Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE 
Samstag, 30. Dezember 2000 9 
Die «Astrobienen» haben's in sich 
Dr. Hans Stromeyer unterstützt die FL-Schulklasse bei der Umsetzung ihres Bienenprojekts 
Die Viertklässler des 
Liechtensteinischen Gym 
nasiums wollen im Okto 
ber 2001 Carpenter Bie 
nen mit einem Space 
Shuttle der NASA ins 
Weltall schicken, um ihr 
Verhalten in der Schwere 
losigkeit zu erforschen. 
«Die Schüler lernen durch 
solche Experimente die 
Kreisläufe auf der Erde 
und den Weltraum besser 
kennen», erklärt Dr. Hans 
Stromeyer von der Firma 
Space Media in Houston 
(USA), die eng mit der 
NASA zusammenarbeitet 
und solche Weltraumex 
perimente organisiert. 
Mit Dr. Hans Stromeyer 
sprach Janine Köpßi 
VOLKSBLATT: Die Klasse 4A 
des Liechtensteinischen 
Gymnasiums schickt soge 
nannte Carpenter Bienen mit 
einem Space Shuttle der NA 
SA ins Weltall. Wie ist die 
Idee für dieses Projekt ent 
standen? 
Dr. Hans Stromeyer: Ich 
kenne den " Gymnasiallehrer 
Manfred Schlapp schon länger 
und habe ihm erzählt, dass ich 
jetzt für «Space Media» in Hous 
ton arbeite. Diese Firma hat das 
STARS-Programm ins Leben 
gerufen. STARS steht für 
«Space Technologie and Re- 
searche Students». Dieses spezi 
elle Programm bietet Kindern 
und Jugendlichen weltweit die 
Möglichkeit, Experimente im 
Weltraum durchzufuhren, um 
auf diese Weise nicht nur etwas 
übers Experimentieren und das 
Weltall zu erfahren, sondern 
auch um international Kontakt 
zueinander zu knüpfen. Die 
Viertklässler aus Liechtenstein 
waren sofort begeistert. 
Zunächst wollten sie Regen 
würmer ins Weltall schicken. 
Nach einigen Überlegungen 
stellten sie jedoch fest, dass ein 
Regenwurm vielleicht doch zu 
wenig spektakulär ist. Wir dis 
kutierten andere Ideen und ent 
schieden uns schliesslich für 
die Carpenter Biene. 
Die Schüler lernen 
Wichtiges über 
das Weltall 
Dass Schüler solch wissen 
schaftliche Projekte durch 
führen, Ist recht ausserge- 
wöhnlich. Was will die liech 
tensteinische Klasse mit 
ihrem Carpenter-Bienen-Pro- 
jekt Erreichen? 
Die Schüler wollen heraus 
finden, was Lebewesen - in 
diesem Fall die Carpenter Bie 
nen - tun, wenn sie den Bedin 
gungen der Schwerelosigkeit 
ausgesetzt werden. Die Carpen 
ter Biene bietet viele For 
schungsansätze. Sie hat ein 
ausgeprägtes Sozialverhalten, 
ist ausgesprochen neugierig 
und sehr widerstandsfähig. 
Diese nordamerikanische Bie 
nenart ist keine Honigbiene. Sie 
gilt vielerorts als Schädling, 
Dr. Hans Stromeyer ist sieh sicher, dass das Carpenter-Bienen-Projekt ein Erfolg wird. (Bild: jak) 
weil sie mit Vorliebe Gang 
systeme in Holz oder sogar 
Kunststoff bohrt. Trotzdem hat 
die Carpenter Biene als «Abfall- 
verwerterin» eine sehr wichtige 
Funktion im Biotop. Das Ver 
halten einzelner Tier- und In 
sektenarten im Weltraum zu er 
forschen, ist die leitende Idee 
dieser Schulprojekte. Denn 
wenn irgendwann menschliche 
Kolonien. den Weltraum be 
wohnen, müssen sie auch 
Pflanzen- und Tierkolonien 
mitnehmen können. Die 
Schüler lernen durch solche 
Experimente nicht nur Nützli 
ches über die Kreisläufe auf der 
Erde, sondern auch Wichtiges 
über das Weltall. 
Die Vorbereitungen laufen auf 
Hochtouren. Wie sehen die 
nächsten Schritte des liech 
tensteinischen Projekts aus? 
Die Vorbereitungen laufen 
tatsächlich auf Hochtouren. 
Wir haben nur sehr wenig Zeit. 
Der Space Shuttle wird voraus 
sichtlich im Oktober 2001 star 
ten. Wir schreiben in dieser 
Hinsicht fast Weltraumge 
schichte, denn um ein Experi 
ment in den Weltraum schicken 
zu können, werden normaler 
weise viel mehr als nur neun 
Monate Vorbereitungszeit 
benötigt. Wichtig ist, dass die 
Schüler so schnell wie möglich 
Carpenter Bienen aus Nord 
amerika nach Liechtenstein ge 
schickt bekommen, um mit 
ihren Beobachtungen anfangen 
zu können. Im ersten Schritt 
bijden die Schüler verschiedene 
Arbeitsgruppen, wobei sich ei 
ne Gruppe mit dem Sozialver 
halten der Bienen beschäftigt, 
eine andere untersucht das 
Nahrungsverhalten, eine dritte 
Gruppe befasst sich mit den 
Umgebungsbedingungen. Pup 
pen sollen ebenfalls untersucht 
werden. Vielleicht können wir 
sogar die Entwicklung einer 
Biene im Weltall mitverfolgen. 
Bis Mitte Februar sollten die 
Schüler dann das Experiment 
entwickelt haben und bereits 
erste Hypothesen aufstellen, 
wie sich die Bienen in Schwere 
losigkeit verhalten werden. Ziel 
des Experiments ist es, diese 
Hypothesen zu überprüfen. 
Nach den Beobachtungen in 
Liechtenstein werden einzelne 
Versuchsbienen eventuell wie 
der nach Amerika geschickt 
wo sie in Florida sozusagen ih 
re «Ausbildung» zum Astronau 
ten erhalten und richtige 
«Astrobienen» werden. 
Wir schreiben 
fast Weltraum 
geschichte 
Weltraumexperimente gelten 
als hoch komplex. Was giK 
es zu wissen, um solche Ver 
suche überhaupt durchführen 
zu können? 
Wenn man ein Raumschiff 
konstruiert und in den Welt 
raum fliegt, muss man wissen 
und sich bewusst sein, dass 
einfach all das, was wir hier 
auf der Erde als selbstverständ 
lich hinnehmen, mit grossem 
Aufwand hergestellt werden 
muss, wie etwa Temperatur an 
Bord, Luftdruck und relative 
Luftfeuchtigkeit. Es ist meiner 
Ansicht nach ein wichtiger 
Lerninhalt für die Schüler, dass 
sie sehen, wie die Atmo-- 
Sphäre und die Umgebungsbej^ 
dingungen in einem Raum ; r 
schiff stimmen müssen. Die 
Versuchstiere brauchen diese 
Umgebungsbedingungen näm 
lich genauso wie die Men 
schen. Ende Februar werden 
die Viertklässler des Gymnasi 
ums kennenlernen, wie man ihr 
wissenschaftliches Experiment 
oder eine Apparatur entwickelt, 
die für den Einsatz an Bord des 
Space Shuttle qualifiziert ist. 
Im Oktober 2001 starten die 
Carpenter Bienen in Florida 
aller Voraussicht nach ihre 
grosse Reise. Wie muss man 
sich diesen Wissenschafts 
flug vorteilen? 
Insgesamt fliegen 60 Experi 
mente bei der sogenannten 
Mission STS 107 im Oktober 
2001 mit. (STS steht für Space 
i Transportation System, damit 
jist im\. Jargon der NASA die 
Raumfähre gemeint). Darunter 
befinden sich sechs STARS- 
Experimente, das heisst Expe 
rimente, die von verschiede 
nen Schulklassen entwickelt 
wurden. Neben den Carpenter 
Bienen fliegen Ameisen, Sei 
denraupen, Fische und Spin 
nen mit. Sie leben während 
ihrem .Weltraumflug in einem 
speziellen Minilaboratorium, 
das die amerikanische Firma 
siert. Die liechtensteinischen 
Gymnasiasten können also se 
hen, was ihre Astrobienen im 
Weltraum tun. Gleichzeitig 
werden Beobachtungen auf 
der Erde durchgeführt. Dies ist 
der klassische wissenschaftli 
che Ansatz. Man hat eine Ex 
perimentierprobe und gleich 
zeitig eine Vergleichsprobe. 
Die Wissenschaft lebt vom 
Vergleich. 
Die Schüler 
kommen vielleicht 
ins Guinnessbuch 
der Rekorde 
Was passiert, wenn die jun 
gen Forscher aus Liechten- 
stein tatsächlich wissen 
schaftliche Erkenntnisse ge 
winnen? 
Es gibt sehr viele Möglich 
keiten. Der Phantasie der 
Schüler sind in dieser Hinsicht 
keine Grenzen gesetzt. Sie 
können ihre Erkenntnisse im 
Internet veröffentlichen, ein 
Buch herausbringen oder sich 
sogar für einen Eintrag ins 
Guinnessbuch der Rekorde 
melden. Wir arbeiten mit ei 
nem anerkannten amerikani 
schen Bienenforscher namens 
Stephen Buchmann zusam 
men. Er unterstützt uns beim 
Projekt und berät uns wissen 
schaftlich. Auch er wird die Er 
gebnisse mit grossem Interesse 
verfolgen. 
Wie populär sind Weltraum- 
Schulprojekte? 
Es ist das erste Mal, dass wir 
diese Projekte richtig durch 
führen. Wir hatten einen Vor 
läufer. Vor eineinhalb Jahren 
hatten wir die Möglichkeit, 
zwei kleine Schulexperimente 
zu fliegen. Wir bieten dieses 
Programm erst seit einem Jahr 
in dieser Form an. Mittlerweile 
beteiligen sich rund 500 000 
Schüler am STARS-Programm, 
was eindrucksvoll zeigt, welche 
Begeisterung wir damit bei den 
Schülern und Lehrern auslösen 
können. Space Media will in 
Das Experiment der jungen Forscher aus Liechtenstein ßiegt im 
Oktober 2001 mit einem Space Shuttle der NASA ins Weltall. 
Landtagswahlen 2001 aktuell 
www.fbp.li 
«Bioserve» für Kleinlebewesen 
konzipierte. Der Space Shuttle 
bleibt 16 Tage in einer Bahn 
höhe von 320 Kilometern im 
Weltall und umkreist die Erde 
in feiner Geschwindigkeit von 
26 000 Kilometern pro Stunde. 
Das Besondere am STARS-Pro 
gramm ist, dass die Schulex- 
'perimente von Anfang an ins 
! Internet übertragen werden. 
Sobald der Space Shuttle ge 
startet ist, können die Schüler 
i ihr Experiment übers Internet 
beobachten. Jedes Minilabor 
wird von zwei Kameras anvi 
Zukunft das STARS-Programm 
noch weiter ausbauen. Wir ma 
chen weiterhin Experimente im 
Weltall, die jedoch mehr inter 
aktiv sein werden. Astronauten 
der Raumstation werden übers 
Internet den Schülern Weltraum 
unterricht erteilen. Wir wollen 
auch erdgebundene Experi 
mente anbieten und vermehrt 
software-gestützte, virtuelle 
Experimente durchfuhren. 
Mehr Informationen zum 
STARS-Programm gibt es im 
Internet unter www.starspro- 
gram.com. 
NACHRICHTEN 
Stressfrei auf die 
Lehrabschluss- 
priifung lernen 
SCHAAN: Richtig lernen 
will gelernt sein. Die Er 
wachsenenbildung Stein- 
Egerta bietet - mit Unter 
stützung des Amtes für Be 
rufsbildung - diesen Kurs 
vor allem für jene Lehrlinge 
an, die sich auf die Ab 
schlussprüfling vorbereiten. 
Aber auch andere interes 
sierten jungen Leute sind 
willkommen. Lerntechniken 
und Entspannungsübungen 
helfen, sich gut und gezielt 
auf Prüfungen vorzuberei 
ten und sicher an die Prü 
fungen zu gehen. Der Kurs 
wird von Rebecca Bömmel 
und Charlotte Ender gelei 
tet, er dauert sieben Diens 
tagabende, Beginn ist am 9. 
Januar um 19 Uhr. Informa 
tion und Anmeldung bei der 
Erwachsenenbildung Stein- 
Egerta, Tel. 232 48 22 (oder 
HYPERLINK «mailto:info@ 
erwachsenenbildung.li»; in- 
fo@erwachsenenbildung.li). 
(Eing.) 
Hobby- 
Ausstellung 
MAUREN: Auf vielseitigen 
Wunsch findet im Herbst 
2001 wieder eine Hobby- 
Ausstellung im Gemeinde 
saal Mauren statt. Wer 
macht mit? Wer ist dabei? 
Alle, die einem kreativen 
Hobby frönen und die in ei 
gener Werkstatt entstande 
nen grösseren oder kleine 
ren Kunstwerke und Gegen 
stände nicht nuT zu Hause 
ausstellen, sondern zur 
Freude seiner Mitmenschen 
auch einmal öffentlich zei 
gen möchten, sind herzlich 
dazu eingeladen. Gerade die 
kalten Wintertage und lan 
gen Nächte bieten sich an, 
in der Freizeit handwerklich 
und künstlerisch kreativ zu 
werden. Um diese Zeit im 
Hinblick auf die geplante 
Hobby-Ausstellung ausnüt 
zen zu können, machen wir 
heute schon darauf auf 
merksam. Nähere Informa 
tionen werden frühzeitig 
bekannt gegeben. Wer je 
doch jetzt schon nähere Aus 
künfte wünscht, melde sich 
bei Rita Meier, Tel. 373 19 35. 
Kultur- und Denkmalschutz 
kommission Mauren 
Kunstmuseum 
geschlossen 
VADUZ: Das Kunstmuseum 
und das Cafe bleiben über 
die Feiertage am Sonntag, 
den 31. Dezember und am 
Montag, den 1. Januar ge 
schlossen. Die regulären 
Öffnungszeiten des Kunst 
museums sind normaler 
weise: Di-So: 10-17 Uhr; 
Do: 10-20 Uhr; Montag ge 
schlossen. Der Eintritt ins 
Museum beträgt 8 Franken. 
Öffnungszeiten im Caft im 
Kunstmuseum: Mo + Di: 07 
- 19 Uhr; Mi, Do, Fr: 07 - 
23 Uhr; Sa + So: 10-18 
Uhr. (Eing.) 
BRIEFFREUNPSCHAFT 
Mark Haralambous aus 
London möchte auf dem 
Weg der Brieffreundschaft 
Kontakt mit Leuten aus 
Liechtenstein herstellen. 
Seine grosse Leidenschaft 
gilt den Briefmarken. Seine 
Adresse: Mark Haralam 
bous, 6 Passmore Gdns, 
Bounds Green, London N.U 
2. P.L;, United Kingdom.
	        

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