Liechtensteiner VOLKSBLATT
JUNI 2000
Samstag, 30. Dezember 2000 1 1
Gemeinschaft
leben
«Gemeinschaft leben
Grenzen überwinden!» hiess
das Motto des Eurolagers
2000 in Ruggell. Rund 150
behinderte und nicht behin
derte junge Menschen aus
Liechtenstein, Deutschland,
Südtirol und der Schweiz
erlebten gemeinsam über
Pfingsten (10. bis 12. Juni)
abwechslungsreiche Tage
im Camp.
Prominenter Gast
Am 8. Juni weilte der österreichische Bundeskanzler Wolf
gang Schüssel auf Staatsbesuch in Liechtenstein. Programm
schwerpunkte waren ein Arbeitsgespräch mit der Regierung,
ein Empfang auf Schloss Vaduz und ein Treffen mit Parla
mentariern. Für besondere Verdienste um das Land Liechten
stein verlieh Fürst Hans-Adam II. dem hohen Gast das Gross
kreuz mit Brillanten des fürstlich liechtensteinischen Ver
dienstordens. Im Gegenzug wurde Erbprinz Alois von Bun
deskanzler Schüssel mit dem Grossen Goldenen Ehrenzei
chen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich
ausgezeichnet.
Äusserst knappes Ja
Hauchdünner Mehrheitsentscheid des Volkes am 18.
Juni: Mit 3858 Ja-Stimmen (50,1 Prozent) zu 3843
Nein-Stimmen (49,9 Prozent) wurde die erleichterte
Einbürgerung alteingesessener Ausländer äusserst
knapp befürwortet. In sechs Gemeinden sticss die Vor
lage auf Ablehnung, den Ausschlag gab letztlich der
hohe Ja-Stimmenanteil in den beiden grossen Gemein
den Schaan und Vaduz. Die Stimmbeteiligung lag lan
desweit nur bei 48,6 Prozent.
Festlaune in Schellenberg
Das 92. Verbandsfeuerwehrfest vom 16. und 17. Juni in Schellen
berg dürfte allen Beteiligten noch in bester Erinnerung sein. Eine
grossartige Organisation der Ortsfeuerwehr, ein attraktives Pro
gramm und ein Grossaufmarsch von Besuchern prägten diese Ver
anstaltung, an der erstmals auch alle Rettungsorganisationen des
Landes am gleichen Ort in Aktion zu sehen waren. 28 Feuerwehr-
Jubilare wurden besonders geehrt.
Bürgergenossenschaft befürwortet
Als erste Gemeinde des Landes hat Eschen am 18. Juni die Bildung einer Bürgergenossen
schaft befürwortet. Die Zustimmung fiel sowohl an der Gemeinde- wie auch an der Bürger
abstimmung mit 66,7 bzw. 69,3 Prozent sehr deutlich aus. Gleichentags erteilten die Stimm
berechtigten von Triesenberg der Einleitung eines Regelungsverfahrens zur Bildung einer
Bürgergenosscnschaft mit 89,7 Prozent Nein-Stimmen eine klare Abfuhr. Bis zum Jahres
ende kam es zu keinen weiteren Gemeindeabstimmungen.
Gebhard Hoch t
Trauer und Schmerz in Liechtenstein:
Am 29. Juni verstarb FBP-Fraktions-
sprecher Gebhard Hoch im AJter von
57 Jahren infolge Herzversagens. Mit
ihm verlor das Land einen der enga
giertesten Parlamentarier und Politi
ker, der seine grosse Schaffenskraft in
vielfältiger Weise in den Dienst der
öffentlichen Gemeinschaft stellte. Als
aktiver Sportler und hoher Sportfunk
tionär, als Vizepräsident des Verwal
tungsrates der Landesbank, als Ge
meinderat, als Landtagsabgeordneter
seit 1993, Fraktionssprecher seit 1997
und Präsidiumsmitglied der Bürger
partei hinterlässt sein Wirken die Spu
ren eines reichen und erfüllten Lebens.
LSVA-Referendum perfekt
Das Referendumsbegehren über die vom Landtag beschlossene Vereinbarung zum Vertrag zwischen
Liechtenstein und der Schweiz zur leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) kam mit 2207
gültigen Unterschriften zustande. Am 21. Juni deponierten die lnitianten die Unterschriftenbogen bei
der Regierungskanzlei. Die Volksabstimmung wurde auf den 22. und 24. September anberaumt.
Hiobsbotschaft
Diese Nachricht schmerzte: Die Financial Action Task Force (FATF) gab am 22. Juni in Paris
bekannt, dass Liechtenstein auf die «schwarze Liste» der im Kampf gegen die Geldwäscherei
nicht kooperativen Staaten gesetzt wurde. Unter Hinweis auf die verschärfte Gesetzgebung
und weitere Massnahmen distanzierte sich die Regierung postwendend von dieser Beurteilung
und wertete die Entscheidung der FATF als unangemessen. Die Hoffnung, dass Liechtenstein
noch im Verlaufe des Jahres wieder von der Liste gestrichen wird, erfüllte sich aber nicht.