Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Donnerstag, 10. Februar 2000 31 
Nachrichten 
Lage in Südspanien 
beruhigt 
ALMERIA: Nach dreitägigen ausländerfeind 
lichen Krawallen hat sich die Lage in der süd 
spanischen Kleinstadt El Ejido merklich beru 
higt. Die Nacht zum Mittwoch sei die ruhigste 
seit dem Beginn der gewaltsamen Übergriffe 
auf marokkanische Gastarbeiter gewesen. Er 
neut sei eine Fabrik für Kunststoffe von Randa 
lierern in Brand gesetzt worden, berichtete das 
staatliche Radio RNE weiter. Ansonsten habe 
es keine Zwischenfälle gegeben. Bei den Kra 
wallen, die am Samstag nach der Ermordung ei 
ner Spanierin durch einen Marokkaner aus 
gelöst worden waren, wurden mehr als 50 Men 
schen verletzt. 
PKK will Öcalans 
Aufruf folgen 
ANKARA: Die verbotene kurdische Arbeiter 
partei PKK will nach eigenen Angaben ihren 
bewaffneten Kampf einstellen. Ein PKK-Kon- 
gress habe beschlossen, der Anordnung ihres in 
der Türkei inhaftierten Anführers Abdallah 
Öcalan zu folgen und den bewaffneten Kampf 
einzustellen. Dies geht aus einem Fax hervor, 
das gestern der Nachrichtenagentur Reuters in 
Ankara zugeschickt wurde. Ranghohe PKK- 
Mitglieder hatten sich rund 20 Tage lang an ei 
nem geheimen Ort getroffen, um über den künf 
tigen Kurs der Organisation zu beraten. Die 
PKK kämpft seit 15 Jahren für einen autono 
men Kurdenstaat im Südosten der Türkei. 
Forbes gibt Rennen um 
US-Präsidentschaft auf 
W1LMINGTON: Das Feld der republikani 
schen Bewerber um die US-Präsidentschaft 
wird kleiner. Der Verleger und Millionär Steve 
Forbes (Bild) steigt nach Fernsehinformationen 
aus dem Rennen aus. Forbes ziehe damit die 
Konsequenzen aus seinem schlechten Ab 
schneiden bei der Vorwahl im kleinen Bundes 
staat Delaware. Er hatte Millionen aus seiner ei 
genen Kasse in seine Präsidentschaftskampa 
gne gesteckt. Bei der Vorwahl in Delaware hat 
te Forbes nur 20 Prozent der Stimmen erhalten 
und war damit hinter dem texanischen Gouver 
neur George Bush und Senator John McCain 
nur auf Platz drei gekommen. Bush hatte die 
Vorwahl in Delaware mit 51 Prozent der Stim 
men überlegen gewonnen. John McCain brach 
te es auf 25 Prozent. Forbes hatte auf ein besse 
res Abschneiden gehofft, da McCain, der bei der 
ersten Vorwahl vor einer Woche in New Hamp 
shire den Favoriten Bush klar geschlagen hatte, 
vor der Kandidatenkür kein einziges Mal in De 
laware aufgetreten war. Vor vier Jahren hatte 
Forbes die Vorwahl in Delaware noch vor dem 
Hauptfavoriten Bob Dole gewonnen, der später 
als republikanischer Präsidentschaftskandidat 
gegen Amtsinhaber Bill Clinton verloren hatte. 
Freundschaftspakt 
unterzeichnet 
SEOUL: Russland und Nordkorea haben am 
Mittwoch einen neuen Freundschaftspakt ge 
schlossen. Das neue Abkommen löst den Ver 
trag ab, in dem Moskau Pjöngjang zu Zeiten des 
Kalten Kriegs militärischen Beistand zugesagt 
hatte, wie die nordkoreanische Nachrichten 
agentur KCNA meldete. Unterzeichnet wurde es 
von den beiden Aussenministern Igor Iwanow 
und Paek Nam Sun. Iwanows Besuch ist der er 
ste eines hochrangigen Moskauer Vertreters in 
Pjöngjang seit zehn Jahren. Ein Mitarbeiter des 
südkoreanischen Aussenministeriums begrüss- 
te den neuen Vertrag. Die Beistandsklausel sei 
ohnehin überholt gewesen. Dies werde auch zu 
Frieden und Sicherheit auf der koreanischen 
Halbinsel beitragen. Statt der gestrichenen 
Klausel steht nun in dem neuen Vertrag, dass 
beide Seiten ihre Zusammenarbeit intensivie 
ren wollen, solange dies nicht im Gegensatz zu 
anderen bilateralen Beziehungen steht. 
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Fassunglos blickt dieser Libanese aus seiner von den Israelis zerstörten Wohnung im 11. Stock eines Hochhauses auf das Meer hinaus. 
Mit «verbrannter Erde» gedroht 
Israel setzt Luftangriffe in Südlibanon fort 
JERUSALEM: Israel hat seine 
massiven Luftangriffe in Liba 
non auch am Mittwoch fortge 
setzt. Die EU-Kommission und 
mehrere arabische Länder 
warfen der israelischen Regie 
rung vor, durch ihr Vorgehen 
den Nahost-Friedensprozess 
zu gefährden. 
Aussenminister David Levy warnte 
die pro-iranische Hisbollah-Miliz in 
Südlibanon davor, Raketen gegen 
Ziele in Nordisrael abzufeuern. In 
diesem Fall werde Israel dafür sor 
gen, dass «Libanons Erde brennt», 
sagte Levy in Jerusalem. Israel kön 
ne militärisch Libanons Wirtschafts 
interessen so stark treffen, dass ein 
Wiederaufbau Jahre dauern würde. 
Der Aussenminister sprach nach ei 
ner Sitzung des israelischen Kern 
kabinetts unter Leitung von Mini 
sterpräsident Ehud Barak. Levy 
warnte die Regierung in Beirut er 
neut, nicht ihr Schicksal in die Hän 
de der Hisbollah-Kämpfer zu legen. 
Angesichts der Bedrohung durch 
Raketenbeschuss aus dem libanesi 
schen Grenzgebiet haben etwa 80 
Prozent der Bevölkerung der nord 
israelischen Grenzstadt Kiriat 
Schmona den Ort verlassen. Die 
übrigen mussten auf Befehl der Ar 
mee auch' am Mittwoch die meiste 
Zeit in Luftschutzräumen verbrin 
gen. Israelische Kampfflugzeuge 
flogen in den frühen Morgenstun 
den wieder Angriffe auf Ziele in 
Südlibanon am Rande der israelisch 
besetzten «Sicherheitszone» und im 
westlichen Bekaa-Tal. Die Jets feu 
erten mehrere Raketen in die Aus- 
senbezirke des Dorfes Zawter öst 
lich der Hafenstadt Tyrus. Auch in 
der Nacht hatten die Israelis mehre 
re Angriffe gegen Ziele im südli 
chen Libanon geflogen. Dabei wur 
den mindestens vier Menschen in 
Tyrus verletzt. Die massiven israeli 
schen Angriffe hatten in der Nacht 
zum Dienstag begonnen. Damit 
sollte Vergeltung für mehrere His 
bollah* Angriffe geübt werden, bei 
denen in den vergangenen Tagen 
vier israelische Soldaten ums Leben 
gekommen waren. 
Am Dienstag hatten Hisbollah- 
Kämpfer in der israelisch besetzten 
Zone einen weiteren israelischen 
Soldaten mit einer Panzerabwehr 
rakete getötet. US-Aussenministe- 
rin Madeleine Albright wies US- 
Vermittler Dennis Ross an, in der 
kommenden Woche erneut in die 
Region zu reisen. Sie teilte mit, sie 
habe mehrfach mit dem syrischen 
Aussenminister Faruk el Schara te 
lefoniert und ihn gebeten, den syri 
schen Einfluss auf die Hisbollah zu 
nutzen. 
Russische Luftwaffe 
setzt Angriffe fort 
Le Pen muss Sitz abgeben 
MOSKAU: Die russische Luftwaffe 
hat am Mittwoch ihre Angriffe im 
Süden Tschetscheniens fortgesetzt. 
Im Mittelpunkt der Bomben- und 
RaketenangrifTe lagen Stützpunkte 
der Rebellen im Argun-Flusstal so 
wie bei Wedeno, berichtete die 
Agentur Interfax. 
Die schwer zugängliche Gebirgsre- 
gion gilt nach dem Fall der Haupt 
stadt Grosny als die letzte Bastion 
der Rebellen. Nach Darstellung rus 
sischer Militärs wurden im Argun- 
Tal rund 3000 Rebellen von den rus 
sischen Einheiten eingeschlossen. 
Insgesamt wurde die. Zahl der Re 
bellen in den Bergen auf bis zu 8000 
geschätzt. Knapp sechs Monate 
nach Ausbruch des bewaffneten 
Konfliktes im Kaukasus wurden in 
Russland erstmals offizielle Verlust 
listen mit den Namen gefallener 
Soldaten veröffentlicht. 
Die 279 Angehörigen der Armee 
und von Sondereinheiten des In 
nenministeriums waren im August 
und September des Vorjahres bei 
den Kämpfen in Dagestan ums Le 
ben gekommen, nachdem dort Re 
bellen aus Tschetschenien eingefal 
len waren. 
In dem danach folgenden Feldzug 
in Tschetschenien sind bisher 1123 
Angehörige der russischen Einhei 
ten getötet worden. 
. PARIS: Der Vorsitzende der 
rechtsradikalen französischen 
Partei Front National (FN), Jean- 
Marie Le Ifen, muss seinen Sitz im 
EuropajMiiament abgeben. Zu- 
■ gleich verliert er auch sein Mandat 
Im Regionalparlsment der süd 
französischen Region Provence- 
" Alpes-Cöte d'Aziu. t 
Dies' teilte der 71-Jährige am 
Mittwoch der Nachrichtenagentur 
AFP mit. Le Pen kündigte an, ge- 
■ gen beide Entscheidungen 
Rechtsmittel einzulegen. Das Pa 
riser Kassationsgericht hatte im 
November das Urteil eines Ver- 
sailler Berufungsgerichts be- 
, stätjgt, wonach ;Le Pen für die 
Dauer eines Jahres unwählbar ist 
Zunächst war offen geblieben, ob 
, er seinen Sitz im Europaparla 
ment abgeben muss oder ob sich 
der Verlust des passiven Wahl- 
Brechts nur auf künftige Wahlen be 
zieht In ähnlichen Fällen waren 
für unwählbar erklärte Abgeord 
nete sofort zurückgetreten. 
Le Pen war auch rechtskräftig 
zu einer Gefängnisstrafe von drei 
Monaten auf Bewähning und ei 
ner Geldstrafe von 5000 Franc 
(rund 1200 Franken) verurteilt 
worden. Grund war ein gewalttäti 
ger Wahlkampfauftritt im Mai 
1997. 
Der FN-Chef hatte kurz vor den 
Parlamentswahlen im Pariser Vor 
ort Mantes-la-Jolie eine sozialisti- 
, sehe Kandidatin geschlagen. 
Soldaten hissen im eroberten Teil Grosnys die russische Flagge. 
CDU muss zahlen 
Parlament will angeblich 41 Mio. Mark zurück 
BERLIN: Die deutschen Christde 
mokraten (CDU) müssen nach In 
formationen der «frankfurter 
Rundschau» wegen der Finanzaffä- 
re der Partei 41 Millionen Mark an 
die Bundeskasse zurückzahlen. 
Parlamentspräsidenten Wolfgang 
Thierse will die Höhe der Sanktio 
nen gegen die CDU wegen Verstös 
sen gegen das Parteiengesetz am 
kommenden Dienstag bekannt ge 
ben. Wie die Zeitung in ihrer heuti 
gen Ausgabe berichtet, gibt es bei 
der von Thierse vorbereiteten Ent 
scheidung «keinen Ermessensspiel 
raum». 
Auf Grund des Parteiengesetzes 
muss die Summe zurückverlangt 
werden, weil die CDU für 1998 
einen nachweislich falschen Re 
chenschaftsbericht eingereicht hat, 
insbesondere wegen der Auslands 
konten der hessischen Landes 
partei. 
Ratenzahlung 
Die CDU werde die Summe aber 
in Raten abzahlen dürfen, schreibt 
die Zeitung. Dies bedeute, dass sie 
anstatt der bisher errechneten rund 
17 Millionen Mark, die ihr am 15. 
Februar als Abschlag zuständen, 
nur rund 13,5 Millionen Mark er 
hält. 
Die Christdemokraten haben 
noch keine Ahnung über die Höhe 
der Rückzahlungen als Strafe für 
die Verstösse gegen das Parteienge 
setz.
	        

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