Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND 
Freitag, 22. Dezember 2000 3 
Jahrhundertkauf als Zukunftschance 
Volksblatt Interview-Reihe mit den Vorstehern - Teil 3: Donath Oehri, Gamprin-Bendern 
Klammheimlich fand am 
27./29. Oktober in Ge 
meinde Gamprin-Bendern 
eine Volksabstimmung 
statt, bei welcher das 
Stimmvolk dieser Ge 
meinde dem Kauf von 
rund 10 000 Klaftern zu 
stimmten. Dort plant die 
Gemeinde eine Sport- und 
Freizeitanlage zu bauen. 
Vorsteher Donath Oehri 
spricht von einem Jahr 
hundertkauf, der eine 
langfristige Zukunft 
schance eröffne. Dadurch 
werde Gamprin-Bendern 
kurzfristig in die Ver 
schuldung geraten. 
Mit Vorsteher Donath Oehri 
sprach Alexander Batliner 
VOLKSBLATT: Die erste Hälf 
te der Legislaturperiode 
1999 • 2003 Ist nun vorüber. 
Welche tiilanz ziehen Sie per 
sönlich als Vorsteher der Ge 
meinde Gamprin-Bendern? 
Donath Oehri: Im Namen des 
Gemeinderates kann ich eine 
sehr gute Bilanz ziehen. Ich 
kann feststellen, dass* sehr gute 
und viel Arbeit geleistet wurde 
und intensive Geschäfte vorbe 
reitet wurden, bei welchen wir 
nun mitten in der Umsetzungs 
phase stehen. Dies zeigt sich 
unter anderem darin, dass wir 
im zu Ende gehenden Jahr 
2000 ein mutmassliches Brut 
toinvestitionsvolumen von 
über 15 Millionen Franken und 
für das kommende Jahr wieder 
um rund 8,2 Millionen Franken 
Investitionen aufweisen. Wenn 
Gamprin-Bendern soviel inves 
tiert? 
Momentan sind wir dabei, 
ein Vereinshaus zu bauen, wel 
ches natürlich nicht billig ist. 
Nächstes Jahr werden wir beim 
Gemeindehaus Räumlichkeiten 
für den Musikverein schaffen 
und die Verwaltung und den 
Gemeindesaal sanieren und er 
weitem. Parallel dazu wird zwi 
schen diesem Vereinshaus und 
dem Gemeindehaus, da diese 
beiden Häuser diagonal ge 
genüber stehen, ein Dorfplatz 
gestaltet, durch welchen der 
ganze zentrale Bereich über die 
Haidenstrasse hinweg attrakti 
ver gestaltet werden soll. Zu 
dem sollte hiermit eine Beruhi 
gung der Verkehrssituation er 
reicht und das Zentrum mehr 
hervorgehoben werden. 
Im Volksblatt-Jahreswechsel- 
interview des letzten Jahres 
haben Sie als Projekt für das 
Jahr 2000, neben dem ange 
sprochenen Vereinshaus, die 
Sanierung der Pfarrkirche er 
wähnt. Wie weit ist dieses 
Projekt fortgeschritten? 
Die Pfarrkirche ist bis auf we 
nige Details fertiggestellt. Es 
müssen noch letzte kleine Ar 
beiten erledigt werden. Wir hof 
fen, dass wir mit dieser Sanie 
rung der Kirche für die nächsten 
30 Jahre im Kirchenbaubereich 
unsere Arbeit geleistet haben. 
Vor kurzem hat der Gemein 
derat den Finanzplan 2001 - 
2005 genehmigt. Wie sieht 
der Finanzplan konkret aus? 
Wir haben schon seit einigen 
Jahren einen Finanzplan, wel 
cher für uns ein sehr wichtiges 
Entscheidungs- und Führungs- 
Donath Oehri: *Es soll eine Freizeit- und Sportanlage geben, welche nicht im Speziellen fiir den Leis- 
tungs- und Spitzensport, sondern für den Breitensport bzw. fik Freizeitaktivitäten genutzt werden 
soll.» 
Nettoreserven. Diese werden 
sich per Ende 2000 auf plus mi 
nus Null reduziert haben. 
Weshalb hat die Gemeinde 
GamprhvBendem diese 10000 
Klafter gekauft? 
Die Stimmbürgerinnen und 
Stimmbürger der Gemeinde 
Gamprin-Bendern haben einen 
Jahrhundertkauf getätigt und 
der Gemeinde damit eine ein 
zigartige, langfristige Zukunfts 
chance eröffnet, die sich nach 
haltig positiv auf unsere Ge 
meinde auswirken wird. Durch 
Die rund 10 000 Klafter, welche die Gemeinde Gamprin-Bendern kaufte, liegen genau in der Mitte des 
Gemeindegebietes. Dort soll ein Sport- und Freizeitpark entstehen. 
man diese Zahlen in der Grös- 
senordnung der Gemeinde be 
trachtet, sind sie sicher überdi- 
Wir werden nun 
für kurze Zeit per 
Ende Jahr 2000 
in eine leichte 
Verschuldung 
geraten 
mensioniert und wären langfris 
tig nicht grössenverträglich. 
Diese Investitionen sind nun 
aber aufgrund eines enormen 
Nachholbedarfs nötig gewor 
den. 
iln welche Projekte wird in 
instrument darstellt und oft bei 
wichtigen Entscheidungen her 
angezogen wurde und wird. Die 
Situation ist .diejenige, dass wir 
nun für kurze Zeit per Ende 
Jahr 2000 in eine leichte Ver 
schuldung geraten werden. Der 
Grund liegt in den riesigen In 
vestitionen und in einem gros 
sen Bodenkauf von rund 
10'000 Klafter Boden. Deshalb 
ist eine Verschuldung abzuse 
hen, die aber nur von kurzer 
Dauer sein wird. Mit der Zeit 
werden wir erneut leichte Re 
serven bilden können. 
Das heisst: Die Gemeinde 
Gamprin-Bendern verfügt zur 
Zelt über keinerlei Reserven? 
Per Ende 1999 hatten wir 
rund 8,5 Millionen Franken 
die geographische Lage der Ge 
meinde - Gamprin ist ein sehr 
langgezogenes Strassendorf - 
ist eine Zentrumsbildung, eine 
Treffpunktbildung und Dorf- 
identitätsfindung sehr schwie 
rig. Der gekaufte Boden liegt 
genau in der Mitte unseres 
Siedlüngsgebietes in zentralster 
Lage zwischen Gamprin und 
Bendern. Was Freizeit und 
Sport betrifft, befinden wir uns 
in einem Dornröschenschlaf. 
Diesen wollte der Gemeinderat 
und die Finanzkommission be 
enden. Deshalb erachten wir es 
als wichtig, dass diesbezüglich 
Entwicklungsmöglichkeiten 
geschaffen werden. Aus diesem 
Grunde haben wir uns intensi 
ve strategische Gedanken ge 
macht, wo wir so etwas ent 
wickeln können. Wir haben ei 
nen optimalen Ständort in der 
Grossabünt gefunden und diese 
10000 Klafter nach langen 
Verhandlungen kaufen können. 
Jetzt haben wir den Boden und 
können nun zu planen begin 
nen, damit ein solches Projekt 
auch umgesetzt werden kann. 
Für mich ist der 
Schwabbrünnen- 
tunnel noch nicht 
vom Tisch 
Gibt es schon konkrete Vor 
stellungen, was die Gemein 
de an diesem Platz bauen 
möchte? 
Es sind ganz klare Ideen vor 
handen. Es soll eine Freizeit- 
und Sportanlage geben, welche 
nicht im Speziellen für den Leis- 
tungs- und Spitzensport, son 
dern fiir den Breitensport bzw. 
für Freizeitaktivitäten genutzt 
werden soll. Es wird sicher ei 
nen Fussballplatz geben, wel 
cher aber nicht dazu gedacht 
ist, dass ein Fussballverein ent 
stehen soll. Hierfür gibt es in 
verschiedenen anderen Ge 
meinden genügend sehr gute 
Möglichkeiten. Des Weiteren 
planen wir Freizeitangebote 
wie Grillstellen, Spielplätze und 
Weitere Angebote, die es in an 
deren Gemeinden nicht unbe 
dingt gibt. Natürlich werden 
die gesamten Gruridinfrastruk- 
turen wie beispielsweise die sa 
nitären Anlagen gebaut. Es soll 
auch die Möglichkeit geschaf 
fen werden, kulturelle Veran 
staltungen dort durchführen zu 
können - sei dies ein Konzert 
oder sei es ein Markt oder über 
haupt ein Festplatz für die 
grossen Feste. 
Die Gemeinde Gamprin mit 
dem Weiler Bendem gehört 
jtu jenen Gemeinden, die von 
der Verkehrebelastung betrof 
fen sind. Letztes Jahr haben 
Sie sich für einen Schwab- 
brünnentunnel stark ge 
macht. Wie stehen Sie heute 
zur Lösung Verkehrsproble 
matik Unterland? 
Für mich hat sich die Situati 
on nicht wesentlich geändert. 
Dementsprechend ist für mich 
der Schwabbrünnentunnel - 
,noch nicht vom Tisch. Meiner 
Meinung nach kann es nicht 
sein, dass man durch Entlas 
tung von gewissen Gebieten 
dadurch andere Gebiete mehr 
belastet. Die sogenannte Vari 
ante C in der Postulatsbeant 
wortung ist fiir mich die denk 
bar schlechteste. Diese würde 
nämlich bedeuten, dass sich der 
ganze Verkehr nach Bendern 
verlagert. Das ist ein undenk 
bares Szenario. Ich bin sicher, 
dass wir noch eine Weile nicht 
entscheidungsreif sind und 
noch weitere Diskussionen 
nötig sein werden. 
Ein Thema, welches auch im 
mer wieder Im Landtag zur 
Sprache kommt, Ist der Fi 
nanzausgleich. Wie beurtei 
len Sie grundsätzlich den mo 
mentanen Stand beim Finanz 
ausgleich? 
Grundsätzlich erachte ich die 
bestehende Regelung als nicht 
schlecht. Vermutlich wird es im 
Laufe des nächsten Jahres eine 
Arbeitsgruppe geben, welche 
sich erneut grundlegende Ge 
danken machen wird. Ich bin 
überzeugt, dass auch nach Ab- 
schluss der Arbeit dieser Kom 
mission nicht das Ei des Ko 
lumbus gefunden sein wfrd. 
Das Thema Finanzausgleich 
wird immer ein Thema sein. 
Dies ist auch keine ausschliess 
lich liechtensteinische Tugend. 
Dieses Problem gibt es in ande 
ren Ländern auch. Ich erachte 
es jedoch als wichtig, dass der 
Grundgedanke beibehalten 
wird. Man kann sicher den Ver 
such starten, den Finanzaus 
gleich "zu bearbeiten. Ich bin 
aber sicher, dass man keine 
bessere Lösung als die beste 
hende finden wird. 
Auf der Traktandenliste aller 
Gemeinden steht die Bildung 
einer Bürgergenossenschaft. 
Wie Ist der Stand der Dinge in 
der Gemeinde Gamprin-Ben 
dern? 
Ich erachte die 
Bildung von 
Bürgergenossen- 
schaften nicht un 
bedingt für nötig 
Wir haben das Regelungsver 
fahren eingeleitet. Im Moment 
laufen die Verhandlungen zwi 
schen dem Bürgergenossen- 
schaftsausschuss und der Kom 
mission des Gemeinderates. Die 
Ansichten zwischen diesen bei 
den Gremien sind jedoch unter 
schiedlich. Obwohl die Positio 
nen noch weit auseinanderlie 
gen, hoffen wir, dass sie sich im 
Laufe der nächsten Wochen 
und Monate noch annähern. 
Wie beurteilen Sie als Vor 
steher von Gamprln-Bendem 
grundsätzlich die Bildung von 
Bürgergenossenschaften? 
Ich erachte die Bildung von 
Bürgergenossenschaften nicht 
unbedingt für nötig. Wenn es 
unbedingt sein muss, soll die 
Bürgergenossenschaft einen 
Aufgabenbereich erhalten, der 
zum einen sehr klein ist und 
zum anderen klar abgegrenzte 
Aufgaben, Kompetenzen, Zu 
ständigkeiten und Besitzver 
hältnisse beinhaltet. Ich würde 
es als schlecht erachten, wenn 
es zu viele Vermischungen zwi 
schen politischer Gemeinde 
und Bürgergemeinde geben 
würde. Es soll klar geregelt 
werden, wem etwas gehört; wer 
zahlen soll, wenn es Ausgaben 
gibt; wer die Einnahmen erhal 
ten soll, wenn es Erträge gibt 
und wer das Sagen haben soll. 
Meiner Meinung nach muss 
folgender Grundsatz gelten: 
Wer zahlt, der befiehlt und der 
jenige, der befiehlt, dem gehört 
es auch. Wenn es anders ist, 
wäre es schlecht. Die einen 
würden das Sagen haben, die 
anderen hätten es auszuführen 
und zu bezahlen und die ande 
ren würden vielleicht noch die 
Einnahmen erhalten. Mit einer 
solchen Regelung wäre langfris 
tig ein Konflikt vorprogram 
miert. Es ist nicht nötig, dass 
wir uns innerhalb einer Ge 
meinde mittel- und langfristig 
Konfliktpotential schaffen. 
Neben den Investitionen, wel 
che von Ihnen schon ange 
sprochen wurden, welche 
Schwerpunkte gibt es im 
kommenden Jahr für die Ge 
meinde Gamprin sonst noch? 
Die Vorbereitungen auf das 
Projekt bezüglich Freizeit- und 
Sportanlage werden sicher ei 
nen Schwerpunkt bilden. Dem 
nächst werden wir eine Pro 
jektgruppe zusammenstellen, 
die ein Konzept erarbeiten und 
den Wettbewerb vorbereiten 
wird. Es ist wichtig, keinen 
Schnellschuss zu produzieren, 
sondern gute Lösungen auszu 
arbeiten. Anschliessend kann 
man mit der Umsetzungsphase 
beginnen. Ansonsten erwarten 
uns in verschiedensten Berei 
chen grosse Aufgaben. Hierzu 
gehört die Erschliessung der 
ARA, der Bau eines Kreisels bei 
der Post in Bendem und ein 
Überbauungsplan für das 
Werkhofareal. Diesbezüglich 
wurden die Projektgruppen 
schon eingesetzt. Zudem müs 
sen wir uns bezüglich der wei 
teren Entwicklung der Indu 
strie- und Gewerbezone einige 
Gedanken machen. 
Welche Wünsche und Hoff 
nungen hegen Sie für die Ge 
meinde Gamprin- Bendem für 
das kommende Jahr? 
Ich hoffe, dass wir, das heisst 
der Gemeinderat zusammen 
mit den Einwohnerinnen und 
Einwohnern, die vielen anste 
henden Projekte zufriedenstel 
lend umsetzen können, damit 
wir nachher zeitgemässe Infra 
strukturen zur Verfügung ha 
ben, die das Leben und Arbei 
ten in Gamprin-Bendern für al 
le langfristig erleichtem und ! 
verbessern.
	        

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