Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

8 Freitag, 22. Dezember 2000 
WETTBEWERB WEIHNACHTSGESCHICHTE 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
Weihnachtsgeschichte von Annelies Gerner 
Fortsetzung der Volksblatt-Weihnachtsgeschichte «Wo ist der schwarze Nikolaus zu finden»? 
Draussen an der Halte 
stelle eilten hektisch Men 
schen vorbei. Es war kalt 
und eine weisse, weiche 
Schneedecke hüllte die 
Stadt ein. Niemand be 
merkte den kleinen Jun 
gen, der mit angezogenen 
Beinen in der Ecke der 
Wartebank kauerte. 
Stefan schlief inzwischen tief 
und hatte einen wunderbaren, 
seltsamen Traum. Eine märchen 
haft geschmückte Strassenbahn 
fuhr die Haltestelle mitten in der 
Stadt an. Aufgeregt, mit klop 
fenden Herzen und ungeduldig 
drängte sich die Menschenmen 
ge vor. Das Gebimmel der Bahn 
und das Quietschen der Bremsen 
Hess die Leute aufhorchen. 
Langsam öffnete sich die Tür 
und ein freundlich, winkender 
Nikolaus forderte die Kinder 
zum Einsteigen auf. 
Eine Reise ins Nikolaus 
land war angesagt 
Glänzende Kinderaugen und 
fröhliche Gesichter winkten hin 
ter den angelaufenen Glasschei 
ben den Menschen zu. Vorbei an 
weihnachtlich verzierten Häu 
sern und beleuchteten Tannen 
bäumen und, Fenstern schaukel 
te die Bahn die Stadt hinaus. 
. Unendlich spannend und inter 
essant war die lange Fahrt, die 
über Brücken, verschneite Täler 
und durch unzählige Dörfer und 
Städte bis hin ins Nikolausland 
führte. Das letzte Stück gings zu 
Fuss weiter. 
Schneebedeckte Tannenbäu 
me mit vielen Kerzen, Schokola 
dekugeln, Sternen und Nüssen 
geschmückt säumten den 
schmalen, steilen Pfad zu einem 
romantischen Haus. Die Fenster 
aus Zuckerguss leuchteten hell 
und süss duftende Lebkuchen 
zierten die Wände des kleinen 
Häuschens. Rauch qualmte aus 
dem Kamin und der Duft von 
feinem Weihnachtsgebäck stieg 
in die kleinen Kindernasen. Die 
fröhliche Schar konnte sich am 
grossen Ofen, bei einem heissen 
Tee, aufwärmen. Dutzende von 
Nikoläusen betätigten sich an 
den Vorbereitungen fiir das 
grosse Fest. Nikoläuse mit ver 
schiedenen Hautfarben, weisse, 
sowie auch schwarze und unter 
schiedlichen Sprachen waren an 
der Arbeit. Obwohl sie sich nicht 
immer verstanden, wusste jeder, 
was er zu tun hatte. 
Auch ein Heissluftballon 
war startklar 
Die Kinderherzen waren voller 
Glück und Freude inmitten der 
grossen Nikolausfamilie. Sogar 
beim Backen von Guetzli und 
Lebkuchen und Füllen der Säcke 
durften sie mithelfen. Heute war 
ja der 6. Dezember. Eilig wurden 
die Nikolausstiefel auf Hoch 
glanz gebracht und die Nikoläu 
se zogen ihr schönstes Gewand 
an. Die Geschenke wurden auf 
die Schlitten und Kutschen ver 
laden und die Esel und Ponys 
eingespannt. Sogar ein Heiss 
luftballon war startbereit. Ein 
friedlich stiller Winterabend. 
Langsam verblassten die Lich 
ter im kleinen Häuschen. Ein 
ganzes Jahr werden sich die Ni- 
koläust nicht mehr sehen. 
Wehmütig und traurig verab 
schiedeten sie sich. Bestimmt 
werden sie schon mit Sehnsucht 
und Freude von den Kindern er 
wartet. Die schwarzen Nikoläuse 
zogen ihre warmen, pelzigen 
Mützen tief ins Gesicht und 
knöpften die dicken Mäntel zu. 
Sie hatten eine lange Reise 
vor sich 
Ihre Heimat war Afrika. Ruhig 
stieg der Ballon in die Höhe und 
verschwand nach kurzer Zeit in 
der Dunkelheit. Die Kinder fuh 
ren auf den Schlitten mit den Ni 
koläusen zurück ins Dorf. Das 
Gebimmel der Glöckchen durch 
drang die winterliche Stille. Die 
Stadt war wie ausgestorben. Al 
le, Gross und Klein warteten in 
ihren Häusern. Die Nikoläuse 
stapften durch den tiefen Schnee 
und klopften und klingelten, 
Stephan erschrak. Jemand strich 
ihn sanft über das Haar und leg 
te ihm einen flauschigen Schal 
auf seine Schultern. «Wo bin 
ich?», stammelte der Junge mit 
aufgeregter Stimme. «Du musst 
wohl eingeschlafen sein», ent 
gegnete ihm eine angenehme 
Stimme. Jetzt erinnerte sich der 
Knabe, dass er auf der Suche 
nach dem schwarzen Nikolaus 
war und sich nur ein wenig aus 
ruhen wollte. 
Der Nikolaus nahm den ver 
wirrten Buben auf seinen Schoss 
und hüllte ihn mit seinem war 
men Mantel ein. Stefan erzählte 
ihm den eigenartigen Traum und 
war enttäuscht, dass er den 
schwarzen Nikolaus noch immer 
nicht gefunden hatte. Der Niko 
laus schmunzelte, drückte den 
Jungen ganz fest an sich und 
meinte: «Der heilige Bischof Ni 
kolaus, der vor vielen Jahren 
lebte, hat viele Stellvertreter auf 
Erden. In Afrika die schwarzen 
und in Europa die weissen Ni 
koläuse, die mit ihren Besuchen 
so viele Kinder erfreuen und 
fröhlich machen. Jeder Nikolaus 
kennt die Bewohner seiner Stadt 
so genau, ihre Sorgen, ihr Leid 
und ihren Kummer ynd möchte 
mit ein paar verständnisvollen, 
tröstenden Worten ein paar 
glückliche Momente in die Stu 
ben der Menschen bringen. Mein 
Auftrag ist in dieser Stadt - und 
die des schwarzen Nikolaus in 
Afrika. Stefan nickte mit dem 
Kopf und konnte dies sehr gut 
verstehen. 
Der Nikolaus begleitete 
Stefan 
Es war schon so spät, dass kei 
ne Strassenbahn mehr fuhr. Der 
Nikolaus nahm Stefan an der 
Hand und begleitete ihn nach 
Hause. «Da bist du ja endlich», 
sagte die Tante. Dankbar nahm 
sie den Jungen in die Arme und 
grosse Tränen rollten über ihre 
blassen Wangen. Der Nikolaus 
verweilte noch ein wenig in der 
gemütlich, warmen Stube, bei 
einem heissen Tee. Stefan konn 
te diese wunderbare, geheimnis 
volle Begegnung mit dem weis 
sen Nikolaus noch lange nicht 
vergessen. 
Die Geschichte von Annelies 
Gerner aus Eschen erreichte in 
der Kategorie «Erwachsene» 
den zweiten Platz. 
Weihnachtsgeschichte von Andrin Oehry 
... als Stefan aufwachte, rieb er 
sich die Augen. Er hatte keine 
Ahnung, wie lange er schon auf 
der Bank gelegen hatte. Es war 
schon ziemlich dunkel und auf 
der Strasse sah er Leute, die 
vermutlich von der Arbeit auf 
dem Nachhauseweg waren. Ste 
fan richtete sich auf und ging 
vorsichtig über die Strasse. Es 
war schon ziemlich kalt und es 
schneite dicke Flocken. 
Als er auf der anderen Strassen- 
seite ankam, sah er in einer dunk 
len Ecke eine schwaize Gestalt in 
einem dicken Mantel. «Der 
schwarze Nikolaus», dachte Ste 
fan. «Das muss er sein!» Er rann 
te los und kam der Gestalt immer 
näher. Stefan blieb stehen und 
fragte schüchtern: «Bist du der 
schwarze Nikolaus?» Die Gestalt 
drehte sich um und eine tiefe 
Stimme sagte: «Nein, der bin ich 
nicht, aber wenn ich Du wäre, 
würde ich langsam nach Hause 
gehen.» Stefan drehte sich um 
und lief weiter die Strasse ent 
lang. 
Nach einer Weile setzte er sich 
an eine Hauswand und sagte 
traurig zu sich selbst: «Ich werde 
ihn nie finden.» In der Nähe sah 
er eine Haltestelle der Strassen 
bahn. Er lief los. Dort angekom 
men sah er auf den Fahrplan. Es 
würde noch eine ganze Stunde 
dauern, bis die nächste Strassen 
bahn fährt. Um sich die Zeit zu 
vertreiben, lief er die glatten 
Treppen der U-Bahnstation, die 
gleich daneben war, hinunter. 
Unten angekommen, setzte sich 
Stefan auf eine Wartebank. 
«Wieso sind die so fröhlich?» 
Stefan sah sich um und sah, 
dass in einer Ecke der U-Bahn 
station einige Landstreicher ver 
sammelt waren. Sie sahen wirk 
lich sehr arm aus. In ihren Klei 
dern hatten sie Löcher und sie 
waren von oben bis unten 
schmutzig. Sie lagen fast bewe 
gungslos da. Doch einige Zeit 
später bemerkte er, dass die ar 
men Leute anfingen, aufgeregt 
miteinander zu plaudern. Stefan 
hörte plötzlich Schritte, die im 
mer lauter wurden, und ein gros 
ser, schwarzer Mann in einem 
dicken Wollmantel und einer 
grossen Tasche, näherte sich den 
armen Landstreichern. Stefan 
sah es nicht genau, aber die ar 
men Leute schienen richtig zu 
strahlen. «Wieso sind die so fröh 
lich?» fragte sich Stefan und ging 
zu den Armen hin. 
Stefan sagte zu einem der 
Landstreicher: «Hallo, ich heisse 
Stefan und bin auf der Suche 
nach dem echten schwarzen Ni 
kolaus.» Der Mann antwortete: 
«Hallo Kleiner, ich weiss, es gibt 
viele Nikoläuse hier in so einer 
grossen Stadt, aber der wahre Ni 
kolaus ist fiir mich Leandro. Er 
kommt jedes Jahr in der Weih 
nachtszeit und bringt uns Brot, 
Lebkuchen, Früchte und 
Glühwein mit.» «Wer ist das?» 
fragte Stefan. In dem Moment 
drehte sich der grosse, schwarze 
. Mann im Mantel um, und gab 
Stefan einen Lebkuchen. «Hier, 
der ist fiir dich», sagte der Unbe 
kannte. «Danke» erwiderte Stefan 
etwas unsicher. 
Der grosse, schwarze Mann 
rannte zu ihm 
Er sah auf die Stationsuhr und 
bemerkte, dass es schon nach 
Mittemacht war. Er rief noch: 
«Ich muss gehen l» und rannte die 
Treppe hinauf. Doch er rutschte 
auf einem glatten Treppenabsatz 
aus und fiel zu Boden. Der gros 
se, schwarze Mann rannte zu 
ihm und half ihm auf. Er fragte 
Stefan, ob er sich etwas getan 
habe. «Nein, alles in Ordnung. 
Doch mein Knie schmerzt und 
mein Tram hab ich nun auch 
verpasst.» sagte Stefan mit Trä 
nen in den Augen. 
«Keine Bange mein Junge. Soll 
ich dich nach Hause bringen?» 
fragte ihn der schwaize, grosse 
Mann freundlich. «Ja gerne», 
sagte Stefan noch etwas zögernd 
und sah dem schwarzen Mann in 
die grossen, freundlichen Augen. 
«Übrigens», sagte der schwaize 
Mann: «Ich heisse Leandro und 
komme aus Afrika und wie heisst 
du?» «Stefan.» Sie schüttelten ein 
ander die Hände und veriiessen 
gemeinsam die U-Bahnstation. 
Als sie vor dem Haus von Ste 
fans Tante standen, verabschie 
dete sich Stefan und sagte über 
glücklich: «Ich danke dir, Leand 
ro.» Stefan rannte zur Haustüre 
und klingelte. Die Türe öffnete 
sich und seine Tante umarmte 
Stefan mit Freudentränen in den 
Augen. «Wo warst du denn 
bloss? Ich habe mir solche Sor 
gen gemacht!» «Ich suchte den 
schwarzen Nikolaus», sagte er. 
«Hast du ihn denn gefunden? 
»Ja! Und er ist so lieb und nett 
wie kein anderer.» In dieser 
Nacht schlief Stefan so glücklich 
und zufrieden wie noch nie. 
Die Geschichte von Andrin 
Oehry aus Schellenberg erreich 
te in der Kategorie «weiter 
führende Schulen» den 5. Platz. 
Weihnachtsgeschichte von Annelies Neff 
Markus Keller hatte an diesem 
Tag Dienst als Kaufhaus-Niko 
laus gehabt. Nun hatte er ei 
gentlich Feierabend. Aber etwas 
iiess ihn nicht mehr los: der Ge 
danke an zwei grosse, dunkle 
Kinderaugen. Ein kleiner, dun 
kelhäutiger Junge hatte ihn vor 
etwa einer halben Stunde am 
Mantel gezupft, als er draussen 
vor dem Kaufhaus stand, um 
Lebkuchen an die Kinder zu 
verteilen. Soviel Sehnsucht lag 
im Blick des Kleinen, als er 
fragte: «Weisst Du, wo der gros 
se, schwarze Nikolaus ist?» 
Wie von einer geheimnisvollen 
Macht getrieben, kaufte sich 
Markus dunkle Schminke, stellte 
sich vor einen Spiegel im Kauf 
haus und begann, sich in einen 
dunklen, afrikanischen Nikolaus 
zu verwandeln. Zufrieden be 
trachtete er sein Spiegelbild. Und 
ohne selbst den genauen Grund 
fiir sein Handeln zu kennen, 
machte er sich auf den Weg. 
«Ich muss den Jungen 
finden» 
In Gedanken versunken stapfte 
er durch die verschneiten Stras 
sen. «Immer geradeaus», hatte er 
dem Kleinen geraten. Hoffentlich 
hatte sich dieser auch daran ge 
halten! «Ich muss den Jungen 
finden», dachte sich der Niko 
laus, «zu verlieren habe ich 
nichts!» Unweigerlich musste er 
an seine Familie denken. Seine 
Frau hatte sich vor einem Jahr, 
auch in der Vorweihnachtszeit, 
von ihm getrennt und war mit 
den beiden gemeinsamen Kin 
dern nach Frankreich gezogen. 
Nur sehr selten durfte er Ale 
xandra und Maximilian sehen. Er 
hatte es deshalb nicht eilig, nach 
Hause zu kommen. Ihn erwartete 
kein fröhliches Kinderlachen, 
keine warme, weihnachtlich de 
korierte Stube, kein liebevoll zu 
bereitetes Abendessen. 
Traurig ging der «dunkelhäuti 
ge» Nikolaus durch die Nacht Es 
war schon nach 21 Uhr. -Er sah 
nicht die staunenden, fragenden 
Blicke, die seiner ungewohnten 
Hautfarbe galten. 
Nun liess er seine Blicke 
schweifen. Wo mochte nur der 
Kleine sein? Plötzlich erblickte er 
ihn. Der Bub war nicht zu über 
sehen. Wie eine exotische Blume 
hob er sich von der weissen Win 
terlandschaft ab. Markus Keller 
ging zu dem Wartehäuschen, in 
dem der Kleine friedlich schlief 
und setzte sich neben ihn. «Wie 
alt mag der Junge wohl sein? 
Vielleicht etwa acht Jahre wie 
mein Maximilian?» sinnierte 
Markus. Und weiter überlegte er 
sich: «Bestimmt macht sich ir 
gend jemand ricsengrosse Sor- ' 
gen um den Kleinen! Wenn ich 
nur irgendwie seinen Namen 
und seine Adresse erfahren , 
könnte!» Aber halt! Da guckte | 
doch ein Zettel aus der Jackenta- , 
sehe des Kindes. Vorsichtig zog 
Markus an dem Stück Papier. Das 
war ja ein Brief! In ungelenker 
Kinderschrift stand darauf: 
Lieber Nikolaus in Afrika! 
Kennst Du mich noch? Ich bin 
der Stefan, der damals die Zebras ; 
freiliess. Nun bin ich hier in Eü- - 
ropa bei meiner Tante. Meine 
Schwester Sandra und ich haben 
es gut hier. Trotzdem habe ich • 
Heimweh. Hier haben die Leute • 
keine Zeit. Alle sind in Eile. Auch ■ 
der Nikolaus hier sieht ganz an- ' 
ders aus als Du. Und auch er 
scheint keine Zeit für Kinder zu 
haben. Er muss in Kaufhäusern 
stehen und schauen, dass die 
Leute viel einkaufen. Ich sehne 
mich nach Mama und Papa und 
nach Dir, grosser, schwarzer Ni 
kolaus. 
In Liebe Dein Stefan. 
lyiarkus Keller schob den Brief 
vorsichtig in Stefans Tasche 
zurück. Nun kannte er also die 
Träume und Sehnsüchte dieses 
kleinen Afrikaners. Tausend Ge 
danken schössen Markus durch 
den Kopf. Wie recht doch dieser 
Kleine hatte! Wie er so gedan 
kenverloren dasass, bemerkte er 
nicht einmal, dass Stefan die Au 
gen aufschlug. Er erwachte erst 
aus seinen Gedanken, als der 
Kleine voll Freude ausrief: «Da 
bist Du ja! Ich habe Dich überall 
gesucht!» Nun erinnerte sich 
Markus auch erst wieder an seine 
«Maskerade» und an seine Auf 
gabe, die er so spontan und einer 
inneren Eingebung folgend 
übernommen hatte. Mit würde 
voller Stimme sagte er: «Ja, Ste 
fan hier bin ich. Ich weiss, dass 
Du mich überall gesucht hast 
und ich erinnere mich auch an 
die Sache mit den Zebras!» Ste 
fan kam aus dem Staunen nicht 
mehr heraus. Das war wirklich 
sein Nikolaus, der, den er gesucht 
hatte und der all seine Wünsche 
und Träume kannte. Eine ganze 
Weile sassen sie noch in dem 
Wartehäuschen. Sie vergassen 
die Zeit und die Welt und die 
Menschen um sie herum. 
Es kommt nicht auf die 
Farbe an! 
Nun kam dem Nikolaus wieder 
in den Sinn: «Jetzt müssen wir 
aber deine Tante benachrichti 
gen, die sich gewiss grosse Sor 
gen um Dich macht. Komm, wir 
gehen dort ins Restaurant. Dort 
können wir telefonieren und uns 
auch bei einer Tasse heisser 
Schokolade aufwärmen.» Stefan 
legte seine kleinen Hände ver 
trauensvoll in die grossen Hände 
des Nikolaus und gemeinsam 
gingen sie ins Restaurant. Dort 
durfte Stefan seine Tante anru 
fen. Dieser fiel ein tonnenschwe 
rer Stein vom Herzen und sie 
versprach, den Jungen in einer 
halben Stunde abzuholen. 
Soviel Zeit blieb also den bei 
den noch, um über Stefans Träu 
me zu sprechen. Als sie so in der 
warmen Gaststube sassen und 
ihr heisses Getränk schlürften, 
begann die dunkle Schminke im 
Gesicht des Nikolaus zu zerlau- 
fen und die weisse Hautfarbe trat 
mehr und mehr hervor. Als der 
Nikolaus das bemerkte, war es 
schon zu spät. Stefans Augen 
füllten sich mit Tränen. «Du bist 
auch nur ein verkleideter Niko 
laus!» rief der Kleine enttäuscht. 
«Mein Heber Stefan», sagte nun 
der Nikolaus gefasst, «etwas ha 
ben wir doch inzwischen beide 
gelernt: nicht auf die Farbe der 
Haut kommt es an, sondern auf 
die Farbe des Herzens...» 
Die Geschichte von Annelies 
Neff aus Balzers erreichte in der 
Kategorie «Erwachsene» den 
dritten Platz.
	        

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