd wie war dies doch vor einem Grossbritannien 8 '4 15 tes geführt, hielt Mühlegg fest. DemJahr bei der WM in Lahti, .als die FinTschechien (bis 1992 CSSR) 4
9 17 nach müsste man ihn als medizininen ahnüngslos in. die Falle tappten Kroatien 3 1
- sches Wunder einstufen. Eine Diät hat und der ansonst so fröhliche Jari Iso-Spanien 3 -2 keine solche Veränderung der Blutwermetsä eine Erklärung abgeben musste?' China 2 12
8 te zufolge, und wenn einer die ganze «Ich habe viel in der Höhe trainiert, um Liechtenstein 2
2 5 Nacht lang die Toilette frequentiert . mich auf die Weltmeisterschaften vorAustralien 2 .
-2 hat, ist er am folgenden Morgen nicht zubereiten. Ausserdem kann es sein,
Polen 1
2 3 in der Lage, einen äusserst strapaziödass ein Nahrungsmittelzusatz AusKasachstan 1 '
2
2'."J sen Wettkampf von zwei Siunden wirkungen zeitigte», hielt er gegenüber Belgien 1
1 3 ' Dauer durchzustehen. Es kommt noch den Medien fest, obwohl er genau Ukraine - 1
' 1 , . 1 dicker.. In der Produktebeschreibung wusste, dass ein Blutplasma-Expander Bulgarien . 1 '
-• 1 3 '•! des US-Herstellers Amgen werden die sein positives Dopingergebnis bewirkt Estland 1 1 1 Nebenwirkungen von Darbepoetin behätte. Iosmetsäs Frau musste ihn bei Usbekistan 1 • -• schrieben: Infektionen, Bluthochder Pressekonferenz assistieren, damit Jugoslawien
-3 1 druck, Kopfweh - und Durchfall 1 ja das intakte Familienbild zelebriert Ungarn -
. 2 4 . Völlige Verblüffung
werden konnte und der schuldige AthWeissrussland
. 2 '
3 let noch besser in der Rolle des Opfers Luxemburg
-2 - Von Tragödie und Schock sprach Lâ dargestellt werden konnte., Nordkorea -1 1 • rissa Lasutina, nachdem sie zu ihrer Die Krone aufgesetzt
Neuseeland 1
- völligen Verblüffung auf den zu hohen Dänemark" *
1 Hämoglobingehalt ihres Blutes hingeEs setzt dem schlimmsten Döpingfall Slowenien r V •
4 ' ' • • wiesen worden war. Die Ereignisse bei Olympischen Spielen seit dem Rumänien-" ~ " • '
1 . vom letzten Donnerstag, als wegen ihr Sprinter Ben Johnson 1988 . in Seoul
I Ihre Partner in Liechtenstein 1.237 27 00 • Michael Schädler Tel. 238 11 11
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